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21 legendäre Tonstudios, die Recording-Fans kennen sollten – Teil 3

Zahlreiche Recording-Studios haben den Sound vergangener Tage und auch des heutigen Musikgeschmacks entscheidend geprägt.

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Die beeindruckende Custom Neve 8078 Konsole in der Regie von Ocean Way Nashville.

Ob Top-Produzenten, namhafte Mix-Engineers, One-Hit-Wonders oder Supergroups… in den Superstudios von damals und heute gaben und geben sich die Stars der Musikszene die Klinke in die Hand oder werden in ihnen „geboren“. In unserer Reihe 21 Classic Recording Studios zeigen wir euch, was hinter so manchem Studio-Mythos steckt, wie er zustande kam und was aus einigen der glorreichen Tonstudios vergangener Tage geworden ist. In dieser Folge stellen wir euch neben dem Muscle Shoals Sound Studio auch die Studios von Ocean Way Recording in L.A. und Nashville vor. Außerdem werfen wir einen Blick auf drei britische Studios, die es in sich haben. Neben den Rockfield Studios in Wales lernt ihr auch die Londoner Olympic Studios und das SARM Music Village kennen. Im Kernstudio des letzteren sorgt Mega-Produzent Trevor Horn seit Jahrzehnten für die Hits von Frankie Goes To Hollywood über Genesis, Yes, Pet Shop Boys und Simple Minds bis hin zu Seal und Robbie Williams. Los geht’s aber mit dem …

11. Muscle Shoals Sound Studio (Muscle Shoals, USA)

Was zum Teufel soll dieser Name bloß bedeuten, fragt man sich unweigerlich beim ersten Lesen. „Muscle Shoals“ ist eine Kleinstadt im Norden des US-Bundesstaats Alabama und eben Heimat der dortigen „Sound Studios“. So manchem dürfte aus dem Song „Sweet Home Alabama“ folgende Zeile bekannt vorkommen: „Now Muscle Shoals has got the Swampers“. Mit „Muscle Shoals“ sind dabei die dortigen Sound Studios gemeint und als „Swampers“ (Hilfsarbeiter in Sumpfgegenden) wurde eine Gruppe von Studiomusikern bezeichnet, die zur Zeit der Entstehung des Songs dort nicht nur ein und ausgingen.
Vielmehr waren diese als Muscle Shoals Rhythm Section bekannte Gruppe um Rick Hall auch die Gründer des neuen Studios. Denn Ende der 1960er-Jahre bekam die Rhythmussektion die Möglichkeit sich von ihrem damaligen Hauptauftraggeber, den FAME Studios, unabhängig zu machen und eigene Recording-Räumlichkeiten zu eröffnen. Zehn Jahre später vergrößerte man sich nicht nur, sondern zog kurzerhand komplett um. Der markante alte Betonbau des ersten Studios blieb jedoch erhalten. 

Das unscheinbare Beton-Gebäude des Muscle Shoals Sound Studio – legendäre Groove-Fabrik im Norden Alabamas.
Das unscheinbare Beton-Gebäude des Muscle Shoals Sound Studio – legendäre Groove-Fabrik im Norden Alabamas.

Lange Zeit galt das ursprüngliche Gebäude als Denkmal und wurde durch eine Stiftung erhalten, die Muscle Shoals Music Foundation. Interessant ist, dass ein großer Teil der Finanzierung dieser legendären Studiogebäude in den letzten Jahren durch die Firma Beats Electronics, LCC realisiert wurde, die bekannt ist durch die Kopfhörermarke „Beats by Dr. Dre“. Mithilfe dieser Finanzspritze wurde vor kurzem eine Restaurierung des Studios angegangen, die es zurück in den Stand seiner von 1969-1971 reichenden, erfolgreichsten Phase versetzen soll.
Neben den Rolling Stones nahmen im Muscle Shoals Sound Studio so illustre Musiker auf wie Bob Dylan, Paul Simon, Joe Cocker und Rod Stewart. Das verwundert nicht, wenn man sich vor Augen führt, dass das Studio seit den Anfangstagen mit den Aufnahmen der Swampers berühmt für Groove und gute Studio-Atmosphäre war. Für die Restauration dieser Atmosphäre (und des ganz speziellen Sounds der ausgehenden 1970er-Jahre) wurde Studioakustik-Spezialist Michael Cronin beauftragt. Er hat unter anderem den Blackbird Studios zu ihren extravaganten Akustikmaßnahmen verholfen. Im Muscle Shoal Sound Studio ist er z.B. dafür verantwortlich, dass an den Wänden noch immer die verschiebbaren Akustikplatten der Original-Studioausstattung zum Einsatz kommen und lediglich Details im Hintergrund modernisiert werden wie eine zeitgemäße Klimaanlage oder eine bessere Isolation der Räumlichkeiten vom Außenschall. Eine wirklich einzigartige Kombination von alt und neu.
Link: Homepage der Stiftung

12. Ocean Way Recording (Los Angeles/Nashville u.a., USA)

Zu den Studios von Ocean Way Recording zählten zur besten Zeit 10 Studios an vier verschiedenen Standorten. Dazu kam es, weil US-Produzent Allen Sides im Laufe seiner Arbeit als Betreiber zahlreiche verschiedene Studios aufbaute, die er allmählich vergrößerte und/oder mit ihnen umzog. In dieser Reihe war das Studio Ocean Way Hollywood seit 1978 das Highlight und der Namensgeber für seine illustre Zusammenstellung von Recording-Räumen. 2015 wurde es allerdings aus Ocean Way Recording ausgegliedert, Personal und Einrichtung blieben identisch, nur der Besitzer wechselte. Der Grund ist einfach: Heute macht die Ocean Way Gruppe mehr Umsatz mit ihren eigenen Reihen in den Bereichen Software, Lautsprecher und Mikrofone, so dass sich der Recordingbetrieb zumindest für Ocean Way am Standort Hollywood nicht mehr rechnete. Nichtsdestotrotz schauen wir in den folgenden Absätzen auf die glorreiche Zeit dieses Studioverbunds und werden euch selbstverständlich auch die Stuidios des ehemaligen Ocean Way Hollywood die heute „United Recording“ heißen nicht vorenthalten.
Gründer Allen Sides arbeitete für Konzeption und Aufbau des Studios mit keinem Geringeren als dem Universal Audio- und UREI-Gründer Bill Putnam zusammen, der für die Ausstattung und Wartung der Technik verantwortlich zeichnete. Das Studio „Record One“ befindet sich in Sherman Oaks und kam 1988 hinzu. “Betty Davis Eyes“, „Rosanna“, auch in diesen Studioräumen entstanden weltbekannte Hits. Record One wurde kürzlich an den Rapper Dr. Dre verkauft, der ganz offensichtlich ein Faible für die Erhaltung von legendären Tonstudios zu haben scheint. Um den Musikmarkt der Country-Metropole Nashville bedienen zu können, wurde dort in den frühen 1990er-Jahren in einer ehemaligen Kirche ein weiterer Ocean Way-Ableger aufgebaut. Ein viertes Ocean Way-Studio befindet sich noch immer in St. Barths.
Während United Recording (ehemals Ocean Way Hollywood) auch heute noch zwei große Aufnahmeräume bietet, die bis zu 50 Musiker fassen können, und eine große Mix-Regie sowie einen Edit-Raum hat, fasst der Aufnahmeraum von Record One immerhin bis zu 25 Musiker und einen Mix-Raum, der für die Arbeit mit Filmmusik ausgelegt ist. Das größte Fassungsvermögen haben die beiden Aufnahmeräume im Ocean Way Nashville. Hier finden bis zu 80 Musiker Platz. Der St.-Barths-Ableger ist zweifellos die exklusivste Location. Hier findet sich in einer beeindruckenden Strand-Villa ein kleinerer Aufnahmeraum mit einem 20 Sitze umfassenden Surround-Kino als Vorführraum. Zählt man die Verkaufszahlen der Scheiben zusammen, die zu den Hochzeiten von Ocean Way Recording in deren Studios entstanden sind, kommt eine unfassbare Anzahl von mehr als einer Milliarde Exemplare zusammen. Das verwundert nicht, ging doch im Grunde in den Studios alles ein und aus, was in der US-amerikanischen Musikindustrie Rang und Namen hat, von Frank Sinatra über The Rolling Stones und Michael Jackson, bis hin zu The Red Hot Chili Peppers, Kanye West und Dr. Dre.

72 Kanäle umfasst das legendäre Focusrite-Mischpult in der Studio-Regie von Ocean Way Hollywood.
72 Kanäle umfasst das legendäre Focusrite-Mischpult in der Studio-Regie von Ocean Way Hollywood.

Den Räumen von United Recording/Ocean Way Hollywood wurde und wird ein ganz besonderer Klang nachgesagt. Er rührt vom Raumdesign her, durch das Bill Putnam den Sound der Aufnahmeräume beeinflusst hat. Das gilt auch für das verwendete Equipment, das größtenteils markant modifiziert wurde. Außerdem gilt die Kollektion der Vintage-Mikrofone, über die die Studios verfügen, als einzigartig. Nebenbei sei gesagt, dass ihr auch in den Genuss dieses Sounds kommen könnt. Den Einfluss, den Raumklang und Mikrofonauswahl ebendort auf Mikrofonaufnahmen nehmen, versucht UAD nämlich mit dem Plugin „Ocean Way Studios“ nachzubilden.
Studio A beherbergt nach wie vor eine von sechs heute weltweit noch voll funktionstüchtigen Focusrite-Forte-Konsolen. Von dieser Mix-Konsole wurden ursprünglich nur zehn Exemplare gebaut, bevor die Focusrite Studio Console den Studiomarkt erobern konnte. Hersteller Focusrite hat der Forte-Konsole eine interessante Video-Dokumentation gewidmet, die ihr hier ansehen könnt. In Record One arbeiten auch heute noch zwei Custom-API-Konsolen. Außerdem ließ Allen Sides für dieses Studio seinerzeit eine der zur Zeit der Entstehung größten automatisierten Neve-Konsolen mit diskretem Aufbau bauen, die sage und schreibe 112 Eingänge bot. Im Ocean Way Nashville übertraf er sich dann nochmals mit einer Neve-Konsole mit 146 (!) Eingangskanälen, die selbstverständlich ebenfalls noch heute in Betrieb ist.

Die beeindruckende Custom Neve 8078 Konsole in der Regie von Ocean Way Nashville.
Die beeindruckende Custom Neve 8078 Konsole in der Regie von Ocean Way Nashville.

13. Olympic Studios (Barnes, UK)

Die 1957 gegründeten Olympic Studios zählen zu den wichtigsten Studios ihrer Zeit. Alles, was in Sachen Beat-Musik Rang und Namen hatte, produzierte hier in den 60er-Jahren seine Scheiben. Zunächst baute man eine ehemalige Londoner Synagoge um und konnte in diesen Räumen bereits Nummer-Eins-Hits verbuchen wie „Wild Thing“ von The Troggs, „Friday On My Mind“ von den Easybeats oder auch Aufnahmen von Dusty Springfield und Marianne Faithful. Die Olympic Studios wurden schnell zur Anlaufstelle für erstklassige Aufnahmen.
Nach dem Umzug in einen ehemaligen Filmvorführ- und Ballsaal wurden die dann „neuen“ Olympic Studios modernisiert und vergrößert. Eine Investition, die sich schnell lohnen sollte. Denn die Studios wurden unter anderem zum Dauerbrenner für die Aufnahmen von The Rolling Stones. Sie nahmen hier Alben von „Ruby Tuesday“ über „Beggars Banquet“ und „Sympathy for the Devil“ bis hin zu „Sticky Fingers“ und „Steels Wheels“ auf. Eric Clapton, Jimi Hendrix, The Who, Yardbirds und Led Zeppelin: Die Olympic Studios galten ihnen allen als verlässlicher Partner.
In den 1970er-Jahren waren es dann Produktionen zu Musicals, wie Jesus Christ Superstar und Evita, die die Olympic Studios auf Trab hielten. Bis in die 80er-Jahre hinein kamen mit Pink Floyd, Queen, Duran Duran ein paar der größten Bands ihrer Zeit in die Olympic Studios. Nachdem zwischenzeitlich die Plattenfirma Virgin Records Besitzer wurde, sorgten in den 90er-Jahren dann Künstler wie die Spicegirls mit ihren Olmypic-Aufnahmen für Furore. 2009 wurden diese „heiligen Hallen“ dann leider für immer geschlossen. Heute beherbergt das Gebäude ein Surround-Kino, dessen Name „Olympic Cinema“ noch immer an die glorreichen Tonstudiotage vergangener Zeiten erinnert.

14. Rockfield Studios (Monmouth, Wales)

Wenn in einem Studio Oasis, Simple Minds, Rush und Coldplay ein- und ausgehen oder Queen ihren Mega-Song „Bohemian Rhapsody“ aufnehmen, dann müssen diese Räume wohl etwas ganz Besonderes sein. Und tatsächlich: Als erstes Recording-Studio der Welt konnten die Rockfield Studios bei ihrer Gründung 1965 zugleich alle beteiligten Musiker unterbringen. Das hat sich bis heute nicht geändert und mittlerweile verfügen diese in Wales gelegenen Studios über eigenständige Musiker-Herbergen mit 16 Zimmern und zwei separaten Koch-Services für zwei getrennte Häuser.
Zum Studiokomplex gehören nämlich das 1968 ausgebaute „The Coach House“ und das 1973 entstandene „The Quadrangle“. Allein im Coach House stehen Aufnahmeräume mit knapp 150 m² Größe zur Verfügung. Dazu zählen auch zwei speziell ausgestattete Schlagzeug-Räume. In der zugehörigen Regie arbeitet eine Neve 8128 Konsole mit 48 Kanälen, die bis heute ohne Automation auskommt, sowie zahlreiche hochwertige externe Mic-Preamps (bspw. Neve 1061-Module oder auch alte Vintage-Röhrenvorverstärker der BBC). Neben den althergebrachten Bandmaschinen wie einer Studer A820 wird selbstverständlich auch hier parallel längst mit einer Pro-Tools-DAW gearbeitet.
Schaut euch auf der Homepage der Rockfield Studios die vollständigen Equipment-Listen der beiden Studios an, stöbert in Videos oder erfahrt mehr über das „Residential Recording Masterclass“-Programm, dass die Studiobetreiber anbieten:

Fotostrecke: 2 Bilder Für den Rockfield-Sound sorgt eine 48-kanalige Neve 8128 Inline-Konsole, die vollständig ohne Automation auskommt.

15. SARM Music Village, London (UK)

Der Vorläufer des äußerst erfolgreichen Londoner Tonstudios SARM West wurde 1973 gegründet und lautete noch auf den Namen SARM East. East und West deuten dabei auf die Stadtteil-Regionen hin, in denen die jeweiligen Gebäude in London zu finden sind. Spätestens mit den 1980er-Jahren ist die Geschichte der SARM Studios untrennbar mit dem Namen von Super-Producer Trevor Horn verbunden. Er produzierte in dieser Zeit in den Räumen von SARM East die Mega-Hits von Frankie Goes To Hollywood und Grace Jones, bevor er 1983 die Räumlichkeiten des SARM West Studios bezog, das heute den Kern eines der zeitgemäßesten Studiokomplexe der Welt ist. Wie viele andere Tonstudios wurde auch für SARM West eine ehemalige Kirche umgebaut. In diesen „heiligen Hallen“ der Popmusik-Produktion wurden zahlreiche Hits produziert, die von Bob Marley, Dire Straits und Led Zeppelin, über Madonna, Rihanna und Calvin Harris, bis hin zu Depeche Mode und Iron Maiden reichen. Auch der Super-Hit „We Are The Champions“ von Queen wurde hier aufgenommen. Stets am Puls der Zeit war SARM West in Sachen Equipment. Sowohl seine 24-Spur- als auch seine 48-Spur-Technik waren zu Zeiten ihrer Installation in der Recording-Welt bahnbrechend. Der letzte größere Umbau datiert aus dem Jahr 2011. Im Rahmen dieser Erneuerung wurde das Konzept der Tonstudios deutlich erweitert. Und so gehört (ähnlich wie bei anderen heutigen großen Tonstudios) auch SARM West heute zu einem Konglomerat von Recording-Räumen, die in diesem Fall sogar über die ganze Welt verstreut sind. Denn neben den Aufnahmeräumen und Ton-Regien von SARM West, das das Mutterschiff des Londoner „SARM Music Village“ ist, gibt es mittlerweile auch einen Ableger in Los Angeles. Die Londoner Studios lassen sich – ganz up-to-date – auch als Event-Location buchen. Ein eigener Verleih-Service für Audio-Equipment gehört ebenfalls zum Business. Die schnieke Homepage des Studios findet ihr unter: http://sarmmusicvillage.com
Weiter zu Teil 4: Studio One bis Trident Studios

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