Praxis
Die Software
Durch den mitgelieferten Download Code lässt sich die Software in Windeseile herunterladen und installieren. Auch das Setup der Sony Playstation Eye Kamera funktioniert problemlos. Nach kurzen formalen Einstellungen wie dem Auswählen der Sprache, dem Einstellen der Puffergröße für niedrige Audiolatenz sowie der Zuweisung des Audioausgangs ist die Software startbereit. Positiv zu bemerken ist, dass nicht zwingend ein Audio-Interface zur Nutzung benötigt wird. Vor dem ersten Trommeln wird von der Software sichergestellt, dass alle vier Reflektoren im Sichtfeld der Kamera stehen und genügend Signal an diese abgeben. Das Programm verfügt über sieben Kits, die jeweils editiert werden können und in rechts- und linkshändiger Ausführung vorhanden sind. Außerdem können aus 32 Samples eigene Drumsets zusammengestellt werden. Reichen diese nicht aus, ist es möglich, über MIDI externe Sounds anzusteuern. Über die Playlist-Funktion können innerhalb der Software beliebig viele eigene Songs geladen werden, zu denen dann getrommelt werden kann. Das eigene Spiel lässt sich sowohl Solo, als auch mit dem jeweiligen Song durch die Record-Funktion aufnehmen. Für Timing-Übungen ist außerdem ein Metronom in der Software auswählbar.
So funktioniert das Aerodrums Kit
Etwa fünf Minuten dauern Download, Installation und Setup der Software, dann sind die Aerodrums startklar. Das Programm legt mir zunächst selbst an diesem recht düsteren Spätnachmittag nahe, alle externen Lichtquellen auszuschalten. Die USB-Lampe, die direkt an der Linse der Kamera sitzt, strahlt mich so hell an, dass ich sofort zur kleinen Sonnenbrille greife. Diese erinnert zwar ein bisschen an die 3D-Brillen aus einem Mickey Mouse Heft und ist sicherlich keine Langzeitlösung, hilft aber für den Moment. Damit die Kamera alle Bewegungen einfangen kann, empfiehlt der Hersteller eine Sitzposition, die etwa 1,20 Meter von der Kamera entfernt ist. Befindet man sich dann im Modus des Drumkits, sieht man ein Schlagzeug aus der Vogelperspektive, gemeinsam mit den Abbildungen der Reflektoren. Hat man sich einmal mit der imaginären Spielfläche zurecht gefunden, erkennt die Software, auf welche Trommel man schlägt, und auch das dynamische Spiel ist dank der Erkennung der Schlaggeschwindigkeit erstaunlich gut möglich. Bemerkenswert ist auch die variable Spielmöglichkeit der Hi-Hat, die durch das Anheben des Fußes der Performance einer richtigen Hi-Hat Maschine ähnelt. Auch die Bassdrum ist durch unterschiedliches Ausholen dynamisch spielbar.
Schon beim ersten Anspielen eines Grooves merke ich, wie sensibel die Trigger reagieren. Meine natürlichen Körperbewegungen im Rhythmus des Grooves muss ich zunehmend unterdrücken, um nicht beispielsweise ständig den Sound einer getretenen Hi-Hat auszulösen. Zudem muss ich zwingend beide imaginären Pedale „Heel Down“, also mit aufgesetzter Ferse spielen, da sonst noch mehr Bewegungen reflektiert und „falsche“ Noten ausgelöst werden. Für Drummer, die Schwierigkeiten mit der Umstellung ihrer Technik haben, werden vor allem schnellere Parts dadurch sehr schwierig. Ein weiter gewöhnungsbedürftiger Faktor ist der fehlende Rebound beim Trommeln in der Luft. Doppelschläge oder gar Rolls sind eigentlich nicht möglich, da die reale Spielfläche fehlt.
Nach einiger Zeit mit den verschiedenen Kits läuft das Spiel runder, jedoch wirken die Grooves immer noch sehr steif und untight. Und ja, das liegt natürlich an mir! In der stocksteifen Position, in der ich mich mittlerweile befinde, um die Trigger nicht unkontrolliert auszulösen, kommt keine wirkliche Spielfreude oder Leichtigkeit auf. Doch auch unter größter Anstrengung lassen sich selbst auf dem Ride-Becken ungewollte Sounds nicht verhindern, und auch in der Software lässt sich die Sensibilität nicht reduzieren. Am nächsten Mittag ist es übrigens bereits mit leicht geöffnetem Vorhang schon zu hell für eine ausreichende Reflektion des Lichtsignals. Das Spielen der Aerodrums ist also nur in relativ dunklen Räumen möglich, damit die Software alle Bewegungen erfassen kann.
Für dich ausgesucht
Die Sounds der Aerodrums-Software sind den E-Drum Preset Sounds der etablierten Hersteller sehr ähnlich. Die Auswahl ist mit 32 Samples nicht besonders groß, und da alleine die Hi-Hat mit vier verschiedenen Sounds belegt wird, kann dadurch natürlich auch keine besondere Bandbreite geboten werden. Alle Samples klingen ziemlich fett und rockig, was einem modernen Pop/Rock-Sound zugute kommt. Die Bassdrums klingen voluminös, die Snares scharf mit kontrolliertem Oberton, und die Toms haben eine gute Portion Punch und Attack. Das trifft auch auf das Jazzkit zu, welches dadurch allerdings ein wenig stilfremd wirkt. Vor allem das Ride klingt nach einem dicken Becken mit viel Ping, was in einem authentisch klingenden Jazzset fehl am Platz wäre. Mit der Dynamik der jeweiligen Trommeln lässt sich aber dank der Sensibilität der Trigger gut spielen. Das gilt sogar für die Bassdrum und den typisch waschigen Sound beim Öffnen einer Hi-Hat. Da sich nach längerem Spielen sicherlich der Wunsch nach zusätzlichen Sounds ergeben wird, bietet sich die Erweiterung über die MIDI-Funktion an. Dazu kann auf der Website ein „MIDI Mapping“ heruntergeladen werden, das in einem gesonderten pdf-File erklärt wird. Außerdem findet sich auf der Website eine detaillierte Anleitung zu allen gängigen Drumsamplern wie Addictive Drums, Kontakt und Superior Drums.