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25 Jahre MP3 – eine Musikrevolution aus Deutschland

Das Forschungsteam aus Erlangen, 1987 / Quelle: Frauenhofer
Das Forschungsteam aus Erlangen, 1987 / Quelle: Frauenhofer

Ursprünge Anfang der 1980er

Schon bevor der Personal Computer (PC) für den Massenmarkt in Frage gekommen ist und das World Wide Web das Licht der Welt erblickte, wurde an der Komprimierung von Musikdateien gearbeitet. Der deutsche Student Karlheinz Brandenburg  hat sich im Jahr 1982 für seine Doktorarbeit das scheinbar unlösbare zur Aufgabe gemacht: Musikdateien so klein zu machen, dass sie in ordentlicher Qualität über eine digitale Telefonleitung (ISDN) übertragen werden können. 
Das Potenzial dieser Idee wurde schnell erkennt. Nach kurzer Zeit wurde ein Team in Erlangen zusammengestellt, welches nicht nur die Musikübertragung für ISDN-Telefonie ermöglichen sollte, sondern auch für das Radio und Fernsehen. Mit Unterstützungsgeldern aus der EU schaffte das Team den ersten Meilenstein der Audiocodierung: Mit dem LC-ATC-Algorithmus war es möglich, Stereomusik in Echtzeit zu codieren. Danach folgte mit dem OCF-Algorithmus, der viele charakteristische Eigenschaften des mp3-Codecs beinhaltet, ein entscheidender Baustein, der die praktische Nutzung ermöglichen sollte.
1989 wurde OCF der internationalen Standardisierungsorganisation “Moving Picture Experts Group” – kurz “MPEG”, als Audiostandard vorgeschlagen. Insgesamt gingen 14 Vorschläge von verschiedenen Teams bei MPEG ein. Die Organisation ermutigte die Teilnehmer, das beste aus den jeweiligen Verfahren zu vereinen. Dies führte zu zwei vielversprechenden Kandidaten: ASPEC, eine Verbesserung von OCF, sowie MUSICAM. 
MPEG schlug vor, aus OCF und MUSICAM drei verschiedene Codierverfahren zu gründen:

  • Layer 1 mit geringer Komplexität auf Basis von MUSICAM
  • Layer 2 als MUSICAM-Coder
  • Layer 3 als Weiterentwicklung von ASPEC – später .mp3

Anfang der 1990er wurden die ersten zwei Standards veröffentlicht. MPEG – 1 war dazu gedacht, Filme und Audiodatein mit CDs übertragen zu können. Mit einer Bitrate von max. 1.5 Mbps ging dies allerdings mit einer großen Qualitätsdrosselung einher. MPEG – 2 wird bis heute verwendet, hauptsächlich für die Codierung von audiovisuellen Inhalten auf DVDs (welche 1995 auf den Markt gekommen sind). Hier ist eine Bitrate von bis zu 20 Mbps möglich. Danach folgte MPEG – 3, das seit 1995 als MP3 bezeichnet wird (siehe Bild). Bei der Komprimierung werden hauptsächlich Töne herausgefiltert, welche Menschen nicht hören können. Die Bits pro Sekunde, die von der ursprünglichen Datei erhalten bleiben, variieren je nach mp3-Datei. Gängig sind jedoch Bitraten von 128 kBit/s für mittelmäßige Qualität und 320 kBit/s für gute Qualität.

MP3 bekommt seinen Namen // Quelle: Frauenhofer
MP3 bekommt seinen Namen // Quelle: Frauenhofer

Die MP3-Revolution

Als 1995 die Erlanger Forscher ein Programm ins Netz gestellt haben, dass die Fertigkeiten von MP3 demonstrieren sollte, kam es zu einem Hack. Eigentlich sollte das Programm nur eine Minute Musik codieren können. Ein Student durchbrach die Beschränkung und stellte die veränderte Version ins Internet. Jeder Nutzer mit dem Programm konnte von nun an Musik in das MP3-Format codieren lassen. Damit war der Bann gebrochen und die erste große MP3-Welle kam ins Rollen. Vor allem Plattformen wie Napster, eDonkey oder Soulseek profitierten davon. 
Die ganze Industrie stand Kopf, denn von nun an war es möglich mit jeder Person, die Zugang zum Internet hat, Musik zu tauschen. Aufgrund niedriger Datenleitungen waren die Möglichkeiten anfangs begrenzt. 2001 sagte Steve Jobs bei der iPod Premiere “1000 Songs in deiner Tasche” – das Publikum war aus dem Häuschen. Doch nicht alle waren von der Qualität der Songs beeindruckt. Vor allem Platten-Liebhaber kritisierten die Kompressionen. Durch stetige Verbesserungen am Codec ist die Kritik aber mittlerweile stark abgeflacht. Bei verschiedenen Blindtests konnten Teilnehmer keinen Unterschied zwischen analogen und digitalen Übertragungen wahrnehmen. 

Industrie bekommt Probleme mit illegalem Filesharing

Da es durch die verschiedenen Filesharing Plattformen technisch kein Problem ist, unzählige Tracks ohne Entgelt an Dritte weiterzugeben, sinkt das Interesse an CD-Käufen stetig. Immer mehr Menschen haben Zugang zum Internet, die Bandbreiten steigen beständig. Die Musikindustrie wollte ihr physisches Geschäft mit CDs nicht ruinieren, weshalb stets darauf geachtet wurde, dass digitale Downloads nicht billiger sein durften, als die CD im nächsten Laden. “Ein großer Fehler” sagte auch Brandenburg. Die Popularisierung von digitalen Songs schaffte dann erst Steve Jobs mit dem iTunes-Store. Für jeweils 99 Cent wurden Millionen verschiedener Tracks angeboten. Durch die optimale Abstimmung zwischen iPods und iTunes konnte eine Plattform etabliert werden, welche den Verkauf digitaler Musikstücke populär machte. 

Streaming und MP3 mittlerweile federführend 

Auch wenn es für manche Überraschend klingen mag: erst 2018 waren digitale Verkäufe für einen Großteil der Musikumsätze in Deutschland verantwortlich. Dies hat mit der Etablierung mehrerer Plattformen wie Beatport oder Amazon Music ebenso zutun, wie mit dem großen Aufstieg des Streamings. Auch wenn Streamingdienste wie Spotify relativ wenig zahlen, zwischen 0,006 und 0,0084 Dollar pro abgespielten Song, hat dies durchaus zu höheren Gesamtumsätzen in der Musikindustrie geführt. Doch nicht nur Streaming ist im Aufwind, auch erhöhte Vinyl-Verkäufe spiegeln sich in den Umsätzen wieder. Erstmals seit 1986 verbuchten Platten 2019 höhere Umsätze als CDs. Trotz anderer Dateiformate wie .flac oder .wav, welche Musik in besserer Qualität speichern, ist MP3 bis heute das wichtigste Symbol der digitalen Musik. 

Umsatzanteile der Vertriebskanäle der Musikindustrie in Deutschland in den Jahren 2007 bis 2019 // Statista
Umsatzanteile der Vertriebskanäle der Musikindustrie in Deutschland in den Jahren 2007 bis 2019 // Statista
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Das Forschungsteam aus Erlangen, 1987 / Quelle: Frauenhofer

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Profilbild von mme

mme sagt:

#1 - 17.07.2020 um 13:43 Uhr

0

Der Bezug zu Apple ist glaube ich falsch, denn soviel ich weiß hat iTunes (mangels DRM) nie MP3s verkauft und zumindest anfangs war es auch nicht möglich die dort gekaufte Musik zu MP3 zu konvertieren.
Steve Jobs hat demnach auch nicht direkt zur Popularisierung von MP3(-Käufen) beigetragen, sondern zusammen mit der Musikindustrie das Gegenteil versucht: die Verbreitung von MP3 einzudämmen. Erst Jahre später gab es dann andere Musikdienste, die MP3s verkauften.

    Profilbild von Mathias W

    Mathias W sagt:

    #1.1 - 19.07.2020 um 19:30 Uhr

    0

    Da hast du recht, Apple verwendet im iTunes store standardmäßig AAC. Er hat daher eher dazu beigetragen, digitale Musikverkäufe populärer zu machen und nicht direkt MP3-Verkäufe. Wurde ausgebessert.
    Lg

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