Jetzt wissen wir also wie Airbourne selbst ihren Sound erreichen. Aber natürlich kann nicht jeder auf so eine Auswahl von Amps zurückgreifen. Deshalb möchten wir den Sound mit Pedalen oder Plug-Ins nachbasteln. Eine Sache muss dabei aber immer klar bedacht werden: Die aufgeführten Gerätschaften, egal, ob es das Original-Equipment ist oder ähnlich klingende Amps und Effekte, sind lediglich das Werkzeug zum Erzeugen des Sounds und der Musik. Und die kommt letztendlich aus der Hand des Gitarristen und dessen Fähigkeiten, die Töne zu erzeugen und den Klang zu formen. Daher macht das Equipment lediglich 50% des Sounds aus, der Rest kommt (zum Glück) vom Spieler. Generell wird in diesem Fall nicht viel benötigt, eine Gitarre mit Humbucker und ein Zerrgenerator im mittleren Arbeitsbereich mit guter dynamischer Ansprache. Und das war´s auch schon. Vorher versuchen wir also die Riffs in die Finger zu bekommen. Nach den Notenbeispielen zu den einzelnen Songs gibt es dann die Einstellungen für die Sounds. Also dann… Ready to rock? Los geht´s!
Wie immer könnt ihr euch erst einmal die vollständigen Noten/Tabs herunterladen:
“Live It Up”
Intro Gitarre 1
Joel hat uns erklärt, dass er für das Intro zwar ein Pick benutzt, aber das befindet sich in seinem Mund – wichtig für‘s Feeling. Die Saiten werden nämlich mit den Fingern gezupft, der Daumen übernimmt die tiefe E-Saite (leicht mit dem Handballen abgedämpft), die beiden anderen können mit Zeige/Mittelfinger oder Mittel/Ringfinger bedient werden. Wichtig ist dabei, dass ihr die Saiten direkt nach dem Anschlagen wieder abstoppt, um diesen leichten Staccato-Sound zu erzeugen. Noten, die fester gezupft werden sollen, sind mit Akzenten versehen.
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Intro Gitarre 2
Die zweite Gitarre spielt offene Powerchords. Eine gute Methode, um den Rock ‘n’ Roll Sound so voll klingen lassen können wie das auf den Airbourne Alben der Fall ist. Joel dazu:
“Meistens spielen Roadsy und ich dieselben Riffs, doch es sind die kleinen Feinheiten, die unseren Sound voller klingen lassen. Wo ich in einem Riff vielleicht mit einem Open Chord spiele, ergänzt Roadsy mit einem Barrégriff oder einem Powerchord, und füllt unseren Sound so auf. Auch passiert es oft, dass meine Akkorde durch eine Quinte oder Oktave ergänzt werden. Manchmal sind es kleine, fast subtile Änderungen, die einfach mehr rocken. Wir haben festgestellt, dass es für uns sehr wichtig ist, diese Sachen dann einmal aufzunehmen und in Stereo zu hören. In einem Raum voller lauter Verstärker klingt eigentlich das Meiste immer irgendwie gut. Wir haben uns dafür im Probenraum ein kleines Pro Tools Rig zusammengebaut, stellen ein paar Mikros auf und probieren uns aus. Ich bin dafür zuständig und habe mir auch schon ein paar Tricks bei den Großen abgeschaut. Unsere eigenen Aufnahmen helfen zu entscheiden, ob etwas funktioniert oder nicht.”
Bei “Live It Up” übernimmt David Roads den etwas entspannteren Part, sprich die offenen Powerchords. Beim G-Akkord im ersten Takt solltet ihr die A-Saite abdämpfen. Dafür am besten den Mittelfinger, der den Ton G auf der E-Saite greift, etwas schräger legen, damit die A-Saite nicht schwingen kann.
Chorus
Das Tempo wird beim Start des Hauptriffs, das auch im Chorus gespielt wird, um 20 BPM erhöht. Beide Gitarren spielen dasselbe.
Verse Gitarre 1
Auch im Verse sind die Linien ähnlich, die zweite Gitarre spielt etwas ausgedünntere Voicings und im zweiten Takt des Patterns die Terz als Single-Note statt des A-Powerchords.
Verse Gitarre 2
Bridge Gitarre 1
Wieder offene Powerchords – alles schön lange klingen lassen!
Bridge Gitarre 2
Gitarre 2 spielt in der Bridge dasselbe wie Gitarre 1, bis auf ein kleines Fill im vierten Takt auf dem A-Akkord.
Interlude
Auch hier spielen beide Gitarren die gleichen Voicings.
“Live It Up” Sound
Für die Audios der ersten drei Songs im Workshop habe ich ein ähnliches Gitarre/Pedal-Setup benutzt. Die Beispiele für Gitarre 1 (im Bandkontext später auf der linken Seite zu hören) wurden mit einer Firebird Studio und einem Himmelstrutz Fetto gespielt, die Aufnahmen für Gitarre 2 mit einer SG und einem Weehbo Helldrive.
Wichtig für den Zerrsound ist, dass er auf die Anschlagsdynamik des Gitarristen reagiert. Ein stark komprimierendes Distortionpedal ist hier also fehl am Platz, die Riffs müssen atmen können, deshalb ist auch der Verzerrungsgrad nicht extrem hoch. Der Test: Einmal leicht anschlagen, dann sollte der Sound fast clean bleiben, bei härterer Betätigung der Saiten muss es entsprechend rockig zerren. In dieser Kategorie sind beide genannten Pedale außerordentlich gut, und die Grundsounds habe ich auch noch etwas unterschiedlich eingestellt, Gitarre 1 klingt etwas wärmer und Gitarre 2 hat mehr Höhen und ist dadurch bissiger. Hier sind die detaillierten Einstellungen:
Konfiguration Gitarre 1
Gitarre | Overdrive | Amp |
---|---|---|
mit Humbucker | Volume: 12 | Clean eingestellt |
Steg Pickup | Tone: 10 | Bass: 11 |
Volume: 10 | Drive: 12 | Middle: 12 |
Tone: 10 | Treble: 12 | |
Presence: 10 |
Konfiguration Gitarre 2
Gitarre | Overdrive | Amp |
---|---|---|
mit Humbucker | Level: 10 | Clean eingestellt |
Steg Pickup | Tone: 11 | Bass: 11 |
Volume: 10 | Balls: 15 | Middle: 12 |
Tone: 10 | Gain: 13 | Treble: 12 |
Input: 11 | Presence: 10 |
Das wären die Einstellungen für ein mögliches Live-Setup. Um den Sound für die Hörbeispiele noch etwas aufzupimpen, habe ich ein paar kleine Werkzeuge mit hinzugenommen. Damit der Fingeranschlag beim Intro etwas nach vorne kommt, wird ein vorsichtig eingestellter Kompressor in den Kanalzug geschaltet. Dadurch werden die leise angeschlagenen Töne etwas angehoben und die Akzente leicht reduziert. Dreht man zu hoch, nimmt man die komplette Dynamik aus der Linie. Der Akzent ist aber auch klanglich durch den etwas schmatzigeren Zerrsound hörbar, daher darf der Compressor schon mal ran. So sieht er aus:
Beide Gitarrenspuren erhalten mit einem Equalizer und einer leichten Anhebung des oberen Mittenbereichs bei 2 kHz und der Höhen bei 10 kHz noch etwas mehr Definition und Frische.
Da ich die Gitarrenbox im Close-Miking Verfahren abnehme und auch keinen riesigen Aufnahmeraum zur Verfügung habe, muss die räumliche Note künstlich erzeugt werden, denn bei der Gitarre im Intro auf der CD hört man deutlich den Raumanteil. Das Ganze klingt sehr dreidimensional, und um das nachzubasteln, habe ich die Nachbildung des Aufnahmeraums der Ocean Way Studios von der UAD Platform eingesetzt und dem Gitarrensignal per Effekt-Bus hinzugemischt (Reverb-Modus).
Es gibt beim Plug-In zwar eine Voreinstellung zur Hall-Simulation für einen Gitarrenamp, aber in diesem Fall habe ich mit der folgenden Einstellung ein wesentlich besseres Ergebnis erzielt. Hierfür wurde eine Konfiguration für ein Streich-Ensemble genommen, die einen größeren und angenehmeren Raumklang für die Gitarrenspur erzeugt.
So klingen die einzelnen Parts mit den klanglichen Bearbeitungen im Bandkontext. Gitarre 1 ist auf der linken Seite und Gitarre 2 rechts.
Jamila sagt:
#1 - 09.07.2013 um 16:05 Uhr
Mensch, Leute, DANKE!!! Der Bericht ist absolut geil, ausführlich bis ins letzte Detail! Einfach super! :)
Korni sagt:
#2 - 21.05.2014 um 15:25 Uhr
nice! nice! nice! Ich habe schon einige Blasen an der Greifhand... :)
eric sagt:
#3 - 19.06.2014 um 12:34 Uhr
Das gibt einem doch direkt Inspiration!!!!