Tipp 1: Vocals mit Attitude
In etlichen bekannten Tracks kommen verzerrte Vocals zum Einsatz. Die Verzerrung macht hier aus schnöden gesungenen Melodiebögen markante Vocal-Lines. Nicht zu vergessen steht Verzerrung oft auch für die Imitation eines authentischen analogen Flairs. Hört doch beispielsweise einmal bei „Dear Darlin’“ von Olly Murs rein. Selbst wer den Song schon etliche Male im Radio gehört hat, wird vielleicht überrascht sein, wie stark der Distortion-Anteil bei den Vocals vor allem in den Bridges ist:
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Mehr InformationenEinen Workshop zum Nachbauen dieses Vocal-Sounds findet ihr hier: #Vocal_Production_Workshop
Tipp 2: Mehr Abwechslung in Song-Parts
Im Song-Intro müssen es nicht immer Filter- oder Telefon-Sounds sein, die für einen eingeschränkten Frequenzbereich sorgen bevor mit dem Einsatz der ersten Strophe erstmals soundtechnisch die Sonne aufgeht. Ein Distortion-Effekt auf der Stereosumme kann hier eine ganz ähnliche Wirkung entfalten. Das Gleiche gilt für kurze Interludes, eingeschobene Takte oder Zählzeiten, die im Arrangement Spannung erzeugen sollen. Sie können klanglich vom Distortion-Charakter profitieren. Und auch Ramps eignen sich hervorragend für den Einsatz von Verzerrern. Was spricht etwa in einem Pop- oder EDM-Track dagegen, statt eines mittlerweile ausgelutschten White Noise-Sweeps einen Symthesizer-Pad-Sound mehr und mehr zu verzerren oder – etwas dezenter – nur die Hallfahnen bestimmter Instrumente mit zunehmenden Distortion-Anteilen zu versehen? Hier sind der Kreativität keine Grenzen gesetzt.
Tipp 3: Kick Drum anzerren
Aber auch transientenreiche Signale von Rhythmus-Instrumenten können vom Verzerrungs-Trick profitieren. Gerade elektronische Drumsounds können das ein ums andere Mal „steril“ klingen. Abhilfe schafft hier ein Distortion-Plug-in im Insertweg des synthetischen Kickdrum-Signals oder des entsprechenden Samples. Die Verzerrungsanteile erhöhen so den Swag-Faktor so manch lebloser Kickdrum. Nicht zuletzt hat unser Gehör gelernt Verzerrung als Übersteuerung zu interpretieren. Dabei gilt die Formel: verzerrt = laut. Das ist für eine Kickdrum in Pop-, Rock- und EDM-Produktionen sicher nicht die schlechteste Assoziation. Aber Achtung: Zwar liefern zusätzliche Distortion-Anteile bei Kickdrums authentischen „Rotz“, sorgen mitunter aber auch dafür, dass der Sound im Bassbereich deutlich verwaschener wird. Ihr solltet also immer auch das gewünschte und das resultierende Frequenzbild der Kick im Auge beziehungsweise im Ohr behalten. Einen Vergleich von elektronischen Kickdrums mit und ohne Distortion-Anteile findet ihr unter anderem hier: #Worshop Sound-Programmierung
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Tipp 4: Hi-Hat „körnig“ machen
Bei Hi-Hats ist es geradezu anders herum. Sagen wir, ihr habt ein Hi-Hat-Sample in euren Track eingebaut, das die perfekte Tonhöhe und Performance-Anmutung hat, aber schlichtweg zu „dünn“ klingt. Ihr habt schon alles erdenkliche probiert, habt das Signal komprimiert, den Equalizer bis zum Äußersten getrieben und auch den Lautstärkeregler bis zum Anschlag heraufgefahren. Dennoch will sich die Hi-Hat einfach nicht im Mix platzieren lassen. Versucht doch auch hier einmal ein Distortion-Plugin einzusetzen. So erhaltet ihr auf Anhieb einen „breiteren“ Sound, der sich in vielen Fällen weitaus besser im Mix platzieren lässt als ein lupenreines Audiosignal.
Tipp 5: Parallele Verzerrung benutzen
Falls sich der Verzerrer-Einsatz doch allzu sehr auf das klangliche Gesamtbild auswirkt, habt ihr auch noch die Möglichkeit, das unverzerrte und das verzerrte Signal parallel zueinander einzupegeln – ganz genau so, wie ihr es auch bei einer klassischen Parallelkompression machen würdet. Nicht zuletzt verliert das Signal ja durch den Verzerrer-Einsatz in der Regel an Dynamik, wodurch der Gedanke an den Verzerrer als seeehr charaktervollem Kompressor gar nicht mal so abwegig ist. Durch eine parallele Verzerrung habt ihr außerdem die Möglichkeit den Distortion-Anteil definitiv automatisieren zu können und so etwa Kickdrum und Hi-Hat nur im Chorus eures Tracks so richtig knallen lassen.