ACL System 1 Test

Der Berliner Hersteller ACL steht für ‚Audiophile Circuits League‘ und hat bisher durch die hohe Qualität der Module aus eigener Fertigung Aufsehen in der Eurorackszene erregen können. Diese hochwertigen Eurorackmodule werden nicht nur in Berlin konzipiert, sondern auch mit Liebe in der Mutterstadt hergestellt. Gegensätzlich zu dem Trend, Module massenweise in China fertigen zu lassen, freut es zu sehen, dass auch hierzulande gefertigte Module mit hohem Qualitätsstandard sehr gefragt sind.   

ACL System 1 Test (Foto: Igor Sabara)
ACL System 1 Test (Foto: Igor Sabara)


Stück für Stück haben ACL in den vergangenen Jahren deren Produktportfolio erweitern können, sodass sie uns jetzt ein komplettes System zum Testen überlassen haben. Hierbei stammen nicht nur die Module von ACL, sondern auch gleich die Stromversorgung und das Case, welche ebenso den audiophilen Anforderungen entsprechen sollen. Der Clou dieses Systems ist, dass der Synthesizer in True-Stereo ausgeführt ist, wobei hier nicht nur ein Stereo-Effekt am Ende der Signalkette liegt, sondern der komplette Signalpfad für Stereo-Anwendungen ausgelegt ist. Wie gut ‚System 1‘ aus dem Hause ACL tatsächlich ist, erfahrt ihr in diesem Test.

Details

Erster Eindruck

‚System 1‘ heißt es, das erste Komplettsystem von ACL und kommt in einem zweireihigen Case in 84TE Breite daher. Gleich beim Auspacken fällt auf, dass auch das Case namens ‚EVZ-1 CASE‘ in ansprechender Qualität gefertigt wurde. Außer der tollen Lackierung und den schicken Holzseitenteilen, fallen hier die kleinen liebevollen Details positiv auf. Neben dem wertigen Ein/Aus-Schalter befinden sich drei kleine LEDs, welche die anliegenden +12V, -12V und 5V Spannungen anzeigen. Ein solcher Indikator ist bei anderen Herstellern üblicherweise lediglich auf den Busboards selbst im Inneren der Cases sichtbar. Ein kleiner Aluminium Haken sorgt dafür, dass das Kabel vom Schaltnetzteil nicht aus Versehen herausgerissen wird.

Fotostrecke: 2 Bilder Holzseitenteile verleihen dem System 1 einen Vintage Look. (Foto: Igor Sabara)

Das System 1 besteht insgesamt aus elf Modulen aus der Fertigung des Herstellers. Hierbei handelt es sich um zwei Variable Sync VCOs, einem Dual State Variable VCF, einem Gate Mix Mischer, einem VC Panning Amplifier, einer M/S Matrix, dem Audio Interface, der Envelope x3 Hüllkurve, einem VC Dual Delay, dem QLFO und dem Oktave precision Mixer und final, dem buffered Multiple. Das Gate Mix Audio Interface, den VC Panning Amplifier haben wir bereits getestet. Nehmen wir doch mal die anderen Module aus dem System 1 genauer unter die Lupe und schauen wie sich alle Module im Verbund machen.

Die unterschiedlichen Module

VARIABLE SYNC VCO
Dieser Oszillator ist 16TE breit, 22 mm tief und basiert auf einem Sägezahn. Dabei bietet dieser VCO fünf verschiedene Wellenformen. Das Wellenformensortiment besteht aus aufsteigendem Sägezahn, abfallendem Sägezahn, Dreieck, Sinus und Rechteck und kann an fünf dedizierten Buchsen gleichzeitig abgegriffen werden. Ein kleiner Kippschalter lässt den Oszillator in drei verschiedenen Geschwindigkeiten laufen. Das Tuning übernimmt ein großes Poti, welches viele Umdrehungen bietet. Das lässt nicht nur einen Fine-Tune Regler entfallen, sondern bietet auch ein sehr genaues Tuning was so mit einem Coarse- und Fine-Tune-Regler einfach nicht möglich ist. Geboten werden zwei Eingänge für exponentielle FM, die beide über kleine Abschwächer verfügen.
Lineare FM ist über einen weiteren Eingang verfügbar, welcher jedoch keinen Abschwächer hat. Des Weiteren gibt es Eingänge für 1V/ Okt, Sync und Pulsweitenmodulation. Sync kann man bei diesem Oszillator stufenlos von Sync Aus über Soft-Sync bis zu Hard-Sync regeln. Dafür ist ein Poti vorgesehen, das mit Threshold beschriftet ist. Diesen Threshold Parameter kann man auch per Steuerspannungen ansteuern und so gibt es neben der Eingangsbuchse dafür auch einen dedizierten Attenuverter. Zum Schluss dient noch ein Poti der Kontrolle der Pulsweitenmodulation und auch hier arbeitet neben der Eingangsbuchse für Steuerspannungen ein dedizierter Abschwächer.

Die beiden Oszillatoren weisen saubere Wellenformen auf und ermöglichen schöne FM Klänge. (Foto: Igor Sabara)
Die beiden Oszillatoren weisen saubere Wellenformen auf und ermöglichen schöne FM Klänge. (Foto: Igor Sabara)

DUAL STATE VARIABLE VCF
Neben den beiden identischen VCOs ist ein doppelter 12 dB Multimode Filter verbaut. Dieses doppelte Filtermodul ist ganze 26TE breit, dafür aber, genau wie die VCOs, nur 22 mm tief. Beide Filter sind identisch aufgebaut und bieten jeweils einzelne Ausgänge für Lowpass, Highpass, Bandpass und Notch. Bei den beiden Notch Ausgängen kann man mit zwei dedizierten Reglern zwischen Low- und Highpass stufenlos überblenden. Des Weiteren hat es Regler, um den Cutoff und die Resonanz manuell zu steuern. Diese beiden Parameter können auch per Steuerspannugen gesteuert werden, wobei wir hierfür dedizierte Attenuverters vorfinden. Ein weiteres Poti lässt das Eingangssignal in der Lautstärke regeln. Obendrein hat es noch ein weiteres Cutoff Poti, welches erlaubt, die Cutoffs beider Filter gleichzeitig manuell zu regeln.
Ein CV-Eingang für dieses Poti ist nicht vorhanden, aber das ist auch nicht weiter schlimm, da alle Eingänge bei diesem Filter Modul normalisiert sind. Steckt kein Kabel in der zweiten Cutoff-Buchse, so werden die eingehenden Steuerspannungen des ersten Filters automatisch intern auf den zweiten Filter geroutet. Die letzten beiden Buchsen fungieren als Ausgänge für die beiden Filter. Dieses Doppelfilter kann parallel oder seriell betrieben werden. Über einen Kippschalter kann man somit die Betriebsart wählen. Befindet man sich im seriellen Modus, so lässt sich mit einem weiteren Kippschalter wählen, ob das Signal, das vom ersten Filter in den zweiten geschickt wird, als Bandpass oder Notch weitergegeben wird. Im Notch Modus kann man somit auch zwischen Low- und Highpass überblenden.

Auch Filter und VCAs sind für Stereo-Anwendung konzipiert. (Foto: Igor Sabara)
Auch Filter und VCAs sind für Stereo-Anwendung konzipiert. (Foto: Igor Sabara)

ENVELOPE X3
Eine 3-Fach Hüllkurve kommt hier in 21TE Breite und 22 mm Tiefe daher. Diese klassischen drei Hüllkurven verfügen über drei dedizierte Gate- bzw. Trigger- Eingänge, die ebenfalls normalisiert sind. Steckt also nur ein Kabel in der Gate Buchse der ersten Hüllkurve, so werden gleich alle drei Hüllkurven getriggered. Mit drei Kippschaltern hat man weiterhin Möglichkeiten zwischen kurzem und etwas längerem Zeitverhalten zu wählen und bei der Einstellung ‚Short‘ sind diese Hüllkurven wirklich knackig. Neben den drei Buchsen, an denen man die einzelnen Hüllkurven abgreifen kann, gibt es noch drei weitere Buchsen, welche die invertierten Hüllkurven ausgeben. Mit zwölf Potis kann man dann manuell die Attack-, Decay-, Sustain- und Release-Phasen der drei Hüllkurven manuell einstellen. CV-Eingänge gibt es keine.

Die Modulatoren des System 1. (Foto: Igor Sabara)
Die Modulatoren des System 1. (Foto: Igor Sabara)

QLFO
Neben der dreifachen Hüllkurve hat dieses System einen CV-steuerbaren LFO als Modulationsquelle spendiert bekommen. Dieser LFO namens QLFO ist 8TE breit und weißt ebenfalls ein Tiefe von 22 mm auf. Der LFO stellt zwar nur Sinus als Wellenform zur Verfügung, gibt diese jedoch in weiteren phasenverschobenen Versionen aus. So hat das Modul vier Ausgangsbuchsen, die den Sinus ausgeben und an drei Buchsen denselben Sinus um 90º, 180º und 270º in der Phase verschoben. Diese Möglichkeiten sind gerade bei Modulationen für Stereoanwendungen sehr interessant. Genau wie bei den beiden VCOs, dient auch hier ein Kippschalter zum Auswählen zwischen drei Geschwindigkeiten. So kann man diesen LFO auch gut als weiteren VCO verwenden. Zusätzlich befindet sich neben der Eingangsbuchse für Steuerspannungen zur Kontrolle der Geschwindigkeit, eine weitere CV-Eingangsbuchse, die auf 1V/ Okt. geeicht ist. Dieser LFO tracked zwar nicht ganz so akkurat wie die sehr genauen VCOs, stellt aber durchaus einen sehr brauchbaren VCO dar. Zum Schluss haben wir auch hier einen Attenuverter für die Rate CV-Buchse.

Bei allen Modulen im System 1 sind die Buchsen unten angeordnet, was bequemes Patchen ermöglicht. (Foto: Igor Sabara)
Bei allen Modulen im System 1 sind die Buchsen unten angeordnet, was bequemes Patchen ermöglicht. (Foto: Igor Sabara)

VC DUAL DELAY
Als Effekt finden wir im System 1 ein doppeltes, 21TE breites und 22 mm tiefes Delay vor. Das Delay basiert auf dem populären Princeton PT2399 IC, der auch liebevoll Princes Chip genannt wird. Dieser IC beinhaltet ein komplettes Delay, welches aber eher in die Lo-Fi Sparte einzusortieren ist. Mit acht Potis lassen sich Rate und Feedback der beiden Delays einstellen, die Eingangssignale in der Lautstärke regeln, und die letzten beiden Potis sind Attenuverters für Rate CVs der beiden Delay-Einheiten. Genau, wie das Doppel-Filter, kann man auch dieses doppelte Delay entweder seriell oder parallel betreiben. Neben dem Kippschalter, um zwischen diesen beiden Modi wählen zu können, finden wir einen weiteren Kippschalter, der mit ‚Cross‘ beschriftet ist. Ist dieser Modus aktiviert, so werden die Delay-Signale aus dem ersten Delay ins Zweite geschickt und vice versa.
Zwei weitere Kippschalter aktivieren einen Zoom-Modus für die einzelnen Delays, der die eingehenden Steuerspannungen für den Rate-Parameter in zehnfacher Auflösung abgreift. In den Feedbackwegen der beiden Delays sind jeweils ein Lowpass und ein Highpass Filter mit 6 dB Flankensteilheit verbaut. Diese Filter lassen sich manuell mit vier dedizierten Mini-Potis manuell einstellen. Schön ist bei diesem Delay- Modul, dass man den Feedbackweg abgreifen kann, womit man die Möglichkeit erhält, andere Effekte in den Feedbackweg einzuschleifen. So finden wir auch drei Ausgänge pro Delay-Einheit vor. Außer dem endgültigen Delay-Signal, ist zusätzlich die Möglichkeit geboten, das Delay-Signal vor und nach den beiden Filtern an zwei weiteren Buchsen pro Delay abzugreifen. Folglich haben wir neben den Eingängen für die Delays noch zwei weitere Eingänge für die jeweiligen Feedbackwege. Die letzten beiden Buchsen bieten CV-Kontrolle über die Rate-Parameter der beiden Delays. Einen Dry/Wet Regler sucht man bei diesem Delay leider vergeblich. 

Ein Stereo-Delay und eine M/S Matrix führen das Stereokonzept fort. (Foto: Igor Sabara)
Ein Stereo-Delay und eine M/S Matrix führen das Stereokonzept fort. (Foto: Igor Sabara)

OKTAVE
Oktave ist ein Präzisionsmischer und ein aktives Multiple mit einem Oktaven- Drehregler in 6TE Breite. Dieser aufgebohrte Oktavschalter verfügt über drei Eingangsbuchsen für Steuerspannungen und gleich fünf Ausgängen der resultierenden CVs. Eine der fünf Ausgangsbuchsen gibt das Signal invertiert aus. Die drei Eingänge werden auf Unity gemischt und sind sehr genau. Der Drehschalter hat neun feste Positionen. In der Mittelstellung passiert nichts und ansonsten kann man die eingehenden Steuerspannungen entweder um vier Oktaven bzw. vier Volt nach unten oder nach oben verschieben. Schön ist hier, dass, wenn keine Steuerspannugen an den Eingängen anliegen, eine feste Spannung anliegt. So kann man VCOs auch ohne CVs in der Oktave schalten.

M/S MATRIX
Last but not least finden wir noch ein M/S Modul im System 1 vor, welches 10TE breit ist und, genau wie alle anderen Module in diesem System, 22 mm tief ins Case reicht. Die M/S Matrix wandelt Stereosignale in Mitte- und Seitensignale und wieder zurück. Hört sich simpel an, macht aber in diesem Stereosystem durchaus Sinn. Zwei Potis regeln das jeweils linke und rechte Signal in der Lautstärke und zwei weitere Potis tun das Gleiche für die Mitten- und Seitensignale. Es gibt jeweils zwei Eingangsbuchsen für Links/Rechts und Mitte/Seite, sowie vier weitere Buchsen für die Ausgänge derselben Funktionen. Hiermit kann man zu einem ein Stereosignal in der Breite verändern, zum anderen erhält man hier die Möglichkeit nur das Mitten- oder Seitensignal getrennt zu bearbeiten. So kann man z. B. durch Verwendung von Hochpassfiltern, den Bassanteil eines Signals in Mono halten oder interessante Effekte erzielen, indem man nur die Mitten-/Seitensignale durch verschiedene Delays oder andere Effekte schickt. Hört sich alles simpel an, ermöglicht jedoch viele interessante Patches, welche so eigentlich kaum mit anderen Systemen verwirklicht werden können.

Die Output-Sektion des System 1. (Foto: Igor Sabara)
Die Output-Sektion des System 1. (Foto: Igor Sabara)
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