Wie spielt man eigentlich mühelos schnelle Läufe oder Arpeggios, ohne sich dabei zu verspielen oder Schmerzen in der Hand zu bekommen? Dieser Frage wollen wir heute auf den Grund gehen. Sicherlich hat jeder schon diverse bekannte Keyboarder und Pianisten gesehen, denen das Spielen schwierigster Passagen, Läufe und Arpeggios scheinbar mühelos gelingt. In diesem Workshop gebe ich Euch ein paar Tipps, wie ihr als Keyboarder eure Schnelligkeit auf allen möglichen Tasteninstrumenten trainieren könnt. Denn was zu Beginn meist kompliziert erscheint, das lässt sich tatsächlich mit etwas Übung schnell und erfolgreich trainieren.
Wenn es um Schnelligkeit geht, dann kommt man an der richtigen Handhaltung nicht vorbei. Ich habe schon viele Keyboarder gesehen, die gerade hier Schwierigkeiten haben. Die klassischen Pianisten sind hier sehr oft bestens vorbereitet, unter den Keyboardern gibt es jedoch oft ein wenig Nachholbedarf.
Zunächst ist wichtig, dass Unter- und Oberarm beim Spielen einen 90°-Winkel bilden. Kleiner sollte der Winkel nicht sein, sonst tut es nach einer gewissen Zeit weh. Die Finger sollten außerdem leicht gekrümmt sein und zwischen Mittelhand und Tastatur sollte im Idealfall ein kleiner Ball (z.B. ein Tennisball) passen. Das klingt zwar zunächst eigenartig, hat sich aber als gute „Daumenregel“ erwiesen.
Und warum sollen die Finger dabei gekrümmt sein? Das hat ganz einfach mit der Kraft zu tun, die wir brauchen, um die Tasten zu drücken. Sie muss von oben kommen und deshalb eignet sich eine gerade Fingerhaltung hier eher nicht.
2. Bleib’ nah an den Tasten!
Schnelligkeit erreicht man vor allem dann, wenn man auf unnötig lange Wege verzichtet. Deshalb ist es unabdingbar, so nah wie möglich mit den Fingern an den Tasten zu bleiben. Wer also sonst gerne ausholt und längere Wege mit Fingern oder Armen zurücklegt, der sollte sich beim Spielen beobachten und daran arbeiten, diese Wege möglichst gering zu halten. Das gilt übrigens auch für das Spielen anderer Instrumente!
3. Das Gewicht des Arms einsetzen
Besonders für Pianisten ist dieses Konzept hilfreich: Die Kraft zum Spielen kommt nämlich nicht alleine aus den Fingern, sondern gleichermaßen aus dem Arm. Unser Arm und unsere Finger haben nämlich schon ein Gewicht, das wir nutzen können, um auf der Tastatur zu spielen. Vielen ist das gar nicht bewusst, aber Ihr könnt euren Arm ruhig etwas für euch „arbeiten“ lassen. Achtet z. B. bei den großen klassischen Pianisten darauf, wie effektiv sie ihren Arm einsetzen und übermäßige Fingerbewegungen dagegen vermeiden.
4. Der richtige Fingersatz
Natürlich hängt es sehr davon ab, was man spielt. Grundsätzlich gilt aber, dass man den richtigen Fingersatz benötigt. Ich weiß aus eigener Erfahrung, wie schwer es ist, sich hier belehren zu lassen und kann mich noch gut daran erinnern, dass ich in meiner Jugend oft wochenlang den falschen Fingersatz benutzt habe.
Hier kann man sich das Unter- sowie Übersetzen zunutze machen. Beim Übersetzen wird der Zeige- oder Mittelfinger über den Daumen „gesetzt“, er überholt den Daumen sozusagen. Andersherum überholt der Daumen beim Untersetzen den Zeige- oder Mittelfinger und ermöglicht damit eine flüssige durchgehende Bewegung, ohne dass die ganze Hand versetzt muss. Es lohnt sich, den Fingersatz in Zahlenform über die Noten zu schreiben: „1“ steht dabei für den Daumen, bis „5“ für den kleinen Finger.
Für viele Tonarten gilt zusätzlich das Konzept, dass der Daumen nach Möglichkeit keine schwarzen Tasten spielt. Vermeidet man den Daumen auf den schwarzen Tasten, lässt es sich oft viel flüssiger spielen.
5. Mit langsamem Tempo beginnen
Übung macht den Meister, und genau deshalb fangen wir langsam an. Die meisten Fehler passieren nämlich, wenn man direkt schnell spielt. Erst durch langsames Üben kann man den kontrollierten und fehlerfreien Bewegungsablauf verinnerlichen.
6. Setze zum Üben ein Metronom ein
Ein Metronom ist ein absolutes Muss, wenn man schnell spielen möchte. Hier sollte man ein langsames Tempo auswählen und sich dann langsam, z. B. in 5-BPM*-Schritten, steigern. Daneben bewirkt das Metronom auch, dass man seine „innere“ Uhr trainiert und grundsätzlich das Tempo später besser halten kann. Aus meiner Sicht hat sich das Üben mit dem Metronom immer sehr gelohnt. (*BPM = engl. Beats Per Minute = Schläge pro Minute)
Praktische Beispiele
1. A-Moll-Lauf über eineinhalb Oktaven
In diesem Beispiel habe ich einen Lauf in A-Moll gewählt, den wir mit den genannten Tipps jetzt „auf Geschwindigkeit“ bringen wollen. Er besteht hauptsächlich aus Tönen der Moll-Pentatonik, d. h. aus A, C, D, E und G. Zusätzlich kommt der Ton Eb (Es) hinzu, er bringt einen „bluesigen“ Charakter in die Skala.
Wichtig ist hier der Fingersatz – schauen wir also, wie wir möglichst große Wege vermeiden können. Ich spiele den A-Moll-Lauf so, dass wir an ein paar Stellen, z. B. nach dem ersten D# (Dis) und später beim Eb (Es), jeweils unter- bzw. übersetzen. So bleibt die Bewegung schön gleichmäßig und wir benutzen vorrangig Daumen, Zeigefinger und Mittelfinger. Ich spiele den Lauf zunächst ganz langsam und schalte dann ein Metronom hinzu. Das Metronom gibt jetzt Viertelnoten vor und ich spiele dazu die Achtelnoten aus dem Beispiel. Das Tempo steigere ich immer dann, wenn ich den Lauf bereits im bestehenden Tempo gut spielen kann.
2. Arpeggios am Ende eines Songs
Im folgenden Beispiel werde ich einen C-Dur-Akkord über die Tastatur spielen. Die Schwierigkeit besteht hier darin, dass die Hand springen muss. Damit man diesen Wechsel möglichst nicht hört, ist es wichtig, hier lange Wege zu vermeiden und die Hand nah an der Tastatur zu behalten. Die Hand kann hierbei übrigens auch eine minimale Kipp-Bewegung machen, dann müssen sich die Finger nicht so stark bewegen und wir können den Arm mitbenutzen.
3. Pentatonik-Riff mit korrektem Fingersatz
Im letzten Beispiel spiele ich ein etwas komplizierteres Lick in D-Moll mit chromatischen Schritten. Ich habe es ursprünglich von ein paar Gitarristen abgeschaut und dann herausgefunden, dass es auch auf dem Keyboard, z. B. auf dem Fender Rhodes oder einem Synthesizer klingt.
Dieses Lick kann man, sobald man „oben“ angekommen ist, dann sofort in der nächsthöheren Oktave weiterspielen. In den Noten habe ich es über drei Oktaven ausnotiert. Durch einen geschickten Fingersatz kann man das Springen der Hand vermeiden, wodurch es erstaunlich gut in der Hand liegt. Das Untersetzen ist hier übrigens unabdingbar!
Wie immer gilt hier: Langsam anfangen und erst dann im Tempo steigern, wenn es flüssig gespielt werden kann. Am Ende benutze ich einen Delay-Effekt, welcher das Pattern noch etwas „verwirbelt“ und an die Ästhetik der 1970er Jahre erinnert.
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