Das AEA R88A in diesem Kurztest spielt gleich mehrere Rollen auf einmal. Es ist zugleich die Stereoversion des AEA N8 Nuvo als auch die aktive Version des bekannten und beliebten R88. Auf jeden Fall haben wir es mit einem Stereo-Ribbon der Oberklasse zu tun, welches speziell für weitere Distanzen konstruiert wurde und als aktives Mikrofon deutlich anspruchsloser beim Gain-Bedarf und beim Handling ist. Ob es sein Geld wert ist, erfahrt ihr auf den folgenden Zeilen.

Das R88A ist eines von zwei aktiven Stereo-Bändchen von AEA
Wer sich für ein R88A entscheidet, erhält dazu eine ausführliche Anleitung, einen länglichen, gepolsterten Transportbehälter und eine 3D-Kugelhalterung zur freien Ausrichtung des doch ziemlich großen und schweren Mikrofons. In Sachen Gehäusekonstruktion gleicht das R88A dem passiven R88 mit seiner Torpedoform und der schwarz beschichteten Ganzmetallkonstruktion. Auch die beiden „Large Ribbon Motors“ sind identisch. Der einzige optische Unterschied besteht im roten Verbindungskabel zwischen der unteren Gehäuseschale und dem Sockel. Technisch gleicht das Teil jedoch einem verdoppelten AEA N8 Nuvo.





Der natürliche Vergleichskandidat ist jedoch das andere aktive Stereo-Bändchen im AEA Portfolio, das N28 Nuvo. Im Gegensatz zu diesem, haben wir es beim Testkandidaten jedoch mit längeren und breiteren Bändchen zu tun, welche für eine weitere Recording-Distanz und einen entsprechend klassischeren Ton getunt sind. In der Tabelle weiter unten seht ihr die Unterschiede. Insgesamt präsentiert sich das R88A sehr robust und hochwertig verarbeitet.

AEA N28 Nuvo | AEA R88A | |
Bändchenlänge | 3,33 cm | 5,97 cm |
Bändchenbreite | 0,22 cm | 0,47 cm |
Empfindlichkeit | 6,1 mV/Pa | 8,3 mV/Pa |
max. SPL | 135 dB | 141 dB |

So klingt das AEA R88A am Drumset
Als erste Station habe ich die Front of Kit-Position ausgesucht, hier muss sich das AEA R88A vor meinem Yamaha Recording Drumset beweisen. Und das tut es mit Bravour. Fett und plastisch erklingt das gesamte Schlagzeug, auch Details wie den Ausklang des Bassdrum-Resonanzfells bildet das Mikrofon ab. Saftig aber präzise fügt sich das Signal in den Gesamtklang mit den anderen Mikrofonen ein, und verleiht ihm eine griffige Räumlichkeit.
Als Vergleich habe ich euch auch das AEA N28 Nuvo aufgenommen, welches mit seinem kleineren Bändchen minimal verhaltener und kompakter klingt. Auch als Overhead macht das R88A eine hervorragende Figur. Obwohl mein Raum in Sachen Größe und Deckenhöhe nicht optimal für die Verwendung von Bändchen ausgelegt ist, sind die Resultate sehr ansprechend. Mir gefällt wiederum die natürliche Darstellung aller Elemente und der Schub im Bass- und Tiefmittenbereich. Dadurch wird auch das weitere entfernte Floortom mitten ins Geschehen geholt.
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Ein Nachteil ergibt sich durch die massive Bauart. Obwohl das 3D Kugelgelenk sicher und zuverlässig auch in der Horizontalen arbeitet, benötigt das Mikrofon in diesem Fall ein extra stabiles Stativ. Das sollte besonders beim Einsatz als Overhead als Investition mitgedacht werden.

Fantastisch funktioniert das mächtige Mikrofon auch an der Akustischen
Wenig überraschend spielt das Konzept Stereo-Bändchen seine Vorteile auch vor der Akustischen Gitarre aus. Netterweise hat der Gitarren-Kollege André Hubert sich bereit erklärt, mich im Studio zu besuchen und ein bisschen was einzuspielen. Die Ergebnisse klingen hervorragend. In einem Abstand von einem knappen Meter, die Stereomitte auf den zwölften Bund ausgerichtet, sorgt das R88A für freudige Gesichter. Offen, realistisch und gleichzeitig groß wird die Schallquelle übertragen. Auch zum Experimentieren lädt das R88A ein, mehr Bass gibt es mit näheren Distanzen, ohne dass das Stereobild oder die Plastizität leidet. Insgesamt erweist sich der Umgang mit dem aktiven Stereo-Bändchen als nahezu narrensicher.

Test des AEA R88A: Fazit
Mit dem R88A hat der US-Bändchenspezialist AEA ein hervorragend klingendes aktiver Stereo-Bändchen im Programm. Das Testobjekt klingt plastisch, realistisch und besitzt den typischen „Larger than Life“-Sound, den Bändchenfans so lieben. Eine gute klingende Schallquelle vorausgesetzt, lassen sich mit dem Teil schnell erstaunliche Ergebnisse erzielen. Über Positionsveränderungen kann der Sound effektiv geformt werden, der Sweetspot ist dabei groß. Damit empfiehlt sich das mächtige Bändchen für Musiker und Tonleute, die mit wenig Technik professionelle Stereosignale einfangen wollen, ohne sich über Phasenprobleme Gedanken machen zu müssen. Der Preis ist sicherlich nicht gerade gering, die Vielseitigkeit, Qualität und das simple Handling rechtfertigen ihn allerdings.

- Bauart: aktives Stereo-Bändchenmikrofon in Blumlein-Anordnung
- Richtcharakteristik: Acht
- Empfindlichkeit: 8,3 mV/Pa
- Frequenzgang: 20 bis 20000 Hertz
- Lieferumfang: Y-Kabel, Case, Halterung mit Shockmount, Anleitung, Staubschutz
- hergestellt in: USA
- Webseite des Herstellers: https://aearibbonmics.com/
- Preis: € 3299,– (Straßenpreis am 16.3.2025)
- hervorragender Klang
- einfache Handhabung
- vielseitig einsetzbar
- sehr gute Verarbeitung
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