Die Fußmaschine richtig einstellen – Wie ihr das Optimum aus eurem Bassdrum-Pedal herausholt, erfahrt ihr in diesem Artikel. Anfang des 20. Jahrhunderts hatten es Schlagzeuger vergleichsweise leicht: Die Drumsets waren klein und stimmbar waren anfangs nur Bassdrum und Snare. Die Fußpedale hatten die simple Aufgabe, einen Leder- oder Tierfellschlägel gegen das Trommelfell zu befördern. Im Winkel verstellbare Beater mit unterschiedlichen Schlagflächen, austauschbare Umlenk-Cams, Kevlarband- und Kettenantriebe oder zwischen Long- und Shortboard konvertierbare Trittplatten waren noch in weiter Ferne.
Vermisst hat all diese Features damals aber vermutlich niemand, denn es gab wohl kaum das Bedürfnis, schnelle 32stel-Doppelschläge, geschweige denn Blastbeats auf den teilweise über 30 Zoll durchmessenden Basstrommeln zu spielen. Heute ist das anders, und jeder Drummer sollte wissen, wie man eine Fußmaschine schnell an die persönlichen Vorlieben anpassen kann, ohne gleich Physik studiert haben zu müssen.
Die wichtigsten Parameter der Fußmaschine
Im Grunde sind es – trotz technischen Fortschritts – immer noch die gleichen Parameter, die bei der Fußmaschine wichtig sind und welche die Konstrukteure damals wie heute besonders beachten müssen: Eine möglichst reibungsarme Übertragung der Muskelkraft auf den Beater, und eine stabile Bauart, die dafür sorgt, dass das Pedal sicher steht und eure eingesetzte Energie nicht „im Gestänge versickert“. Diese Parameter und die Tatsache, dass Bassdrums eben immer noch auf dem Boden liegen und von einem menschlichen Fuß gespielt werden, sind auch der Grund dafür, dass heutige Pedale ihren Urahnen immer noch ziemlich ähnlich sind. Es sind nur ein paar Einstelloptionen hinzu gekommen. Wie ihr die optimal für euch arbeiten lasst, erfahrt ihr in unserem Video und im folgenden Text.
Die Federspannung
Die Feder ist der wichtigste „Moderator“ zwischen Hin- und Zurückbewegung des Schlägels. Ihre Spannung bestimmt also, wieviel Kraft für die Pedalbewegung aufgewendet werden muss und wie schnell der Beater nach dem Anschlag wieder zurück läuft. Beim Thema Federspannung gibt es unter Trommlern zwei grundlegende Vorlieben. Die einen mögen eine weiche Federspannung, die der Hinbewegung zum Fell möglichst wenig Widerstand entgegen setzt, beim Rücktransport dafür allerdings träger agiert. Ihr erreicht sie, indem ihr die Feder so weit entspannt, bis der Beater keine gleichmäßige Bewegung mehr ausführt, sondern zu „schlackern“ beginnt. Dann erhöht ihr die Spannung wieder, bis die Feder über den gesamten Beater-Weg wieder greift. Generell ist diese Einstellung für alle Drummer interessant, die nicht auf das starke Rückstellmoment angewiesen sind, welches für sehr schnelle, gleichmäßige Schlagfolgen nötig ist, wie beispielsweise bei Doublebass-Figuren oder Blastbeats mit einem Fuß.
Womit wir beim Sinn und Zweck einer starken Federspannung wären. Gerade Spieler, die Schlagfolgen umsetzen möchten, die über die integrierte Bewegung für schnelle Doppel- oder auch Dreifachschläge hinaus gehen, finden ihr Glück oft in einer stärkeren Unterstützung der Rückholbewegung. Auf diese hat der Drummer nämlich keinen Einfluss. Geschieht sie zu träge, kann das bei sehr hohen Geschwindigkeiten bremsend wirken. Dass die Trittenergie höher sein muss, ist für viele zu verschmerzen, denn nicht selten liefern oder unterstützen Triggermodule die nötige Lautstärke der Schläge.
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Position und Winkel des Beaters (oder: Die Macht der Fliehkraft)
Viele Trommler befestigen den Schlägel an der Maschine und spielen einfach los, andere wiederum achten aus optischen Gründen darauf, dass das Ende des Schaftes nicht aus dem Metallblock an der Maschine heraus ragt. Da sich bei dieser Einstellung der Abstand zwischen der Achse und der zu bewegenden Masse sehr groß ist, wird das Spielgefühl wuchtig, aber gleichzeitig auch träge. Das kann gewollt sein und hat denselben Effekt wie ein verschiebbares Gewicht direkt unterhalb des Beater-Kopfes oder ein sehr schwerer Beater. Für die meisten Anwendungen sind derartige Extreme aber nicht geeignet. Lasst den Schaft stattdessen etwa zwei Zentimeter aus dem Aufnahmeblock hinaus ragen, Sticks fasst ihr schließlich auch nicht ganz am hinteren Ende an. Ein weiterer positiver Effekt der leicht „eingerückten“ Fixierung ist, dass der Beater das Fell eher mittig trifft.
Bei vielen Fußmaschinen könnt ihr mithilfe eines Vierkantschlüssel den Winkel des Schlägels unabhängig vom Winkel der Trittplatte einstellen. Hier gilt: je größer der Abstand zwischen Beater und Fell in der Ruheposition ist, desto mehr „Anlauf“ könnt ihr nehmen und damit mehr Power auf das Fell bringen. Gleichzeitig ist aber auch – je nach Spieltechnik – mehr Kontrolle vonnöten, denn der Beater kann mit größerem Radius schwingen. Viele Speed-Freunde mögen den Beater relativ nahe am Fell, weil sie den weiteren Weg für schnelle Schlagfolgen sowieso nicht brauchen. Hier solltet ihr mit den Extremen experimentieren, um so den für euch optimalen Winkel zu finden.
Der Winkel der Trittplatte
Ebenso wie die Beater-Winkel-Verstellung ist auch die Möglichkeit der Trittplattenwinkel-Justierung ein heutzutage gängiges Feature an Fußmaschinen. Ich persönlich widme dem Thema nur dann Aufmerksamkeit, wenn mich ein zu flach oder zu steil stehendes Board stört. Das ist eine – wie ich finde – sehr intuitive Sache, hat aber auch mit eurer Sitzposition und eurer Anatomie zu tun. Steht die Trittplatte relativ steil nach oben, zwingt sie auch euren Fuß in eine entsprechende Ruheposition, was in Verbindung mit einem hohen Spann und einer niedrigen Sitzposition zu einer unangenehmen Haltung und damit Spannungen in Fuß und Rücken führen kann. Zu flach stehende Trittplatten hingegen verursachen bei mir das Gefühl einer erzwungenen Gewichtsverlagerung in das Drumset hinein, außerdem geht mir der „Sweetspot“ beim Treten von Hi-Hat und Bassdrum verloren.
Die Form der Umlenkrolle (englisch: Cam)
Wer schon länger spielt und daran interessiert ist, seine Geschwindigkeit zu erhöhen und die Bewegungen bewusster zu gestalten, wird sich möglicherweise irgendwann auch mit den verschiedenen Übersetzungsarten der diversen Modelle auseinander setzen wollen. Während einige Modelle über Umlenkrollen mit gleichmäßigem Radius um die Achse herum verfügen, wie beispielsweise Sonor’s Jojo Mayer Pedal, verfolgen andere eine Philosophie, bei der die Schlagbewegung aufgrund einer exzentrischen Form der Rolle während des Verlaufs beschleunigt wird. Hier wäre der Klassiker DW 5000 Accelerator) zu nennen. Und wieder andere Modelle bieten beide Varianten und sogar Zwischenstufen in einem einzigen Modell an, wie beispielweise Pearl mit seinen Eliminators oder DW mit seiner 9000er Reihe. Selbst bei den preisgünstigen Millenium PD 122 und 222 Pro Pedalen ist dieses Feature Teil des Konzepts.
Der Beater macht den Sound
Solltet ihr einmal einen anderen Sound benötigen, müsst ihr natürlich nicht gleich eine neue Fußmaschine kaufen. Hier genügt oft ein anderer Beater, der das Spielgefühl und den Sound eurer Trommel spür- und hörbar verändern kann. Ob Filz, Holz oder Kunstoff – wie das klingt, zeigen wir euch im folgenden kurzen Video:
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Mehr InformationenNeues Pedal kaufen? Oder tut es das alte auch?
Zuviel „Gewese“ um seine Fußmaschine sollte man nicht machen. Es lohnt sich aber absolut, wie ihr bis hierher gesehen habt, mal in den Staub zu kriechen und sich – bewaffnet mit den passenden Schlüsseln – ein Bild davon zu machen, was passiert, wenn man die physikalischen Grenzen seines Pedals auslotet. Wer versteht, wie die Metallkonstruktion zu unseren Füßen optimal funktioniert, hat beste Chancen, das vorhandene Pedal an seine Bedürfnisse anzupassen. Sollte es doch eine neue Maschine sein, findet ihr mit dem nötigen theoretischen Background schneller heraus, welches der vielen auf dem Markt befindlichen Pedale am besten passen könnte und werdet im Idealfall auch ein schnellerer, präziserer und damit besserer Trommler.
Worauf muss ich beim Neukauf einer Fußmaschine achten?
Bei der Wahl der Maschine solltet ihr euch von den Formen der Cams nicht verrückt machen, es hilft aber, zu verstehen, was sie bewirken. Eine runde Umlenkrolle steht für eine weitgehend lineare Kraftübertragung, lässt man die Dehnung der Feder mal beiseite. Eine gut konstruierte Maschine dieser Bauart fühlt sich berechenbar sowohl auf dem Hin- als auch dem Rückweg der Maschine an. Generell ist ein entsprechendes Modell für alle Drummer empfehlenswert, deren Fokus auf einem ausgewogenen, traditionellen Spielgefühl liegt. Alle Anbieter haben derartige Produkte im Programm. Als generell „zackiger“ und aggressiver beschreiben viele Drummer das Gefühl von Modellen mit exzentrisch geformten Umlenkrollen. Hier wären die Accelerator Typen von DW zu nennen, die die Beschleunigung schon im Namen tragen oder auch die Pearl Eliminator mit der roten Cam-Variante.
Bei diesen Modellen verändert sich der Abstand des Antriebsmediums (Kette, Band, Metallstange beim Direktantrieb) zur Achse während des Schlagweges. Statt gleichmäßiger Beschleunigung werden so zum Beispiel „Nick-Effekte“ erzeugt und damit das Gefühl, dass der Beater kurz vor dem Aufschlag nochmal etwas an Geschwindigkeit zulegt. Wer das selber im direkten Vergleich nachvollziehen möchte, möge im Musikgeschäft seines Vertrauens mal eine Tama Iron Cobra Rolling Glide (runde Umlenkrolle, lineare Beschleunigung) mit einer ansonsten baugleichen Power Glide (exzentrische Umlenkrolle, nicht-lineare Beschleunigung) vergleichen.
Weitere interessante Inhalte zum Thema findet ihr hier:
Wer von euch noch tiefer in das Thema Fußtechnik einsteigen will, dem lege ich die zweite DVD von JoJo Mayer ans Herz.
Vergleichstest und Kaufberatung Fußmaschinen
Die Geschichte und Entwicklung der Double Bass Drum
Vergleichstest Bassdrum-Beater
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