Die E-Gitarre blickt mittlerweile auf eine fast hundertjährige Geschichte zurück, und der Weg vom ersten Tonabnehmer bis zum heutigen Tag ist gekennzeichnet von vielen Zufällen, kuriosen Umständen und auch Fehlschlägen, die aber immer wieder neue Ausgangssituationen und damit auch Sounds schufen.
Vieles davon sind sicherlich alte Hüte und als vertraute Anekdoten jedem bekannt, anderes wiederum wird den einen oder anderen tatsächlich überraschen. Wir haben hier fünf Fakten zusammengestellt, die euch möglicherweise noch nicht über die E-Gitarre bekannt waren.
Quickfacts:
- Die erste Strat trägt nicht die Seriennummer 1 und ist auch nicht im Besitz von David Gilmour, sondern hat Nummer 0100.
- Die erste elektrisch verstärkte Gitarre bestand aus Aluminiumguss, erblickte 1932 das Licht der Welt und erhielt den Spitznamen “Frying Pan”.
- Sie hatte den ersten Tonabnehmer überhaupt und der stammte von George Beauchamp.
- Gitarrenfeedback – Wer hat’s erfunden? Natürlich mal wieder die Beatles, und zwar im Jahre 1964 im Intro zu ihrem Song “I Feel fine”.
- Die Voyager-Sonde besitzt einen Tonträger mit einem Querschnitt aus Geräuschen und Musik der Menschheitsgeschichte. Ein Song darauf ist der Klassiker “Johnny B. Goode” von Chuck Berry.
1. Die erste Strat hat nicht die Seriennummer 1
Kein geringerer als Pink Floyds David Gilmour besitzt eine besondere Stratocaster mit der Seriennummer 0001. Aber auch wenn diese weiße Gitarre mit goldener Hardware und einem Eschekorpus wohl ihren Ursprung in den Fünfzigerjahren hat, handelt es sich bei ihr interessanterweise nicht etwa um die erste Stratocaster aus den Leo Fender’schen Werkstätten. Vielmehr geht man davon aus, dass die 0001 eine Sonderanfertigung oder ein Ausstellungsstück ist.
Die erste jemals gebaute Stratocaster besitzt kurioserweise die Seriennummer 0100 und erblickte im April 1954 das Licht der Welt. George Gruhn, Besitzer von Gruhn Guitars in Nashville, Tennessee, verkaufte dieses sagenumwobene Sunburst-Modell 2014 für schlappe 250.000 USD an einen nicht weiter genannten Besitzer.
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2. Die erste elektrische Gitarre war aus Aluminium
Das erste E-Gitarrenmodell, das 1932 auf dem Markt erschien, hieß A-22 oder A-25 und war im Prinzip ein Lapsteel-Modell aus Aluminiumguss, was der Gitarre auch den Spitznamen „Frying Pan“, also Bratpfanne, einbrachte. Der Grund für die Entstehung dieses Modells liegt in der Annexion Hawaiis durch die USA Ende des 19. Jahrhunderts und die damit aufkommende Popularität der hawaiianischen Musik, für die ein elektrisch verstärkbares Lapsteel-Modell notwendig war.
Hersteller war die Firma von Adolph Rickenbacker, die sich vor allem ab den 60er Jahren einen Namen machen sollte, da sie maßgeblich für den Sound solcher Bands wie Beatles oder Byrds zuständig war. Der Pickup stammte übrigens vom Firmen-Kompagnon und Rickenbacker-Mitgründer George Beauchamp, was uns gleich zum nächsten Punkt bringt.
3. Der erste E-Gitarrentonabnehmer stammt von George Beauchamp
Spricht man von den großen Pionieren der E-Gitarre, fallen natürlich Namen wie Leo Fender, Gibson oder Lester Pol(s)fuss (Les Paul). Seltener fällt der Name des Mannes, der für die Verstärkung von Saiteninstrumenten die Hauptverantwortung trägt: George Beauchamp (gesprochen: Beechum).
Seit dem Jahre 1925 versuchte er mehr oder weniger autodidaktisch und mit mäßigem Erfolg, die Schwingungen von Saiten mithilfe von Magneten zu verstärken. 1931 wurden die Mühen letztlich von Erfolg gekrönt und es entstand der erste elektromagnetische Tonabnehmer für Gitarren, der sich aus einer Kupferdrahtspule, sechs Polepieces und zwei gegenüberstehenden Hufeisenmagneten zusammensetzte, was ihm auch den Namen „Horseshoe-Pickup“ einbrachte. Bedauerlicherweise konnte George die Entwicklung, die er damit angestoßen hatte, nur kurze Zeit mitverfolgen, da er nur zehn Jahre später an einem Herzinfarkt starb.
4. Das erste aufgenommene Gitarrenfeedback kommt von den Beatles
Von den Beatles ist man ja einiges an Experimentierfreude und Innovation in puncto Komposition gewohnt, allerdings haben die vier Pilzköpfe auch klangtechnisch viel Mut bewiesen, was einige verrückte Sounds auf ihren Platten bestätigen.
1964 entstanden in den Londoner Abbey Road Studios die Aufnahmen zum Beatles Album „Beatles for sale“. Lediglich als Single wurde am 18. Oktober der Song „I Feel Fine“ aufgenommen, dessen Intro-Riff von John Lennon auf einer Gibson-Akustikgitarre gespielt wurde. Versehentlich entstand ein Feedback, als John seine Gitarre am Verstärker anlehnte. Dies gefiel den Liverpoolern als Sound-Effekt jedoch so gut, dass man sich kurzerhand dazu entschloss, diesen auf der Platte zu behalten, ein Sound, ohne den Rockmusik heute nicht mehr vorstellbar wäre!
5. Die E-Gitarre ist mit der Voyager-Sonde im Weltall
Der Weltraum – unendliche Weiten. Hier drehen nicht nur Captain Kirk und Jean-Luc Picard mit der Enterprise ihre Runden, sondern auch Chuck Berry. Natürlich nicht persönlich, sondern lediglich akustisch auf dem „Voyager Golden Record“-Tonträger, der 1977 auf den Raumsonden Voyager 1 und 2 ins All entsendet wurde. Ein Team um den bekannten Astronomen Carl Sagan stellte einen Datenträger mit einem Querschnitt der menschlichen Kultur und Naturwissenschaften zusammen, der ein repräsentatives Abbild der Menschheit zeigt, falls die Sonde auf intelligentes außerirdisches Leben treffen sollte. Auf ihm finden sich Bilder, Texte, Geräusche, Musikstücke von Bach, Beethoven, Mozart und eben auch Johnny B. Goode von Chuck Berry. Bleibt nur zu hoffen, dass die Aliens auch auf Rock’n’Roll stehen und nicht auf Techno oder Schlager.
Rico Rose sagt:
#1 - 24.04.2022 um 12:20 Uhr
Zu Punkt 5. Ursprünglich war ein Beatles Song vorgesehen aber die Plattenfirma oder die Beatles selber, lehnten die Verwendung eines ihrer Songs für das Projekt ab. Für Chuck war es offensichtlich kein Problem, ins All zu fliegen ;)