Instrumente, die stetig unterwegs sind, ob auf der Bühne, oder von zu Hause ins Studio geschleppt werden, aber auch Instrumente, die längere Zeit nicht abgedeckt zu Hause stehen, verschmutzen recht schnell. Ist das Instrument ein elektronisches Tasteninstrument, bietet die Gehäuseoberfläche mit Tasten, Potis, Tastern und Fadern viele Angriffspunkte in Form von Öffnungen in denen sich Verschmutzungen aller Art setzen können. Staub ist hier nur die harmloseste Form. Ist der Synthesizer, die Workstation, das Arranger-Keyboard oder ein Stagepiano auch obendrein Arbeitsgerät, kommt die Pflege in vielen Fällen zu kurz, denn die Zeit ist oft knapp, sich auch noch mit der Reinigung zu befassen. Auf der Bühne passiert es, dass beim hastigen Trinken Spritzer der Getränkeflüssigkeit auf dem Instrument landen und nur notdürftig oder überhaupt nicht weggewischt werden, was Flecken, aber auch klebrige Stellen auf der Gehäuseoberseite und der Tastatur hinterlässt. Um lange Freude an seinem Instrument zu haben und beim kommenden Gig auf einem sauberen Instrument zu spielen, sollte man sich regelmäßig ein paar Minuten seiner Zeit abzweigen, um das Instrument grundlegend zu reinigen.
Welche Mittel man zur Verfügung haben sollte und wie der Reinigungsvorgang effektiv durchgeführt wird, erfahrt ihr hier.
Was wird benötigt?
Es ist gar nicht so viel nötig, um das Instrument von seinen Verschmutzungen zu befreien, alle Hilfsmittel befinden sich normalerweise schon im Haushalt:
- Zwei weiche Pinsel (breit und schmal)
- Mikrofasertuch
- Weiches Baumwolltuch
- Spülmittel
- Q-Tipps
- Malerspachtel und Fühlerlehre oder Ähnliches
- Brillenputztücher
- Glasreiniger
- Staubsauger (Handstaubsauger)
1) Oberfläche reinigen
Um die Gehäuseoberfläche komplett zu reinigen ist es notwendig überstehende Teil, wie Poti- und Faderknöpfe abzunehmen. Diese lassen sich später wieder ohne Probleme auf ihre Positionen stecken. Danach den breiten weichen Pinsel verwenden und Staub und andere lockere Ablagerungen nach hinten wegbürsten. Nach hinten deshalb, weil der Staub sonst auf der Tastatur landet. Hier das Display, falls vorhanden, nicht verschonen. Kleinere Gefilde, wie die Bereiche um Potiknöpfe und Fader, mit einem schmalen weichen Pinsel nachbürsten.
Später eine Schüssel mit warmem Wasser und einer schwachen Spülmittelkonzentration vorbereiten, das Mikrofasertuch damit tränken und kräftig auswringen. Mit dem feuchten Mikrofasertuch anschließend die Gehäuseoberfläche ohne Druck abwischen. Das Display dabei bitte auslassen. Im Nachgang wird die möglicherweise noch feuchte Geräteoberfläche mit einem trockenen und weichen Baumwolltuch final getrocknet. Das verhindert, dass sich feine Wasserflecken bilden können.
Filigrane Stellen auf der Gehäuseoberseite – z. B. die Bereiche um die Potis – lassen sich mit einem Q-Tipp nacharbeiten. Den Q-Tipp vor Gebrauch mit ein bisschen Glasreiniger ansprühen, sodass er feucht, nicht nass, seine Arbeit aufnehmen kann. Hier auch mit dem trockenen Baumwolltuch nachwischen.
Tipp:
Bitte grundsätzlich auf die Verwendung Druckluft aus Sprühdosen verzichten! Oft ist der Anteil an feuchtem Treibgas so hoch, dass Flüssigkeit in Poti – und Faderöffnungen eindringt und Schaden verursachen kann.
2) Display reinigen
Falls der Synthesizer ein Display hat wird dieses separat gereinigt. Hier zunächst ggf. vorhanden Reststaub mit einem weichen Pinsel lösen und zur Displaymitte bewegen und mit einem feuchten Tuch aufnehmen. Die Displayränder dann mit einem Glasreiniger benetzten, feuchten Q-Tipp nachreinigen. Hier sofort mit dem trockenen und weichen Baumwolltuch nachwischen. Die Displayfläche dann mit einem handelsüblichen Brillenputztuch vorsichtig reinigen und mit dem Baumwolltuch trocknen. Gerade Touch View Displays sind schnell mit einer Menge an Fingerabdrücken versehen, sodass diese Reinigungsmethode Sinn macht. Bei kleinen LC-Displays oder OLED’s ist ein kurzes Abwischen mit dem Brillenputztuch ausreichend.
3) Tastaturoberfläche reinigen
Die Tastatur ist der meist beanspruchte Bereich eines Tasteninstruments. Hier wird alles darauf verteilt, was sich gerade an den Handflächen und Fingern befindet. Oft ist die Tastatur gerade im hinteren Bereich viel schmutziger als weiter vorne – insbesondere bei den weißen Tasten zwischen zwei Schwarzen – da man beim Spielen und dem Bewegen der Hand, abgelagerten Schmutz nach hinten schiebt. Um die Tastenoberfläche zu reinigen, nimmt man zunächst den breiten weichen Pinsel und bürstet Staub und andere lockere Ablagerungen nach vorne (zu sich) weg.
Danach, um Fett und weitere Ablagerungen zu lösen, lege ich das feuchte, mit Spülmittelwasser getränkte Mikrofasertuch in seiner gesamten Breite auf die Tastatur, greife von oben in das Tuch und ziehe das Tuch mit Druck die Tastatur zu mir nach vorne. Dabei werden auch gleich die schwarzen Tasten mitgereinigt. Hier Abschnittsweise vorgehen und die feuchte Tastatur mit einem trockenen Baumwolltuch trockenwischen. Darauf achten sollte man, dass keine Flüssigkeit zwischen die Tasten läuft und so ins Geräteinnere vordringt. Zum Schluss kann man hartnäckige Verschmutzungen mit einem Glasreiniger befeuchteten Q-Tipp nachreinigen. Auch danach sicherheitshalber mit dem Baumwolltuch hinterherwischen.
4) Tastenzwischenräume reinigen
Auch wenn die Tastaturoberfläche sauber ist, in den Zwischenräumen setzen sich gerne Dinge ab, die man dort gar nicht haben möchte. Mit Handfett verklebter Staub ist hier die harmloseste Ablagerung. Um die Tastenzwischenräume sauber zu bekommen bedient man sich eines einfachen Tricks. Dieser klingt zunächst recht merkwürdig, doch er funktioniert. Ich verwende dafür einen Malerspachtel, dessen Fläche ich beidseitig mit einem reißfesten, dünnen Baumwolltuch bedecke, dass zuvor mit warmem Wasser nebst ein bisschen Spülmittel getränkt und wieder ausgewrungen wurde. Dieses Werkzeug, dass eine recht geringe Materialstärke zeigt, schiebe ich von vorne in den Tastenspalt und bewege es bis zum nächsten Anschlag. Bin ich dort angekommen, ziehe ich es auf demselben Weg wieder heraus.
In die Zwischenräume links und rechts neben den schwarzen Tasten kommt man nicht so ohne Weiteres mit einem großen Hilfsmittel. Um diese zu reinigen, wähle ich eine Fühlerlehre (aus dem Automobilbereich) und dasselbe feuchte Baumwolltuch, um diese Zwischenräume sauber zu bekommen. Malerspachtel und Fühlerlehre können natürlich gegen gleichwertige dünnwandige Alternativen, vorzugsweise aus stabilem Kunststoff, ersetzt werden. Zu guter Letzt lässt sich die Tastatur sowie die sonstige Gehäuseoberseite auch noch mit einem kraftvollen Handstaubsauger absaugen. Hierbei ist allerdings darauf zu achten, dass der Saugrüssel mit einem weichen Besen versehen ist, sodass durch die Verwendung keine Kratzer entstehen.
Wichtig!
Sind die Tastatur und/oder die Gehäuseoberfläche durch ein darüber verschüttetes zuckerhaltiges Getränk wirklich verklebt, liegt die Vermutung nahe, dass die Flüssigkeit auch durch die Tastenzwischenräume oder Öffnungen der Gehäuseoberfläche ins Innere des Instruments gelaufen sind. In diesem Fall sollte eine autorisierte Werkstatt das Gerät fachmännisch öffnen und die Reinigung sowie einen Komplett-Check vornehmen. Das ist obendrein wichtig, sollte man seine Gewährleistung – falls vorhanden – nicht gefährden wollen.
5) Anschlussbuchsen reinigen
Von Zeit zu Zeit ist es sinnvoll, auch die Anschlussbuchsen des Instruments zu reinigen. Oft stehen neben Klinkenbuchsen zusätzlich noch XLR-Anschlüsse zur Verfügung. Klinkenbuchsen lassen sich sehr einfach mit einem Q-Tipp reinigen, der zuvor mit etwas Glasreiniger angefeuchtet wurde. Den angefeuchteten Q-Tipp in die Klinkenöffnung schieben und ihn dann in kreisrunden Bewegungen zu sich aus der Öffnung ziehen. XLR-Anschlüsse „Male“ in ähnlicher Weise reinigen, „Female“-Varianten einfach abbürsten. Auch hier kann ein kraftvoller Handstaubsauger gute Dienste leisten.
Hinweis:
Auf die Verwendung von im Automobilzubehör erhältlichen Cockpitsprays verzichte ich grundsätzlich bei der Reinigung meiner Instrumente aus eigener Erfahrung. Auf der Tastatur angewendet, hinterlässt das selbst auf einen weichen Lappen gesprühte Spray einen unangenehmen Film. Ein damit behandeltes Kunststoffgehäuse glänzt zunächst wie neu, jedoch hinterlässt es unschöne Flecken, wenn man im Gegenlicht über das Gehäuse schaut. Die im Spray befindlichen Weichmacher lösen in manchen Fällen auch die aufgedruckte Farbe der Beschriftung. Hier ist also Vorsicht geboten. Auch für ein verbautes Display ist Cockpitspray keine Kur.
Schlusswort
Die regelmäßige und sachgemäße Pflege des Instruments, erhält den Wert – und hält es vor allen Dingen sauber – sodass der nächste Gig zu einem tollen Erlebnis wird. Sollte das Instrument zu Hause stehen, ist es sinnvoll dessen Oberfläche einfach mit einem geeigneten Tuch oder einer Folie abzudecken, um zu verhindern, dass sich erneut Staub breitmachen kann. Alternativ packt man packt das Gerät bei Nichtgebrauch gleich wieder in das vorher gesäuberte Case.
Fertig!