Seit die New Yorker Company mit ihrem legendären Preamp DB 680 auf den Markt kam, steht ihr Name für professionelles High-Class-Equipment und edlen Basssound. Zudem hat es Aguilar als eine der wenigen Firmen geschafft, die Transformation in das Zeitalter der Class-D-Amps und Leichtgewichts-Bassboxen zu vollziehen. Zahlreiche renommierte Namen der 80er- und 90er-Jahre sind bekanntlich an diesem Thema gescheitert und ruhen längst in den ewigen Jagdgründen. Im Laufe der Zeit haben sich zwei Linien beziehungsweise Soundideale im Portfolio von Aguilar entwickelt: AG und Tonehammer. Die AG-Produkte stehen hierbei für die extrem sauberen Sounds, während die Tonehammer-Linie die etwas rockig-growligeren Sounds bedient. In beiden Linien existieren mittlerweile sowohl kompakte Preamps als auch Topteile in unterschiedlichen Leistungsklassen. Als interessierter Kunde hat man daher beim Kauf die Qual der Wahl. Mit diesem Artikel hoffe ich, euch die Kaufentscheidung etwas leichter zu machen.

Basstopteile der Königsklasse: Aguilar AG & Aguilar Tonehammer
Unsere zwei heutigen Hauptdarsteller sind ein Aguilar Tonehammer 700 V2 und ein Aguilar AG 700 V2. Um die Klangphilosophie dieser beiden Highend-Bassverstärker zu vergleichen, hätten im Prinzip auch die kompakten Preamp-Pedale ausgereicht.
Die Verstärker bieten allerdings neben den Preamps auch zwei D.I.-Ausgänge: Einen cleanen und einen mit schaltbaren Cab Sims. Hier stehen drei Speicherplätze zur Auswahl, welche werkseitig mit den Aguilar-Boxen SL112, SL410 und DB410 geladen sind. Die Möglichkeit, Preamp plus Cab Sim miteinander zu vergleichen, wollten wir uns natürlich nicht entgehen lassen. Sehen wir uns zunächst die nackten Fakten an:
Aguilar Tonehammer – Features
- Gain-Regler
- Master-Regler
- 3-Band-Equalizer mit Bass, parametrischen Mitten und Höhen
- Drive-Regler
- EQ Pre oder Post DI schaltbar
- Ein cleaner DI Out, einer mit optionaler Cab Sim
- 3 Speicherplätze für Cab Sims (mit Aguilar Suite konfigurierbar)
- FX Loop
- Tuner Out
- Aux In, Kopfhörer-Anschluss
- 700 Watt Class-D-Endstufe
Hier findet ihr einen Link zu einem ausführlichen Test des Aguilar Tonehammer.



Aguilar AG – Features
- Gain-Regler
- Master-Regler
- 4-Band-Equalizer mit Bass, Low Mid, High Mid und Höhen
- Deep- und Bite-Schalter
- EQ Pre oder Post DI schaltbar
- ein cleaner DI Out, einer mit optionaler Cab Sim
- 3 Speicherplätze für Cab Sims (mit Aguilar Suite konfigurierbar)
- FX Loop
- Tuner Out
- Aux In, Kopfhöreranschluss
- 700 Watt Class-D-Endstufe
Hier findet ihr einen Link zu einem ausführlichen Test des Aguilar AG.
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Aguilar Tonehammer 700 vs. Aguilar AG 700 – Gemeinsamkeiten und Unterschiede
Wie man sehen kann, sind die Unterschiede auf den ersten Blick gar nicht allzu groß – sämtliche Anschlüsse an der Rückseite und die Endstufe sind sogar identisch. Was von außen betrachtet allerdings direkt auffällt, sind die unterschiedlichen Equalizer sowie der lediglich am Aguilar Tonehammer vorhandene Drive-Regler.
Das wäre jedoch in der Summe etwas zu wenig, um zwei verschiedene Produkte am Markt zu rechtfertigen. Der größte Unterschied zwischen beiden Bassverstärkern muss also unter der Haube liegen, und zwar in der grundsätzlichen klanglichen Abstimmung der Vorstufen der beiden Aguilar-Ampmodelle.

Und siehe da: Diese Unterschiede machen sich tatsächlich unmittelbar nach dem Einschalten bemerkbar. Der Aguilar AG klingt kristallklar und besitzt eine ausgesprochen neutrale Basis, die man vollkommen nach seinen Wünschen formen kann. Alles klingt auf Anhieb sehr feinzeichnend, transparent und „edel“, ohne den Charakter des Instruments allzu sehr zu färben. Sämtliche Regler arbeiten nicht linear, was in meinen Augen ein unterschätzter Vorteil ist.
Der Grund: Auf der ersten Hälfte des Regelwegs kann man hier sehr subtile Anpassungen vornehmen. Ein Equalizer ist ja in erster Linie dazu gedacht, um das Signal an die akustischen Gegebenheiten anzupassen und nicht, um es komplett zu verbiegen. Wer dies aber dennoch tun möchte, kann dieses auf der zweiten Hälfte des Regelwegs nachholen.
Der Aguilar Tonehammer hingegen ist nicht etwa nur ein AG mit zusätzlichem Drive-Regler, sondern ein gänzlich eigenständiges Tier. Vom ersten Ton an positioniert er sich in der etwas raueren und „dreckigen“ Ecke. Allerdings haben wir es hier natürlich immer noch mit Aguilar und nicht z. B. einem stark einfärbenden Amp einer Company wie Ampeg o. ä. zu tun. Der Grundsound des Tonehammer ist also immer noch sauber genug, um kein Genre auszuschließen.
Bereits mit dem Gain-Regler lässt sich der Tonehammer in die Sättigung fahren und gibt erste verzerrte Klänge von sich. Und dies, ohne überhaupt erst den Drive-Regler ins Spiel zu bringen. Speziell mit den parametrischen Mitten hat man anschließend viele Freiheiten, um sich z. B. im Mix noch besser hörbar zu machen oder mit aufgedrehten Drive moderne mittenarme Rocksounds zu realisieren.

Aguilar Tonehammer 700 vs. Aguilar AG 700 – Soundvergleich
In meinem Video gibt es jedes Soundbeispiel einmal aus der cleanen D.I. in der Post-EQ-Stellung, also inklusive allen Equalizer-Einstellungen. Darauf folgt eine Variante aus einem Mix zwischen cleaner D.I. und Cab Sim D.I.
Fazit
Erwartungsgemäß sind beide Aguilar (Pre-)Amps professionelle Arbeitsgeräte und klanglich über jeden Zweifel erhaben. Wie bereits erwähnt bietet der Aguilar AG eine sehr neutrale Ausgangsbasis, klingt dabei jedoch keineswegs steril. Er gibt genau genommen schlicht keine Richtung vor und überlässt dies allein dem Nutzer, was ihn auch als ideale Effektpedal-Plattform prädestiniert.
Mit dem Equalizer lassen sich aufgrund der Wirkungsweise der Regler sehr subtile Eingriffe in den Sound vornehmen, genauso kann man aber ohne Probleme in die Extreme gehen. In jedem Fall bleiben alle klanglichen Ergebnisse per se musikalisch sehr gut nutzbar. Die vier Bänder plus die zwei Schalter Bright und Deep reichen mir in der Praxis vollkommen aus und bieten ausreichend Flexibilität, um verschiedenste Genres zu bedienen. Die größten Stärken des Aguilar AG sind natürlich cleane Sounds für z. B. Funk, R&B, Pop, Jazz oder Latin.
Der Grundsound des Aguilar Tonehammer ist bereits beim Einschalten etwas griffiger und zupackender. Dies liegt daran, dass hier die Höhen etwas abgemildert werden und ein leichter Boost der Tiefmitten zu hören ist. Dadurch bezieht der Tonehammer klar Stellung, bleibt aber wie gesagt gleichzeitig offen für eigentlich alle Genres.
Mit den parametrischen Mitten seines Equalizers kann man chirurgische Eingriffe in den Klang vornehmen. Auf diese Weise lassen sich entweder unangenehme Frequenzen herausregeln oder z. B. die Mitten auf den Punkt boosten, um sich im Mix durchzusetzen. Der Drive-Regler ist sehr schön abgestimmt und hält eine breite Range von „rauchigem Schmutz“ bis hin zu verzerrten Rocksounds bereit. Darüber hinaus geht es aber nicht – für High-Gain-Settings ist dieser Amp nicht gemacht. Seine Stärke liegt eher in der enorm großen Bandbreite brauchbarer Overdrive-Sounds. Häufig reicht schon eine kleine Drehung, um sich im Mix Gehör zu verschaffen, ohne dass der Aguilar Tonehammer den Bass tatsächlich verzerren würde. Selbst bei herkömmlichen Fingerstyle- oder Slap-Grooves mochte ich es sehr, den Drive-Regler auf 9 oder 10 Uhr ins Klanggeschehen hinzuzuziehen.
Keine Frage: Falsch machen kann man mit keinem dieser beiden Bassverstärker etwas. In diesem Sinne wünsche ich euch viel Spaß bei der Entscheidung zwischen dem Aguilar AG und dem Aguilar Tonehammer!
P.S. Bei Produktvergleichs-Artikeln gehe ich für gewöhnlich auch auf die Geschichte der betreffenden Companies ein und erwähne darüber hinaus einige weitere Produkte, die als Meilensteine der Firmen gelten. Aguilar feiert 2025 jedoch sein 30-jähriges Jubiläum, und zu diesem Anlass arbeite ich gerade an einem ausführlichen Artikel über die Company aus dem „Big Apple“. Hier bekommt ihr dann auch entsprechende Infos zur Firmengeschichte.
