Praxis
Mein Praxistest erfolgt auf einem iMac (Intel Core 2 Duo, 2,4 GHz, 4 GB RAM), der unter OSX 10.6.8 läuft. Damit der MPX auf dem neusten Stand ist, lade ich zunächst die aktuelle Firmware (zum Testzeitpunkt Version 1.1.01) von der Akai Website auf den Rechner. Neben dem Updater befindet sich auch eine PDF-Anleitung im Download-Ordner. Dann stecke ich meine 2 GB SD-Karte in einen externen Card-Reader und formatiere sie gemäß FAT32-Standard. FAT16 wäre ebenfalls möglich. Nachdem ich schließlich die Update-Datei auf die Karte kopiert habe, schiebe ich diese in den MPX8 ein und schon nach wenigen Augenblicken ist das Firmware-Update – nicht zuletzt dank der hilfreichen Anleitung – erledigt. Auf der Internetpräsenz des Herstellers finde ich auch das 20 Megabyte große Zip-Archiv der Editor Software 1.01 (Stand: September 2013) nebst PDF, das bedauerlicherweise in englischer Sprache verfasst und nicht besonders umfangreich formuliert ist. Die Installation selbst ist allerdings kinderleicht und bereits nach wenigen Augenblicken erledigt.
Mehr zur Software folgt später im Text, denn zunächst einmal möchte ich näher auf die Hardware eingehen. Das Display ist hell und kontrastreich, allerdings ist das wichtige Feld der Preset-Nummer für meinen Geschmack etwas zu klein geraten. Aufgrund der begrenzten Anzahl der Pads ist die Wahrscheinlichkeit nämlich hoch, dass man während einer Performance öfter einmal das Kit oder Preset wechseln muss und da wäre eine größere Anzeige von Vorteil gewesen. An den Pads selbst habe ich nichts auszusetzen, denn sie sind ausreichend groß, haben einen angenehmen Druckwiderstand und die mehrfarbige Beleuchtung gibt mir außerdem ein visuelles Feedback über den aktuellen Status der Tasten.
Bedeutung der Pad-Beleuchtungen:
- Beleuchtung aus = kein Sample zugeordnet
- Orange = Sample zugeordnet
- Rot = Sample ist ausgewählt und kann bearbeitet werden
- Grün = Sample wird gerade abgespielt
Der Aufbau der Bedienelemente ist erfreulicherweise ergonomisch sinnvoll und unterstützt den Workflow. Grundsätzlich funktionieren die Navigation und das Editieren der Presets gut, wenn da nicht das etwas fummelige, wacklige Datenrad wäre. Dafür gibt es leider einen Punktabzug. Die an beiden Geräteseiten positionierten Anschlüsse sind besonders dann von Vorteil, wenn das Gerät vor einem Notebook positioniert wird. Werkseitig hält der MPX8 acht interne Presets mit insgesamt 21 Sounds bereit. Der Player arbeitet mit achtfacher Polyphonie und das Panorama kennt neun Einstellungen. Von Drum Samples der Roland TR-808 über FX-Sounds bis zu Synthesizer-Bässen ist alles vertreten und ich kann direkt nach dem Einschalten auch ohne zusätzliches Futter von einer SD-Karte anfangen. Das gefällt:
Interessanter ist für mich allerdings die Verwendung von eigenen Presets und Sounds. Bei mir kommt heute zwar eine „nur“ zwei Gigabyte große SD-Karte zum Einsatz, da der Proband jedoch auch kompatibel zu SDHC-Karten ist, könnte ich den externen Speicher sogar auf bis zu 32 Gigabyte erweitern. Die internen Kits des MPX8 lassen sich problemlos bearbeiten und im Gerät abspeichern oder auch auf die SD-Karte kopieren. Möchte ich meine eigenen Sounds verwenden, müssen diese mono oder stereo als WAV-Dateien vorliegen – mit einer Abtastrate von 48, 44,1, 32, 22,05 oder 11,205 kHz und 16 Bit Tiefe. Die maximale Größe der einzelnen Klangdateien ist auf 30 Megabyte begrenzt. Zum heutigen Zeitpunkt offeriert Akai zwei kostenlose Sound-Librarys als Download-Versionen: Die „Drum & Percussion-Soundbank“ mit ihrem Datenumfang von 120 MB beinhaltet Klänge zahlreicher Drum Machines, akustischer Schlagzeuge und sehr brauchbare Percussion-Sounds. Schleifen gibt’s in der 370 MB großen Loop-Library mit ihren groovenden, zweitaktigen Drum Patterns der Genres Hip-Hop, Dubstep, House, Rock und anderer Stilrichtungen. Doch leider stellt der Hersteller (noch) keine kompletten Kits zur Verfügung, sondern ausschließlich Einzelklänge. Presets, die man ja unweigerlich zum Arbeiten benötigt, müssen daher relativ mühsam manuell zusammengestellt werden.
Der USB-Anschluss am Gerät und die Editor-Software für den Computer hatten in mir die Hoffnung geweckt, dass ich die Presets der SD-Karte ohne deren Entnahme direkt vom Rechner aus bearbeiten könnte, doch dem ist leider nicht so. Ohne einen zusätzlichen Card-Reader (extern oder im Computer) geht diesbezüglich gar nichts. Also schalte ich den MPX8 aus, entnehme die SD, stecke sie in den Kartenleser und starte den Editor.
Das Screen-Layout ist schlicht und am Design des Gerätes orientiert (Pads, Display etc.). Zunächst einmal weise ich die SD-Karte per Drag’n’Drop der Software zu und wähle im virtuellen Display die Option „SD-Card“. Ein Klick auf „Load Kit“ öffnet ein Menü, wo ich eines von 99 Presets (Kit 1 bis Kit 99) auswählen kann. Ich selektierte ein Kit und speichere die noch leere Datei zunächst einmal auf dem SD-Medium. An diesem Punkt finde ich es schade, dass die Presets durchnummeriert sind und nicht individuell benannt werden dürfen. Möchte ich den MPX8 nämlich als Zuspieler bei einem längeren Gig einsetzten, komme ich nicht drum herum, öfter mal das Preset zu wechseln.
Durch einen Mausklick auf das gewünschte Pad wähle ich dieses aus und ordne ihm über ein Ausklapp-Menü, welches sich im virtuellen Display öffnet, den gewünschten Klang zu. Damit das auch reibungslos vonstatten geht, müssen die Samples jedoch zunächst in das „Root Directory“ ganz oben in der Baumstruktur der SD-Karte kopiert werden. Nun lassen sich die Sounds problemlos auf die Pads verteilen, doch leider gibt es hier keine Möglichkeit, die Pads abzuhören. So lassen sich meine Einstellungen und die selektierten Klänge bedauerlicherweise nur schwer bis gar nicht einschätzen. Wer die einzelnen Sounds dennoch vorhören möchte, muss dies umständlich über iTunes, Mediaplayer und Co absolvieren – praktisch geht leider anders. Punktabzug gibt es auch für die Bedienungsanleitung der Software, denn diese ist einfach nicht umfangreich genug und lässt mich bezüglich zahlreicher Funktionen etwas im Dunklen stehen. Statt meine Zeit mit Herumprobieren zu vertrödeln, wäre ich mit einer aussagekräftigen Bedienungsanleitung lieber schneller zum Ziel gekommen. Hier sollte Akai nachbessern. Wie bei der Hardware habe ich auch im Editor die Möglichkeit, einzelne Klänge bezüglich Trigger-Mode, Tuning, Panning, Hallanteil, Level und MIDI-Notennummer anzupassen. Nachdem ich alle Pads mit Samples belegt habe, speichere ich das Kit und schließe die Software. Die SD-Karte stecke ich in den MPX8 und schalte das Gerät ein. Wie erwartet lässt sich das erstellte Preset der SD-Karte aufrufen und wird innerhalb weniger Augenblicke geladen.
Ich möchte nun auf ein nicht unwichtiges Kriterium zu sprechen kommen und das ist der Klang. Unser Testkandidat liefert ein druckvolles Signal mit transparenten Höhen und ordentlichen Sub-Bässen. Das gilt erfreulicherweise auch für den Kopfhörerausgang, der auch für leisere Modelle ausreichende Leistungsreserven bereithält. Als Effekt für die einzelnen Sounds steht lediglich ein Reverb zur Verfügung, bei dem sich nur das Direktsignal-Effektverhältnis (dry/wet) einstellen lässt. Sicher hebe ich schon bessere Hall-Effekte gehört, doch es erfüllt definitiv seinen Zweck. Grund zur Kritik habe ich eher beim doch ziemlich eingeschränkten Pitch-Umfang der Samples, denn sie lassen sich nur um +/-4 Halbtöne transponieren. Lustig wird es aber meiner Meinung nach erst, wenn man die Klänge auch mal eine ganze Oktave rauf oder runter tunen kann. Um zu demonstrieren, wie ihr die Sounds im Editor verändern könnt, folgen nun Hörbeispiele zum Thema Tuning, Panning und Reverb.
MIDI & Co
Wie bereits erwähnt, kann der MPX8 auch als MIDI-Controller und -Empfänger genutzt werden. Er kommuniziert ausschließlich über den Kanal 10, sendet MIDI-On-Signale, Noten und polyphone Aftertouch-Befehle. Den einzelnen Pads können 128 verschiedene Notenwerte (0-127) zugeordnet werden. MIDI-Befehle wie Program Change, Bank Select oder mehr beherrscht unser Testkandidat jedoch nicht. Die Befehlspalette ist also begrenzt, doch meiner Meinung nach braucht der MPX8 auch gar nicht mehr Kommandos.
Für den MIDI-Check bestücke ich unter Verwendung des Editors ein Preset mit selbst gesampelten Drum Sounds und Hornstabs. Damit ich die einzelnen Klänge auch auf dem MIDI-Keyboard wiederfinde, wurden diese von mir den MIDI-Noten 0-7 zugeordnet. Über ein Standard-MIDI-Kabel und den mitgelieferten Adapter stelle ich dann eine Verbindung zwischen meinem Audiointerface MOTU 828 MkII und dem MPX8 her. In einer MIDI-Spur, die ich zuvor in Logic 8 erstellt habe, wähle ich nun den Kanal 10 als MIDI-Ausgang sowie das MOTU-Interface als Hardware. Ohne spürbare Latenz oder sonstige Probleme bin ich nun in der Lage, die Klänge der Pads mit einem Standard-MIDI-Keyboard anzuspielen. Ich habe mit dem Logic Sequencer eine Rhythmussequenz aufgezeichnet. Das Ergebnis ist bei den Audiobeispielen unter „Demo-Song“ zu hören. Ferner habe ich den MPX8 die gleichen MIDI-Noten via USB empfangen lassen. Das funktionierte ebenfalls reibungslos, genau wie das Senden von MIDI-Befehlen an andere Geräte oder Softwares, wobei mein DVS-System Serato Scratch Live in der Version 2.4.4. zum Einsatz kam. Hier eignet sich der Controller zum Ansteuern von Cue-Punkten, Loops und dergleichen.
Max sagt:
#1 - 30.10.2013 um 10:11 Uhr
Guter Bericht! Zwei Fragen noch: Wird die Anschlagdynamik der Pads auch über MIDI ausgegeben (plane Eisatz mit Nord Drum)? Werden die Samples direkt ab SD-Card gestreamt, wenn nein: wie lange ist die Ladezeit für ein voll aufgeblasenes Sample-Set? Gruss
Detlef Rick (Autor) sagt:
#2 - 30.10.2013 um 20:22 Uhr
@ Max: Danke! Die Anschlagsdynamik wird ebenfalls via Midi übertragen. Meines Wissens nach, werden die Samples von einem Zwischenspeicher im Gerät "abgefeuert". Habe das Gerät leider nicht mehr vor Ort. Aber die Ladezeit der Sample Sets iat, wenn ich mich recht erinnere, sehr kurz (wenige Sekunden).
Max sagt:
#3 - 30.10.2013 um 23:10 Uhr
Danke für die prompte Antwort!