Praxis
Für den Test habe ich zunächst beide Kopfhörer in ihrem jeweiligen Element genutzt, also den TMA-2 DJ bei mehreren DJ-Gigs und den TMA-2 Studio Wireless+ bei Musikproduktionen. Später habe ich dann die einzelnen „Klötzchen“ neu kombiniert und meinen Traumkopfhörer gebaut. Aber der Reihe nach …
TMA-2 DJ – futuristischer Stealth-Look
Der AIAIAI TMA-2 DJ macht einen ganz hervorragenden Eindruck auf mich. Er sitzt leicht und fest auf dem Kopf und obwohl die Ohrmuscheln nicht klappbar sind, ist er kompakt genug, um auch in enge, flache DJ-Taschen zu passen. „Nicht klappbar“ bedeutet auch eine potenzielle Bruchstelle weniger.
Tatsächlich wirkt die Konstruktion aus aufgesteckten Ohrmuscheln so robust, dass ich dem TMA-2 eine lange Lebensdauer prognostizieren würde. Und selbst wenn etwas passiert: Kopfhörerbrüche haben aufgrund der modularen Bauweise ihren ultimativen Schrecken verloren.
Das Handling in der DJ-Booth ist klasse: Die Muscheln sitzen straff und perfekt sowohl auf beiden Ohren als auch nur auf einem Ohr, damit das andere für die Monitorbox frei ist. Das rasche Auf- und Absetzen, hinters Ohr klemmen oder um den Hals legen fühlt sich dank der schmeichelnden PU-Leder-Oberfläche der Ohrmuscheln schön stabil und trotzdem weich am Ohr an.
Aufgrund des festen Bügels und dem On-Ear-Prinzip drückt die Kombination S02/E02 nach einiger Zeit etwas auf den Ohren, was allerdings auch an meinem großen Kopf liegen kann, weswegen ich persönlich die TMA-2 DJ nicht zum stundenlangen Produzieren nutzen würde. Auch Brillenträger könnten den Tragekomfort langfristig als unangenehm empfinden.
Für dich ausgesucht
In Kombination mit der flauschigen Over-Ear-Polstern S05 fühlt sich das allein wegen dem zusätzlichen Spielraum schon alles deutlich entspannter an, könnte aber für DJs mit kleinerem Kopf in der DJ-Booth schon wieder zu locker sitzen. Ja, es ist schon Segen und Fluch zugleich, wenn es zu viele Optionen gibt.
Was jedoch alle AIAIAI-Kombinationen eint, ist der wirklich coole mattschwarze Stealth-Look. Design ist natürlich immer Geschmackssache, aber ich finde, die AIAIAIs strahlen puren Futurismus aus.
Sound
Mir gefallen die kickenden Bässe der S02/E02-Kombination sehr gut. Beatmatchen fällt leicht, weil auch weniger impulsive Bassdrums genug Punch haben, um den Beat zu fühlen. Da müssen die Ohren nicht erst im subsonischen Unterholz herumsuchen, das „akustische Grid“ ist schon bei geringen Lautstärken klar zu verorten. Die Charakteristik und das Tuning des Bassbereichs sind auch in der lauten DJ-Booth transparent. Generell ist der TMA-2 ein sehr empfehlenswerter Kopfhörer. Und erwähnte ich bereits, dass er saucool aussieht?
TMA-2 Studio Wireless+: The Golden Age Of Wireless
So hieß 1982 ein Album von Elektropop-Pionier Thomas Dolby und wer schon immer völlig losgelöst im Studio arbeiten wollte, mit der neuen W+-Technologie von AIAIAI ist das nun (fast) latenzfrei möglich.
Wer schon mal mit Bluetooth-Kopfhörern live Musik gemacht hat, weiß um den feinen Unterschied der Echtzeit. Ein leichter Zeitversatz, der beim reinen Musikhören überhaupt nicht stört, fällt beim Musizieren entscheidend ins Gewicht.
Wenn wir gleichzeitig über die Monitor Speaker und die TMA-2 Studio Wireless+ abhören, ist ein leichtes Flanging wahrnehmbar, der Klang kommt auf den Ohren eben 16 ms später an. Diese Latenz ist aber so gering, dass sie beim reinen Headphone-Monitoring überhaupt nicht stört. Auch für Sänger und Sängerinnen ist der Versatz geringer als der fast jeder Soundkarte und ein gewaltiger Fortschritt im Vergleich zu Bluetooth.
Handling
Der Pairing-Prozess ist ziemlich selbsterklärend und geht nach kurzer Zeit verlässlich in die Körpermotorik über und dann praktisch wie von selbst.
Der Wechsel von W+ zu Kabel geht supereasy: einfach das mitgelieferte (oder ein anderes!) Kopfhörerkabel in einen der beiden Stereominiklinken-Eingänge an der Unterseite der Kopfhörermuscheln gesteckt und automatisch wird die bestehende Funkverbindung unterbrochen – und wieder hergestellt, wenn das Kabel abgezogen wird. Sehr praktisch und viel besser als Bluetooth-Betrieb, wo nach Abziehen des Kabels stets die Verbindung neu erstellt werden muss.
Vorteil beim Bluetooth-Betrieb: Mit dem vernünftig klingenden eingebauten Mikrofon sind auch Telefonate in guter Qualität möglich. Dank der halboffenen Bauweise hört man die Umgebung inklusive der eigenen Stimme auch durch die Kopfhörer hindurch, was entspannte (Video-) Telefonie ermöglicht. Auch scheint mir die Übertragungsreichweite von Bluetooth etwas größer zu sein als die von W+.
Das Coole ist: je nach Anwendesituation wählt man den passenden Modus.
Sender und Empfänger werden easy per USB geladen und die Batterielaufzeit soll über 40 Stunden betragen. Wenn der Sender wirklich mal leer ist: USB-Kabel rein und weiter geht’s.
Fest und flauschig
Was als erstes auffällt: Zumindest auf meinen relativ großen Lauschern sitzen die E08-Ohrmuscheln perfekt. Sie schmiegen sich schön ums ganze Ohr, drücken nicht, schwitzen nicht und aufgrund des leichten Gewichts habe ich oft schlicht vergessen, dass ich Kopfhörer trage. Dank des robusten Kopfbügels sitzen die Headphones fest und sicher auf dem Kopf und fühlen sich durch das angenehme Alcantara-Material schön flauschig an. So kann man wirklich stundenlang auch mit Kopfhörern produzieren, ohne eventuell Nachbarn zu stören und dass man dabei einfach durch das Studio laufen, aus dem Fenster schauen oder einen Kaffee kochen kann, ohne die Headphones abzunehmen, ist tatsächlich das wirkliche Alleinstellungsmerkmal an diesem Produkt.
Sound
Hier gibt’s nichts zu meckern. Der Druck und die Frequenzstaffelung im Bassbereich werden präzise vermittelt, ohne dass man nach längerem Hören dampfende Ohren bekommt. Mitten und Höhen sind transparent und seidig. Das Panorama ist räumlich und nicht überbetont. Ein sehr angenehmer Höreindruck, der langes Arbeiten ermöglicht.
Ich habe schon fein auflösendere Kopfhörer auf den Ohren gehabt, aber mit den TMA-2 Studio Wireless+ konnte ich richtig gut an meinen elektronischen Produktionen arbeiten. Mal eben aufstehen, zum Synthesizer-Rack rübergehen, in der Mitte des Studios stehen und darauf achten, ob der Groove den Körper zum Zucken bringt: Das alles macht man mit kabelgebunden Kopfhörern einfach nicht.
Auch gut: Durch die halboffene Bauweise ist man nicht komplett von Außengeräuschen isoliert und das Klangerlebnis ist sehr natürlich.
Selbst hochanspruchsvolle Produzenten, die auf Kopfhörer im vierstelligen Preisbereich schwören, dürften der Verlockung erliegen, sich dieses smart designte Stück Freiheit für knapp 350,- Euro zu gönnen.
Drahtlos auflegen?
Sehr verlockend. Aber taugt die immer noch vorhandene Latenz von 16 ms zum Mixen? DJs, die eh nur mit Sync-Button und verlässlich gegriddeten Files arbeiten, sollten das unbedingt mal probieren. Es fühlt sich etwas weird an, weil der Track im Cue-Weg immer ein klein wenig „zu spät“ zu sein scheint. Dank der Funkstrecke ist nicht nur eine schnellere, sondern auch eine zeitstabilere drahtlose Verbindung gewährleistet, auf die sich DJ dann einfach verlassen und den Drang abstellen muss, das leicht nachlaufende Stück manuell anzuschieben.
Mit Schallplatten ist das naturgegebenermaßen schwieriger. Vinyl-DJs beatmatchen instinktiv und denken nicht über Latenzen nach. Sicher scheint es möglich, die Platten grundsätzlich etwas später im Cue zu hören, weil man ja weiß, dass es eigentlich stimmt. Und für mich persönlich ist das Kopfhörerkabel am DJ-Pult auch so was wie eine Nabelschnur, eine enge Verbindung zur Musik.
Lieblingskombi
Die großen Studio-Ohrmuscheln, bestehend aus S05 und E08, würde ich auch sowieso nicht zum DJ-Gig mitnehmen: zu sperrig, zu over-ear und vor allem erscheint mir das flauschige Alcantara-Earpad-Material als zu schmutzanfällig für die Bühne. Aber dank des modularen Konzepts sind prinzipiell alle AIAIAI-Komponenten untereinander austauschbar. Natürlich benötigen wir für den drahtlosen Betrieb zwingend die Kombination aus Kopfhörerbügel H10 und Sendeeinheit X01. Doch die Wahl der Ohrmuscheln ist völlig freigestellt, so dass wir den TMA-2 Studio Wireless+ für den Bühnengebrauch ohne weiteres mit den kleinen und robusten Ohrmuscheln des TMA-2 DJ bestücken können.
Wie gesagt, ich möchte nicht drahtlos mixen. Aber eine Kombi, die mir persönlich sehr gut gefällt, ist S02 und E02 vom DJ-Kopfhörer mit dem H10-Bügel vom Studio-Kopfhörer. So hört man auf dem Weg zum Gig mit einem kompakten Headphone im Bluetooth-Betrieb noch in die iPhone-Playlists rein und im Club steckste einfach das C02-Kabel ein. Best of both worlds!
Für den Liveact mit Grooveboxen und Drummachines hingegen reicht die Minilatenz der W+-Technologie ebenfalls komplett aus. DAW-less und cordless, das heißt: noch mehr Freiheit für den Liveact auf der Bühne.
Es muss übrigens nicht mal zwingend ein AIAIAI-Kabel sein, weder für den Kopfhörer noch für die X01-Sendeeinheit. Jedes Kabel mit zwei Miniklinken erfüllt den Zweck, so dass man die Funksendeeinheit im Studio nicht neben dem Monitorcontroller ablegen muss, sondern mit einem entsprechend längeren Kabel beliebig im Raum positionieren kann, um eine möglichst gute Funkabdeckung zu erhalten.
AIAIAIs are forever
Das modulare Konzept der AIAIAI-Kopfhörer erlaubt nicht nur die individuelle Konfiguration des persönlichen Traum-Kopfhörers. Wenn mal was kaputtgeht, muss nicht der ganze Kopfhörer weggeworfen, sondern nur das defekte Teil ausgetauscht werden, denn alle modularen Elemente sind einzeln erhältlich. Ich finde das nicht nur sehr nachhaltig, sondern auch irre praktisch und letztlich auch ungemein kostensparend. Weg von der Wegwerfgesellschaft, hin zur nachhaltigen Repair-Gesellschaft: AIAIAI macht eindrucksvoll vor, wie das funktionieren kann. Schon dafür gibt es einen Extrapunkt!
Für wen ist das?
Der AIAIAI TMA-2 DJ erfüllt alle Anforderungen, die ich an einen DJ-Kopfhörer habe: hohe Lautstärke, angenehmer DJ-Tragekomfort, kompaktes Staumass und nicht zuletzt ein cooles Design. Dazu kommt die praktische und nachhaltige modulare Bauweise.
In der vorliegenden Version richtet sich das Teil natürlich vor allem an Sennheiser HD-25 Fans, so dass hier ein direkter Vergleich erlaubt sein soll. So klein und fein und legendär der HD-25 auch ist: Der AIAIAI klingt fetter, ist robuster und hat ein längeres und abnehmbares Spiralkabel. Und wenn mal was kaputt geht, ist der Austausch sehr viel einfacher.
Der AIAIAI TMA-2 Studio Wireless+ ist ein sehr guter Kopfhörer für Producer, die gern im Studio hin und her laufen, am Modularsystem Klänge suchen oder mit den Grooveboxen auf der anderen Seite des Raums jammen, ohne ständig den Kopfhörer ein- und auszustöpseln. Der Klang ist per Kabel wie auch im Funk-Modus vertrauensvoll genug für wichtige Mixentscheidungen. Die Latenz ist im Funk-Modus so gering, dass sie die meisten Soundkarten-Latenzen unterbietet. Damit kann man sehr gut leben. Und die Funkrange reicht aus, um kurz mal zum Kaffeekochen aus der Tür zu gehen, ohne dass die Verbindung abreißt.
Aufgrund des sehr guten Tragekomforts eignet sich der AIAIAI mit W+ vor allem für Homeproducer mit geräuschempfindlichen Nachbarn, Kindern, Partnern. Für mich war auch stundenlanges Tragen des TMA-2 Studio Wireless+ kein Problem.
Richtig gut gefällt mir, dass neben dem W+-Link-Betrieb im Studio auch der Bluetooth-Betrieb für Konsum-Anwendungen mit dem gleichen Kopfhörer möglich ist, ein echter Mehrwert.