2. Drums und Percussion Festival in Biberach – Report 

Das Schlagzeug ist das Musikinstrument des Jahres 2022, ein guter Grund also, auch der breiten Masse diese wunderbare musikalische Errungenschaft etwas näher zu bringen. Beim 2. Drums und Percussion Festival drehte es sich aber nicht nur um das Drumset, es gab alle Arten von Trommeln und Percussion unter dem Motto „The World of Drums“ zu erleben. Eigentlich war bereits für 2020 die zweite Ausgabe des Festivals geplant, es sollten dann insgesamt vier Jahre ins Land gehen, bis es am 29.10.2022 endlich soweit war. Mit einem breit gefächerten Programm rund um das Thema Schlaginstrumente wurde die Biberacher Stadthalle mit Rhythmus erfüllt und zum Grooven gebracht. Wir waren dabei.

2. Drums & Percussion Festival in Biberach.
Die zweite Ausgabe des Biberacher Drums & Percussion Festivals fand am 29.10.2022 statt.
Alle Bilder: Christoph Behm

Drummer und Organisator Markus Merz setzte für die zweite Ausgabe seiner Veranstaltung wieder auf eine bunte Mischung aus „Lokalprominenz“ und einigen internationalen Gästen. Auch musikalisch war vom Fanfarenzug über klassische Perkussion bis hin zur Latin Band alles vertreten. Im Gegenzug zu vielen Drum Festivals, die vor allem virtuose Spieltechnik und Solo-Performances in den Fokus stellen, ging es an diesem Abend vor allem um das gemeinsame Musikmachen mit dem Fokus Schlagzeug. Das musikbegeisterte Publikum war die Zielgruppe und sollte dementsprechend abgeholt werden.

Viele Programmpunkte wurden stimmig miteinander verbunden

Das Programm begann bereits um 19 Uhr, da aber jedem Act ausreichend Spielzeit eingeräumt wurde und auch der Umbau bei der großen Anzahl an Protagonisten, Instrumentarium und Mikrofonen kein Zuckerschlecken ist, war das genau die richtige Entscheidung. Ein großes Lob übrigens an die Technik (Bernhard Froh und Sebastin Laatsch) und auch an die ausgetüftelte Chronologie, die es ermöglichte, dass viele Programmpunkte fast nahtlos ineinander übergingen. Den Auftakt machte der Fanfarenzug Ummendorf mit zünftigen Marschrhythmen. Die Kapelle spielte zuerst im Foyer und dann als erster Punkt des Abends auf der Bühne.

Die beiden Schlagzeugschulen von Markus Merz und Michael Porter standen am Beginn des Programms 

Nach einer Begrüßung durch den Gastgeber ging es direkt mit dem großen Ensemble des Drums & Percussion Studio Warthausen weiter, das hier von Mitgliedern des Rhythmpoint Laupheim bei dem Titel „Conquering Legions of Rome“ unterstützt wurde. Weiter ging es mit einem Arrangement zum Song „To Brenda with Love…“  von Paquito D’Rivera. Roland Wiest saß jetzt an den Drums und Heike Braiger spielte Timbales, dazu gab es mit Marimbas, MalletKat, Congas und Kleinpercussion plus Saxophon und Keyboards jede Menge weitere Instrumente zu sehen und zu hören.

Als nächstes war die Kompositon „Porters Five“ an der Reihe. Drummer Michael Porter hatte mit Kollegen und Schülern ein Ensemble aus klassischer- und Latin Percussion plus Mallets und Drumset zusammengestellt. Im Stück, das in vielerlei Facetten 5/4-Grooves zum Thema hatte, blitze dann auch kurz das „Take Five“ Zitat von Paul Desmond durch.

Fanfarenzug
Fotostrecke: 6 Bilder Zünftig ging es mit dem Fanfarenzug aus Ummendorf los.

Jessica und Vanessa Porter begeisterten mit „Trio per Uno“

Jetzt waren die beiden Schwestern Jessica und Vanessa Porter mit dem Stück „Trio per Uno“ von Jovan Zivkovic an der Reihe, das als Duett arrangiert ist. Auf einem Podest stehend, hatten sie eine Bassdrum zwischen sich platziert, die gemeinsam bespielt wurde. Dazu hatte jede der Schwestern ein Paar Bongos vor sich und Heulgongs neben sich platziert. Sie begeisterten mit Virtuosität und packender Dynamik, da kam zum ersten Mal richtig Leben in die Halle und das Publikum bedachte die beiden mit großem Applaus. 

Das Herbert Wachter Trio spielte Jazz und Rhythm & Blues

Der in die USA ausgewanderte Schlagzeuger und ehemalige Lehrer von Herbert Wachter, Manne Schuller, hatte die Ehre, die Performance des jetzt folgenden Trios per Videoanruf aus den Staaten anzukündigen. Er bezeichnete Herbie in seiner Anmoderation rückblickend als „seinen damaligen besten Schüler“. Manne spielte dann zusammen mit seiner Frau am Bass noch einen musikalischen Gruß in die alte Heimat. 

Nachdem die Band parat stand, wurde Herbie vom Moderator Tom Talaj die nicht ganz ernst gemeinte Frage gestellt, „ob das Schlagzeug denn ein Musikinstrument sei?“ Herbie setze sich hinter die Drums und gab dem Publikum direkt die Antwort, indem er zeigte, wie Band-dienliches und stilvolles Spiel in der Sparte Jazz und Rhythm & Blues funktioniert. Zusammen mit Uli Gutscher am Piano und Hansi Schuller am Kontrabass spielte das Herbie Wachter Trio vier Stücke. Herbie ist außerdem Mitglied in der international bekannten Formation „German Brass“.

Trio per Uno
Fotostrecke: 4 Bilder Das Percussion Duo Porter mit dem Stück …

Der zweite Teil des Drums & Percussion Festivals

Nach der Pause begrüßten erneut Vanessa und Jessica Porter das Publikum mit der Komposition „Ghanaia“ von Matthias Schmitt für Djembe und Mallets / Percussion. Percussionist César Gamero übernahm danach den Groove der Schwestern und trommelte die Überleitung für die nun folgende Performance der Biberacher Band Vogelfrei FM. Sie besteht aus den Brüdern Jochen Vogel (Gitarre) und Alex Vogel (E-Bass) sowie Markus Merz am Drumset / MalletKat und César Gamero an den Percussioninstrumenten. Die vier lateinamerikanisch angehauchten Eigenkompositionen bewegten sich im Fahrwasser von ECM und Groove Jazz. Die Musik war eine gute Mischung aus musikalischem Anspruch, hatte aber auch genügend eingängige Momente, um auch das Nicht-Musiker-Publikum zu begeistern.

Duo Porter Biberach
Fotostrecke: 6 Bilder Den Auftakt zum zweiten Teil machten die beiden Schwestern Jessica und Vanessa Porter mit dem Stück „Ghanania“.

Beim Afro Peru Ensemble gab es feine Klänge und spannende Rhythmen

Mit dem Afro Peru Ensemble wurde der Sound im Anschluss dann deutlich intimer. Das Trio besteht aus den Brüdern César Gamero (Cajon) und Jaime Gamero (Congas & Bongos) und dem Akustik-Gitarristen und Sänger Guiller Romero. Im Gegensatz zum „akademischen Ansatz“, den viele der Trommler und Trommlerinnen zuvor gezeigt hatten, spielten in der Performance des Trios vor allem lässiger Groove und Phrasierung eine große Rolle. Trotz des eher leisen Settings kam das spürbar beim Publikum an. So mancher hätte den dreien wohl noch stundenlang lauschen können. Im letzten Song gab es noch ein weiteres Highlight, als das Tanzpaar Pablo und Luisa Bauer die Bühne betrat und im peruanischen 3/4-Takt, einer Mischung aus Landó und Festejo, die Vereinigung von Tanz und Musik zelebrierte. Das Publikum bedachte es mit donnerndem Applaus.

Afro Peru Ensemble
Fotostrecke: 3 Bilder Spannende Grooves und peruanisches Lebensgefühl brachte …

Vasco Hamburg sorgte für den einen oder anderen Lacher im Publikum

Das Programm nahm jetzt nicht nur weiter Fahrt auf, sondern brachte mit dem rumänischen Musiker und Unterhalter Vasco Hamburg eine ganz neue Facette ins Programm. Vasco spielte zuerst in der Rolle des „Showmeisters“ auf der Panflöte den Gassenhauer „El Condor Pasa“, begleitet von den drei Afro-Peru-Musikern, bevor er – stets im Wechsel mit zahlreichen Witzen der alten Schule – bekannte Titel wie den „Säbeltanz“ in irrwitziger Geschwindigkeit auf dem Xylophon performte. Dazu drehte er das Instrument auch mal um 180 Grad oder spielte mit einer Augenabdeckung. Dies sorgte für hohen Unterhaltungswert.

Vasco Hamburg El Condor Pasa
Fotostrecke: 5 Bilder Etwas „cheesy“ wurde es dann mit dem Song El Condor Pasa mit Vasco Hamburg an der Panflöte.

Die Salsa-Truppe Latin Love Affair spielte zum Abschluss

Jetzt war es Zeit für das große Finale, das traditionell von der 1984 gegründeten Salsa-Band „Latin Love Affair“ bestritten wurde. Die große Besetzung mit Sängerin und Sänger und vierköpfigem Bläsersatz spielte die Songs „ El Talisman“, „Birdland“, „Cali Pachanguero“ und „Maria Maria“. Dazu gesellte sich immer wieder das Tanzpaar Pablo und Luisa Bauer in unterschiedlichen Outfits. Der Biberacher Musiker Nico Strang hatte einen Gastauftritt in der Salsa-Version des Songs „You are not alone“ von Michael Jackson, bevor es mit „Happy“ von Pharell Williams und sogar dem Biberacher Schützenlied (ebenfalls im Salsa-Groove) ins Finale ging. Bei so viel Rhythmus still zu sitzen, fällt doch ziemlich schwer, und spätestens bei der Zugabe erhoben sich die Leute und tanzten (zumindest am Platz) mit.

Latin Love Affair
Fotostrecke: 7 Bilder Die Salsa-Band „Latin Love Affair“ sorgte für das große Finale.

Man kann Markus Merz und seinem Team nur zu der gelungenen Veranstaltung gratulieren. Besonders in Zeiten, in denen es nicht gerade rosig um die Kleinkunst und Kultur bestellt ist, hat er es erneut geschafft, die Sparteninstrumente Schlagzeug und Percussion einem Nicht-Fachpublikum in all seinen Facetten zu präsentieren. 

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2. Biberacher Drums & Percussion Festival

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