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Ableton Push 2 Test

Praxis

Für meinen Test schließe ich den Ableton Push 2 mit dem mitgelieferten, an der Push-Seite abgewinkelten, USB-Kabel an mein MacBook Pro an. Leider bekommt man die meisten normalen, schon im Fundus vorhandenen USB-Kabel nicht in die enge Steckerfräsung gesteckt. Das ist ein großer Nachteil besonders beim Live-Einsatz, da man bei einem defekten oder vergessenen Kabel nur schwer den passenden Stecker findet. Nicht gut! Anders mit dem Netzteil, denn das muss nicht zwingend angeschlossen werden. Da ich nicht auf die Brillanz und Helligkeit des neuen Displays verzichten will, muss ich es aber anschließen.
Nach dem Drücken des Netzschalters begrüßt mich Push 2 mit dem Ableton-Logo auf dem neuen Display. Live 9.5 erkennt die Hardware sofort nach dem Start und Push 2 schaltet in den Kanal-Anzeige-Modus in der dazugehörigen Farbe. Die Navigation durch die Software läuft, wie von der ersten Generation gewohnt, sehr direkt und intuitiv.
Jetzt gehe ich einen Schritt weiter und versuche einen Song aufzubauen, ohne meinen Rechner zu nutzen. Dafür drehe ich das MacBook Pro mit der Rückseite zu mir und sehe nun meine Schritte nur auf dem Display von Push 2. So weit so gut. Auch das scheint wirklich gut zu funktionieren: Add Device → Instruments → Simpler → Load. Push 2 fordert mich auf „Browse“ zu klicken, um ein Sample zu laden. Die neue Browserstruktur führt mich ohne Umwege und durch Ausblendung nicht relevanter Ordner zu den Sounds. Aus meinem privaten Sample-Ordner ausgewählt, wird ein Loop im Simpler platziert und die Wellenform auf dem Display angezeigt. Schade, dass ich mit Push 2 nicht die Farbe des Kanals bestimmen kann. Ich bin auf die zufällige Farbzuweisung der Software angewiesen und das zwingt mich zum Beispiel, meinen verzerrten Bassline-Loop in pink zu bearbeiten. Naja. Daran wird man sich gewöhnen müssen. 

Fotostrecke: 4 Bilder Simpler wird von jetzt an eins der meistgenutzten Live Plugins werden.

Dem neuen Slice Modus wurde in der Entwicklung sehr viel Beachtung geschenkt und das merke ich sofort. Entweder setzt Live die Slice-Marker auf Transienten oder ich kann via Pad Slicing und manuellem Eintriggern mit den Pads eigene Marker auf der Wellenform platzieren – und das live! Ist Pad Slicing aktiviert, so schaltet Push 2 in den 64-Pad-Modus und wartet, dass ich das erste Pad anschlage. Das Sample wird abgespielt. Bei jedem Druck auf ein danebenliegendes Pad wird ein neuer Slice Marker gesetzt. Spiele ich jetzt die schon belegten Pads an, wird der Slice Mode sofort beendet und ich kann direkt meine neu gesetzten Sound-Schnipsel abspielen. Jeden falsch gesetzten Punkt widerrufe ich durch Undo oder mit gehaltener Delete-Taste und einem Druck auf die jeweiligen Triggerpads. Genauso gut funktioniert das mit live aufgenommenen akustischen Instrumenten, oder in meinem Fall mit einer Aufnahme über das integrierte Mikrofon meines Laptops. Add Track → Audio Track → Load → Aufnahme-Button → aufnehmen → Convert → Simpler. Und voilà, meine Aufnahme ist bereit bearbeitet zu werden. Simpler (!) geht es kaum.
Leider kann ich mein Sample nicht über das Display des Push 2 so warpen (das heißt Audiomaterial manuell mit Warpmarkern quantisieren), wie ich es von der DAW-Oberfläche kenne. Diese Option fehlt komplett. Ein Sample kann mit Push lediglich auf ganze Takte, abhängig von der eigentlichen Länge, festgesetzt werden. Ansonsten steht die standardmäßige Auswahl an Lives Warp-Algorithmen zur Verfügung.
Ein sehr cooles Feature ist das Pitchen über die Push-2-Klaviatur eines Simpler-Samples, während der Sound abläuft. Ein Beispiel: Ich aktiviere Glide für meinen in Simpler geladenen Drum Loop in der Control-Sektion unter der Amplitude-Kurve. Sobald ich mit den Triggerpads eine Note spiele, ertönt mein Loop. Mit weiteren Notenanschlägen wird nun nicht wie erwartet der Loop erneut gestartet, sondern mit der neu getriggerten Tonhöhe weiter durchlaufen! Ich greife direkt und tonal in mein Audiomaterial ein. Ein sehr inspirierendes neues Feature!

Audio Samples
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Pad Slicing eines Drum Loops Simpler Glide mit Beat Simpler Glide mit Synth

Das weitere Auffüllen meines Songs mit Drums aus der neuen, sehr üppigen Sound-Library und einer Bassline von dem Live-Instrument Operator funktioniert wie gewohnt. VST-Plugins benötigen dagegen eine Vorbereitung für die totale Integration in den Push-2-Browser. Presets müssen in Live abgespeichert und die einzelnen Parameter des Plugins als Controller aktiviert werden. Das bedeutet Arbeit, die sich aber definitiv bezahlt machen wird.
Die überarbeiteten, weicheren Triggerpads spielen sich sehr gut und angenehm. Nach der Justierung der Pad-Eigenschaften auf meine Spielweise (Pad Sensitivity: 4, Pad Gain: 5, Pad Dynamics: 8), wirkt die Übertragung bei meinem Drumkit sehr direkt und so wie ich es beim Einspielen fühle. Ein Klavier dagegen spiele ich mit einem komplett anderen Anschlag und halte die Noten eher, also wieder ins Setup und erneut justieren. Es ist schade, dass man keine getrennten Pad-Eigenschaften für Drum- und Piano-Modus integriert hat. Vielleicht finde ich demnächst eine Mittelwert-Kompromisslösung für mich. Trotzdem muss ich sagen, dass die neuen Einstellmöglichkeiten für die eigene Spielweise Push 1 einiges voraus haben.
Zu guter Letzt widme ich mich dem Mix meines Songs, und das ist wirklich grandios gelöst. Komplett ohne meinen Computerbildschirm sehe ich alle Pegel-Auschläge vor mir. Sogar die kombinierte Peak- und RMS-Anzeige ist sehr gut sichtbar und lässt mich gut erkennen, wie weit ich noch mit der Lautstärke, aber auch dynamisch, gehen kann. Panorama und die Send-Effekte lassen sich wie gewohnt ebenfalls in der Mix Sektion justieren. Bis auf wenige Funktionen, die tiefgründiger in die Soundbearbeitung gehen, leistet Push 2 wirklich gute Dienste zum Erstellen von Songs, ohne die DAW eines Blickes würdigen zu müssen. Respekt!

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Profilbild von Bastian Schick

Bastian Schick sagt:

#1 - 06.11.2015 um 09:29 Uhr

1

Was in einigen foren weltweit angemerkt wird, ist die fehlende Anwendung des Push Controllers (1+2) im Arrangement view. Push ist super in der Clip-view, für die arrangement-view brauch man nach wie vor Laptop-Display, Maus und Tastatur.

    Profilbild von Danny Who

    Danny Who sagt:

    #1.1 - 10.11.2015 um 00:37 Uhr

    0

    Dazu wurde sich beim Design aber von Grund auf bei Ableton entschieden. Geht so AFAIR aus der allerersten Keynote von Push 1 hervor. Das große Problem ist für die allermeisten Leute, was zu starten und schnell Ideen aufzubauen. Dabei helfen Controller wie Push und Maschine sehr. Das fertige Ausproduzieren ist vor allem ein detaillierter Tweakingprozess, wo noch viel rumgeschoben, geschnippelt, automatisiert, Geräte eingefügt und oft wiederholt wird, bis der Mix sitzt. Das sind Dinge, die gehen nur schwerlich ohne Maus und großen Bildschirm, wenn man nicht nen Touchscreen in der Qualität eines Tablets und der Größe eines iMac hat. Ergo wäre es Unsinn, für diese sehr wesensverschiedenen Schritte der Produktion den selben Controller verwenden zu wollen.

    Antwort auf #1 von Bastian Schick

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Profilbild von Marcus Schmahl

Marcus Schmahl sagt:

#2 - 06.11.2015 um 10:12 Uhr

0

@bastianschick:disqus: Ja, du hast recht. Push 1+2 ist phantastisch, um die vorbereitete Clip View zum Arrangement zu wandeln, also quasi eine Live Aufnahme der Skizzen. Einen Controller für die Arrangement Arbeit zu bauen und so umzusetzen, dass sie jedem gerecht wird, ist recht kompliziert meiner Meinung nach. Arrangement Arbeit ist komplex und jeder hat seinen eigenen Workflow. Deswegen finde ich die Lösung, die Ableton mit Push 1 und 2 anbietet, sehr interessant für die kreative Vorarbeit für einen Song.
ABER ich denke auch, dass Push 2 noch nicht hundertprozentig ausgereizt ist und noch einiges auf uns zu kommen wird ;)

Profilbild von Bastian Schick

Bastian Schick sagt:

#3 - 06.11.2015 um 10:26 Uhr

0

Ja, für die clip-view ist Push super. Für die arrangement view würde mit klassisches midi-Machine-Control reichen:- FF & Rewind (geht nur über mackie Protokoll und vergleichbare Protokolle
- Volume Automatisierung mit Latch Funktion (ProTools & Reaper)
- Pan, Send 1 und 2
- Möglichkeit an die Racks ranzukommen um FX einzustellen und zu automatisieren
- TC steuerung mit pre-roll (für Filmmusik)
- Midi und Audiodaten bleiben fix in der Timeline, auch wenn man das Tempo automatisiert (Midi verrutscht zurzeit leider, Audio nur mit Tricks nicht).Aber ich weiß, es ist Jammern auf hohem Niveau, weil Push mit Live in der clip-view im Moment einzigartig sind.

Profilbild von metabeat

metabeat sagt:

#4 - 07.11.2015 um 22:11 Uhr

0

Sehr guter Test. Bringt viel Licht, aber auch Schatten ans Licht.Als Push 2 letzte Woche rauskam, hätte ich beinahe sofort bestellt. Aber bin froh erst noch hier gelesen zu haben.Ich brauch den Tap Taster am Push 1 sehr oft. Er funktioniert gut. Das er nun verschlimmbessert sein soll, ist ganz klar ein dickes Minus.Vielleicht ist ja Push 3 dann perfekt...

    Profilbild von Danny Who

    Danny Who sagt:

    #4.1 - 10.11.2015 um 00:39 Uhr

    0

    Mich wundert das eigentlich, denn die schwarzen Taster am 1er sind doch auch alles Klicktasten, die etwas Druck brauchten. Nur die weißen in der Mitte sind "touchy".
    Und generell ist ja die Tasterqualität und die in der Mitte sowie das Ansprechen zum Spielen sowie die Beleuchtung eine Stufe besser geworden und die war ja schon ganz gut in vielen Bereichen.

    Antwort auf #4 von metabeat

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Profilbild von Elektro GOWK

Elektro GOWK sagt:

#5 - 08.02.2016 um 15:24 Uhr

0

Hi,ich finde den Push 2 echt gut gelungen, vor allem die Haptik der silkonierten Optionsknöpfe sowie die etwas tiefer liegenden Spieltasten. Auch das Display hat mich überzeugt. Das Problem mit den USB Steckern kann ich nicht bestätigen. Hab eine Reihe verschiedener ausprobiert und alle haben gepasst.
Wenn mann gewohnt war sein Tempo mittels Tab-Taste einzuklopfen, dann wird man enttäuscht. Unter der Tab Taste befindet sich ein Mikroschalter. Nur wenn man mit dem Finger auf der Taste bleibt und rhythmisch den Mikroschalter drückt, funktioniert er einwandfrei. Als Verbesserung wäre hier wieder die Taste vom Push 1 angebracht.Was mich aber richtig stört ist, das Push 2 nicht mehr ohne Ableton in den User Mode zu schalten ist. Man kann somit keine Fremdsoftware ohne das Starten von Live benutzen. Z.b habe ich auch von Retouchcontrol die Treibersoftware PushR benutzt, womit ich mit dem Push 1 die Software Reason bedienen konnte. Leider funktioniert das nicht mehr und hoffe, dass die Jungs von Retouchcontrol das wieder hinbekommen.

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