Praxis
Der Aguilar Fuzzistor ist quasi selbsterklärend. Es ist sehr eindeutig, welcher der vier Regler welche Funktion übernimmt. Entsprechend schnell erreicht man sein klangliches Ziel und hat “ruckzuck” einen brauchbaren Overdrive-Sound kreiert. Dabei fällt auf, dass der Fuzzistor ein Fuzz der etwas heftigeren Gattung ist. Man muss schon etwas Fingerspitzengefühl anwenden, um auch dezente, nicht zu stark zerrende Fuzztöne zu erzeugen. Dabei hilft auch nicht der Parallelpfad mit dem trockenen Signal, denn ist das Effektsignal tonal sehr verschieden zum Originalsignal, dann erhält man als Ergebnis einen Sound, bei dem sich die beiden Signale nicht sehr homogen mischen, sondern vielmehr “nebeneinander” erklingen. Man hört also deutlich einen cleanen Sound mit einem klar getrennten “Sägen” darüber. So schön also ein paralleler Pfad auch ist, man muss schon ein wenig experimentieren, bis man ein ausgewogenes Ergebnis erzielt.
Nach einer kurzen Eingewöhnung gelang mir das aber sehr gut. Im Mischverhältnis mit dem trockenen Signal eignen sich weniger verzerrte Sounds besser. Bei stärker verzerrten Sounds haben die Einstellungen besser funktioniert, bei denen der Blendregler weniger vom Originalsignal beimischt.
Der Blendregler regelt in keine der beiden Richtungen zu 100% ab oder zu. Das bedeutet, ganz nach links gedreht hört man nach wie vor noch etwas Effektanteil, und ganz nach rechts gedreht schimmert wiederum immer noch etwas vom trockenen Signal durch. Im Verlauf des Tests habe ich die besten Ergebnisse erzielt, wenn der Blendregler zu mindestens 70% aufgedreht war oder sogar zu 100% in Richtung “Effekt” ging.
Hören wir uns also zunächst einmal unterschiedliche Einstellungen an. Alle Klangbeispiele wurden auf einem Fender Precision gespielt.
Schaltet man den Fuzzistor an, dann hört man direkt einen markanten Unterschied zum Originalsignal. Der Sound bekommt mehr Biss.
Nur mittels des Blendreglers verändert sich hier bereits merklich der Sound.
Man erntet also bereits ausschließlich durch das Drehen des Blend-Reglers deutliche Soundunterschiede. Diese nehmen natürlich zu, wenn man beginnt, die anderen Regler ebenfalls zu verändern.
Nun interessiert mich natürlich, was geschieht, wenn man den Fuzz voll aufdreht. Und siehe da: Ich werde nicht enttäuscht, denn der Ton wird wahrhaft mächtig, brachial, voluminös – aber keinesfalls matschig!
Für dich ausgesucht
Um den Sound in Richtung Bluesrock der 70er zu verändern, muss der Fuzz-Anteil ganz weit zurückgefahren werden, und auch der Tonregler sollte auf ca. 30% reduziert werden, um den Sound etwas weicher zu machen. Ein wenig Geist von Jack Bruce schimmert hier durch!
Bei halb aufgedrehtem Fuzz- und voll aufgedrehtem Tone-Regler bekommt der Klang eine “sägende” Kante, die man geringfügig entschärfen kann, indem man den Blendregler auf ca. 80% zurückfährt. Hier muss man allerdings darauf achten, dass es nicht zu dem vorhin beschriebenen Phänomen der “getrennten Parallelsounds” kommt. Am Ende des Beispiels hört man Quintakkorde, die trotz der starken Verzerrung sehr klar zu orten sind – klasse!
Zuletzt kann man den Fuzzistor natürlich auch moderner verwenden. Dreht man den Tone-Regler komplett nach links bei voller Verzerrung, dann erhält man eine sehr schöne, weiche Synthie-Verzerrung.