Abletons FM-Synthesizer “Operator” bietet schier unendliche Möglichkeiten eigene Sounds zu entwickeln. Das innovative Konzept mit der Kombination von Frequenz-Modulations-, Additiver- und Subtraktiver-Synthese, lässt mit ein wenig Einarbeitung verschiedenste und komplexe Töne entstehen, die Vorteile beider Welten vereint der Synthesizer geschickt. Gleichzeitig lassen sich durch die gelungene Implementierung in Ableton auch wertvolle CPU-Ressourcen sparen. Das Instrument ist als Bundle ab der Suite-Version von Ableton Live dabei, einzeln kostet der Operator 79 EUR im Online-Store; Geld, dass er definitiv mehr als wert ist. Wir zeigen vier kreative Anstöße:
1. Rhythmische Hüllkurvenloops
Eine Möglichkeit, mit Operator abwechslungsreiche rhythmische Texturen zu erstellen, ist der Einsatz des LFOs, um beispielsweise Pitch oder Amplitude eines Oszillators modulieren zu können. Der virtuelle Synthesizer bietet jedoch eine weitere spannende und sogar noch vielfältigere Möglichkeit: Hüllkurvenloops. Die vier vorhandenen Oszillatoren sind jeweils mit einer eigenen ADSR-Hüllkurve ausgestattet, die sich praktischerweise unabhängig voneinander loopen lassen. Zur Auswahl stehen dabei mehrere Variationen: Loop, Beat, Sync und Trigger.
Loop lässt die genaue Zeit der Wiederholung einstellen, Beat und Sync sorgen für eine Wiederholung im Takt, wobei Sync genau nach dem Metronom, Beat auch zwischen den Taktschlägen, also Off-Beat laufen kann. Trigger gibt schließlich die Möglichkeit, die Note nicht halten zu müssen, um die Hüllkurve ganz auszuspielen. Für jede Hüllkurve kann ein eigenes Tempo gewählt werden, damit wird der „Operator“ zu einem polyrhythmischen Instrument.
Für dich ausgesucht
Ein einfacher Sound aus zwei FM- und zwei XX- Oszillatoren klingt bei gehaltenem Chord beispielsweise so:
Mit den rhythmischen Hüllkurvenloops kommt Leben ins Spiel, ebenfalls bei gehaltenem, gleichen Akkord:
Doch nicht nur Texturen lassen sich mit den geloopten Hüllkurven des Operators spannender gestalten, auch in Bassläufen wirken sie belebend. Hier ein typischer House Bass im gehaltenen C2:
Und hier die gleiche Note mit vier verschieden geloopten Hüllkurven auf den Oszillatoren:
2. Individuelle Wellenformen nutzen
Wer bereits mit dem Operator gearbeitet hat, dem wird eventuell schon die Möglichkeit aufgefallen sein, neben den vorgegebenen Oszillator-Wellenformen wie Sägezahn, Sinus oder Square auch eine eigene Wellenform zeichnen zu können. Dazu lässt man sich die Oszillator-Parameter anzeigen und kann nun je nach Wunsch seine eigene Welle formen.
Mit einem Rechtsklick auf die Anzeige öffnet sich ein Fenster mit verschiedenen Auswahlmöglichkeiten. So kann man alle Teiltöne gleichzeitig, oder auch nur gerade oder ungerade Harmonische zeichnen. Dies ist übrigens auch bei bereits bestehenden Wellenformen möglich, wer also seinem Sägezahn weitere Obertöne hinzufügen möchte, braucht diese nur editieren.
Die so entstandenen individuellen Formen können nun als Ausgangsmaterial für interessante Sounds in Operator vielfach moduliert werden. Ein tolles Feature ist auch der Export der Schwingungsform über Operator. Diese könnt ihr anschließend z.B. als Basis in Abletons Simpler oder Sampler zu nutzen und mit den dort vorhandenen Synthesebausteinen weiter bearbeiten. Dazu klickt ihr einfach mit der rechten Maustaste auf die Anzeige und wählt AMS-Export.
3. Der fünfte Oszillator
Wer den bekanntesten Urvater der FM-Synthese kennt, dem mögen die vier Oszillatoren des Operator im Vergleich zu den sechs möglichen Operatoren des 1983 erschienenen Synthesizers Yamaha DX7 vielleicht wie Schonkost vorkommen.
Aber es ist über einen kleinen Umweg möglich, sich über den LFO eine fünfte Klangquelle in Operator zu erschließen. Typischerweise wird ein LFO, wie die Bezeichnung Low Frequency Oscillator bereits andeutet, dazu genutzt, mittels tieffrequenten, nicht hörbaren Tönen einen anderen Oszillator zu modulieren. Abletons Operator gibt seinem LFO jedoch auch zusätzlich die Möglichkeit, im hörbaren Bereich zu schwingen.
4. Automatisierung des Algorithmus
Der Algorithmus eines FM-Synthesizers ist maßgeblich für den Charakter eines Sounds verantwortlich. Operator bietet insgesamt 11 dieser unterschiedlichen Konstellationen der Oszillatoren, welche im Resultat oftmals sehr unterschiedlich klingen. Eine spannende Möglichkeit mit wenig Aufwand einen kreierten Sound abrupt und massiv zu verändern, stellt somit die Umstellung des aktiven Algorithmus dar.
Dazu kann man sich im Global-Bereich der Operator-Shell mit einem Rechtsklick auf „Zeige Automation“ die Automationskurve des Algorithmus anzeigen lassen und diese nach Wunsch hin- und herspringen lassen. Diese Funktion ist unter anderem sinnvoll, um dem Sound beim Drop einen anderen Akzent zu geben und beispielsweise schlagartig mehr Obertöne hinzuzufügen.
Wichtig ist hierbei, dass die Verhältnisse (Tonhöhen) zwischen den Oszillatoren stimmig sind und zueinander passen, Ansonsten kann es bei bestimmten Algorithmen dissonant klingen. Quinte, Septime und ganze Oktaven machen an dieser Stelle am meisten Sinn.
Für alle, die tiefer ins Thema “Sounddesign und Musikproduktion” einsteigen wollen, haben wir noch eine Buchempfehlung:
–> Elektronische Musik produzieren (Amazon Link)