Karlsburg Karlsruhe-Durlach
Veranstaltungsort des am 5. und 6. April 2018 durchgeführten Mikroforums ist auch in diesem Jahr die Karlsburg gewesen, die ein schmuckes Highlight im an Highlights reichen Karlsruhe und auch in der an Schmuckstücken reichen Eingemeindung Durlach darstellt. Nix kalte Messehalle also: In der historischen Karlsburg im pittoresken Durlach finden unter anderem VHS-Kurse statt, der Bereich, in welchem das Catering aufgebaut war, dient außerhalb der Schulferien als Pausenhof für das örtliche Gymnasium. Hinter dem Eingang des Festsaals hatten es sich ein paar hochwertige Aussteller gemütlich gemacht. „Gemütlich“ trifft es tatsächlich, denn in dem historischen Gemäuer scheinen die vielen Stützsäulen mehr Fläche einzunehmen als der freie Boden. Insofern beschränkten sich die meisten Stände auf einen Tisch mit ein paar Unterlagen und einigen wenigen Demogeräten darauf, einem kleinen Aufsteller daneben und einer Fachperson davor – die jeweils Zeit für ausgiebige Gespräche und Diskussionen hatte. So fand man an den Ständen von beispielsweise Genelec, RTW, concept-A, Merging Technologies und natürlich auch Schoeps die Möglichkeiten, die man auf größeren Veranstaltungen meist vermisst. Die Aussteller selbst zeigten sich aus den gleichen Gründen begeistert von der Veranstaltung. Wenige Besucher, dafür aber ausschließlich hochinteressierte, spezialisierte und nicht zuletzt oft auch „Entscheider“ persönlich.
Festsaal
Im postkartenmotivtauglichen Festsaal der Burg, für die Veranstaltung mit Abhöranlage (Genelec) und Raumakustikmaßnahmen (concept-A) ausgestattet, fanden Vorträge statt, die auch multimedial unterstützt werden konnten. Projektor und Leinwand durften dabei nicht fehlen, weshalb man vielleicht etwas zu oft sah, wie sich Vortragende und Zuschauer dem leuchtenden Rechteck an der Frontwand zuwandten, statt einander anzusehen. Für eine Veranstaltung dieser Art konnten Audiobeispiele jedoch in sehr guter Qualität gezeigt werden und mehr noch: Der VDT, welcher als Kooperationspartner für das Mikroforum fungierte, hat den Raum stellenweise mit einer Vielzahl Kopfhörer ausgestattet, was natürlich absolut hervorragend war. Zum Veranstaltungsstart betraten nacheinander die Schoeps-Geschäftsführer Dr. Helmut Wittek und Karin Fléing die Bühne, zum Grußwort auch VDT-Präsident Carlos Albrecht. Wittek ließ den Begriff „Pro-Audio-Familie“ fallen, der treffender wohl nicht sein könnte: Nicht wenige der Anwesenden kennen sich schon ihr ganzes Berufsleben.
Ton bei Fußball-Liveübertragungen
Dass bei Fußball-Liveübertragungen nicht einfach nur irgendwo ein Mikro hingestellt wird, sollte bekannt sein. Wie genau aktuell mikrofoniert wird, wo die speziellen Herausforderungen liegen, wo es in Zukunft hingehen könnte, das war Thema des Vortrags von Felix Krückels. Nein, es ist noch nicht alles automatisiert und ja, auch die Tontechniker wünschen sich einen Sender im Ball. Aber immerhin gibt es dank des Herstellers Lawo eine Software, die beispielsweise eine „Rudelbildung bei ruhendem Ball“ (etwa vor einem Eckstoß) erkennt. Die Matrix an Richtrohren kann daraufhin automatisch gesteuert werden, sodass keine arme Seele mehr einen Haufen Fader hin- und herschieben muss. Man hat aber zum Beispiel erfahren, was zu weit mehr als 90 Prozent Signalanteil auf den „Kicksound“- und Gesprächsmikrofonen zu hören ist: das Publikum dahinter.
Im Sturm der Töne (und Geräusche… naja: vor allem Geräusche)
Im gleichen Raum konnten Interessierte vielen weiteren Vorführungen lauschen. Besonders interessant war in jedem Fall die Präsentation der kleinen Firma Tonsturm, die sich mit hoch spezialisierten Soundeffekten einen Namen gemacht hat. Eine ganze Library in verschiedensten Formaten, die nur Explosionen beinhaltet? Das macht Spaß! Die kleinen Trailer zeigten in jedem Falle, dass die beiden Firmeninhaber auch eine Menge Spaß hatten, ihre Effekte (Wasser, vor allem Wind, Feuer, etc.) und Atmos (etwa aus Marokko) zu erstellen. Beim Film über die „Gore and Slaughter“-Library kann man daran zweifeln, denn beim Anblick und selbst dem Klang von echten Schlachtabfällen kann einem schon etwas anders werden. „Wenn Knochen brechen, klingt das einfach echter als wenn man das mit Sellerie macht.“ Das glaubt jetzt jeder – zumindest war niemand allzu traurig, dass die Mittagspause durch das Überziehen des Vortrags etwas später begonnen hat. Und so mancher hat sich entgegen seiner sonstigen Essgewohnheiten lieber das vegane Gericht am im Innenhof bereitstehenden Foodtruck gegönnt. Natürlich war die Zeit nicht nur unterhaltsam, sondern auch lehrreich: Über das Verhalten von Mikrofonen im Ultraschallbereich (wie das Sony C-100) konnte man genauso etwas erfahren wie über Probleme bei Unterwasseraufnahmen mit laut balzendem Kleinstgetier.
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Rundgang/Führung
Auf den vielen angebotenen Firmenführungen durch das Domizil der Firma Schoeps hat sich quasi von selbst erklärt, wie Preise für gute Werkzeuge zustande kommen: Qualifizierte, motivierte und fair bezahlte Mitarbeiter, genaueste Planung, hohe Qualitätsansprüche bei der Ausführung aller Arbeiten und so gut wie keine Auslagerung erlauben kein Dumping. Dafür bekommt man aber auch das, was man an Schoeps-Mikrofonen so schätzt. Es gibt alles andere als Billiglösungen, Mogelpackungen oder gar „geplante Obsoleszenz“. Und ganz sicher sind die meisten seit 1973 verkauften Colette noch im Einsatz – Reparaturen sind aus technischer und finanzieller Sicht meist lohnenswert.
Abschied fällt schwer
Podiumsdiskussion, Verabschiedung und –zack!– schon waren zwei viel zu kurze Tage vorüber. Die hervorragende, gleichzeitig entspannte Organisation hinterließ wohl alle Teilnehmer mit dem Gefühl, einer nahezu perfekten Veranstaltung beigewohnt zu haben. Wer das Mirkoforum “Hausmesse” nennt, untertreibt definitiv: Die Firma Schoeps hat mit einer enormen Kraftanstrengung eine hervorragendes Konzept perfekt umgesetzt und dadurch die Audio-Familie in jeglicher Hinsicht ein weiteres Mal bereichert.
Es war vielleicht ein etwas sehr naheliegender, aber in jedem Fall treffender Sprachwitz, den ich irgendwo aufgegriffen habe, dass das Mikroforum gerne ein Makroforum werden könne. Allerdings ist es gerade durch seine Überschaubarkeit und fast schon Intimität etwas ganz Besonderes, das gerne zur schönen Regelmäßigkeit werden darf.