Eure Gitarre war häufig im Einsatz oder hing lange an der Wand? Dann ist es an der Zeit, dem Instrument eine Reinigung zu gönnen. Die sorgt nämlich nicht nur für ein optisch ansprechendes Erscheinungsbild, sondern kann auch die Bespielbarkeit verbessern.
Überlasst ihr euer Instrument einem Fachmann zum Setup, wird es unter Umständen auch gleich gereinigt. Im heutigen Workshop möchten wir euch dennoch ein paar Möglichkeiten aufzeigen, wie ihr in euren eigenen vier Wänden mit Alltags-Werkzeug eure Gitarre überraschend einfach auf Hochglanz bringen könnt. Außerdem verraten wir euch, welche Reinigungsutensilien aus dem Fachhandel in eurer Sammlung nicht fehlen sollten.
1. Vorbereitung
Das Besteck
Zuallererst wollen wir schauen, welche Mittel und Werkzeuge wir für den heutigen “Cleaning Workshop” benötigen. Später werden wir natürlich auf die einzelnen Komponenten näher eingehen und damit auch die eventuelle Frage klären, wozu manche der vielleicht am Anfang etwas eigenwillig wirkenden Tools nütze sind. Wenn ihr die im Verlauf aufgezeigten Wege zur Reinigung eurer Gitarre selbst anwendet, ist es übrigens ratsam, das aufgelistete Besteck gleich zu Beginn parat zu haben.
Wir wollen zu Anfang noch darauf hinweisen, dass die hier beschrieben Arbeitsschritte nicht für Nitrolacke, rissige Lacke und Schelllack-Oberflächen gelten.
Folgende Utensilien kommen heute zum Einsatz:
- String Cleaner
- Ballistol Universalöl
- Eine nicht mehr benötigte Kredit oder Chipkarte
- Detailer / Politurcreme
- Guitar Quick Cleaner
- Carnauba Wachs
- Polisher und Cleaner
- Reinigungstücher
- Wattestäbchen aus der Drogerie
- Feines 1200er Schleifpapier (oder eine Mehrphasen Nagelpolier Feile aus der Drogerie)
- Saitenkurbel
- Schraubenzieher Kreppband
- Fret Polishing Rubber
- Küchenrolle
- Einen Pinsel aus dem Mal- oder Kosmetikbedarf
Präparieren des Instruments
Bevor es richtig losgeht, entfernt ihr die Saiten eurer Gitarre und Beschlagteile wie ein angeschraubtes Schlagbrett, den Tremoloarm oder Abdeckungen auf der Rückseite eures Instrumentes. Hilfreich ist es zudem, die Gitarre an einem sauberen Tisch mit einer weichen Unterlage für den Korpus und einer Stütze für den Hals zu bearbeiten. Um später alle Schrauben schnell wieder parat zu haben, empfiehlt sich außerdem ein kleiner Magnet sowie ein Metallkästchen oder -schälchen in Reichweite. Der Magnet wird unter das Schälchen geheftet und hält die Schrauben darin fest, sodass ihr euch keine Gedanken darüber zu machen braucht, sie zu verlieren.
2. Reinigen der Bünde
Starten wollen wir die Reinigung am Hals, genauer gesagt an den Bünden. Um das Griffbrett dabei nicht in Mitleidenschaft zu ziehen, gibt es verschiedene Optionen. Zum einen könnt ihr mit dem schon erwähnten Kreppband das Griffbrett abkleben oder ihr benutzt Fret Guard Schablonen, dünne Stahlplättchen, die beim Reinigen die Umgebung des Bundstäbchens abdecken. Selbst behelfen könnt ihr euch aber auch mit einer einfachen Chipkarte, der ihr nachträglich mittig einen Schlitz für das Bundstäbchen hinzufügt. Auch der Übergang zwischen Hals und Korpus sollte natürlich abgeklebt werden.
Mit feinem 1200er Schleifpapier werden nun die Bünde ganz leicht angeschliffen und damit von groben Schmutzpartikeln befreit. Für diesen Arbeitsschritt wird auch gelegentlich Stahlwolle empfohlen. Das feine Schleifpapier ist hier jedoch besser geeignet, da die Gefahr, den Bund zu beschädigen, deutlich geringer ausfällt. Anschließend werden die Bünde mit einem sogenannten Fret Polishing Rubber poliert. Alternativ könnt ihr übrigens auch einfach eine Nagelpolier-Feile aus der Drogerie verwenden, mit der alle genannten Arbeiten ebenfalls ausgeführt werden können.
Nach diesem Arbeitsschritt ist es ratsam, mit einem einfachen Pinsel den angefallenen Schmutz zu beseitigen, bevor das Griffbrett vom Klebeband befreit wird.
3. Griffbrettreinigung
Zum groben Abtragen von Schmutzpartikeln kommen mehrere Werkzeuge in Frage. Auch hier gibt es übrigens wieder eine simple und preiswerte Alternative, solltet ihr professionelles Werkzeug nicht zur Hand haben. Außer einer Ziehklinge oder einem Bastelmesser könnt ihr auch hier eine alte Chipkarte umfunktionieren und diese zum Abtragen des groben Schmutzes auf dem Griffbrett verwenden. Ganz wichtig ist dabei in jedem Fall, die Bewegung mit geringem Druck und immer in Faserrichtung zu vollziehen, um Kratzer am Griffbrett zu vermeiden.
Nachdem der erste Arbeitsschritt am Griffbrett vollzogen ist, benötigen wir den String Cleaner und ein sauberes Tuch, wie man es z.B. beim Polieren von Autos verwendet. Der String Cleaner eignet sich dabei hervorragend zum Reinigen des Griffbretts. Ihr tragt einfach ein paar Tropfen auf das Poliertuch auf und wischt dann gründlich das Griffbrett ab. Zuvor sollte das Poliertuch übrigens bei jedem Arbeitsschritt von eventuellen Fusseln befreit werden.
Die “letzte Ölung” könnt ihr dem Hals abschließend mit einem speziellen Griffbrettöl, mit Lemon Oil oder Ballistol Universalöl gönnen, das im Baumarkt und wahrscheinlich auch in den meisten Heimwerkstätten zu finden ist. Ein paar Tropfen reichen aus, die ebenfalls mithilfe eines sauberen Poliertuchs aufgetragen werden. Das Öl lasst ihr für 2-3 Minuten einziehen. Anschließend wird das Griffbrett mit einem Stück Küchenrolle trockengewischt. Bei dieser Arbeit werden häufig als Nebeneffekt noch restliche Schmutzpartikel entfernt. Alle zur Griffbrettreinigung genannten Schritte gelten nur für unlackierte Griffbretter!Bei einem lackierten Griffbrett empfehlen wir die Reinigung mittels Quick Guitar Cleaner und Poliertuch.
4. Korpus und Hardware Reinigung
Im letzten Abschnitt wollen wir uns um die Reinigung des Korpus und der Hardware kümmern. Um zunächst den oberflächlichen Staub zu beseitigen, könnt ihr wieder den Pinsel zur Hand nehmen. Anschließend kommt zur Reinigung von Korpus und Halsrückseite erneut der Quick Cleaner samt sauberem und fusselfreiem Poliertuch zum Einsatz.
Um die Hardware und andere schwer zugängliche Bereiche des Instruments zu säubern, lassen sich Wattestäbchen nutzen, die wahrscheinlich jeder im Haushalt hat. Der Quick Cleaner bringt problemlos auch die Hardware zum Glänzen. Will man ganz gründlich sein und verfügt zudem über das Know How, eine Gitarre einzustellen, kann man in Erwägung ziehen, die Hardware komplett abzubauen und gründlich zu reinigen.
Im letzten Schritt, der eurem Instrument quasi den “Bling-Bling”-Faktor zurückgibt, wird der Korpus erst poliert und dann abschließend gewachst. Die Politurcreme könnt ihr wieder mit einem sauberen Poliertuch auftragen und anschließend nach ca. einer Minute mit der unbenutzten Fläche des Tuchs abpolieren. Mit dieser Methode lassen sich leichte oberflächliche Kratzer effektiv ausbessern. Abschließend wird der Korpus mit Carnauba-Wachs nach derselben Vorgehensweise auf Hochglanz getrimmt.
Einen großen Dank für die tatkräftige Unterstützung und Beratung zu diesem Workshop geht an Mack’s Guitar Repair Berlin.
Alle Arbeitsschritte könnt ihr euch nun in unserer Videozusammenfassung noch einmal zu Gemüte führen:
Sie sehen gerade einen Platzhalterinhalt von Standard. Um auf den eigentlichen Inhalt zuzugreifen, klicken Sie auf den Button unten. Bitte beachten Sie, dass dabei Daten an Drittanbieter weitergegeben werden.
Weitere InformationenSie sehen gerade einen Platzhalterinhalt von YouTube. Um auf den eigentlichen Inhalt zuzugreifen, klicken Sie auf die Schaltfläche unten. Bitte beachten Sie, dass dabei Daten an Drittanbieter weitergegeben werden.
Mehr Informationen