Praxis
1010music fireball und lemondrop im Einsatz
Bereits ein schneller Durchgang durch die vielen hochwertigen Presets der zwei Soundboxen zeigt, was die beiden Geräte jeweils gut können: Der fireball, den wir uns zuerst anhören wollen, produziert tolle Leads, ziemlich passable Bässe sowie klassisch-digitale Wavetable-Pads.
Audiobeispiele 1010music fireball
Interaktiv trotz kompakter Bauweise
Beim Spielen der Presets macht sich der Touchscreen als Performance-Tool schnell nützlich: Nicht nur sind die X-/Y-Parameter des Touchpads bei Presets direkt auf spannende Parameter wie die Wavetable-Position oder die Graingröße geroutet, auch die zwei Filter lassen sich mit dem Finger manipulieren. Die Tiefpass- und Hochpassmodi klingen zwar absolut digital, doch gleichen das durch ihre Spielbarkeit aus. So schnell wie an den 1010music nanoboxen habe ich bisher selten Resonanzspitzen in einen Patch hinein- und wieder hinausmodulieren können.
Für dich ausgesucht
Und apropos Modulation: Analysiert man die Presets ein wenig genauer, merkt man, wie viele Modulationsoptionen im fireball und im lemondrop stecken. Modulierbare Parameter werden in den Listen über Vierecke neben den Bezeichnungen indiziert – sind sie eingefärbt, ist ein LFO, eine Hüllkurve oder der Sequenzer auf sie geroutet. Die genauen Einstellungen tauchen dann mit einem Druck auf die rechte Pfeiltaste auf. Als Modulationsquelle können in diesen Menüs auch MIDI-CCs eingestellt werden.
Leider sind die LFOs und die Hüllkurven nicht so interaktiv wie die Filter-Sektion. Attack, Decay, Sustain und Release müssen umständlich über die beiden Drehencoder eingestellt werden – vermutlich wäre das auf dem kleinen Display via Touch auch zu fummelig. Aber die Rate und die Auslenkung der LFOs hätte ich gern mit dem Finger definieren können. So käme man der Modulation buchstäblich näher … naja, vielleicht in einem kommenden Update.
Soundtechnisch reichen die zwei LFOs, die ADSR-Hüllkurven und der Sequenzer definitiv aus, um kreative Patches zu erstellen – unter anderem weil auch die Effekte moduliert werden können. Sie haben es so schon in sich, gerade der Chorus und der Reverb werten Pads und Leads ordentlich auf. Und mit LFO-Modulation auf Parameter wie das Reverb-Damping oder die Modulationsgeschwindigkeit machen sie noch mehr Spaß. Gerade dank solcher Tricks kommen aus dem granularen lemondrop spannende FX- und Atmo-Sounds sowie akustisch angehauchte Klänge mit typisch granularem Eigencharakter:
Audiobeispiele 1010music lemondrop
Einziges Manko der Effekte: Weil es nur zwei Slots gibt und der erste für Modulationseffekte und der zweite für zeitbasierte reserviert ist, gibt es keine Möglichkeit, parallel ein Delay und einen Reverb zu nutzen. Für den Einsatz in Ambient-Sets bedeutet das deutlich weniger klangliche Flexibilität.
FX-Processing mit lemondrop und fireball
Was dafür umso mehr Freude speziell am lemondrop bereitet, ist die Option, Sounds über den Line-Eingang für die Verwendung in Patches nutzen zu können. Dies macht die „Live-Input“-Option der granularen Oszillatoren möglich. Dadurch wird der Granularsynth zu einem tollen Sounddesign-Gadget für unterwegs: Einfach ein iPhone, iPad oder einen Line-fähigen Fieldrecorder anschließen und unterwegs mit Powerbanks auf Soundjagd gehen. Der lemondrop macht es möglich. Über die Line-Thru-Einstellung des Systems kann bei beiden Geräten übrigens auch externes Audio in die Effekte geroutet werden, wodurch sie als eigenständige Effektgeräte in größeren Setups einsetzbar sind.