Tipp 11: Raum, wem Raum gebührt – Ducking
Wenn wir über gängige Tricks sprechen, die für mehr Transparenz im Bass-Bereich sorgen, dann darf eine klassische Mix-Technik aus der Dance Music nicht fehlen: das Ducking. Dabei wird ein Trigger-Signal in den Sidechain-Eingang eines Kompressors eingespeist. Die Kompressor-Einstellungen nehmt ihr dabei so vor, dass die Kompression des Zielsignals (beispielsweise des E-Basses) immer dann einsetzt, wenn das Trigger-Signal (beispielsweise eine Kickdrum) einen gewissen Schwellenwert überschreitet. Die Aufholverstärkung des Kompressors belasst ihr in der Unity-Stellung, also bei 0 dB. Das Bass-Signal wird dann stets komprimiert, sobald die Kickdrum einsetzt. Wenn ihr die Attackzeit kurz genug wählt und die Release-Dauer an das Tempo des Songs anpasst, wird das Resultat besonders musikalisch sein. Dieser Effekt wird als „Ducking“ bezeichnet und sorgt für eine ordentlich prägnante Kickdrum, ohne dass ihr den Bass insgesamt zurückregeln müsst. Den Einsatz von Ducking könnt ihr insbesondere dann in Betracht ziehen, wenn die Kickdrum auf den Grundton des Stücks gestimmt ist und auch der Bass diesen Ton häufig spielt. Denn dann konkurrieren letztlich beide Instrumente um denselben Frequenzbereich.
Tipp 12: Und es hat Boom! gemacht – Resonanzen verringern
Insbesondere bei mikrofonierten akustischen Instrumenten und Verstärkern, aber auch bei DI-Signalen von E-Bässen kann es dazu kommen, dass einzelne Töne deutlich aus dem Material hervorstechen. Hier kann ein dynamischer EQ Abhilfe versprechen. Er arbeitet in in etwa wie ein schmalbandiger Multiband-Kompressor, bietet jedoch Zugriffsmöglichkeiten auf exakte Frequenzen. Statt der Crossoverfrequenzen lässt sich bei ihm die Güte des Zugriffs regeln. Damit hat er einen entscheidenden Vorteil, wenn es um die Genauigkeit geht. Außerdem bleiben bei einem dynamischen EQ auch solche Phasenverzerrungen aus, die bei Multiband-Kompressoren an den Crossover-Frequenzen entstehen können. Um nun die störenden Resonanzen zu verringern, könnt ihr mittels des dynamischen EQs das Signal an der entsprechenden Scheitelfrequenz soweit komprimieren, dass ihr die Lautheit der problematischen Töne ausreichend verringert. Zusätzlich könnt ihr die Signalspitzen bei dieser Frequenz noch über den Gain-Regler in das Gesamtmaterial einpassen. Ein passendes Tool für diese Technik findet ihr beispielsweise im Freeware-Plug-in TDR Nova.
Tipp 13: Bass hören und fühlen – Lautsprecher-Monitoring optimieren
Alle vorangegangenen Tipps und Tricks setzen voraus, dass ihr die tiefen Frequenzen in euren Mixes auch tatsächlich hören könnt. Aber mal ganz ehrlich: Wer von uns hat schon eine ultra-professionell optimierte Abhörumgebung und Monitorlautsprecher, die von 20 Hz bis 20 kHz oder weiter reichen? In gewisser Weise befinden wir uns bei Home-Produktionen also im Blindflug, wenn wir in den Grenzbereichen des üblicherweise hörbaren Frequenzspektrums mixen. Eine Lösung kann es natürlich sein, Monitor-Lautsprecher zu verwenden, die bis 20 Hz hinabreichen oder zumindest in die Nähe gelangen. Doch liegt deren Anschaffung häufig außerhalb eines Homerecording-Budgets. In meinem Projektstudio verwende ich ein Paar Genelec 8040a, die immerhin bis hinab zu 40 Hz reichen, damit ist schon viel gewonnen. Letztlich ist auch die Gewalt von 20 Hz-Wellen nicht zu unterschätzen. Deshalb ist auch Vorsicht geboten, wenn ihr vorhabt, vorhandene Lautsprecher um einen Subwoofer zu ergänzen. Hier müssen nicht nur die Grenzfrequenzen der Geräte gut aufeinander abgestimmt sein und die Wiedergabepegel von Mains und Subwoofer korrekt zueinander justiert werden. Ein anderes Problem ist viel schwerwiegender. In der Regel führen nämlich Subwoofer in kleinen Räumen, die nicht akustisch optimiert sind, zu Raummoden, die die klangliche Einschätzung der tiefen Frequenzen keineswegs einfacher machen. In einem solchen Fall hättet ihr mit dem zusätzlichen Subwoofer nichts als neue Probleme hinzugewonnen…
Tipp 14: Only the Real Thing? – Kopfhörer- und Real-Life-Check
„Und wie sieht es mit Kopfhörer-Mixes aus?“, höre ich die Ersten fragen. Und tatsächlich: Auch wenn sich das Mixen der tiefen Frequenzen auf Kopfhörern schwierig gestaltet, kann es mithilfe spezialisierter Hard- und Software einigermaßen gelingen. So versuchen etwa Tools wie die Focusrite VRM Box, Toneboosters Isone oder die Freeware The Control Spot von Madbee Audio die klanglichen Eigenschaften verschiedener Hörumgebungen zu emulieren – unter anderem auch solche von Profi-Abhörsystemen. Doch auch dies sind keine Wundermittel, sondern erfordern eine gewisse Einarbeitung und Praxis-Erfahrung. Außerdem solltet ihr wissen, dass ihr euch mit diesen Lösungen immer auch weitere/neue Probleme bei der Einschätzung eurer Mixes einhandelt. Es geht daher einfach nichts über das Abhören in der Zielumgebung, wie von Hip Hop auf InEar-Kopfhörern, von Popmusik über ein Auto- oder Küchenradio oder von EDM über eine waschechte Club-Anlage.
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Tipp 15: Auf Nummer sicher gehen – Referenzen und Analysen
Wenn ihr absolut auf Nummer sicher gehen wollt, solltet ihr euren Bassmix stets an einer Referenz-Produktion ausrichten. Dafür könnt ihr den DAW-eigenen Analyzer des Equalizers im Stereo-Buss nutzen (etwa in Cubase) oder auch Plug-ins wie die Freeware Voxengo SPAN Free verwenden. Wichtig ist bei der Analyse dann nicht nur, dass ihr euch die Frequenzverteilung im Bassbereich anschaut, sondern auch die Pegelveränderungen im Zeitverlauf im Auge behaltet. So könnt ihr deutlich sehen, welche der hier vorgestellten Tipps euch weiterbringen können. Ist etwa der Mix im Sub-Bass zu laut? Mulmen die unteren Mitten? Sorgen die Einzelspuren in Summe für Rumpeln? Oder solltet ihr den Bassbereich durch weniger Kompression dynamisch lebhafter gestalten? Oder eventuell doch mittels mehr Kompression verdichten? Gibt es störende Resonanzen?