Praxis
Kopf und Kabel
Recht gelenkig ist der Phoenix schon – oder sagen wir besser abhörtauglich konstruiert und für den Transport zusammenfaltbar. Allerdings macht das Produkt auf mich nicht den Eindruck, man könne es bei einem versemmelten Mix einfach mal mit Schmackes in die Ecke feuern. Auch das Metallband hat vergleichsweise viel Spiel und um das Ende der einseitig verschraubten Innenbefestigung fehlt mir ein Haltering, der bei stärkerer Kopfbanddehnung schützt (siehe Bild).
Dennoch: Der Proband lässt sich auf ein bis zwei Ohren tragen, zwischen die Schulter klemmen und in alle Himmelsrichtungen klappen und drehen. Horizontale Muschelrotationen (die Oma im Bus möchte über das anstehende Wetter reden) und Standard-Kopfnicker (wir pflichten ihr taktsynchron bei) haben keinen Einfluss auf den festen Sitz unseres Testmusters, wildere Schüttelausbrüche auf der Party im Vereinsheim (irgendwie muss die nette Lady auf dem Tanzparkett doch bemerken, dass ich ein Mensch mit extrem facettenreicher Motorik jenseits des Fader-Schubsens bin) hingegen werden mit der Notwendigkeit zur Neuausrichtung quittiert. Das für die Gewichtsklasse respektabel gepolsterte Kopfband schmiegt sich gut an, ohne aufdringlich zu erscheinen. Der Andruck auf die Ohren ist ein aus DJ-Sicht akzeptabler Kompromiss aus Komfort und Sitz, nur in sehr entspannter Lage macht sich der Kopfhörer dann doch schnell bemerkbar.
Auf der täglichen Pirsch zur Arbeit, Primärszenario des Phoenix, zeigt sich eine passable Schnittmenge aus Nebengeräuschdämpfung (Straßenverkehr) und Musikgenuss – der Deejay in mir verlangt indes nach mehr Isolierung von „draussen nach drinnen“. Um ergo noch mal auf die zuvor ins Szenario einbezogene Omi zurückzukommen. Als Banknachbar hört man den Aerial7 schon ziemlich deutlich, wenn er voll aufgerissen ist. Doch ist der einhergehende Wiedererkennungsfaktor eines Musikstückes in meinen Augen nicht so hoch, wie etwa beim Denon.
Bei der Kabelkonstruktion schwächelt der Phönix in meinen Augen. Zum einen bin ich kein Freund von beidseitigen Kabelführungen, zum anderen stört mich, dass ich das integrierte Headset somit auf Gedeih und Verderb immer am Hals baumeln habe. Dass es auch anders geht, zeigt der AIAIA-TMA-1, wenngleich dieser natürlich in einer anderen (Preis-)Liga spielt, als mein aktueller Kandidat. Nichtsdestotrotz kann ich mich dort für das (einseitig geführte!) Glattkabel mit Mikro oder das Spiralkabel für die Clubsession entscheiden. Klar, die Zielgruppe der „Smartfonisten“ wird dies anders sehen und ein Spagat in dieser Hinsicht ist nicht leicht zu bewältigen. Aber die zugentlasteten Kabel sind zudem ziemlich dünn ausgefallen und ein Wackelkontakt während der Garantiezeit heißt Einschicken – nach der Frist bedeutet dies wohl eher eine Neuanschaffung. Bei einem Straßenpreis von einem Fuffi ist das naturgemäß leichter zu verschmerzen als bei einem 300-Euro-Modell. Ein positiver Aspekt: Löblicherweise hat der Hersteller einen Adapter für die Skype-Fraktion beigelegt, damit sich der Hörer in die Play- und Record-Buchsen des PC oder Mac einklinken kann.
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Klang
Auch wenn wir in diesem Marathon einen Fokus auf DJ-Kopfhörer-Disziplinen legen, führt mich mein erster Weg, man verzeihe mir dies, an das mobile Device, wo der Kandidat meinen Media-Player über seine Drucktaste startet (ansonsten nimmt man damit Gespräche an) und einen für die Preisklasse ziemlich beachtlichen Sound auffährt. Aber mal Hand aufs Herz: Auch wenn man dem Phoenix als Gefährten für den MP3-Player eine ordentliche Vorstellung attestieren kann, würde irgendjemand tatsächlich auf die Idee kommen, ihn am Mischpult zu betreiben und irgendetwas zu beschallen, selbst wenn es die Gartenparty anlässlich Onkel Harrys Sechzigsten wäre? Adhoc vielleicht nicht, doch Versuch macht klug. Ich klemm den Hörer also an den DJM-850 an und muss erstaunlicherweise feststellen, dass der kleine Neodym zwar unter einem Höhendefizit leidet, dafür aber einen ziemlich beträchtlichen Bass und eine ordentliche Lautstärke rausdonnert, wie ich es für diesen Produkttypus in Anbetracht des Straßenpreises nicht erwartet hätte. Wie es um die Dauerbelastung der Kalotten mit hohen Pegeln steht, ist ein Thema für einen Langzeittest – das können wir in diesem Artikel nicht leisten. Feststellen möchte ich jedoch, dass der Aerial7 am Mixer betrieben bei hohen Lautstärken gerade in den tiefen Frequenzen schon deutlich ins Schwimmen gerät. Davon ist beim iPhone aufgrund der Pegelbeschränkungen für Mobile-Devices nichts zu merken. Demnach kann man ihn durchaus als interessanten Budget-Kopfhörer für unterwegs und eine Backup-Lösung für kleinere Partys in Betracht ziehen – vorausgesetzt, man legt nicht zu großen Wert auf ein authentisches Klangbild.