Mix-Tipp 1: Tremolo für Gitarre
Beim Tremolo-Effekt denken viele Homestudio-Produzenten fälschlicherweise an eine sich kontinuierlich verändernde Tonhöhe. Denn während beim Vibrato-Effekt tatsächlich die Tonhöhe moduliert wird, ist es beim Tremolo-Effekt die Lautstärke. Das mag auf den ersten Blick etwas langweilig klingen, kann aber gerade Akkordinstrumente emotional wunderbar aufwerten. Der Vibrato-Effekt kann dagegen schnell zu dem Eindruck führen, dass das Instrument verstimmt sei. Moduliert ihr die Lautstärke lang gehaltener Gitarren-oder Piano Akkorde, werden diese durch den Tremolo-Effekt im Insertweg des jeweiligen Kanals regelrecht zum Leben erweckt, ohne jedoch „schräg“ zu klingen. Soll das Resultat nicht allzu psychedelisch sein, verwendet ihr am besten eine eher geringe Modulations-Geschwindigkeit beziehungsweise eine eher niedrige Modulations-Frequenz.
Mix-Tipp 2: Flanger gegen statische Drum-Samples
Falls ihr Schlagzeug-Samples verwendet, die ohne Multilayer-Sounds auskommen, klingen eure Drums eventuell maschinenhaft und statisch. Das ist natürlich nicht in jedem musikalischen Genre wünschenswert. Hier könnt ihr mit einem einfachen Kniff für mehr Leben sorgen. Ein Flanger im Insertweg von Kick oder Snare moduliert den zeitlichen Versatz zwischen den Originalsignalen und deren Kopien. Das führt dann zu sogenannten Schwebungen, die fortlaufend in wiederkehrender Weise den Instrumentenklang verändern. Für eure statisch klingenden Drums-Samples ist das natürlich fantastisch. Denn sofern ihr den Flanger mit 100% Wet-Einstellung im Insertweg von Kick oder Snare einsetzt und auf eine eher geringe Modulations-Frequenz zurückgreift, wird der Effekt nicht allzu vordergründig in Erscheinung treten. Stattdessen klingen zumindest aufeinanderfolgende Kick- und Snare-Samples nicht mehr völlig identisch. Optimalerweise synchronisiert ihr die Modulationsrate in diesem Fall nicht mit dem Tempo des Songs. Andernfalls wiederholt sich das klangliche Ergebnis des Flanger-Sounds eventuell allzu regelmäßig.
Mix-Tipp 3: Chorus bei Lead Vocals
OK, dieser Modulations-Tipp ist ein echter Klassiker. Das klangliche Resultat eines Chorus entspricht in etwa dem Effekt, als ob zwei Instrumente mit leicht unterschiedlicher Intonation zusammenspielten. Sollten eure Vocals also zu „dünn“ klingen und ihr keine Chance haben, weiteren Gesang aufzunehmen, dann befindet ihr euch in einer typischen Mix-Situation. Hier hilft euch der Einsatz eines Chorus, um die Vocals in Null-Komma-Nichts „breiter“ klingen zu lassen. Achtet aber darauf, dass ihr weder für die Modulationsfrequenz noch für „Gimmick-Parameter“ wie Weite, Tiefe und Delay zu große oder zu hohe Parameterwerte wählt. Denn schließlich möchtet ihr das Augenmerk auf den Gesang und nicht auf seinen Effekt lenken. Dezenter Einsatz ist alles!
Mix-Tipp 4: Phaser als Ramp-FX
An den Übergängen zwischen zwei Songparts sieht die Sache schon ganz anders aus. Hier heißt es „Butter bei die Fische“! Denn hier möchtet ihr sicher Spannung erzeugen, die die Zuhörer deutlich wahrnehmen. Dabei kann euch ein Flanger ebenso weiterhelfen wie ein Phaser. Letzterer arbeitet mit der phasengedrehten Kopie eines Signals und modulierte dessen zeitliche Verzögerung zum Originalsignal. Durch die entstehenden Kammfiltereffekte kann der Einsatz eines Phasers den Klang eines Signals leicht ruinieren. Für Ramps und Risers ist genau das aber mitunter wünschenswert. Ihr könnt den Phaser nicht nur im Insertweg eines einzelnen Instruments einsetzen, sondern ihn gleich für eine ganze Gruppe von Instrumenten verwenden. So lenkt ihr die Aufmerksamkeit eurer Zuhörer für einen kurzen Moment (z. B. einen Takt lang) auf die massive Klangveränderung eines ganzen Parts, bevor ihr dann mit Refrain oder Gitarrensolo die Post abgehen lasst. Besonders wirkungsvoll kann es sein, wenn ihr per Automation dafür sorgt, dass sich das Mischverhältnis von Wet- und Dry-Signal währenddessen zugunsten des Effektklangs verändert und so der Effekt intensiver und intensiver wird. Soll der Phaser-Effekt einen Takt lang andauern, spricht in diesem Fall nichts dagegen, dass ihr die Modulationsfrequenz zum Songtempo synchronisiert und entsprechend eine Rate von 1:1 wählt.
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Mix-Tipp 5: Vintage-Flair per Leslie-Rotator
Wer von euch auf den Sound vergangener Tage steht, dem wird nicht entgangen sein, dass gerade Orgelsounds in Rock und Reggae immer wieder mit einem deutlich hörbaren Modulationseffekt aufwarten. Rotierende Lautsprecher in Orgeln des Herstellers Leslie (und später Hammond) machten diesen Klang berühmt. Durch die Bewegung der Lautsprecher wurden Lautstärke und Tonhöhe moduliert. Heute sorgen entsprechende Plug-ins mit Namen wie „Leslie“ oder „Rotary“ für den Effekt, ohne dass dafür einem Lautsprecher schwindelig werden muss. Aber nicht nur für Orgelsounds eignet sich der Rotary-Effekt. Er macht auch E-Pianos lebendiger, kann Gitarrensounds Tiefe geben und eignet sich sogar als offensichtlicher Vintage-Effekt auf Gesangsspuren. Dabei müsst ihr nicht immer „groß denken“ und das Vocalsignal mit einem Rotary-Effekt im Insertweg komplett „verbiegen“. Versucht es doch auch einmal mit einem parallelen Effektkanal, in dem ihr das Rotary-Signal dann noch zusätzlich bearbeitet. So könnt ihr es bspw. per Hall im virtuellen Klangraum weit nach hinten stellen und zum Originalsignal hinzumischen. Oder ihr verzerrt es mittels Distortion-Effekt und mischt die „wabernde Verzerrung“ leise unter das Originalsignal. Gerade bei subtilen Effekten sind eurer Kreativität keine Grenzen gesetzt. Viel Spaß dabei!