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AKAI MPC Fly 30 & iMPC App Test

Praxis

Um unser Hardware/Software-Paket von AKAI adäquat testen zu können, öffne ich auf meinem iPad 3 (iOS 6.1.3) zunächst einmal den AppStore. Dort lege ich einen Betrag von 5,99 € auf die virtuelle Ladentheke und lade mir die zum Testzeitpunkt aktuelle Version der Software (1.2) runter. Wie von Apple-Geräten gewohnt, ist die Installation dieses circa 300 MB großen Datenpakets im Handumdrehen erledigt.  
Nun soll mein iPad mit der frisch installierten iMPC-Software seine vorübergehende, neue Heimat im Chassis unseres Testobjekts finden. Dazu ziehe ich die rechte Leiste der oberen Gehäusehälfte ab und lasse den „Apfel“ hineingleiten. Wie angegossen passt dieser in das dafür gedachte Fach, und auch den Dock-Connector kann ich ohne Schwierigkeiten mit dem iPad verbinden. Nun die Seitenleiste des Gehäuses wieder aufstecken und schon sieht das Ganze so aus, als würde die MPC Fly inklusive des Tablets von Apple geliefert. Das iPad verleiht dem eigentlich etwas wackeligen Deckel der Fly die nötige Stabilität. Ich verbinde das Netzteil mit unserem Testkandidaten und öffne iMPC auf dem iPad. Die GUI der App erscheint auf dem Display und ich drücke den Power-Button der MPC Fly. Umgehend leuchtet die virtuelle grüne LED der Software auf, die mir symbolisiert, dass die Applikation die Hardware erkannt hat und von dieser angesteuert werden kann. Ein vielversprechender Anfang!  
Die Farbe des Power-Buttons liefert mir außerdem Information über den Ladezustand des internen Lithium-Ionen-Akkus. Leuchtet die Taste grün, so sind 30-100% der verfügbaren Ladung verblieben,  bei Orange liegen wir bei 10-30% der Power, während bei Rot gar nur 10 % übrig sind. Zusätzlich lässt sich der Ladezustand der vier einzelnen Akku-Elemente mithilfe der verschieden farbigen Beleuchtung der vier rechten MPC-Pads (Pad 1, 5, 9 und 13) noch genauer anzeigen. Das Laden des iPads bei angeschlossenem Netzteil funktioniert ohne Probleme, genauso wie das Laden des Akkus. Bei meinem Test hatte ich die Lithium-Ionen Zellen komplett aufgeladen. Nach circa zweieinhalb Stunden ohne Netzteil war die angezeigte Akku-Leistung immer noch bei über 60 Prozent. Das sollte für die eine oder andere Zugfahrt ausreichen.  
Das gesamte Bedienfeld ist dank der dort verbauten robusten Metall-Platte sehr stabil. Die 16 Pads offerieren die gewohnt gute AKAI-Qualität und ein angenehmes Druckverhalten. Die Anordnung der Buttons auf dem Bedienfeld ist anatomisch durchdacht und unterstützt den Workflow. Bei den wichtigsten Tasten wie „Mute Track“, „Solo Track“, „Record“ und „Full Level“ hat AKAI erfreulicherweise an eine entsprechende Beleuchtung gedacht. Alle Tasten, insbesondere die MPC-Pads, reagieren sehr direkt ohne spürbare Latenz.  
Ein Schwachpunkt unseres Testobjekts sind die beiden „Gelenke“ des Gerätes, welche das iPad-Oberteil mit der Bedieneinheit verbinden. Die beiden Bauteile aus Aluminium wirken zwar solide, doch können sie nicht verhindern, dass die Bildschirmeinheit immer wieder leicht wippt, sobald man das Touch-Display des iPads berührt. Die Rede ist hier vom Laptop-artigen Betrieb der MPC Fly. Da nicht alle Bedienelemente der iMPC durch die Hardware steuerbar sind, ist ein Berühren des Bildschirms von Zeit zu Zeit nicht zu vermeiden. Außerdem müssen die beiden Gelenkverbindungen nach einer Veränderung der Bildschirm-Position immer wieder zurechtgerückt werden. Die ganze Apparatur ist zwar recht flexibel, doch in Sachen Handling ist sie dann doch eher eine fummelige Angelegenheit.  
Wer sich die MPC Fly zulegt, der sollte sich im Klaren darüber sein, dass er sich für eine Art Fernsteuerung für das iPad und die Applikation iMPC entschieden hat und nicht für ein Profi-Tool für das Tonstudio. Denn ein zusätzliches Audiointerface, das die Tonqualität des iPads für den Profi-Gebrauch optimieren würde, sucht man bei der MPC Fly vergebens. Auch MIDI-Anschlüsse sind nicht vorhanden. Stattdessen muss man sich mit entsprechenden Aussparungen am Gehäuse der MPC Fly begnügen, die den Weg zu den ohnehin vorhandenen Anschlüssen und Schaltern des Apfel-Computers (Kopfhörer/Line-Out, Kamera, Lautstärke, etc.) freilassen.

Fotostrecke: 5 Bilder AKAI MPC Fly: Die Pads reagieren sehr direkt und Latenz-frei.

Software

Die GUI von iMPC macht mit ihrem aufgeräumten, übersichtlichen und funktionellen Layout einen wirklich guten ersten Eindruck. Zu sehen sind die Pads, der Main-Volume-Drehregler, die Transport Kontrolleure sowie ein virtuelles Display. Dieses zeigt das aktuell geladene Programm an. Hierbei handelt es sich um die Belegung der Pads sowie die aktuellen Einstellungen der jeweiligen Parameter (Volume, Play-Mode, usw.). Auch die Sequenzen werden in diesem Display dargestellt. Diese können eine maximale Länge von bis zu 999 Takten haben. Eine Sequenz hat in der iMPC bis zu vier Tracks bzw. Audiospuren. Leider verfügt die iMPC-Software über keinen Song-Modus. Die einzige Möglichkeit der iMPC, in Verbindung mit dem iPad doch Song-Arrangements erstellen zu können, ist es, die kostenfrei erhältliche Tabletop-App von Retronyms zu verwenden. Diesen Umstand finde ich persönlich enttäuschend und sorgt leider für entsprechenden „Punktabzug“ bei meiner Bewertung. Außerdem unterstützt die iMPC-Software (noch) nicht die allgemein beliebte Audiobus-App. Diese Software ist bereits seit einiger Zeit der Standard zum virtuellen Verkabeln von Audio-Apps. In diesen Disziplinen haben vergleichbare Applikationen wie z.B. DM-2 oder BeatMaker gegenüber der AKAI-Software eindeutig die Nase vorn.  
Im virtuellen Display des Hauptfensters wird außerdem das „Time Correction“-Menü angezeigt, hier überzeugt mich besonders der praktische Slider zum Einstellen des Swing-Wertes. Gut zu bedienen ist außerdem das virtuelle Data-Wheel zum Durchsuchen der Sequenzen sowie der „Variation“-Slider zum schnellen Verändern der selektierten Parameter (Filter, Velocity, Length oder Tuning). Die ebenfalls auf der Bedienoberfläche verfügbaren Buttons, wie „Note Repeat“, „Undo“ und „Erase“ sorgen für ein schnelles und intuitives Arbeiten mit iMPC. Ebenfalls positiv zu erwähnen ist die sogenannte „Title Bar“, welche im oberen Teil der GUI positioniert wurde. Hier habe ich direkten Zugriff auf die Menüs des Mixers, der Effekte sowie des integrierten Samplers.  Auch die Soundcloud Sharing-Option lässt sich hier aufrufen.  
Alle Menüs der iMPC wirken aufgeräumt und im Vergleich mit anderen Apps schon fast spartanisch gestaltet. Frei nach dem Motto: Weniger ist mehr! Ich finde das ehrlich gesagt grundsätzlich sehr erfrischend, denn so kann man ohne viel Einarbeitungszeit zur Tat schreiten. Besonders die intuitiv bedienbare Sampler-Sektion der Software gefällt mir sehr gut, hier kann ich u.a. Songs der iTunes-Library auf den virtuellen Plattenspieler ziehen, mir per Tonarm die gewünschte Stelle suchen, den Song pitchen und anschließend den gewünschten Part per Record-Button samplen. Allerdings lassen sich Songs und sonstige Audiofiles ausschließlich über iTunes in die iMPC importieren. Wer dasselbe beispielsweise über Dropbox versucht, der stößt leider auf verschlossene Türen. Die maximale Sample-Länge ist auf zehn Sekunden beschränkt, was aber für die meisten Fälle ausreicht. Ebenfalls sehr komfortabel ist der Sample-Editor. Blitzschnell kann ich hier die Samples schneiden und passenden Kategorien zuordnen. Auch für den Program-Editor geht der Daumen nach oben. Dieser ist sehr übersichtlich und erlaubt es, die Samples per Drag & Drop den Pads der Programme zuzuordnen. Außerdem lassen sich hier Level, Tuning sowie die Play-Modi der Pads (One-Shot oder Hold) konfigurieren.  
Ziemlich spartanisch ist die FX-Sektion von iMPC ausgestattet. Lediglich drei Effektmodule habe ich hier zum Bearbeiten der Tracks zur Verfügung. Nachdem ich die Parameter des Bit-Crushers eingestellt habe, kann ich diesen in den vier Tracks einzeln aktivieren bzw. als Insert hinzuschalten. Für alle vier Spuren gibt es leider nur eine Konfiguration des Moduls. Ähnliches gilt für das Delay – auch hier lässt sich das Effekt-Modul nur einmalig für alle Tracks einstellen. Im Gegensatz zum Bit-Crusher wird dieser Effekt allerdings per Effekt-Send (für alle Tracks im Pegel einzeln regelbar) angesteuert. Der Master-Kompressor/Limiter ist fest als Insert im virtuellen Master des Gerätes integriert. Obwohl die Effektsektion von iMPC sehr minimalistisch bestückt ist, muss man sagen, dass alle drei Module wirklich gut klingen.

Fotostrecke: 5 Bilder AKAI iMPC: Das ED2 Delay wird über stufenlos regelbare Effekt-Sends angesteuert.

Generell klingt iMPC brillant und druckvoll und wird in diesem Punkt dem guten Ruf der legendären MPC-Serie definitiv gerecht. Am meisten überzeugt mich die vielseitige und sehr stimmige Sound-Library der App. Dazu kommt der bewährte MPC-typische Swing, der die programmierten Grooves sehr lebendig macht. Es ist nicht zu übersehen, auf welchen Kundenkreis iMPC abzielt. Nämlich auf die Riege der Hip Hop-Produzenten und artverwandter Genes. Und das ist den Machern von AKAI und Retronyms auch grundsätzlich sehr gut gelungen. Doch leider ist diese Applikation aufgrund einiger Beschränkungen (kein Song-Modus, etc.) nicht wirklich das, was sie sein könnte, was ich wiederum ein wenig schade finde.  
Sequenzen, inklusive Samples, MIDI-Noten und sonstiger Parameter ließen sich bei meinem Test problemlos über iTunes auf meinen Desktop-Rechner exportieren. Der Export erfolgt stets im MPC 1000-Format. In meiner MPC Renaissance konnte ich die Sequenz öffnen und entsprechend weiter bearbeiten. Beim Import von iMPC-Sequenzen in die MPC Renaissance- oder MPC Studio Software werden dabei die vier Tracks auf die Bänke A-D verteilt. Eine umgekehrte Arbeitsweise ist leider nicht möglich. Mit der MPC Studio oder Renaissance erstellte Sequenzen lassen sich nicht in iMPC übertragen. Auch das ist ein wenig enttäuschend, da ist echt deutlich mehr drin.

Audio Samples
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Midnight Bounce Beat RnB Affair Wobble Madness Achtel Swing-Funktion 50 bis 75 Prozent House Beat ohne Master Compressor House Beat mit Master Compressor
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