8 ikonische Albumcover und ihre verrückten Ursprünge – Teil 2

In einem vergangenen Artikel haben wir bereits die Geschichte hinter berühmten Covern von den Beatles, Pink Floyd und weiteren Bands beleuchtet. Es bleiben aber noch viele andere Cover übrig, die mindestens genau so spannende Entstehungsgeschichten und Bedeutungen haben. Hier zeigen wir acht weitere Albumcover und ihre verrückten Ursprünge.

© Discogs/Kirk Weddle (Nirvana); Shutterstock/PHLD Luca (Bruce Springsteen); Discogs/Pennie Smith (The Clash); Discogs/Pete Saville (Joy Division)
Inhalte
  1. Joy Division – Unknown Pleasures (1979)
  2. Bruce Springsteen – Born in the U.S.A. (1984)
  3. Elivis Presley – Elvis Presley (1956)
  4. The Clash – London Calling (1979)
  5. Ramones – Ramones (1976)
  6. The Who – Who’s Next? (1971)
  7. Nirvana – Nevermind (1991)
  8. Led Zeppelin – Led Zeppelin IV (1971)

Joy Division – Unknown Pleasures (1979)

© Discogs/ Peter Saville

Am 29. November 1967 empfing das Radioteleskop des ‘Mullard Radio Astronomy Obervatorium’ in Cambridge ein außergewöhnliches Radiosignal. Es wurden kurze Impulse gemessen, die in regelmäßigen Abständen von etwa einer Sekunde das Observatorium erreichten und anscheinend aus der Milchstraße stammten. Was zunächst als eine einfache Störung des Messgeräts erschien, erwies sich später als eine der bedeutendsten astronomischen Entdeckungen der Neuzeit. Tatsächlich handelte es sich hierbei nämlich um den ersten dokumentierten Pulsar-Neuronenstern (PSR J1921+2153), welcher durch extrem schnelle Rotationen die Impulse auslöste.

Zwölf Jahre später las Gitarrist Bernard Sumner, Gründungsmitglied von Joy Division, eine Enzyklopädie der Astrologie, welches genau diese Entdeckung behandelte. Er verbrachte oft Zeit in der Manchester Zentralbibliothek, um Inspiration für seine Musik zu sammeln. Als er eine Abbildung von den Messungen der Impuls-Wellen in dem Buch sah, war er sich sicher, dass es ein Albumcover werden sollte.

Der Band war wichtig, dass sich das Bild mysteriös und eindrucksvoll sein sollte, weshalb sie strikt gegen die Idee waren, ein klassisches Foto der Bandmitglieder auf ihre Platten zu drucken. Die Messungen aus dem Buch entsprachen Sumners Vorstellung eines guten Covers, weshalb das exakte Bild aus dem Buch kopiert auf einem schwarzen Hintergrund eingefügt wurde. Dieses minimalistische aber effektive Cover zählt zu den berühmtesten Covern der 70er und errechte sogar im Jahr 2024 den ersten Platz der Rolling Stone ‘Top 100 beste Albumcover’-Liste.

Mit dem Erfolg des Covers folgten entsprechend viele Merchandise-Artikel wie T-Shirts, Hoodies und Taschen, welche mit einem Print des Logos versehen ist. Laut Bassist Peter Hook gibt es von kaum einer Band so viele gefälschte Prints, wie von dem Joy Division Cover. Zu den zahlreichen Bootlegs meinte Hook: „Wir haben 43 Jahre lang nichts dagegen unternommen. Mehr Punk als das geht nicht, oder?

Bruce Springsteen – Born in the U.S.A. (1984)

© Shutterstock/ PHLD Luca

Es gibt wohl kaum ein anderes Cover, welches mehr ‘Amerika’ schreit, als Bruce Springsteens ‘Born in the U.S.A.’. Es zeigt den Rockstar von hinten, gekleidet in blaue Jeans, mit einem Ledergürtel und weißem Shirt, vor einer amerikanischen Flagge. Dazu hängt eine rote Baseballcap zur Hälfte aus seiner Hosentasche. Er verkörpert mit seinem Stil und der Pose den klassischen amerikanischen Bürger der Arbeiterklasse, ein Charakter, welcher sich in den Liedern des Albums perfekt wiederspiegelt.

Für das Bild ist die Fotographin Annie Leibovitz, eine der berühmtesten amerikanischen Fotografinnen, verantwortlich. Tatsächlich gibt eine bewegende Geschichte hinter der roten Baseballkappe auf dem Albumcover. Sie gehörte ursprünglich dem Vater von Bruce Springsteens Freund, Lance Larson. Nach dessen Tod übergab Larson die Kappe an Springsteen, der sie aus Respekt vor seinem Freund und seinem Vater auf dem Cover verewigte.

Interessanterweise wurde das Cover, ähnlich wie auch viele der Lieder, oft missverstanden. Manche sahen es als reine patriotische Hommage, die Springsteens Stolz und Unterstützung des Regimes darstellt. Andere dachten, dass er in dem Bild eigentlich auf die Flagge urinierte und das Bild von seinem Hintern somit eine provokative Kritik sei. Springsteen wies diese Theorie mit folgenden Worten jedoch zurück:

„Nein, nein, das war unbeabsichtigt. Wir haben viele verschiedene Bilder gemacht, und am Ende sah mein Hintern besser aus als mein Gesicht, also kam das auf das Cover. Ich hatte keine geheime Botschaft. Sowas mache ich nicht oft.“

Elivis Presley – Elvis Presley (1956)

© Shutterstock/ PHLD Luca

Mit seinem ‘self-titled’ Debütalbum veränderte Elvis Presley die Musikgeschichte und eröffnete das Zeitalter des Rock n’ Roll. Es war die erste Rock-Platte, die den ersten Platz der Charts erreichte und diesen Platz für ganze zehn Wochen behielt. Elvis vereinte auf dem Album Elemente des Rhythm & Blues, Country, Gospel und Pop zu einem Sound, der eine ganz neue, energiegeladene Musikrichtung schuf und den Rock n’ Roll in den Mainstream beförderte. Auch das ikonische Cover symbolisiert den Beginn einer neuen Musikepoche.

Das schwarz-weiße Bild zeigt Elvis bei einer Live-Perfomance in Tampa, Florida am 31. Juli 1955. Aufgenommen wurde das Bild von William V. “Red” Robertson, obwohl über Jahrzehnte fälschlicherweise Popsie Randolf dafür kreditiert wurde. Ein dynamisches Cover mit so viel ‘Action’ und Bewegung war sehr unüblich für die 1950er, da die meisten Musiker und Musikerinnen ein inszeniertes Portait als Cover nutzen.

Elvis wiederum bricht diese Norm und nutzt ein ungestelltes Bild, in-Action, aus seiner Live-Performance. Mit so viel Energie in einem Bild fängt es den ‘wilden Geist’ des Rock n’ Roll perfekt ein. Der Pastell Pink- und Grüne Schriftzug lässt das schwarz-weiße Bild mehr herausstechen und soll außerdem die jugendliche Energie von Elvis, aber auch von der neuen Ära widerspiegeln. Sowohl das Cover als auch die Musik des ersten Albums können somit zurecht als revolutionär beschrieben werden.

The Clash – London Calling (1979)

© Discogs/ Pennie Smith

Das Cover zu dem dritten Studioalbum von The Clash ist eine offensichtliche Hommage an das Elvis Cover. Mit ‘London Calling’ erschuf die britische Punkrockband ein Album, welches politisch relevant und voller Kraft war. Ähnlich wie auch das Elvis Cover 25 Jahre zuvor, spiegelt sich diese rohe Energie im Cover wider, hier jedoch mit einer zusätzlichen Prise Punk und Aggression. Die Hommage setzt ein klares Statement – So wie Elvis in den 50ern die Geschichte des Rocks veränderte, soll ‘London Calling’ ebenso zu einem revolutionären Meilenstein des Genres werden.

Im Mittelpunkt des Covers steht Bassist Paul Simonon, wie dieser seinen E-Bass auf dem Boden zerschlägt. Das Bild entstand am 21. September 1979, als The Clash ein Konzert im New York Palladium gaben. Die Fotografin, Pennie Smith, schoss das Foto, während sie vor Simonon zurückwich, um sich selbst in Sicherheit zu bringen. Rückblickend äußerte sich Simonon zu dem Bild wie folgt:

“Die Show lief eigentlich ganz gut, aber für mich funktionierte es innerlich einfach nicht richtig, also habe ich es wohl am Bass ausgelassen. Wäre ich schlau gewesen, hätte ich den Ersatzbass genommen und den benutzt, weil der nicht so gut war wie der, den ich kaputt gemacht habe. Wenn ich jetzt darauf zurückblicke, wünschte ich, ich hätte meinen Kopf ein bisschen mehr gehoben.”

Ramones – Ramones (1976)

© Discogs/ Roberta Bayley

Die amerikanische Punkrockband Ramones veröffentlichten ihr erstes Album ‘Ramones’ im Jahr 1976, zwei Jahre nach ihrer Gründung. Das Cover zeigt alle vier Bandmitglieder vor einer Ziegelwand in New York City, aufgenommen von Roberta Bayley vom Punk Magazine. Erst einige Monate später entstand die Überlegung dieses Bild als Cover zu verwenden.

Zuvor hatte die Band ein professionelles Shooting für ein Cover. Das Ergebnis hierbei war ein Close-Up der Bandmitglieder, wobei die Hälfte ihrer Gesichter mit Schatten bedeckt waren, eine kleine Hommage an das Beatles-Album ‘Meet the Beatles’. Allerdings war die Band mit diesem Cover unzufrieden und da ihr Plattenlabel nur 125$ für das Cover bezahlen wollte, blieb der Band kein großes Budget für ein weiteres Cover-Shooting.

Was verleiht diesem improvisierten, einfachen Cover seinen Kultstatus? Als eine der ersten Punkrock Bands trugen die Ramones stark zur Entwicklung des Genres und zur Punk-Ästhetik bei. Das Cover fängt dabei genau diesen Punk-Lifestyle ein. Die schwarzen Lederjacken, die aufgerissenen Jeans und die Graffitis an der Wand – alles zentrale Symbole des Punks. Die rohe und ungeschönte Energie, die auf dem Cover eingefangen wurde, inspirierte Generationen von Fans, Musikern und Musikerinnen.

The Who – Who’s Next? (1971)

© Discogs/ Ethan A. Russell

Im Jahr 1971 beendeten The Who ihr fünftes Studioalbum ‘Whos Next’ und wurde von zahlreichen Kritikern als ihr bestes Projekt bezeichnet. Mit berühmten Songs wie ‘Baba O’Riley’ und ‘Behind Blue Eyes’, sowie einem einzigartigen Sound geprägt von dem neuen Synthesizer, wurde das Album schnell zu einem Klassiker.

Das Cover entstand, als die Band eines Abends nach einem Konzert durch County Durham in England fuhr. Zu diesem Zeitpunkt war das Album praktisch schon fertig und alle Songs aufgenommen, jedoch fehlte noch das Cover. Während Fotograf Ethan Russell und Gitarrist Pete Townshend über mögliche Albencover sprachen, entdeckten sie plötzlich einige Betonblöcke am Straßenrand. Russell erkannte diese Gelegenheit direkt und die Band legte einen Stopp ein, um mit den Blöcken ein paar Fotos aufzunehmen. Die Band erfuhr später, dass es sich bei der Location ursprünglich um eine Müllhalde handelte und die Betonblöcke lediglich den Müll beisammen halten.

Zuerst probierten sie verschiedene Posen aus, unter anderem stellten sie die berühmte Monolith-Szene aus ‘2001: A Space Odyssey’ nach. Die schlichte Umgebung und der kalte Himmel, welcher übrigens erst im Nachhinein eingefügt wurde, unterstreichen ebenfalls das außerirdische ‘Sci-Fi-Feeling’ des Albums. Schließlich begann Pete unerwartet gegen den Block zu urinieren, wobei die restlichen Bandmitglieder seinem Beispiel folgten.

Allerdings fiel es, laut Russell, den meisten Mitgliedern schwierig sich in dieser Situation zu erleichtern, womit Pete anscheinend keine Schwierigkeiten hatte. Stattdessen mussten sie die Urinspuren der anderen Bandmitglieder mit Wasser aus einem Kanister nachgestellt werden. Kurz darauf entschied sich die Band dazu genau dieses spontane Bild als Cover für ihr neues Album zu verwenden, welches heute ein absoluter Klassiker ist.

Nirvana – Nevermind (1991)

© Discogs/ Kirk Weddle

Jeder kennt es, das berühmte Cover mit dem nackten Baby, das einem Dollar hinterher schwimmt. Die Rede ist natürlich von ‘Nevermind’, dem zweiten Studioalbum von Nirvana. Die Idee für das Cover entstand, als die Bandmitglieder, insbesondere Kurt Cobain und Krist Novoselic, eine Fernsehdokumentation über Wassergeburten sahen. Cobain war fasziniert von der Vorstellung eines Babys unter Wasser und wollte dieses Bild unbedingt für das Albumcover verwenden.

Der ursprüngliche Plan war, echtes Filmmaterial von Wassergeburten zu verwenden, jedoch waren die Kosten und rechtlichen Hürden hierfür zu hoch. Stattdessen beauftragte die Plattenfirma den Fotografen Kirk Weddle, um ein Foto von einem Baby im Wasser zu machen. Das Foto wurde im Pasadena Aquatic Center in Kalifornien aufgenommen, und das Baby auf dem Cover ist Spencer Elden, der damals vier Monate alt war. Eldens Eltern wurden für das Fotoshooting 200 US-Dollar bezahlt (heutzutage etwa 420 Euro). Für das Shooting wurde Elden für nur ein paar Sekunden ins Wasser getaucht, während Weddle eine Reihe von Fotos machte.

Der Dollarschein am Angelhaken wurde erst nachträglich in das Bild eingefügt. Der Schein symbolisiert die kapitalistische Konsumgesellschaft und zeigt, wie Menschen bereits von Geburt an nach materiellem Wohlstand streben. In diesem Vergleich verkörpert das Baby außerdem etwas Unschuldiges und Reines, welches durch Reichtum verdorben werden kann.

Bereits vor der Veröffentlichung stellte sich das Cover, insbesondere die Nacktheit des Babys, als eine große Kontroverse heraus. Nirvanas Label ‘Geffen Records’ versuchte wiederholt die Meinung der Band bezüglich des Covers zu ändern, jedoch vergebens. Auch den Vorschlag, die Genitalien des Babys mit einem Sticker zu überdecken lehnte Cobain ab und ironisch, dass man einen Sticker anbringen könne, auf dem steht: „Wenn dich dieser Penis stört, bist du wahrscheinlich ein Pädophiler.“

Diese Kontroverse endete hier aber noch nicht, sondern zog sich noch Jahrzehnte weiter. 2021, 30 Jahre nach der Veröffentlichung von ‘Nevermind’ reichte Spencer Elden aka. das Nirvana-Baby eine Klage ein, dass das Cover Kinderpornographie sei und er nie seine Zustimmung für das Fotoshooting gegeben hatte. Elden behauptete, dass Bild hätte sein Leben negativ beeinflusst und forderte 150.000 Dollar Entschädigung von den Bandmitgliedern, Weddle und Cobains Witwe Courtney Love.

Led Zeppelin – Led Zeppelin IV (1971)

© Shutterstock/ PHLD Luca

Led Zeppelins viertes Studioalbum zählt mit Songs wie ‘Stairway to heaven‘ und ‘Black Dog’ als absoluter Klassiker der Rock-Geschichte. Ursprünglich war das Album unbenannt und dazu ohne Namen der Band oder der Mitglieder versehen. Rein Oberflächlich betrachtet hätte die Platte von jeder beliebigen Band stammen können. Anstatt eines Bandnamens schlug Gitarrist Jimmy Page vor, dass jedes Mitglied ein eigenes Symbol aussuchen sollte, welches auf den Sleeves und der Platte zu sehen sein sollte. Page kreierte sein eigenes Emblem, während sich die restlichen Mitglieder bereits bestehende Symbole als Vorlage nahmen. Mit den vier Symbolen sollte jeder Led-Zeppelin Fan vertraut sein.

© Wikimedia Commons/ freakofnurture Symbole von Jimmy Page, John Paul Jones, John Bonham, Robert Plant (Links bis Rechts)

Das Symbol von Jones stammt aus einem Buch von Rudolf Koch namens ‘The Book of Signs’ in welchem eben dieses Zeichen mit “zum Austreiben böser Geister” gekennzeichnet wurde. Bonhams Emblem lässt sich im exakt gleichen Buch wiederfinden, diesmal mit der Unterschrift “Frühes Zeichen der Dreieinigkeit”. Zuletzt steht das Zeichen von Page wahrscheinlich für die Feder von Ma’at, der ägyptischen Göttin der Gerechtigkeit. Außerdem repräsentiert das Logo eine Tintenfeder, was Plants Fähigkeiten als Schreiber von Songtexten widerspiegelt.

Nun zurück zum eigentlichen Cover, welches ein eingerahmtes Bild von einem Mann mit einem Holzbündel zeigt. Es handelt sich dabei um ein Bild, welches sich Plant in einem Antiquitätenladen in Berkshire kaufte. Das Gemälde wurde oft als Darstellung des Eremiten interpretiert, möglicherweise als Anspielung auf die Tarotkarte des Eremiten. Doch für Jahrzehnte wusste niemand sicher, was das Bild wirlich zu bedeuten hat.

Jedoch entpuppte sich das Gemälde als eine Fotographie, als ein Dozent aus England 2021 das ursprüngliche Bild in einem Fotoalbum fand und somit das Geheimnis der Identität des Mannes lüftete. Es handelt sich dabei wahrscheinlich um einen Dachdecker namens ‘Lot Long’ welcher im 19. Jahrhundert in dem Örtchen Mere lebte. Das Gemälde auf dem Led Zeppelin Cover scheint lediglich eine bemalte Kopie dieses Bildes zu sein.

© Wikimedia Commons/ Ernest Howard Farmer

2008 äußerte sich Page zuletzt zu der vollständigen Bedeutung des Led Zeppelin IV Covers. Die Rückseite der Schallplattenhülle zeigt einige Büsche und Bäume, vor den Gebäuden einer Stadt. Laut Page soll dieser Umbruch den Unterschied zwischen dem ländlichen und der Stadt unterstreichen. Somit soll das Cover als Erinnerung an die Hörer und Hörerinnen dienen, auf den Planeten und die Umwelt zu achten.

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