Mit Ableton Push 2 bringt der Berliner Hersteller einen runderneuerten Nachfolger des erfolgreichen Push Controllers für ihre Software-DAW Live auf den Markt. Viele werden sich fragen: Was kann man hier noch besser machen? Lohnt sich das Upgrade auf Push 2? Welche Neuheiten Ableton Push 2 bringt und wie gut er unseren Praxistest übersteht, zeigt euch der folgende Bericht.
Push wurde nach ausführlichen Gesprächen mit Usern und bekannten Künstlern von Grund auf verbessert. Ein neues Multicolor-Display mit der Möglichkeit grafische Details aus der Software wiederzugeben, bessere Farbdarstellungen aller Buttons und Pads sowie eine Justierung der Noten- und Drum-Tasten, sind nur einige Punkte, die auf den ersten Blick für den neuen Controller sprechen.
Details
Konzept
Ableton übernimmt für die zweite Generation neben dem Konzept und Design sogar die Produktion und überlässt diese nicht wie beim Vorgänger der Firma Akai Professional. Wie auch Push 1 ist der mit den Maßen 378 x 304 x 42 mm (B x T x H) leicht vergrößerte Push 2 ein spezieller Controller für genau eine DAW, und zwar für die hauseigene Software Live ab Version 9.5. Das ermöglicht eine enge Integration von Hard- und Software, die auch dem Vorgänger zum Erfolg verhalf.
Ableton Push 2 versucht den Künstlern als Instrument dort intuitiver und inspirierender zu helfen, wo die Kreativität sonst durch Herumgeklicke mit der Maus oder einem Trackpad eingedämmt würde. Durch das neue, 232 x 40 mm große Farbdisplay und die gut gelöste farbige Kodierung der einzelnen Bereiche soll man nunmehr in vielen Fällen auch auf den Computer-Bildschirm verzichten können, so dass man tatsächlich fokussiert mit einem All-In-One Controller mit Live als DAW im Hintergrund Songs schreiben oder performen kann.
Lieferumfang
Mitgeliefert wird zur 699 Euro teuren Hardware die Software Ableton Live Intro. Die größeren Pakete Standard Bundle (978 Euro) und Live Suite (1198 Euro) enthalten zusätzliche Funktionen und mehr mitgelieferte Software-Instrumente und Sounds. Die Preise sind recht üppig, aber dafür bekommt man auch einiges geboten. Ableton Live ist bei den marktführenden DAWs der Musikszene angekommen und allemal seinen Preis wert, hinzu kommen bei den Topversionen eine riesige Sample-Bibliothek und jede Menge aktuelle Presets für die mitgelieferten Software-Instrumente und Effekte.
Falls ihr Live 9 euer eigen nennt, ist das Update auf die Version 9.5 kostenlos. Besitzer eines Push Controllers der ersten Generation kommen nicht zu kurz, denn für Push 1 wird ein Firmware-Update angeboten, das die Funktionen erheblich erweitert und Fehlerverbesserungen enthält. Darüber hinaus bietet Ableton einen Trade-In-Deal an. Wer seinen Push 1 zurückschickt, bekommt 30 Prozent Rabatt auf den Kauf eines Push 2 Controllers. Die alten Geräte werden generalüberholt einer Jugendmusikinitiative kostenfrei und mit der Software Live zur Verfügung gestellt. Meine Hochachtung, Ableton!
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Äußeres
Ausgepackt wirkt Push 2 ein wenig dünner und leichter als sein Vorgänger. Die Oberfläche aus Aluminium wirkt robuster und professioneller und ist sicherlich nicht so staubanfällig wie der gummierte Push 1. Die Verarbeitung ist sehr solide mit einer eloxierten Aluminium-Frontplatte und einem Kunststoff-Case. An der Unterseite sitzen vier große Gummi-Platten, die für einen festen und griffigen Stand sorgen. Die Haptik ist wie beim Vorgänger äußerst gelungen. Alle Bereiche sind gut erreichbar und liegen nicht zu eng zusammen. Die angenehm gängigen Endlos-Drehregler sind gummiert und liegen gut in der Hand. Als Optionstaster hat Ableton neue Bauteile eingesetzt und nutzt nicht mehr die altbewährten Pads. Das bringt leider nicht nur Vorteile. Die neuen Tasten müssen gedrückt werden, bis ein Klickgeräusch ertönt, erst dann wird die Funktion ausgeführt. Für Tap Tempo ist das für mich ein Nachteil. Bei Push 1 konnte ich noch im Takt auf den Button schlagen, jetzt muss ich das Tempo „klicken“, was leider nie so genau und direkt übertragen wird. Hier ist Übung angesagt.
Anschlüsse
Auf der Rückseite befinden sich der Netzschalter und die Anschlüsse an die Außenwelt. Hier wird das externe Netzteil angeschlossen. Daneben liegt der USB-Anschluss, um eine Verbindung zu einem PC oder Mac herzustellen. Hierüber kann Push 2 auch mit Strom versorgt werden, wobei allerdings nicht die volle Helligkeit des Displays zur Verfügung steht. Mit der Bohrung für ein Kensington Lock lässt sich der Controller gegen Diebstahl schützen. Hinzu kommen Anschlüsse für zwei Fußtaster.
Oberfläche
Wer mit Ableton Push schon gearbeitet hat, wird sich sehr schnell mit dem Nachfolger anfreunden können, denn das wesentliche Aussehen der Oberfläche ist in etwa gleich geblieben. Kritik von Anwendern wurde erhört und einige wichtige Punkte in Sachen Workflow wurden durch eine Neuordnung und geographische Umlegung von Funktionen verbessert.
Elf berührungsempfindliche Endlosdrehregler thronen ein wenig weiter auseinander gezogen am hinteren Rand von Push 2. Der Regler für das Master-Volume sitzt nun, entfernt von den anderen, rechts außen. Das ist ein großes Plus, denn eine versehentliche Berührung wird dadurch effektiv unterbunden. Auf der linken Seite findet man wie gewohnt den Regler für das Songtempo, der in gerasterten Schritten eingestellt wird, und daneben einen Regler für den Swing-Faktor. Die restlichen Drehregler stehen für Parameter der Instrumente beziehungsweise Effekte, die auf dem Display angezeigt werden, zur Verfügung. Genauso die darunter liegenden acht Buttons, die nicht wie gewohnt in zwei Reihen unter dem Display sitzen, sondern in Version 2 unter- und oberhalb des Displays zur besseren Zuordnung zu den angezeigten Parametern platziert wurden. Sehr praktisch ist der farbige, LED-beleuchtete Streifen der Parameter-Buttons. Dieses Farbkonzept zieht sich wie ein roter Faden durch das neue Hard- und Software-Update.
Die 64 weißen, softeren Triggerpads wurden ebenfalls generalüberholt und besitzen neben einem besseren Ansprechverhalten eine sehr gute, in allen Farben zur in Live eingestellten Kanalfarbe passende Hintergrundbeleuchtung. Im Setup-Menü von Push 2 kann man neuerdings sogar Pad Sensivity, Pad Gain und Pad Dynamics mit grafischen Kurven einstellen. Für Fingerdrummer eine wirkliche Bereicherung! Hier lassen sich auch die Helligkeiten von Display und Pads getrennt voneinander justieren. Das ist wichtig für dunkle Clubs oder verschiedene Studioumgebungen.
Komplett verschwunden sind die Auswahlbuttons für Volume, Pan & Send und Track, die jetzt unter die Mix-Sektion fallen. Neu ist dagegen ein zweites Cursor-Feld, das die Oktavlage und eine Seitenauswahl nach rechts beziehungsweise links steuert. Vorsicht für Push 1 User, denn die Cursortasten zum Navigieren wurden mit der Position der eben genannten neuen Cursortasten getauscht. Auch neu ist der sehr hilfreiche Button „Layout“, der beispielsweise zum Umschalten vom Drum Sequencer zum 64 Pad Drum Mode oder von der Klaviatur zum Noten Sequencer dient.
Mit dem „Convert“-Button zieht eine weitere neue Funktion in die Hardware ein. Diese wandelt zum Beispiel eine Audiodatei in einen Simpler oder eine MIDI-Datei in ein Drum Rack, und das ohne Umwege. Wünschenswert wäre noch, dass dieser Button Samples anhand der Harmonie, Melodie oder Schlagzeugerkennung zu MIDI-Spuren konvertieren würde. Übrigens werden ab jetzt für den Song eingestellte Skalen abgespeichert – endlich!
Display
Hierauf hat man bei Ableton sehr viel Wert gelegt. Der Inhalt des neuen, hochaufgelösten RGB-Displays ist von allen Seiten, unabhängig von Betrachtungswinkel und Lichtverhältnissen, wirklich fantastisch zu sehen. Das war ein Problem der ersten Generation. Das Kanal-Farbenspiel findet sich hier genauso und exakt abgestimmt wieder wie bei den Tasten und Pads. Somit findet man viel einfacher den richtigen Kanal und die dazugehörigen Parameter, ohne vorher auf den Bildschirm spicken oder auf dem Display etwas ablesen zu müssen. Wird Push 2 ohne Netzteil an einen Rechner angeschlossen und über USB mit Strom versorgt, reduziert sich die Anzeige-Helligkeit drastisch. Ein größeres Display mit diesen Fähigkeiten verbraucht nun mal ein bisschen Strom. Leider kann man das Display dann nur in einer wirklich dunklen Umgebung gut einsetzen, denn in helleren Räumen muss man sich nahe über die Hardware beugen, um Schriften und Grafiken zu sehen.
Toll gelöst ist die Verbindung verschiedener Parameter der Live-eigenen Instrumente und Effekte mit einer symbolischen Darstellung. Das erleichtert das Tweaken von Sounds gerade im Live-Einsatz. Zum Beispiel werden Oszillator-Schwingungsformen, Filter-Symbole für High- und Lowpass und neben den Parameterwerten auch die Stellung eines Drehreglers grafisch angezeigt. Bei VST/AU-Plugins sind, durch die fehlende Implementierung der Symbole, nur die Parameterwerte und die Position des Reglers enthalten. Ab Live 9.5 lässt sich für Drittanbieter-Plugins ein Standard-Preset abspeichern, das bei erneutem Laden aktiviert wird. Das schließt die Regler-Konfiguration für Automationen in Live ein und folglich bekommt man eine bessere und direkte Verknüpfung mit den Drehreglern von Push.
Mit dem neuen Simpler geht Ableton noch einen Schritt weiter, denn hier zeigt das Push 2 Display die komplette Wellenform an. Stufenlos zoomt ihr euch durch die Schwingung des Samples. So macht das Bearbeiten von Aufnahmen jetzt richtig Spaß! Die Samples werden übrigens auch in der Kanalfarbe dargestellt. Ausgewählte einzelne Slices sind durch partielles Ausfüllen mit einer helleren Hintergrundfarbe gut sichtbar. Push mutiert in der neuen Version zu einer richtig starken Konkurrenz der Live Sample Maschinen am Markt.
Die Anbindung an die erweiterte Sound-Bibliothek des Live 9.5 Updates erfolgt über den neuen Browser. Angepasst an den Live-Dateibrowser, könnt ihr nun alle Kategorien, also auch Drittanbieter-Plugins, eigene in Live hinzugefügte Ordner von euren Speichermedien, Max4Live Patches und Ableton Packs, leichter durchforsten, um den richtigen Sound für euren Song zu finden. Während der Suche mit einem zugeordneten Drehregler oder den Cursor-Pads wird der Sound oder das Instrument mit einem Preview angespielt, sofern dieses dem Instrumenten-Plugin vorliegt. Diese Überarbeitung ist ein großer Pluspunkt und ein weiterer Anreiz, auf den Computer-Bildschirm zu verzichten.
Wichtige Parameter, die über die Push 2 Optionstasten und Master Volume, Swing Amount und Tempo Drehregler verändert werden, zeigt das Display als Overlay in großer weißer Schrift an.
Man merkt, dass Ableton viel Zeit und Geld in die Entwicklung des Displays investiert hat. Was könnte denn jetzt noch kommen, fragt ihr euch bestimmt, denn das war noch nicht alles. Die Mixer-Sektion von Live 9.5, inklusive Pegelmeter mit Peak und der neuen RMS Anzeige, wird ohne sichtbare Latenzen auf dem Push 2 Display dargestellt. Folglich behaltet ihr damit auch während der Arbeit am Arrangement oder live auf der Bühne den Überblick über das Mischpult und die Pegel, ohne in die Session-Ansicht wechseln zu müssen.
Was ihr hier seht, riecht nach mehr. Hier ist definitiv noch Luft nach oben, und das ist nicht negativ gemeint. Stellt euch die Anzeige der Pianorolle oder eine mögliche Ansicht für ein Arrangement auf diesem Display vor – wir können auf jeden Fall auf nachfolgende Updates gespannt sein!
Bastian Schick sagt:
#1 - 06.11.2015 um 09:29 Uhr
Was in einigen foren weltweit angemerkt wird, ist die fehlende Anwendung des Push Controllers (1+2) im Arrangement view. Push ist super in der Clip-view, für die arrangement-view brauch man nach wie vor Laptop-Display, Maus und Tastatur.
Danny Who sagt:
#1.1 - 10.11.2015 um 00:37 Uhr
Dazu wurde sich beim Design aber von Grund auf bei Ableton entschieden. Geht so AFAIR aus der allerersten Keynote von Push 1 hervor. Das große Problem ist für die allermeisten Leute, was zu starten und schnell Ideen aufzubauen. Dabei helfen Controller wie Push und Maschine sehr. Das fertige Ausproduzieren ist vor allem ein detaillierter Tweakingprozess, wo noch viel rumgeschoben, geschnippelt, automatisiert, Geräte eingefügt und oft wiederholt wird, bis der Mix sitzt. Das sind Dinge, die gehen nur schwerlich ohne Maus und großen Bildschirm, wenn man nicht nen Touchscreen in der Qualität eines Tablets und der Größe eines iMac hat. Ergo wäre es Unsinn, für diese sehr wesensverschiedenen Schritte der Produktion den selben Controller verwenden zu wollen.
Antwort auf #1 von Bastian Schick
Melden Empfehlen Empfehlung entfernenMarcus Schmahl sagt:
#2 - 06.11.2015 um 10:12 Uhr
@bastianschick:disqus: Ja, du hast recht. Push 1+2 ist phantastisch, um die vorbereitete Clip View zum Arrangement zu wandeln, also quasi eine Live Aufnahme der Skizzen. Einen Controller für die Arrangement Arbeit zu bauen und so umzusetzen, dass sie jedem gerecht wird, ist recht kompliziert meiner Meinung nach. Arrangement Arbeit ist komplex und jeder hat seinen eigenen Workflow. Deswegen finde ich die Lösung, die Ableton mit Push 1 und 2 anbietet, sehr interessant für die kreative Vorarbeit für einen Song.
ABER ich denke auch, dass Push 2 noch nicht hundertprozentig ausgereizt ist und noch einiges auf uns zu kommen wird ;)
Bastian Schick sagt:
#3 - 06.11.2015 um 10:26 Uhr
Ja, für die clip-view ist Push super. Für die arrangement view würde mit klassisches midi-Machine-Control reichen:- FF & Rewind (geht nur über mackie Protokoll und vergleichbare Protokolle
- Volume Automatisierung mit Latch Funktion (ProTools & Reaper)
- Pan, Send 1 und 2
- Möglichkeit an die Racks ranzukommen um FX einzustellen und zu automatisieren
- TC steuerung mit pre-roll (für Filmmusik)
- Midi und Audiodaten bleiben fix in der Timeline, auch wenn man das Tempo automatisiert (Midi verrutscht zurzeit leider, Audio nur mit Tricks nicht).Aber ich weiß, es ist Jammern auf hohem Niveau, weil Push mit Live in der clip-view im Moment einzigartig sind.
metabeat sagt:
#4 - 07.11.2015 um 22:11 Uhr
Sehr guter Test. Bringt viel Licht, aber auch Schatten ans Licht.Als Push 2 letzte Woche rauskam, hätte ich beinahe sofort bestellt. Aber bin froh erst noch hier gelesen zu haben.Ich brauch den Tap Taster am Push 1 sehr oft. Er funktioniert gut. Das er nun verschlimmbessert sein soll, ist ganz klar ein dickes Minus.Vielleicht ist ja Push 3 dann perfekt...
Danny Who sagt:
#4.1 - 10.11.2015 um 00:39 Uhr
Mich wundert das eigentlich, denn die schwarzen Taster am 1er sind doch auch alles Klicktasten, die etwas Druck brauchten. Nur die weißen in der Mitte sind "touchy".
Und generell ist ja die Tasterqualität und die in der Mitte sowie das Ansprechen zum Spielen sowie die Beleuchtung eine Stufe besser geworden und die war ja schon ganz gut in vielen Bereichen.
Antwort auf #4 von metabeat
Melden Empfehlen Empfehlung entfernenElektro GOWK sagt:
#5 - 08.02.2016 um 15:24 Uhr
Hi,ich finde den Push 2 echt gut gelungen, vor allem die Haptik der silkonierten Optionsknöpfe sowie die etwas tiefer liegenden Spieltasten. Auch das Display hat mich überzeugt. Das Problem mit den USB Steckern kann ich nicht bestätigen. Hab eine Reihe verschiedener ausprobiert und alle haben gepasst.
Wenn mann gewohnt war sein Tempo mittels Tab-Taste einzuklopfen, dann wird man enttäuscht. Unter der Tab Taste befindet sich ein Mikroschalter. Nur wenn man mit dem Finger auf der Taste bleibt und rhythmisch den Mikroschalter drückt, funktioniert er einwandfrei. Als Verbesserung wäre hier wieder die Taste vom Push 1 angebracht.Was mich aber richtig stört ist, das Push 2 nicht mehr ohne Ableton in den User Mode zu schalten ist. Man kann somit keine Fremdsoftware ohne das Starten von Live benutzen. Z.b habe ich auch von Retouchcontrol die Treibersoftware PushR benutzt, womit ich mit dem Push 1 die Software Reason bedienen konnte. Leider funktioniert das nicht mehr und hoffe, dass die Jungs von Retouchcontrol das wieder hinbekommen.