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Ableton Live 8 Test

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Was ist den nun neu an Live?
Wie bereits angesprochen, finden sich keine offensichtlichen Neuerungen, was als Plus zu werten ist, den nichts ist schlimmer als bei jedem Versionssprung neuen Menüs und Tastaturbefehlen Folge leisten zu müssen. Allerdings fehlte Live seit jeher zeitschonende Makro-Editierungsmöglichkeiten sowie Tools und Funktionen wie sie bei den „Großen“ schon lange Gang und Gebe sind. Zugegebenermaßen legt Ableton aber auch großen Wert darauf, „neue“ Funktion so clever in das alte Gewand zu packen, dass Feature-Geeks wie ich, als auch konservativere Notenschieber gleichermaßen glücklich gemacht werden.

Bestes Beispiel ist hier die seit langem von vielen Seiten gewünschte Gruppierungsfunktion von Tracks. Mit dessen Hilfe können einzelne Spuren in einer neuen Spur (Mix-Bus), ähnlich wie beim  Drumrack, zusammengefasst werden und bei Bedarf ein- und ausgeklappt werden.  Das erhöht nicht nur die Übersichtlichkeit, sondern minimiert bei umfangreichen Projekten auch die Belastung des  Scroll-Fingers.  Ableton wären nicht Ableton, wenn sie sich nicht noch etwas Praktisches hätten einfallen lassen – so bekommt auch jeder Group-Track seine eigenen Clips, die bei Bedarf als Szenen-Start/-Stop für die gruppierten Kanäle fungieren.

Ähnlich hilfreich und schon lange gefordert ist das Multi-Editing, bei dem sich Änderungen an einem Track – bei gleichzeitig markierten, anderen Tracks – auch auf die gruppierten Tracks auswirken. Ändert man zum Beispiel die Lautstärke an einem Track, folgen auch die anderen markierten Tracks. Im Übrigen können nun auch beliebige Tracks und nicht nur benachbarte Tracks markiert werden. Praktisch, aber auch längst überfällig.

Überfällig, wie die Fähigkeit, endlich automatische Fades und Crossfades zu erstellen. Benachbarte Clips lassen sich somit via Kreuzblende dezent ineinander faden, ohne dafür eine weitere Spur missbrauchen zu müssen. Per Options-Menü kann sogar festgelegt werden, dass Clips automatisch In- & Out-Fades bekommen, welche bei Bedarf angepasst werden können. Optisch schön gelöst: Die Fades sind auch anhand der Wellenform im Arranger nachvollziehbar. Das Auge hört ja bekanntlich mit!
Apropos Auge: Da das gesamte GUI von Live Vektor-basiert ist, kann nun die Ansicht mittels Zoomfaktor angepasst werden. Somit können selbst auf kleinen Monitoren viele Spuren auf einmal dargestellt werden, was auf Dauer aber anstrengend werden könnte. Entspannung im Live-Gefecht liefert da eher die Vergrößerung – somit kann aus Distanz alles im Blick behalten werden. Ich hätte mir noch gewünscht, dass man sich zwei, drei Settings per Tastaturbefehl speichern könnte, um später während des Arbeitens umschalten zu können. Hilfreich, wenn ich den Aufnahmeknopf plötzlich          aus 4m Bildschirm-Entfernung per Maus anvisieren muss…

Der Übersichtlichkeit kommt der verbesserte MIDI-Editor zu Gute: Copy, Paste und Cut  funktioniert dank konkreter Einfügemarke bedeutend sicherer und damit schneller, als es bei dem Vorgänger der Fall war. Lässig finde ich die Möglichkeit einer Step-Eingabe: MIDI-Note(n) am Keyboard gehalten, rechte Cursor-Taste betätigt, und schon schreibt man bei aktiviertem Aufnahmemodus in den Editor.

Clever ist auch die automatische Zuordnung von Namen und Einheiten bei Belegung der Makro-Regler: Frequenzwerte bekommen so „Hz“, Level-Werte „dB“ spendiert. So ganz 100%ig funktioniert das noch nicht, wird mit Update 8.0.x aber bestimmt gelöst sein. Optimiert wurde auch der Support von Plug-Ins von Drittanbietern, so werden angeklickte Parameter im Plug-In in Lives Geräte-Menü im Arranger direkt ausgewählt.
Weiterhin können alle Parameter der Plug-Ins von Drittanbietern  (auch die mit vielen Regelmöglichkeiten) in Lives eigener Plug-In-Ansicht verwaltet und beliebig neu angeordnet werden. Und das geht verdammt schnell:

Bevor wir uns zu den wirklichen Neuerungen vortasten, kommen wir zur letzten Modernisierungsmaßnahme: Das Vorhören im Browser. Endlich werden beim Anklicken einer Datei die Wellenform bzw. die MIDI-Daten sichtbar und sollen per Scrub-Funktion schnell durchhörbar sein. Wie das geht?  Mmh. – Bei mir „scrubt“ jedenfalls nichts… Dafür fällt mir die schnellere Reaktionszeit der Vorhörfunktion beim Durchblättern der Samples auf.

Komplett überarbeitet wurde die Warp-Engine und darauf aufbauend, die Groove-Engine. War es bei den Vorgängern noch recht ungewöhnlich, das Takt-Lineal an der Wellenform zu verbiegen, tritt man nun dem Herrn Musiker entgegen: Das Lineal bleibt gerade und nach Herzenslust lassen sich an ihm Snares, Kicks, Hi-Hats, etc. dehnen, stauchen und verschieben. Dem Vorgang kommt die neue Transienten-Erkennung zugute, so finden sich die Warp-Marker nun an den steilen „Einschwingern“ unseres Audio-Materials. Erstmals lassen sich so auch Audio-Clips quantisieren, vorher war das nur mit MIDI möglich. Den Warp-Algorithmen wurde ein neuer Modus namens „Complex Pro Mode“ spendiert, der sich allerdings sehr ressourcenhungrig zeigt. Vorhandene Algorithmen wurden optimiert, was sich vor allem bei extremeren Verbiegungen bemerkbar macht.

Audio Samples
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Loop Angry Guy Original 120 BPM Loop Angry Guy 80 BPM Complex Pro Loop Angry Guy 90 BPM Complex Pro Loop Angry Guy 100 BPM Complex Pro Loop Angry Guy 140 BPM Complex Pro Loop Angry Guy 160 BPM Complex Pro Loop Angry Guy 180 BPM Complex Pro
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Black Loop Original 92 BPM Black Loop 75 BPM Complex Pro Black Loop 115 BPM Complex Pro
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Drum Loop Original 120 BPM Drum Loop 80 BPM Complex Pro Drum Loop 100 BPM Complex Pro Drum Loop 110 BPM Complex Pro Drum Loop 130 BPM Complex Pro Drum Loop 145 BPM Complex Pro

Wir bleiben im Takt! Von der neuen Warp-Engine direkt zur neuen Groove-Engine: Musste man sich bei älteren Versionen noch mit drei Swing-Auflösungen pro Clip und einem globalen Swing-Parameter zufrieden geben, bekommt man jetzt gleich eine ganze Library mit Templates an die Hand, die einen nach allen Regeln der Kunst zum Treiben bringt. Die Groove-Engine erreicht man mittels neuem Icon unter dem Browser, woraufhin sich eine ganze Menge an Grooves offenbart. Die Namen der Patterns verraten, wer hier Pate stand: Von den Klassikern wie SP1200 über die Neoklassiker á la MPC bis hin zum postmodernen Logic bzw. Notator und einigen Eigenkreationen mehr. Selbst beim bloßen „Browsen“ verschiedener Grooves für eine 4/4-Variation, kann man noch einiges in Sachen „Shuffle“ lernen – teilweise ändert sich der Groove drastisch!   Für langweilige Techno-Stampfer gibt es also keine Ausreden mehr. Eine echte Inspirationsquelle!

Natürlich können bei Bedarf gefundene Grooves angepasst und fein geschliffen werden. Grundsätzlich wird beim „Grooven“ eines Audio-Clips die Lautstärke (Gain-Automation) variiert und die Warp-Marker verschoben, respektive bei MIDI-Clips die Velocity variiert und Noten-Events verschoben.

Weil der Groove im Grunde nur ein Pattern mit Timing- und Lautstärke-Informationen ist und die Clips in Echtzeit modifiziert werden, wird das Originalmaterial nicht verändert und kann somit jederzeit wieder in den Ursprungszustand versetzt           werden. Dadurch sind Grooves untereinander austauschbar.

Als besonderes Leckerli haben sich die Abletons einfallen lassen, dass selbst von bestehenden Clips der Groove extrahiert und auf andere Clips übertragen bzw. in der Library gespeichert werden kann. Mit MIDI-Clips klappt das erwartungsgemäß ganz gut, was bei den Audio-Files herauskommt, würde ich eher als „Trigger-Extrakt“ bezeichnen. Trotzdem ist das als Vorlage bzw. Ausgangspunkt zum Schmücken vorhandener Loops ganz praktisch und daher „echt groovy“.

Neu ist auch die Sharing-Funktion, bei der Live-Sets über den Ableton-Server an andere User verschickt werden können. Clevererweise werden nur nicht-vorhandene Daten verschickt – benutzt man also Live-Library-Sounds, geht es besonders fix. Sollte es doch mal länger dauern, so muss man nicht Däumchen drehen, sondern kann getrost weiter arbeiten, denn der Upload findet im Hintergrund statt. Spuren mit 3rd Party Plug-Ins und nicht vorhandenen Instrumenten können kurzerhand eingefroren werden, Gruppen und Return-Spuren leider nicht. Momentan befindet sich der (noch) kostenlose Service aber auch in der Beta-Phase. Man darf also gespannt sein, was der junge, innovativen Service in der Zukunft für Verbesserungen mit sich bringt.

Die Live-Library wurde nochmals erweitert und aktualisiert und lässt sich auch weiterhin mit weiteren kostenpflichtigen Sample-Librarys erweitern. Dazu gehören unter anderem die Essential Instrument Collection 2 („EIC2“), Latin Percussion, Orchestral Instrument Collection („OIC“  sowie deren Einzel-Librarys) und die Session Drums, welche der ein oder andere schon aus der Version 7 kennt. Die EIC2 gibt es für €150 Aufpreis (Suite) bzw. €100 (Live) in den „Boxed“-Versionen. Umfangreich ist sie allemal und bietet für jeden Grundsound mehrere Variationen. Dank der Einbettung in Instrumenten-Racks bietet sie die wichtigsten acht Parameter als Makro-Regler, so dass einfachen Anpassungen nichts im Wege steht. Klanglich konnte die EIC mich jedoch nie besonders beeindrucken, so dass ich eher auf andere Emulationen und virtuelle Sampler zurückgreife.

Auch für die Session Drums (Suite) kann ich mich nicht so begeistern wie z.B. für „Addictive Drums“ oder „BFD“. Für diese braucht man jedoch deutlich mehr Kleingeld – überschreiten sie doch mit ihren Einzelpreisen den Aufpreis von Session Drums bei weitem. Sollte man die Möglichkeit haben, die Libraries bei anderen Usern antesten zu können, sollte man das auf jeden Fall tun und prüfen, ob sie die passenden Alternativen darstellen – im Zweifelsfall kann ja auch später nachgekauft werden. Die Latin Percussions (Suite) hingegen kann ich uneingeschränkt empfehlen,  denn etwas „Bongo“ sollte man immer im Haus haben. Einen detaillierten Test zu den optionalen Libraries und Instrumenten findet ihr demnächst hier auf bonedo in unserem großen „Live Suite und Instrumenten“-Test.  

Klar, einer neuen Version müssen auch neue Effekte spendiert werden. Die sind bei Live zwar klein, aber fein und können dank Racks auch zu den komplexesten Multi-Effekten kombiniert werden. Man sollte sich ruhig einmal die Zeit nehmen und erforschen, was die Effekt-Racks so zu bieten haben. Von Standards wie mehrere Voice Channel-Strips, über Warmmacher á la „Tape Boost“, bis zu abgefahrenen Features wie dem „Magma Generator“.  Da die Beleuchtung der Verschaltungen aller einzelnen Effekte zu weit führen würde, möchte ich mich an dieser Stelle nur auf die         Neuerungen im „Stand-Alone“-Modus beschränken.
 
Die neuen Plug-Ins

Multiband Dynamics
Die Dynamik-Sektion von Live war schon immer gut und wurde auch mit wachsender Versionsnummer ausgebaut. Logische Konsequenz für Live 8: Ein Multiband-Kompressor muss her. Ableton-typisch wurde nicht versucht, irgendetwas zu emulieren oder zu kopieren: Nein, hier wurde Eigenes geschaffen. Drei unabhängige Frequenzbereiche lassen dezente bis drastische Dynamik-Veränderungen zu – und das in beide Richtungen! Denn es handelt sich bei dem MBD nicht nur um einen Upward-/Downward-Kompressor, sondern auch um einen Expander – sehr hilfreich, um z.B. totkomprimiertem Material wieder ein wenig Leben einzuhauchen. Dem ein oder anderen werden drei Bänder eventuell zu wenig erscheinen, es soll aber gesagt sein, dass sich bei Bedarf ja immer noch mehrere Instanzen in Reihe verschalten lassen (das Mitten-Band sollte dabei im vorgeschalteten MBD „flat“ sein und erst im nachfolgenden MBD aufgesplittet werden). Mich persönlich stören ja „Vintage“-Visualisierungen ungemein, deshalb fand ich die Mischung aus Visualisierung und Controller in der Mitte des MBD sehr gelungen: Thresholds können sehr schön an den „springenden“ Pegeln“ ausgerichtet werden. So muss dass sein! Wie der MBD klingt? Transparent, unauffällig – wenn man möchte – und selbst bei hohen Ratios druckvoll und kräftig.

Aber hört selbst:

Audio Samples
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Song Original Song Bass reduziert
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Uncompressed Audio Snare Dry Snare & Hihats Dry All Dry
Multiband Dynamics: Sieht nicht nur gut aus, sondern klingt auch gut!
Multiband Dynamics: Sieht nicht nur gut aus, sondern klingt auch gut!

Limiter
Was wäre der moderne Signalfluss ohne Limiter? Nicht so laut! Eben, drum packt auch Ableton einen in den Live-Werkzeugkasten. Loudness-War hin oder her, dezent eingestellt verrichtet er seinen Dienst transparent und zurückhaltend. Wer allerdings auch noch das letzte Bisschen aus dem Mix pressen will, kommt an Spezialisten wie dem Voxengo Elephant oder PSP Xenon nicht vorbei. Fairerweise muss man aber sagen, dass die wiederum auf Grund der Parametervielfalt schwerer zu bedienen sind und einiges an Geduld erfordern, bis die passende Einstellung für ein paar Prozent mehr RMS gefunden sind. Dessen ungeachtet vermisse ich die Möglichkeit, den Ausgangspegel unter unterschiedlichen Gewichtungen, sprich Scalings (z.B.: K-System: K12, K14, K20) zu betrachten. Da müssen wir uns wohl bis Live 9 gedulden, vielleicht gibt es dann gleich das Dynamic Range Meter der Pleasurize Music Foundation…

Overdrive
Den Gitarristen wird es freuen, aber auch den Industriellen: Live präsentiert einen Vintage-mäßigen Verzerrer. Eher zum „Andicken“ und „Beschmutzen“ gedacht, kann man mit ihm aber auch alles „platt planieren“. So Tretminen-mäßig ist das ganze dann doch nicht, und es wurde ihm noch ein vorgeschaltetes Filter, ein Dry/Wet-Regler sowie ein Dynamic-Parameter spendiert. Mit Letzterem lässt sich der Einfluss der Zerre auf die Dynamik regeln. Doch hört selbst:

Looper
Den Gitarristen hatten die Abletons wohl auch bei diesem Gerät im Hinterkopf. Im Prinzip handelt es sich um einen Sampler mit Aufnahmefunktion, der für Live-Improvisation optimiert wurde (Tape Looper). Vorzugsweise nimmt man sich selbst über ein paar Takte auf und loopt das Ergebnis. Anschließend kann man das Ganze wiederholen und die so entstandene neue „Schleife“ mit den anderen überlagern. Diese so genannten Overdubs können in beliebiger Anzahl erstellt werden, natürlich aber auch  mit Undo/Redo wieder rückgängig bzw. wiederhergestellt werden. Sinnvollerweise wurde ein Konzept erarbeitet, welches Aufnahme, Aufnahme-Stop und Playback mit einer Taste ermöglicht. Der Einsatz eines MIDI-Pedals ist daher sehr zu empfehlen. Kleine Kostprobe gefällig? youtube-video(Dies ist zwar ein älteres Video, verdeutlicht aber sehr gut, was mit so einem Gerät möglich ist.)

Jetzt steht dem Jammen mit sich selbst nix mehr im Wege...
Jetzt steht dem Jammen mit sich selbst nix mehr im Wege…

Frequency Shifter
Der Frequency Shifter:  Nie vermisst, aber jetzt, wo er da ist, glaube ich, dass wir gute Freunde werden können! Wie der Name schon verrät, können Frequenzbänder des eingehenden Nutzsignals verschoben werden, und zwar nach oben und unten. Das kann im Ergebnis vom leichten Tremolo über Phasenverschiebungen bis hin zu extrem schrägen Verbiegungen  reichen. Neben Shift (Verschiebung) bietet der FS auch einen Ringmodulator, der wiederum über einen zuschaltbaren Verzerrer verfügt.

Vocoder
Jaja, der Vocoder, immer noch nicht totzukriegen… Toll, dass Live jetzt mit einem vernünftigen Vocoder auftrumpft! Er bietet alles, was man von einem  „frequenzselektiven Amplitudenmodulator“ erwartet und sogar einiges mehr. Als Carrier stehen eine in XY-Matrix modifizierbare Rauschquelle zur Verfügung sowie Modulator (Input = Carrier), External (externe Quellen aus Lives „Audio From“ Dropdown-Menü) und Pitch-Tracking. Letzteres benutzt den Frequenzraum eines Mono-Oszillators (Sägezahn, drei verschiede Pulswellen), dessen Grundfrequenz manuell eingegrenzt werden kann, letztendlich aber automatisch dem Input folgt. Der Oszillator versucht also die Tonhöhe der Inputs zu halten. Wie bei den Multiband-Dynamics, wurde auch bei diesen Interface Wert auf eine schöne Mischung aus Steuerung und Visualisierung gelegt. So lassen sich die Spektralbänder (4-40) einfach in ihrer Amplitude regeln und dem Modulator anpassen. Der Parameter „Bandwith“ steuert die Breite der einzelnen Bänder, was bei kleinen Werten zu strikt getrennten Bändern führt, bei größeren Werten Bandüberlappungen mit sich bringt. Überraschend, was für einen starken Einfluss dies auf das Ergebnis haben kann! Mittels Precise/Retro-Button kann die Gewichtung der Bänder beeinflusst werden: Im Precise-Mode sind Lautstärke und Bandbreiten gleich verteilt, im „Retro-Mode“ werden die Bänder mit zunehmender Frequenz enger und lauter. Ein Format-Regler lässt den Vocoder „männlich“ oder „weiblich“ klingen.

CORPUS
Corpus ist ein weiteres Produkt, das aus der Zusammenarbeit von Ableton mit PlugIn-Partner Applied Acoustics Systems hervorging, besser gesagt aus Collision. Denn es handelt sich bei Corpus um den Resonanzteil des kostenpflichtigen Percussion-Synthesizers von Ableton.  

Es werden Klangkörper simuliert und zu bearbeitende Audio-Signale in ihnen zum Resonieren gebracht. Logisch, zur Auswahl stehen dieselben Modelle, die es auch in Collision gibt: Beam (Klangstäbe), Membrane (Fell), String, Marimba, Plate,  Tube und Pipe. Mit dem Material-Parameter kann man Materialeigenschaften und -verhalten  festlegen und sich so der akustischen Eigenschaften von Holz, Gummi, Glas und Metall bedienen. Mit dem „Size“-Parameter kann die Größe des Resonators verändert werden, so dass es von Holzknüppel über Gummiseil bis Stahlcontainer klingen kann.  Mit dieser Vielzahl an Parametern können sehr natürliche Einstellungen gefunden werden, müssen aber nicht! Prinzipbedingt eignen sich impulshafte Trigger-Sounds bzw. ein Saitensound deutlich besser, um den Resonatoren zum harmonischen Schwingen zu bemühen. Klar, dass man sich dann schnell einen Synth zu erzeugen wünscht. Und „Oh, Marketing-Zufall-Welcher“  – den gibt es im kostenpflichtigen Collision. Das nennt man dann wohl saubere Produktabgrenzung.

Das waren alle Neuerungen, noch mehr Neues gibt es nur mit der Suite oder bei Zukauf von  weiteren Ableton-Instrumenten und/oder -Libraries . Und da gibt es mittlerweile eine beachtliche Auswahl und auch die ein oder andere Neuerung: Der neue Operator, Collision, Latin Percussion, die EIC2 und die Orchestral Instrument Collection. Okay, die EIC2 gibt es auch in der Boxed Live Version, doch lest dazu  mehr im kommenden zweiten Test…

Für die nicht ganz so ferne Zukunft ist auch eine „MAX for Live“-Erweiterung angekündigt, welche mit Cycling ´74 entwickelt wurde: Es handelt sich dabei um eine MAX/MSP-Erweiterung für Live. Es sollen damit Patches in Live geladen und auch modifiziert werden können. Grob gesagt, kann man dann nach Belieben mit Live – ein wenig mehr Wissen vorausgesetzt – eigene Effekte, Instrumente und MIDI-Modifikationen bauen – und das auf Blockschaltbild-Ebene! Aber genug der Spekulationen, wir werden euch detailliert informieren, wenn es konkreter wird.

Heiß erwartet wurde auch der, in Zusammenarbeit mit AKAI entstandene, „Live Controler“ APC40. Über dessen Qualität und Funktionsweise kann ich momentan leider auch nur spekulieren, doch wir wären nicht bonedo.de, wenn die APC40 nicht schon bald als nächster Testkandidat in den Löchern stehen würde.

Bei soviel Neuerungen und Lobhudelei könnte man fast die Bugfixes übersehen. Ableton erfreute  die Nutzerschaft bereits in Live 7 mit der Möglichkeit, Videos einzubinden. Solange man das Video einfach nur eingebunden hatte und nicht allzu sehr mit dem Positionszeiger hin und her sprang,  funktioniert das auch prima. Sobald man aber anfing, das Video-File zu zerschneiden, hagelte es Abstürze. Es ist klar, dass auch zukünftig niemand versuchen wird, einen Spielfilm in Live zu schneiden, aber hin und wieder möchte man ein Video an das Taktlineal annähern – und das geht nun ohne Abstürze!

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