Das Thema Saitenstärke treibt uns Gitarristen immer wieder um und führt dazu, dass alte Gewohnheiten und liebgewonnener Komfort immer wieder neu überdacht werden. Häufig hat man bei der Saitenwahl das Problem, dass Sound und Bespielbarkeit zwei Seiten einer Medaille sind, und da sich jeder Spieler individuell zwischen diesen beiden Polen bewegen muss, fällt es schwer, allgemeingültige Aussagen zu treffen, denn es gibt Pros und Kontras sowohl für dicke wie für dünne Saiten.
Heute wollen wir uns jedoch zunächst die höheren Saitenstärken vorknöpfen und Argumente betrachten, die für dicke Saiten sprechen.
1. Fetterer Sound
Vor allem im Bassbereich werden dickere Saiten ein wesentlich fetteres und solideres Fundament liefern als es die dünnen Artgenossen können. Da dicke Saiten mehr Kraft benötigen, um in Schwingung zu kommen, ist natürlich mehr kinetische Energie im Umlauf, die sich auch auf den Sound auswirkt und bei akustischen Gitarren sogar in der Lautstärke.
Durch die geringere Saitenauslenkung hat, insbesondere bei hartem Anschlag, der Sound schneller den gewünschten Fokus und Punch und liefert auch ein längeres Sustain. Weil vor allem bei E-, A- und D-Saite dieser Punkt ausschlaggebend ist, sind “Heavy Bottom – Light Top”-Saitensätze so populär. Hier werden beispielsweise die tiefsten drei Saiten einem 011er Satz und die hohen drei Saiten einem 010er entnommen, was einen sehr guten Kompromiss aus fettem Akkordspiel und erleichterten Bendings ermöglicht.
2. Akkuratere Bendings
Bei zu dünnen Saiten hat man oft das Problem, dass die Bendings im Eifer des Gefechts gerne mal über das Ziel hinausschießen, da sie weniger Widerstand bieten. Vor allem in hohen Lagen tritt dieses Phänomen bei der G, H und e-Saite verstärkt auf. Dicke Saiten verlangen dem Spieler per se mehr Kraft ab und haben dadurch eine bremsende Wirkung. Wenn man bei dicken Saiten merkt, dass die Tonhöhe noch nicht erreicht ist, kann man hier leichter nach oben korrigieren – ein zu hoher Ton bei dünnen Saiten kann nicht mehr rückgängig gemacht werden. Interessanterweise werden Bendings, die minimal “flat” sind, vom Hörer auch leichter verziehen als zu hohe.
3. Bessere Intonation
Dünne Saiten bergen auch die Gefahr, dass schon der Druck beim Greifen zu sehr hohen Intonationsschwankungen führen kann, da bereits wenig Kraft ausreicht, um Verstimmungen zu verursachen. Besonders gravierend macht sich das bei Anfängern bemerkbar, wenn es sich um schwierige Akkorde wie z.B. Barreégriffe handelt, bei denen häufig versucht wird, mangelnde Greiftechnik mit zu viel Kraft auszugleichen.
Dicke Saiten sind wesentlich toleranter, was den Fingerdruck sowohl horizontal als auch vertikal anbelangt und daher auch unempfindlicher, wenn es um präzise Tonhöhen geht.
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4. Weniger Saitenschnarren
Durch die höhere Auslenkung der dünnen Saiten beim Anschlag besteht die Gefahr, dass selbige schneller auf die Bundstäbchen aufschlagen, was zu unerwünschtem Schnarren führen kann. Dies muss dann auf der anderen Seite wieder durch ein Erhöhen der Saitenlage kompensiert werden oder aber durch einen weicheren Anschlag, der zu geringeren Amplituden führt.
Das bedeutet im Umkehrschluss jedoch auch, dass dicke Saiten auch niedrigere Saitenlagen erlauben, ein Argument, das gerade bei Bassisten besonders stark ins Gewicht fällt.
5. Weniger Saitenreißen
Logischerweise sind dicke Saiten stabiler und damit definitiv vertrauenswürdiger, wenn es um Themen wie Robustheit und Reißgefahr geht. Jedem, dem schon mal eine Saite auf der Bühne im offenen Spielbetrieb gerissen ist, weiß, wie unangenehm das sein kann. Und hat man keine Ersatzgitarre dabei, kann es durchaus sein, dass man für fünf Minuten außer Gefecht gesetzt ist.
Daher ist es durchaus sinnvoll, zum einen den Saitensatz vor wichtigen Gigs komplett zu wechseln und vielleicht mindestens auf 010er Sätze umzusteigen, denn die Wahrscheinlichkeit, dass neue Saiten in einer Mediumstärke reißen, ist relativ niedrig.
Weitere Informationen und Artikel zu Gitarrensaiten findest du in unserer Themenwelt Saiten
Alex Taylor sagt:
#1 - 24.02.2021 um 00:25 Uhr
Okay, ihr zensiert jetzt also Kritik, wenn ein Artikel Unfug ist. Dickere Saiten sind "besser", echt jetzt??Bin extrem enttäuscht.
Haiko Heinz sagt:
#1.1 - 24.02.2021 um 07:07 Uhr
Hallo Alex, ich denke nicht, dass Kommentare zensiert werden. Möglicherweise misinterpretiert Disqus manche als Spam - tut mir leid, falls dieser Eindruck entstanden ist. Zu Deiner Kritik: Es gibt Gründe, die für dicke Saiten sprechen und solche, die für dünne Sprechen (also dann entsprechend "besser" sind). Beide wurden in separaten Artikeln auf Bonedo bearbeitet und sind übrigens in Zusammenarbeit mit je zwei Gitarrenbauern entstanden. Beste Grüße, Haiko
Antwort auf #1 von Alex Taylor
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