Airbourne hat schon Fans bei bonedo.de. Einer davon ist Daniel, der den Gitarristen der Australier – Joel O’Keeffe – im Vorfeld ihres Gastspiels in Hamburg für ein Interview zu treffen. Aber damit nicht genug – unser Sound-Pathologe Thomas hat die Songs “Live It Up”, “Ready To Rock”, “Woman Like That” und “Cradle To The Grave”des neuen Albums gewohnt sicher seziert. Viel Spaß mit unserem großen Album-Special zu “Black Dog Barking”. Wir beginnen bei unserem Schwermetall-Korrespondent Daniel:
Eine Geschichte, die immer wieder durch den bonedo-Flur schallt ist die von unserem ehemaligen Podcast-Redakteur Günter Merlau: Dieser hatte am Morgen nach dem Airbourne Konzert in der Hamburger Großen Freiheit gestanden, er habe dem Sänger, als dieser durch das Publikum rockte, vor Hingabe genüsslich über den klatschnass geschwitzten Arm lecken müssen. Diesen Ausbruch konnte man zunächst nicht so recht nachvollziehen. Schließlich konnten Airbourne fast wie ein gecastetes Rock ‘n’ Roll Konstrukt wirken. Immerhin klangen sie schon sehr nach AC/DC und stammen obendrein auch noch aus Australien… so etwas kann doch nur dem Reißbrett entstammen.
Das erste persönliche Treffen mit Joel O’Keeffe für einen Backstage-Quickie und das darauf folgende Konzert der Jungs belehrte den Verfasser dieser Zeilen aber eines Besseren! Zwar ist in jedem Titel unverkennbar, wer das große Vorbild der Band ist, aber trotzdem hat sie es geschafft, aus dem Schatten von Angus & Co herauszutreten und eine eigene, solide Erfolgsstory zu schreiben. 2003 datiert die Gründung der Hardrock-Formation, die von den beiden Brüdern Joel und Ryan O‘Keeffe ins Leben gerufen wurde. Während sich Joel in der klassischen Rockbesetzung zusammen mit David “Roadsy” Roads die Gitarrenarbeit teilt und für den Gesang zuständig ist, sorgt sein Bruder Ryan an den Drums für das rhythmische Fundament. Am Morgen des 21. Mai – Release Tag des neuen Albums “Black Dog Barking” in Amerika – trifft Daniel auf einen sehr gut gelaunten Joel O’Keeffe, den Gitarristen und Sänger der inzwischen fast schon legendären Band aus Victoria in Australien. Mit Lederjacke, schwarzem T-Shirt und Bierpulle in der Hand wirkt der Rockstar hier in einer Suite im Hamburger Hyatt Hotel naturgemäß etwas deplatzierter als zum Beispiel 2011 beim Wacken Festival (wo unser Airbourne Podcast entstanden ist). Es ist halb vier nachmittags – wesentlich authentischer wird es heute wohl nicht mehr werden.
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Songwriting
Ähnlich wie viele Songs von AC/DC erscheinen auch die von Airbourne auf den ersten Blick sehr einfach strukturiert. Es ist eben wie sich das für eine Hardrock-Truppe gehört, geht es um Riffs. Und mit einem solchen geht auch der kreative Prozess los: “Wie wir unsere neuen Songs geschrieben haben? Bei uns startet eigentlich alles immer mit einem Riff. In neun von zehn Fällen stehen wir auf der Bühne zum Soundcheck, nachdem wir zuvor elf Stunden in einem kleinen Tourbus eingesperrt waren, mit frischen Saiten auf der Gitarre und jammen einfach drauf los. Das erste Riff, das uns dann einfällt, ist meist eines, das wir später verwenden können und es heißt: ‘Oh shit, wo ist der Zoom-Rekorder oder das iPhone?‘ und weiter geht‘s. Dann sitze ich meistens mit Roadsy zusammen, wir arbeiten an unseren Gitarrenparts und Ryan und Justin (Street, Bassist) wissen anschließend ziemlich genau, was sie zu tun haben. Bei uns passiert das alles sehr organisch. Es gibt niemanden, der dem anderen diktiert, was er zu spielen hat. Es wird bei uns niemals einen Song geben, bei dem wir sagen: ,Wir brauchen jetzt einen Song mit einem A- und einem G-Akkord‘.”
Das 2010er Albums “No Guts, No Glory” konnte in Deutschland bis auf Platz 4 der Charts klettern – ein äußerst großer Erfolg! Wie ist er beim Schreiben von “Black Dog Barking” mit dem Druck umgegangen, der daraus entsteht? Gab es manchmal sogar eine Art “Writers Block”?
„Natürlich“, antwortet Joel ganz unverblümt, „es gab immer wieder die Tage während unserer fast einjährigen Vorproduktionsphase, an denen wir fünf Stunden dasaßen und uns einfach nichts einfallen wollte. Wir sagten dann ‘Stopp, wir denken zu viel’, und lenkten uns zum Beispiel mit einem Bier ab. Ich habe das schon so oft erlebt, solche Situationen führen einfach zu nichts. Aber dann, wenn du mit etwas komplett anderem beschäftigt bist, zum Beispiel einem Klobesuch, dann passiert es oft, dass du denkst, Oh fuck, ich hab’s! Ich erinnere mich noch gut an die Probleme, die wir mit dem Pre-Chorus von “Girls In Black” vom ersten Album hatten. Wir haben wochenlang mit der Nummer gekämpft, doch am letzten Tag der Vorproduktion ist es mir dann nach einem Klobesuch eingefallen.” Ein großer Teil des Rock ‘n’ Roll Geheimnisses scheint auf dem Klo zu finden zu sein, sind sich Daniel und Joel einig.
Die Produktion von “Black Dog Barking”
Seit dem 17. Mai 2013 gibt es hierzulande das neue Album von Airbourne, das bei Kritikern wie bei Fans ausnehmend gut ankommt. Der erdige und kompromisslose Sound erinnert wieder stark an die genannten Vorbilder. Dabei überrascht die Verpflichtung des Produzenten Brian Howes.
Dieser hat sich weniger im klassischen Rock einen Namen gemacht, sondern eher durch seine Arbeit mit Pop-Punkbands und Alternative-Rocker wie Hinder, Simple Plan oder der Mitwirkung am letzten Nickelback-Album hervorgetan. An welchem Punkt der Aufnahmen holen sich die Jungs überhaupt Hilfe von ihrem Produzenten? Und wie kam es zu der Zusammenarbeit mit Brian Howe?
“Zumeist gehen wir mit den fertigen Songs zu unserem Produzenten und der bewertet sie dann mit uns. An solche Kommentare wie ‘dieser Song ist Mist’ oder ‘an dem müsst ihr aber noch arbeiten‘ muss man sich erst einmal gewöhnen. Wenn wir dann eine Nummer aber wegen eines bestimmten Parts mögen, meint er, wir sollten den dann einfach härter spielen. Brian ist einfach der Beste. Ehrlich. Die Bands, die er über die Jahre hinweg produziert hat, reflektieren in keiner Weise seine wahre Leidenschaft, die coolen Rockbands wie Iron Maiden, Motörhead, AC/DC und Judas Priest. Er ist totaler Rock ‘n’ Roll. Ich glaube, wenn einer von uns mal einen Gig nicht spielen kann, könnte er hervorragend einspringen. Wir haben Brian bei einer Pool-Party in seinem Haus kennengelernt und die Playlist bestand aus den genannten Bands. Wir haben noch an dem Abend beschlossen, mit ihm zu arbeiten.”
Wir bitten Joel, uns einen kleinen Einblick in die Produktion zu gewähren und natürlich wollen wir auch wissen, welche Instrumente und welches Equipment benutzt wurde.
“Die Produktion fand im Großen und Ganzen in zwei verschiedenen Studios statt. Zunächst nahmen wir im VanHowes Studio in Los Angeles zusammen mit dem Engineer Jay Van Poederooyen die Basic-Tracks auf. Später haben wir dann einige Verbesserungen und u.a. die Backing Vocals in den Armoury Studios in Vancouver recorded.”
Aus den Studiotagebüchern weiß man, dass das Album komplett analog aufgenommen wurde. Ist das in der heutigen Zeit nicht eine komplett überflüssige Arbeitsweise?
“Mitnichten, die analoge Aufnahme dauert sicherlich ein wenig länger, da man viel Zeit mit dem Hin- und Herspulen verbringt, doch die Verbesserung des Sounds ist diesen Aufwand absolut wert. Wir haben insbesondere die Neve 1081er Pre/Eqs bis in den Overdrive-Bereich gepusht, ein Trick, den wir schon seit unseren ersten Aufnahmen anwenden. Wir haben gelernt, mehr mit verschiedenen Mikros und deren Positionierung zu arbeiten. Für meine Gitarrentracks haben wir am Ende dann ein Vocalmic benutzt, aber wenn du wissen willst, welches, solltest du lieber Jay Van Poederooyen anhauen, den Engineer des Albums, der weiß das alles.”
Jamila sagt:
#1 - 09.07.2013 um 16:05 Uhr
Mensch, Leute, DANKE!!! Der Bericht ist absolut geil, ausführlich bis ins letzte Detail! Einfach super! :)
Korni sagt:
#2 - 21.05.2014 um 15:25 Uhr
nice! nice! nice! Ich habe schon einige Blasen an der Greifhand... :)
eric sagt:
#3 - 19.06.2014 um 12:34 Uhr
Das gibt einem doch direkt Inspiration!!!!