Akustikbass spielen macht Spaß! Die Unabhängigkeit von Verstärker und Steckdosen lädt ein, häufiger mal “schnell nebenher” zum Instrument zu greifen. Der anders geartete Sound ist außerdem inspirierend, sodass man beim Spielen unweigerlich auf neue Ideen kommt. Nicht zu vergessen ist aber auch der coole Unplugged-Look! Wer bereits einen Akustikbass besitzt, weiß aber auch, dass Instrumente dieser Art durchaus einige Herausforderungen mit sich bringen: Vieles ist hier nicht so, wie man es vom E-Bass her kennt, und vielleicht wurden einige Erwartungen nach dem Erwerb auch schon enttäuscht. Damit dies nicht passiert, wollen wir euch heute sieben wichtige Fakten rund um den Akustikbass auf den Weg geben.
- Akustikbass-Fact 1: Bauweise und Unterschiede zum E-Bass
- Akustikbass-Fact 2: Drei unterschiedliche Akustikbass-Größen
- Akustikbass-Fact 3: Bespielbarkeit vs. Klang bzw. Lautstärke
- Akustikbass-Fact 4: Roundback und Cutaway
- Akustikbass-Fact 5: Tonabnehmer, Preamps, Verstärkung
- Akustikbass-Fact 6: Die Wahl der richtigen Akustikbass-Saiten
- Akustikbass-Fact 7: Zubehör für Akustikbass
Akustikbass-Fact 1: Bauweise und Unterschiede zum E-Bass
Bei den meisten von uns kommt ein Akustikbass irgendwann als Zweit- oder Drittinstrument nach dem E-Bass in die Sammlung. Die Unterschiede der beiden Instrumententypen sind bereits auf den ersten Blick zu erkennen: Ein Akustikbass besitzt einen Resonanzkörper, welcher aus einer Decke, einem Boden und aus den Zargen (Seitenwänden) besteht.
Der Resonanzkörper sorgt für die Verstärkung der schwingenden Saite. Ein Akustikbass ist dadurch deutlich größer und voluminöser ist als ein E-Bass. Diese zwei Bilder verdeutlichen das und zeigen vor allem den tieferen Korpus eines Akustikbasses:
Im Vergleich zum Kontrabass wirkt ein Akustikbass allerdings immer noch wie ein niedliches Spielzeug:
Der Schall kann – rein akustisch gespielt – aus dem Schallloch heraus entweichen und erreicht so die Zuhörer:
Im Schallloch sitzen bei vielen Akustikbässen die Regler für Lautstärke und Ton. Alternativ findet man diese aber auch häufig bei anderen Modellen in der Zarge (also den Seitenwänden der Bodies).
Der zugehörige Tonabnehmer der meisten Akustikbässe sitzt unsichtbar unter einem Steg aus Ebenholz:
Auch der Gurtpin befindet sich im Vergleich zum E-Bass an anderer Stelle. Der hintere beherbergt gleichzeitig auch die Klinkenbuchse für das Verstärkerkabel:
Akustikbass-Fact 2: Drei unterschiedliche Akustikbass-Größen
Ist man auf der Suche nach einem Akustikbass, so stellt man schnell fest, dass man es im Gegensatz zum vergleichsweise standardisierten E-Bass mit ganz anderen Angaben zu Größen sowie Bauweisen zu tun hat. Dies bezieht sich vor allem auf den Korpus. „Jumbo“ oder „Super Jumbo“ entspricht hier der „normalen“ ausgewachsenen Größe mit der vom E-Bass gewohnten Mensur von 34” (86,4 cm).
„Grand Concert“ oder „Concert“ ist eine Nummer kleiner. Diese Instrumente kommen zumeist mit einer Mensur von um die 32” (813 mm), auch Medium Scale genannt. Man findet aber auch andere Werte, wie z. B. 30”.
„Traveler“ ist – wie der Name bereits sagt – ein idealer Reisebass mit noch kleinerem Korpus und einer Shortscale-Mensur, die je nach Instrument deutlich unter 30” liegen kann.
Natürlich gibt es die drei genannten Bauweisen nicht nur in ihrer Reinform, sondern auch noch Zwischengrößen, wie etwa Jumbo-Bässe mit kürzerer Mensur oder ähnliches.
Akustikbass-Fact 3: Bespielbarkeit vs. Klang bzw. Lautstärke
Was bedeutet diese Größenunterschiede in der Praxis und in Hinblick auf die Wahl eines Instruments? Die Herausforderung der Bespielbarkeit lösen Akustikbässe mit einem kleinerem Resonanzkörper. Dies hat aber unweigerlich eine geringere Lautstärke zur Folge.
Zudem opfert man mit der kürzeren Mensur auch stets Transparenz im Sound. Wie das alte Sprichwort sagt: „Irgendeinen Tod muss man sterben!“ Daher ist es bei der Wahl des Instruments wichtig zu wissen, was man später genau damit machen möchte. Spielt man hauptsächlich akustisch, oft auch alleine, jammt mit anderen nicht zu lauten akustischen Instrumenten und legt Wert auf einen voluminös-transparenten Sound, so ist der Jumbo oder Super Jumbo zweifellos die beste Wahl.
Dazu muss man aber sagen, dass selbst diese Bässe schnell an ihre Grenzen stoßen, wenn man z. B. mit kräftig angeschlagenen Westerngitarren spielt.
Hier ein aktuelle paar Beispiele bzw. Kaufempfehlungen zu diesen Akustikbass-Typen:
Soll der Wechsel zwischen E- und Akustikbass leicht fallen und vor allem die Bespielbarkeit angenehm sein, so bieten sich Concert- oder Grand-Concert-Modelle mit kleinerem Korpus und Medium-Scale-Mensur an. Spielt man den Akustikbass zudem häufig verstärkt, so fällt das geringere Volumen des Bodies hier klanglich auf.
Häufig dient ein Akustikbass im Unplugged-Set der Band ja auch eher optischen Zwecken und sorgt für entsprechende visuelle Authentizität. Für derartige Zwecke erleichtern Grand-Concert-Modelle einem sehr das Leben.
Hier wieder ein paar Empfehlungen:
Traveller-Modelle oder Mini-Bässe setzen schließlich voll auf die Punkte „Transportabilität“ und „leichte Bespielbarkeit“. Durch den kleineren Korpus und die kurze Mensur büßen sie aber natürlich ordentlich in Sachen Lautstärke und Ton ein. Das reicht zwar noch für das Spiel alleine, für alle anderen Situationen müssen sie jedoch zwingend verstärkt werden.
Hier klingen Instrumente dieser Bauart allerdings im Handumdrehen wesentlich größer und machen daher schnell viel Boden wett. Wer also ohnehin fast ausschließlich mit Amp spielt und es gerne bequem hat, der sollte Traveller- oder Mini-Bässe unbedingt ruhig in die engere Wahl nehmen.
Hier ein paar Empfehlungen für diese Genres:
Akustikbass-Fact 4: Roundback und Cutaway
Eine besondere Konstruktion ist der sogenannte „Roundback“, welcher vor allem durch die Firma Ovation bekannt gemacht wurde.
Akustikbässe dieser Bauart besitzen keine Zargen. Stattdessen setzt an der Decke ein „runder“ bzw. bauchiger Instrumenten-Korpus an, welcher zumeist aus Kunststoff oder einem Verbundmaterial besteht.
Diese Konstruktion erleichtert die Bespielbarkeit enorm, da man nicht über die Zarge greifen muss, um an die Saiten zu gelangen. Aber natürlich beeinträchtigt der Korpus aus Verbundmaterial schon ein wenig die pure Unplugged-Ästhetik eines Akustikbasses.
Ein Cutaway ist eine Aussparung im Korpus, welche der Greifhand das Spielen in den höheren Lagen ermöglicht. Dadurch ergeben sich natürlich mehr tonale Möglichkeiten, aber auch hier wird abermals die Ästhetik beeinträchtigt, da der Korpus nicht mehr „ganz“ ist. In diesem Fall entscheiden natürlich dein persönlicher Bedarf bzw. Geschmack.
Akustikbass-Fact 5: Tonabnehmer, Preamps, Verstärkung
Wie der Name bereits verrät, besitzen E-Bässe keinen wirklichen akustischen Klang – zumindest keinen, mit dem man sich vor Publikum Gehör verschaffen könnte. Den Sound eines E-Basses kann man also nur verstärkt wirklich hören und bewerten. Beim Akustikbass hat man im Grunde zwei Sounds zur Verfügung: den akustischen und den verstärkten!
Schnell stellt man fest, dass diese beiden grundsätzlich unterschiedlich sind. Der akustische Sound entsteht durch den Resonanzkörper, der verstärkte Sound durch einen piezokeramischen Tonabnehmer. Diese erzeugen bei geringster Verformung (= Schwingung der Decke) ein elektromagnetische Signal. In den folgenden beiden Klangbeispielen sind diese beiden unterschiedlichen Sounds gut zu hören:
Let’s face it: Beide Sounds haben nicht wirklich viel miteinander zu tun! In diesem Punkt ist man daher meist zu einem Kompromiss gezwungen. Die Abnahme akustischer Bässe ist einfach ungleich schwieriger als bei E-Bässen.
Der resultierende Klang ist eher mittenbetont und lässt Low End vermissen. Zudem treten Nebengeräusche wie das Rutschen der Finger auf den Saiten übermäßig hervor, was man mithilfe der Onboard-Preamps und -Equalizer wieder in den Griff bekommen kann. Diese sind jedoch recht fummelig zu bedienen, da sich die entsprechenden Schiebe- oder Drehregler auf sehr engen Raum tummeln.
Das klingt jetzt alles etwas schlimmer als es ist, aber um Enttäuschungen zu verhindern, wollen wir dies nicht unerwähnt lassen. Natürlich gilt die alte Weisheit, dass man bei höherpreisigen Instrumenten auch bessere Tonabnehmer und Preamps erwarten darf. Das hilft zwar ungemein, aber selbst diese können die Physik nicht überwinden. Für mehr Kontrolle und Flexibilität können zusätzliche externe Preamps sorgen, die im Hinblick auf die Probleme bei der Verstärkung akustischer Instrumente entworfen wurden.
Hier ein paar Beispiele:
Akustikbass-Fact 6: Die Wahl der richtigen Akustikbass-Saiten
Die Wahl der Saiten kann ein absoluter Game Changer bei einem Akustikbass sein und auch preiswerte Modelle deutlich aufwerten. Am Markt findet man ein breites Angebot spezieller Saiten für Akustikbass. Diese gleichen in dem meisten Punkten dem Aufbau von E-Basssaiten, besitzen jedoch eine Legierung aus Bronze oder Phosphor-Bronze – zum Beispiel diese Produkte hier:
Phosphor-Bronze ist etwas wärmer im Sound als reine Bronze. Gerade beim Pickup-Sound neigen aber beide zu unschönen Rutschgeräuschen der Greifhand. Besser machen das schon die Thomastik-Akustikbasssaiten. Sie besitzen einen Nylonkern und klingen daher weniger metallisch. Zudem fühlen sie sich aufgrund der geringeren Saitenspannung deutlich weicher an:
Grundsätzlich kann man aber jede Basssaite verwenden, die keine all zu hohe Saitenspannung mit sich bringt. Dies gilt für „normale“ E-Basssaiten wie auch für Flatwounds oder Black Nylons. Mit letzteren beiden kommt man einem dunkleren, volleren Basssound am nächsten. Auch die ungewollten „Rutschgeräusche“ bekommt man auf diese Weise ziemlich gut in den Griff.
Hier zwei Beispiele:
Nehmen wir einmal das Klangbeispiel von vorhin. Hier sind „normale“ Akustikbass-Saiten aufgezogen:
Und hier hört ihr denselben Bass mit denselben Einstellungen, allerdings mit Black-Nylon-Saiten. Der Unterschied ist wirklich sehr deutlich, wenn auch nicht im Sinne von „besser“ oder „schlechter“, sondern einfach anders!
Um unangenehme Überraschungen zu vermeiden, sollte man aber vor dem Saiten-Kauf unbedingt mit dem Fachhändler sprechen. Zum einen gilt es sicherzustellen, dass die Zugkraft der Saiten zum Akustikbass passt.
Zum anderen können einen die Angaben zur Mensur schnell mal in die Irre führen. Selbst wenn man z. B. einen Bass mit Medium Scale besitzt und auf der Verpackung der Saiten „Medium Scale“ zu lesen ist, kann es sein, dass man aufgrund konstruktioneller Merkmale (z. B. Position des Stegs) trotzdem Long-Scale-Saiten benötigt. Hier gibt es leider keinen standardisierten Angaben wie beim E-Bass. Also lieber mal kurz anrufen, bevor 30,- Euro oder mehr verloren sind.
Akustikbass-Fact 7: Zubehör für Akustikbass
Wie sollte es anders sein: Auch das Zubehör spielt beim Akustikbass eine Sonderrolle. Während man für unterschiedliche E-Bässe meist ein- und dasselbe Gigbag verwenden kann, benötigt man für den Akustikbass ein entsprechend größeres. Beim Kauf eines preiswerten Akustikbasses ist dies häufig nicht inkludiert. Gleiches gilt natürlich für einen entsprechenden Koffer.
Hier ein paar Beispiele:
Nicht anders verhält es sich beim Thema „Ständer für Akustikbass“. Herkömmliche E-Bass-Ständer bieten nicht genügend Platz, siehe Bild:
In einem Multi-Ständer sieht es schon besser aus:
Den hat aber sicher auch nicht jeder einfach so rumstehen, daher benötigt man einen speziellen Ständer für Akustikbass oder einen, in dem die Kopfplatte eingehängt wird.
Hier ein paar Beispiele:
Ich wünsche euch viel Spaß beim Spielen eures Akustikbasses – bis zum nächsten Mal!
Thomas Meinlschmidt