Das fixe Kabel des AEA KU5A ist Geschmacksache
Ordentlich gefertigt ist es, das AEA KU5A. Die Oberfläche ist nicht unempfindlich, sodass ich kurz überlegt hatte, das unter „Contra“ einzutragen. Dass das Kabel nicht gesteckt wird, gefällt nicht jedem, dessen bin ich mir bewusst. Ich finde es durchaus praktisch und zeitsparend.
Mehr Höhen = besser?
Wie immer bei Bändchen sollte man bedenken, dass man schnell dazu neigt, in einem Direktvergleich höhenreichere Signale als „besser“ zu bewerten. Im Mix sehen die Dinge aber oft anders aus, zudem lassen sich bei Bedarf Höhen auch anheben. Ich weiß allerdings, wozu mein ansonsten recht spartanisch ausgestattetes Analogmischpult in jedem Kanalzug 10kHz-High-Cut-Filter besitzt…
Fester und trockener Grundton
Axial besprochen, zeigt sich das KU5A mit einem wundervoll festen und trockenen Grundton, der ein wenig an das Coles 4038 erinnert. Der Vergleich mit noch edleren Mikrofonen wie dem Melodium 42Bn zeigt, dass es qualitativ nicht stark gegen sie abfällt. Die Tauchspulen M88 und SM7B klingen deutlich „eckiger“ in den Höhen. Das kann je nach Aufgabe passen, klingt aber in jedem Fall weniger natürlich.
Ja, je näher man dem Mikrofon ist, desto bassiger wird es, aber bei der Superniere ist das weniger stark ausgeprägt als bei einer Acht, außerdem leiden Mitten und Höhen nicht darunter.
Man könnte wie immer streiten, ob der Schalter für das Filter nun versenkt sein muss oder ob Bedienbarkeit vor Fehlbedienungssicherheit gehen muss. Fun-Fact: Es ist der einzige Schalter an einem Mikrofon im gesamten Sortiment von AEA! Die Filterung ist absolut hilfreich, den Klang ein wenig zu entschlacken. Aber auch ohne Hochpass sind Stimmen bei einem Abstand mit den Lippen am Grill sehr gut verständlich. Die Poppempfindlichkeit ist vergleichbar mit der eines typischen Bühnenmikrofons, reicht ohne zusätzlichen Schaumstoff-Windschutz nicht an die des Shure SM7B (mit Windschutz) heran.
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Höhen und Auflösung des AEA KU5A
Die Höhen sind wundervoll sanft, natürlich, angenehm und etwas rund, aber nicht linear. Der Roll-Off betrifft eigentlich nur das Air-Band, der Bereich oberhalb von 1 kHz und um die 10 kHz wirkt leicht unterfüttert.
Die Auflösung ist sehr hoch, die sanfte Verrundung geschieht also nicht auf Kosten der Details. Die Dynamik ist hoch und lässt sich auch bei Bedarf noch stark bearbeiten. Allerdings ist der Wunsch nach Kompression mit dem KU5A – typisch Bändchen – geringer als mit vielen anderen Mikrofonen.
Das Pattern des KU4 ist stabiler als das des KU5A
Das Supernieren-Pattern ist recht gleichmäßig, besitzt aber nicht ganz so schön klingenden Spill wie mit das KU4, sondern eher wie beim M160. Beim KU4 sind „Phasenlöcher“ etwas geringer, die Konstruktion für die Verzögerung des auf die Rückseite des Bändchens einwirkenden Klanges ist beim KU4 aber deutlich komplizierter als bei M160 und KU5A (und raumgreifender). Mit der Konstanz von Achten können die beiden prinzipbedingt sowieso nicht mithalten. Aber wenn man bedenkt, dass man das KU5A als Spot-Mikrofon für Einzelsignale und mit für ein Ribbon eher geringem Abstand einsetzen will, ist alles in bester Ordnung.
Im Test vertrug sich das AEA KU5A mit allen Preamps
Im Test kam das Mikrofon mit wirklich allen Preamps gut zurecht. Vom kleinen IK Multimedia und von alten Mackie-Livepult-Preamps über den Merging Technologies HAPI, (wo jenseits von 40 dB Gain nur noch in der digitalen Domäne weiterverstärkt wird) bis hin zu cleanen True Systems, Spectra und Harrison bis hin zum Mojo-Tierchen Retro OP-6 – nichts war ein Problem, besonders bezüglich des Noise Floors. Überall stand der sanfte, aber wunderschöne Charakter des KU5A im Vordergrund.
Das KU5A ist ein Allrounder
Während des Reviews habe ich das AEA an verschiedensten Quellen und an unterschiedlichen Orten benutzt. Ich bin sehr angetan davon, wie unterschiedlich die Signale sein können. Ein SM7B etwa macht sich gut an einer Trommel, am Amp, Saxophon und für Vocals. Aber Streicher? Akustikgitarre? Diese Aufgaben erledigt das KU5A ebenfalls so, als wäre es speziell dafür entwickelt worden.
Allerdings, ja, es gibt einen Haken: Das AEA ist sehr hochpreisig. Für diesen Betrag bekommt man ein SM7B und ein Austrian Audio OC18 obendrauf. Oder ein Beyerdynamic M160 und ein Electro-Voice RE-20. Wer aber in ein charaktervolles, hochwertiges Mikro investieren will, das im Studio und auf der Bühne immer eine gute Figur macht, beginge einen Fehler, das KU5A nicht auszuprobieren.
Alternativen zum AEA KU5A
AEA KU4 | ebenfalls Superniere, hochwertiger vor allem off-axis, reines Studiomikrofon, noch einmal deutlich teurer |
Beyerdynamic M160 | Hyperniere, preiswerter, kleiner, kaum Live-Eignung |
Shure SM7B | Niere, ähnlicher Formfaktor, ordentliche Allrounder-Eignung, preiswerter |
M. sagt:
#1 - 16.01.2023 um 14:13 Uhr
Ich besitze das KU5A jetzt schon seit einem Jahr und bin hochzufrieden damit. Es klingt meines Erachtens gerade als vocal mic hervorragend und macht bei S-Lauten einen mega guten Job. Leider war bei mir kein Beutel dabei. Aber egal - von mir auch eine absolute Kaufempfehlung! Und es kommt bisher wirklich mit jedem Preamp klar.
Manuel Klemm sagt:
#1.1 - 18.01.2023 um 22:56 Uhr
Hallo M.! Wenn Du mir eine kurze Email mit Deiner Adresse schreibst, dann schicke ich Dir gern einen Beutel hinterher. Adresse: marketing@klemm-music.de
Antwort auf #1 von M.
Melden Empfehlen Empfehlung entfernenM. sagt:
#1.1.1 - 17.05.2023 um 02:28 Uhr
Das Angebot nehme ich gerne an! Vielen Dank!
Antwort auf #1.1 von Manuel Klemm
Melden Empfehlen Empfehlung entfernenM. sagt:
#2 - 26.07.2023 um 13:03 Uhr
Mittlerweile kostet das KU5A übrigens 1799€. Nur der Vollständigkeit halber.