Analoge Synthesizer und Module feiern in der heutigen Zeit eine wahre Renaissance. Streben Hersteller unaufhaltsam nach neuen Ideen und fortschrittfrönenden Technologien, so durchlebt doch eine Sparte, und insbesondere die Szene der Analog-Fangemeinde, eine wahre Hochzeit, innerhalb der von ihnen so geschätzten Analogtechnik. Back to he Roots heißt nicht immer von vorne anzufangen, zurück zu den Wurzeln bedeutet auch neue kreative Wege zu gehen, abseits vom Mainstream. Das diese Wege gekonnt gegangen werden können, verdanken wir der Bereitschaft und Konsequenz einer Reihe von Herstellern, die ihre Passion leidenschaftlich umsetzen.
Zu diesen Pionieren gehört zweifelsohne auch der britische Hersteller Analogue Solutions, der heutzutage mit einer ganzen Reihe an Produkten erfolgreich im Markt präsent ist, die nicht in den Bereich instrumentellen Allerleis fallen, sondern eigenständige und charaktervolle Musikinstrumente darstellen, die viele begeistern.
Zum Portfolio von Analogue Solutions gehören SynthBlocks, Synthesizer mit und ohne Tastatur, Sequenzer und Eurorackmodule, alles mitanalogem Aufbau.
Doch wie kommt es eigentlich, dass analoge Synthesizer und Module heute so populär sind?
Wird der Begriff Analogsynthesizer zum Thema, so fallen zunächst die Namen derer, die schon in der Vergangenheit für Geschichte sorgten. Moog, Buchla, EMS, Sequential Circuits, Korg, Roland und Yamaha sind nur einige von ihnen. In den 1970er Jahren noch extrem populär, zum Teil auch recht kostspielig, verschwindet diese Spezies langsam durch eine weitere Evolutionsstufe im Bereich der elektronischen Tonerzeugung. Der Durst nach mehr, nach neuen Sounds, neuen Möglichkeiten und der Wunsch, auch vielleicht preisgünstiger an eine solche Maschine heranzukommen, bringt die Industrie dazu, neue Wege zu gehen und schafft es zu begeistern.
Moderne Technologien erobern den MarktDie Digitaltechnik ist geboren und offeriert instrumentelle Kreationen, von denen man vorher nur träumte. Die in analogen Synthesizern verwendete subtraktive Klangformung, wird z. B. durch eine neue, die additive Klangsynthese, ergänzt. Mit dem DX-7 schafft der japanische Hersteller Yamaha zu Beginn der 1980er Jahre einen Meilenstein im Musikinstrumentenbau, der fast in jeder Produktion bis in die 1990er Jahre zu hören ist. Der als Konkurrent zum Yamaha DX-7 von Roland in den Markt gebrachte digitale D-50 schaffte es auch mit seiner Linear-Arithmetischen Synthese, die Welt mit neuen Sounds zu begeistern. Von der Einführung des MIDI-Standards zur Steuerung ganzer damit ausgerüsteter Instrumentenarsenale gar nicht erst zu sprechen.
Zusätzlich bereichert die Sampling-Technik elektronische Tonerzeugungen. In den Anfängen noch rudimentär auf den Beinen, denn Speicherplatz ist extrem teuer, entwickelt sie sich bis heute zu einem unverzichtbaren Klangerzeuger, wenn es beispielsweise um die Emulation realer Klänge geht. Aber selbst im Bereich der Synthesizersounds hat sie einen neuen Horizont geschaffen. Korg schuf mit der M1 Music Workstation Anfang der 1990er Jahre eine ganz neue Gattung von elektronischen Musikinstrumenten, die alles Bisherige ersetzen wollte. Basierend auf Sampling-Technologie, beinhaltete sie neben Synthiesounds auch Emulationen von Naturinstrumenten und Drums, und das in einem einzigen Instrument.
In dieser Zeit entwickeln diverse Hersteller auch eigene Tonerzeugungen – auf digitaler Ebene – um sich von anderen durch neue Sounds und Mechanismen abzusetzen. Der findige Kopf Wolfgang Palm schafft mit dem PPG Wave Anfang der 1980er Jahre eine neue Gattung an Synthesizern, die es sich nicht zur Aufgabe gemacht haben Klänge aus dem Naturinstrumentenbereich zu simulieren, sondern solche, die völlig eigenständig und noch nicht gehört in die Ohren der begeisterten Anwenderschaft schlichen.
Solche Beispiele könnte man jetzt noch grenzenlos weiter auflisten, denn diese Zeit wurde durch technische Innovationen geprägt.
Musik entwickelt sich weiter
Durch neue technische Möglichkeiten im Musikinstrumentenbau entwickelten sich auch neue Musikrichtungen. Abkommen vom musikalischen Einerlei, neue Wege gehen. Kein Stillstand in der Kreativität. Diese Wege auslotend, brachte immer mehr Musiker dazu, eigene Wege zu bestreiten, um sich von der bedrückenden Alltäglichkeit der Hörgewohnheiten abzusetzen und, um mit ihrem eigenen Sound einen persönlichen Stempel zu setzen. Das schuf neue Trends.
Abkehr vom Alltäglichen
Durch Einführung des Eurorack-Standards, verlieren auch die schrankgroßen Modularsynthesizer Relikte vergangener Tage ihre physische Größe und sind heute ohne weiteres transportabel, flexibel und extrem beliebt. Statt an virtuellen Bauteilen und Bildschirmpixeln erfreut man sich wieder an Hardware. Der Sinn für Haptik ist neu geboren. Ab 2010 entwickelt sich der Markt im Bereich analoger Synthesizer phänomenal. Es ensteht eine Euphorie, an die man noch 30 Jahre zurück nie gedacht hätte. Der analoge Synthesizer sowie modulare Systeme erleben eine Renaissance, die bis heute anhält.
Ein Hersteller, der zur wachsenden Popularität analoger Synthesizer beigetragen hat, ist zweifelsohne die britische Synthesizer-Manufaktur Analogue Solutions, die in 2018 ihr 25-jähriges Firmenjubiläum feiert.
25 Jahre Analogue Solutions
25 Jahre lang im hartumkämpften Herstellerbusiness zu bestehen, sind ohnehin eine ganz besondere Leistung und das Ergebnis marktorientierter und anwendergerechter Handlung.
Gegründet in 1993 durch Tom Carpenter in Kingswinford, West Midlands (Großbritannien), setzt Analogue Solutions auf echte analoge Synthesizer, Sequenzer und Eurorack-Module. Mit über 20 Jahren Erfahrung in der Branche war Analogue Solutions gleich zu Beginn der Eurorack-Revolution dabei und somit einer der wenigen wegbereitenden Hersteller.
Das Spezialgebiet Tom Carpenters ist es nicht das zu bauen, was der Markt in Form von Duplikaten bestehender Produkte anderer Herstellern hergibt, sondern Lösungen zu präsentieren, die eigenständig und charaktervoll den Markt beleben und die Wünsche der Anwender erfüllen.
Analogue Solutions Produkte werden von Hand gefertigt und vom agilen Firmengründer Tom Carpenter selbst getestet, der sich übrigens in allen Aspekten des Unternehmens stark engagiert.
Die Philosophie, die hinter den Produkten von Analogue Solutions steht, sind neben einem authentischen, charaktervollen Vintage-Sound auch ein vollständiger analoger Audiopfad sowie analoge LFOs und EGs. Es werden keine Speicher verbaut, sodass nichts im Synthesizer durch eine CPU-Steuerung steril gemacht werden kann. Dreht man einen Knopf, wird die Spannung in der vorherrschenden analogen Tonerzeugung verändert, was eine Änderung des Sounds in Echtzeit zur Folge hat.
Der Gründer von Analogue Solutions, Tom Carpenter, hat eine echte Leidenschaft für analoge Synthesizer, basierend auf seinen langjährigen Erfahrungen mit analogen Synthesizern und Drum Machines, die er neben Analogue Solutions-Produkten auch in seinen eigenen Musikproduktionen einsetzt.
Anlässlich des 25-jährigen Bestehens haben wir Tom Carpenter im Interview und ihn gefragt, wie das Unternehmen zu dem wurde, was es heute ist.
Tom Carpenter im Interview mit Bonedo
Bonedo: Tom, deine Firma Analogue Solutions besteht in diesem Jahr seit 25 Jahren. Wie hat alles angefangen? Unsere Leser interessiert ganz besonders dein Werdegang. Tom Carpenter: Ich mache schon seit meinem 13. Lebensjahr Musik und habe immer viel an Synthesizern geschraubt. Als ich die Schule verließ, waren meine ersten beiden Vollzeitjobs in denen ich arbeitete, in Firmen, die nichts mit dem Bereich Musik zu tun hatten. In meinem dritten Job arbeitete ich bei Kenton Electronics. Aber bei all diesen Jobs fand ich heraus, dass ich der Typ war, für den es schwierig ist, unter einem Chef zu arbeiten. Ich habe in meiner gesamten Zeit mit Schaltungen herumgespielt und Synthesizer modifiziert. In meinem Plan stand also schon ganz oben, dass ich vielleicht mein eigenes Geschäft haben und führen sollte.
Bonedo: Wann wusstest du, dass es Zeit ist, eine eigene Firma zu gründen?
Tom Carpenter: Wie gesagt, der Plan entwickelte sich bereits in meinen Gedanken. Nach einer Meinungsverschiedenheit mit meinem alten Chef, musste ich dann die Idee irgendwie zum Laufen bringen. Zu Beginn war das zunächst natürlich alles sehr beängstigend. Ich begann mit einfachen Aufgaben wie dem Verkauf von manuellen gefertigten Kopien, der Modifikation von Synthesizern und dem Verkauf gebrauchter Vintage-Ausrüstungen. Das erste Jahr war zum Glück sehr erfolgreich. Das war der Impuls, um meine eigene Firma – Analogue Solutions – zu gründen.
2/5 Noch aus der Gründerzeit: Zwei Analogue Solutions Flyer … (Foto: Analogue Solutions)
3/5 … aus dem Jahr 1995. (Foto: Analogue Solutions)
4/5 Seltene Demo-CD von Analogue Solutions. (Foto: Analogue Solutions)
5/5 Japanische “Vostok”-Werbung aus dem Jahr 2002. (Foto: Analogue Solutions)
Bonedo: Wie wurde eigentlich der Name „Analogue Solutions“ gefunden?
Tom Carpenter: Den Firmennamen habe ich mir noch vor der Popularität des Internets überlegt. Ich hatte damals nur wenig Geld und die einzige Möglichkeit, einen Namen in die Öffentlichkeit zu bringen, war die Zeitschriftenwerbung. Das war schon damals und ist auch heute immer noch sehr teuer. Ich konnte mir seinerzeit nur einen winzigen Platz im Magazin leisten, vielleicht drei Zentimeter breit und eine einzelne Spalte hoch. Ich brauchte also einen Namen, der jedem sofort klarmachte, woran ich arbeite. Der Name ‘Analogue Solutions’ war die richtige Wahl, und so wusste jeder Analog-Synthesizer Enthusiast was ich mache.
2/3 “Leipzig” im Prototypenstadium. (Foto: Analogue Solutions)
3/3 Super rar: Der 4-stimmige “Sermblance”. (Foto: Analogue Solutions)
Bonedo: Wie hat sich das Unternehmen entwickelt?
Tom Carpenter: Ich habe immer sehr viel Zeit mit dem Modifizieren von Synthesizern verbracht. Das Erstellen meiner eigenen Schaltungen war dann natürlicher ein erster neuer und wichtiger Schritt in der Entwicklung meines Unternehmens. Doepfer hatte bereits die A100 Systeme seit einigen Jahren im Markt und Analogue Systems hatte gerade die ersten Integrator-Module veröffentlicht. Daher war es mir klar, dass ich auch Module herstellen sollte. Ich war dann die Nummer drei im Markt, um mit dem kommerziellen Verkauf von Modulen zu beginnen. Das Ganze hat sich bis heute gut entwickelt und heute gibt es bereits viele hundert Unternehmen!
Tom Carpenter: Das ist schnell gesagt. Dazu gehören ein toller Vintage-Sound und charaktervolle Instrumente. Ich möchte Synthesizer bauen, mit denen man gute elektronische Musik machen kann – und ich möchte dem Musiker dies schnell und ohne Menü-Tauchen oder Mausklick ermöglichen. Das ist meine Philosophie.
Sie sehen gerade einen Platzhalterinhalt von Standard. Um auf den eigentlichen Inhalt zuzugreifen, klicken Sie auf den Button unten. Bitte beachten Sie, dass dabei Daten an Drittanbieter weitergegeben werden.
Sie sehen gerade einen Platzhalterinhalt von YouTube. Um auf den eigentlichen Inhalt zuzugreifen, klicken Sie auf die Schaltfläche unten. Bitte beachten Sie, dass dabei Daten an Drittanbieter weitergegeben werden.
Bonedo: Worauf können wir uns in den nächsten 25 Jahren freuen?
Tom Carpenter: Die nächsten 25 Jahre? Diese Industrie wird sicherlich nicht einfacher. Der komplette Markt ist völlig gesättigt. Ich werde weiterhin all das tun, was ich am besten kann. Ich baue toll klingende Synthesizer in hoher Qualität! … Und, ich habe auch ein paar neue Produkte für 2018 und noch mehr für 2019.
Bonedo: Das klingt sehr spannend! Herzlichen Dank für das nette und sehr aufschlussreiche Gespräch. Wir wünschen dir weiterhin viel Schaffenskraft und Erfolg!
Sie sehen gerade einen Platzhalterinhalt von Facebook. Um auf den eigentlichen Inhalt zuzugreifen, klicken Sie auf die Schaltfläche unten. Bitte beachten Sie, dass dabei Daten an Drittanbieter weitergegeben werden.
Sie sehen gerade einen Platzhalterinhalt von Instagram. Um auf den eigentlichen Inhalt zuzugreifen, klicken Sie auf die Schaltfläche unten. Bitte beachten Sie, dass dabei Daten an Drittanbieter weitergegeben werden.
Sie sehen gerade einen Platzhalterinhalt von X. Um auf den eigentlichen Inhalt zuzugreifen, klicken Sie auf die Schaltfläche unten. Bitte beachten Sie, dass dabei Daten an Drittanbieter weitergegeben werden.