DETAILS
Ddrum 4+1
Gründer von 2Box und kreativer Geist hinter dem DrumIt Five ist ein Herr Bengt Lilja, der offenbar nicht gerade ein unbeschriebenes Blatt ist, wenn es um die Entwicklung von E-Drums geht. Gemeinsam mit seinem Chef-Entwickler zeichnete er schon 2002 für das Clavia Ddrum 4 verantwortlich, das zwar nicht mehr erhältlich ist, zu seiner Zeit aber sehr erfolgreich war und vor allem für seinen hohen Dynamikumfang geschätzt wurde. Die charakteristische Farbe des Soundmoduls und der Becken-Pads war damals übrigens ein auffälliges Rot.
Wenn man diese Punkte zusammenzählt, ist es naheliegend, dass das DrumIt Five eine Art inoffizieller Nachfolger des DDrum 4 sein könnte. Aus Vier mach Fünf, aus Rot mach Orange, und schon sind wir – zumindest was Namensgebung und Optik angeht – bei unserem Testkandidaten angelangt. Was wir bisher aber noch gar nicht berücksichtigt haben, ist das kleine Mk2 am Ende der Produktbezeichnung. Die erste Version des DrumIt Five kam nämlich bereits 2009 auf den Markt, war aber technisch leider noch nicht wirklich ausgereift. Die Anwender beklagten neben den typischen Symptomen des Made-In-China-Syndroms vor allem ein wackeliges Rack und eine hohe Anfälligkeit für Doppeltrigger und Übersprechungen zwischen den Pads (Crosstalk). Zudem fehlte für lange Zeit ein Editor, mit dem sich eigene Multisamples in das 2Box-Format wandeln ließen. Die Mängel gingen so weit, dass böse Zungen den Hersteller bezichtigten, die eigenen Kunden als Beta-Tester einzuspannen.
Aber zurück in die Gegenwart: Die zweite Generation des DrumIt Five ist da, das Betriebssystem des 2Box Brains (also des Soundmoduls) wurde auf Version 1.2 geupdatet, und auch der Kit- und Soundeditor kann inzwischen von der Hersteller-Website heruntergeladen werden. 2Box startet also einen zweiten Anlauf, diesmal sollte er möglichst gelingen.
Hardware und Verarbeitung
Das DrumIt Five Mk2 bringt insgesamt ein Gewicht von etwa 35 kg auf die Waage und ist damit nicht nur im Vergleich zu Reiner Calmund relativ leicht gebaut. Im Studio, Proberaum oder häuslichen Wohn- oder Musikzimmer sollte man eine Fläche von etwa 130 cm x 100 cm für das komplett aufgebaute Set einplanen. Der Lieferumfang beinhaltet Pads für Bassdrum (14“), Snare (12“), drei Toms (jeweils 10“), zwei Becken (jeweils 12“), Hi-Hats (10“) und natürlich das “Brain”, mit dem die Pads über dreipolige Klinkenkabel verbunden werden. Das Kickpad, die Tom- und Beckenpads und das Soundmodul werden an einem Aluminiumrack montiert, das seit der alten Version des Instruments komplett überarbeitet wurde und einen der sichtbarsten Unterschiede zum Vorgänger darstellt. Ein handelsüblicher doppelstrebiger Snare-Ständer bietet sicheren Halt für das Snarepad, und auch für das Hi-Hat-Pad wird ein Stativ mitgeliefert, wie man es von akustischen Drumsets her kennt – allerdings ohne Füße und dafür mit einer speziellen Halterung zur Befestigung am Rack.
Für den ersten Aufbau des Racks muss man ein wenig Geduld mitbringen. Sobald der Schlagzeugerkäfig steht, kann er aber zum Transport zusammengeklappt und innerhalb kurzer Zeit wieder aufgestellt werden. Die Positionierung von Toms und Becken gestaltet sich dank der Kugelgelenke an den Halterungen relativ frei. Dass die Toms beim Spielen ein wenig mitschwingen, empfinde ich persönlich sogar als ein kleines und realistisches Plus. An der Halterung des Kickpads war in meinem Testkit ein Gewinde defekt, was vom deutschen Vertrieb aber in kürzester Zeit durch eine Ersatzteil-Lieferung behoben wurde. Ansonsten habe ich an der Standfestigkeit des Racks nichts auszusetzen. Hier hat 2Box wirklich sauber nachgebessert.
Erhöhen wir den Zoomfaktor ein wenig und sehen uns die verschiedenen Pads einmal genauer an. Die Trommelpads sind allesamt mit sauber verarbeiteten Mesh-Heads (also Gewebefellen) bestückt. Im Vergleich zu den altbekannten Gummipads wird dadurch einerseits das Spielgefühl deutlich realistischer gestaltet und andererseits die Lautstärke beim Spielen verringert. Zwei Vorteile also, von denen vor allem letzterer auch für den Mieter in der Wohnung nebenan erfreulich sein dürfte. Die Pads selbst sind aus Aluminiumguss gefertigt und verfügen über jeweils sechs Stimmschrauben, mit denen die Spannung des Fells und damit auch das Rebound- und Triggerverhalten angepasst werden können. Bei Bedarf lassen sich die Felle wechseln und sogar durch echte Felle von akustischen Drumsets ersetzen. Das Wohlwollen des eben erwähnten Nachbarn wird das zwar möglicherweise etwas überstrapazieren, für den Einsatz auf größeren Bühnen oder im Studio kann diese Möglichkeit aber ein weiteres Plus an authentischem Spielgefühl bedeuten.
Abgesehen von der Bassdrum bieten alle Trommelpads (also Snare und Toms) neben der Fell- auch eine Rim-Zone, die mit Rimclicks, Rimshots oder anderen Sounds belegt werden kann. Für das Kick-Pad wird außerdem eine sauber laufende Fußmaschine mitgeliefert, die mit einem Triggerball-Beater ausgestattet ist. Der Kopf dieses Beaters besteht aus Gummi, ist mit einer dünnen Filz-Schicht überzogen und erinnert ein wenig an einen zu klein geratenen Tennisball. Der Vorteil liegt ganz klar in der Schonung des Mesh-Heads, aber auch in Sachen Spielgefühl kann die Elastizität des Materials punkten. In Kombination mit dem leicht mitschwingenden Kick-Pad hat man beim DrumIt Five das Gefühl, eine wirklich mächtige Bassdrum zu spielen.
Für dich ausgesucht
Die Beckenpads wirken beim ersten Kennenlernen des DrumIt Five überraschend schwer. Unter einer Schicht aus Gummi verbergen sich zwei fest übereinander gelegte Metallplatten, dementsprechend fällt die Lautstärke beim Spielen deutlich lauter aus als bei den Trommelpads. Der Rebound ist zwar nicht so ausgeprägt wie bei echten Becken, geht aber meiner Meinung nach völlig in Ordnung und ist auf alle Fälle weit besser als bei Kunststoffpads. Dass der schwarze Gummimantel auf lange Sicht ein Verschleißteil ist, hat man wohl auch schon bei 2Box bemerkt, weshalb in der Dokumentation darauf hingewiesen wird, dass die Ränder der Becken in einem möglichst flachen Winkel angespielt werden sollten. Die Pads bieten drei Zonen an: Bow, Edge und Bell. So kann das Brain zwischen der „normalen“ Spielweise auf einem Ride (Bow), Schlägen am Rand des Beckens (Edge) und einem Anspielen der Beckenglocke (Bell) unterscheiden. Manuelles Abdämpfen wird ebenfalls ausgewertet.
Mit der Zonenerkennung der Beckenglocke gab es in der alten Version des DrumIt Five jedoch deutliche Probleme, die letztendlich dadurch bedingt waren, dass für das komplette Pad nur ein einzelner Piezo-Abnehmer verantwortlich ist. Ein zu vorsichtiges Antippen der Bell wurde vom Brain oft als lauterer Schlag auf der Beckenfläche interpretiert. Durch das jüngste Update des Betriebssystems wurde diese Problematik aber weitestgehend behoben. Die Erkennung hat hardwarebedingt noch immer ihre Grenzen, und ein hauchzartes Streicheln der Glocke erzeugt nach wie vor einen leisen Bow-Sound, im Normalbetrieb äußert sich dies jedoch nicht mehr. Auch hier hat 2Box an der richtigen Stelle Nachbesserung betrieben.
Eine Liste kompatibler Trommel- und Beckenpads hat 2Box bisher leider nicht veröffentlicht. Wer Equipment von anderen Herstellern zusammen mit dem auch separat erhältlichen 2Box Brain verwenden will, dem kann ein Blick in die einschlägigen Internet-Foren helfen. Kompatibilitätsprobleme wird es aber vor allem mit den Hi-Hats geben, da beim DrumIt Five zum Erkennen des Öffnungsgrades ein eigenes System mit einem Hallsensor verwendet wird. An dieser Stelle ins Detail zu gehen, würde ein wenig zu weit führen. Ich möchte mich daher mit der Aussage begnügen, dass dies natürlich nichts mit Raumakustik, sondern vielmehr mit einem Magneten zu tun hat, der anstelle eines unteren Hi-Hat-Beckens auf das Stativ gelegt wird.
Die Bespielbarkeit der Hi-Hats ist bei E-Drums ein besonders kritischer Punkt, der in vielen Fällen eine gewisse Eingewöhnungsphase erfordert. Genauso ging es mir auch mit dem DrumIt Five. Die ersten Versuche gestalteten sich als ein wenig holprig, aber vor allem nach einer Experimentierphase mit der Kalibrierungsfunktion im Brain konnte ich mich mit dem System anfreunden und das Verhalten der Hi-Hats an meine Bedürfnisse anpassen. Der letzte Punkt meines ursprünglichen Plans „Aufbauen – Anschließen – Loslegen – Spaß haben“ trat dadurch zwar erst etwas verzögert ein, fiel aber zumindest nicht völlig weg.
Ali lionnet sagt:
#1 - 02.10.2011 um 15:24 Uhr
klasse artikel !! aalles was den user interessiert.
2BOX Germany sagt:
#2 - 10.10.2011 um 16:15 Uhr
Hallo Bonedo! Hallo Alexander!
vielen Dank für den aufschlussreichen und toll gemachten Test!Beide Daumen hoch...Von unserer Seite aus ein paar Anmerkungen zu den Contras:An der Editorsoftware wird derzeit gearbeitet und wir sind guter Dinge, dass auch bald eigene 2BOX-Sounds mit mehreren Zonen (auch Hihat) erstellt werden können. Wir arbeiten mit Hochdruck daran!MP3-Unterstützung ist leider problematisch, da eine Decodierung von mp3-Dateien in das benötigte 2BOX-Audioformat zu viel Prozessor-Power belegen und damit unsere „Null-Latenz“-Philosophie untergraben würde. Das DrumIt Five-Betriebssystem verwendet spezielle Audio-Formate, welche die extrem schnelle „Verarbeitung“ der Daten ermöglichen. Man kann das polyphone „Soundgerüst“ des Moduls leider nicht mit einem „20€-mp3-Player“ vergleichen. Es ist allerdings nicht ausgeschlossen, dass es evtl. in einem späteren Update integriert sein könnte. Aber bitte nagelt uns nicht darauf fest!Noch mal Danke für den tollen Test.Macht weiter so!Gruß Thomas
Michael Ghezzo sagt:
#3 - 27.10.2011 um 13:01 Uhr
Hallo,toller Artikel, vielen Dank - noch eine Frage, bevor ich kaufe - kann ich ein handelsübliche Doublebass Fussmaschine anwenden? Du schreibst es gibt einen eigenen Beater?Gruß aus Wien
Michael
Aggi Berger sagt:
#4 - 27.10.2011 um 17:13 Uhr
Hi Michael, danke dir! Natürlich kannst du eine handelsübliche Doppelfußmaschine verwenden, und Prinzipiell sollte das auch mit Filz-Schlägeln funktionieren. Ich würde dir aber empfehlen, zwei Triggerball-Beater dazu zu kaufen. Das schont das Mesh-Head und fühlt sich meiner Meinung nach beim Spielen sehr gut an. Eventuell kannst du auch den von der mitgelieferten Fußmaschine verwenden. Allerdings kann ich natürlich nicht versprechen, dass dieser dann exakt identisch mit dem Beater ist, denn du noch zusätzlich kaufst. Es soll sich für linken und rechten Fuß ja möglichst gleich anfühlen. Ich hoffe, das hilft! Liebe Grüße, Aggi Berger.
DrumIt-fan sagt:
#5 - 09.07.2013 um 17:49 Uhr
Vielen Dank für den schönen Artikel.Wäre es nicht einmal an der Zeit das DrumIt (beladen mit 128-Layern-Sounds aus VSTs) gegen ein entsprechend aufgestelltes Computersystem antreten zu lassen?
Reicht der Sound des DrumIt an das VST im Rechner heran? Wo sind die Unterschiede? Kann das so präparierte Modul in Live-Situationen mit dem Computer (soundmäßig) mithalten?Gruß
Soenke Reich sagt:
#6 - 18.07.2013 um 13:00 Uhr
Hallo DrumIt-fan! Vielen Dank für die Anregung! Ich notiere mir diesen Wunsch einfach mal Fett in mein Aufgabenbuch :-)