PRAXIS – AKAI Professional APC64 Test
Der ursprüngliche AKAI APC40 war ein toller, taktischer Controller, um Ableton Live im Club zu (re-)mixen, Send-Effekte rein zu zwirbeln sowie mit vielen Clips übersichtlich arbeiten zu können – nicht mehr und nicht weniger.
Die APC64 hat sich von diesem alten Konzept entfernt – solange es die APC40 mk2 und damit eine Wahl gibt, ist das auch okay.
Kein Crossfader, wenige Regler, Solo/Mute nur mit umschalten– und Touch-Fader. Für die Bühne und Schwitz-Pfoten wäre das nicht die erste Wahl, für das Studio und für kleines Jams zwischendurch aber ein wirklich nettes Spielzeug.
Auch wenn der AKAI Professional APC64 mit seinen Touch-Fadern alle Basics abdecken kann, gab es bei der alten Variante einfach mehr Regler. Außerdem konnten man beispielsweise die Volumes mit den Fadern steuern, während man mit den Drehregler gleichzeitig andere Parameter von Live steuern konnte.
Tolle Pads zum Spielen
Mit dem AKAI APC64 kann man wie mit der APC40 sehr gut Clips steuern – Drums und Noten kann man mit den empfindlichen Pads des APC64 aber nun ebenfalls viel besser einspielen – inklusive Velocity und polyphonem Aftertouch. Und 64 sind auch offensichtlich mehr als 40 Pads. Mit dem Encoder, unten rechts perfekt platziert, selektiert man sehr galant Tracks und übernimmt dabei auch deren Steuerung – Stichwort “Channel-Strip. Sehr schön!
Für dich ausgesucht
Bei mehr als acht Parametern muss man wie bei vielen anderen Controllern dann auch hier umschalten. Mixer-Parameter wie Volume, Pan und Send von Ableton Live lassen sich mit den Touch-Fadern gut bedienen. Für die Sends hat man je eine Page, sprich steuert den Send A von acht Spuren. Drückt man noch mal steuert man den Send B von diesen acht Spuren. Alles sehr intuitiv.
Ableton Plugins kann man ebenfalls gut steuern, für alle anderen Plugins nutzt man die Racks von Ableton Live – hierbei wären kleine Displays mit der Parameter-Beschreibung über den Federn noch schöner gewesen. Das bleibt weiterhin ein Plus von SSL UF-8, Push 2 und 3 sowie den großen Keyboards von Novation und Co. Außerdem wäre es toll wenn man Ableton “gebunden an” auch am Gerät deaktivieren könnte.
Wiederum sehr gefällt mir die Logik hinter den Tastern bei den doch reichlichen Funktionen: kurz tippen, lange halten, Combos, etc. Hier kann man echt flink werden und muss kaum Menüs scrollen. Das ist AKAI Professional bei der APC64 gut gelungen. Auch die beschrifteten Buttons, die nach Verfügbarkeit leuchten oder nicht, erleichtern die Navigation. Das ist nicht mit den Launchpads vergleichbar, die doch sehr abstrakt waren.
AKAI Professional APC64 – Einfache Parameter-Steuerung
Hier und da mal einen Parameter im Studio automatisieren, dafür reicht es hiermit jedenfalls dicke – und mehr macht man oft eigentlich nicht. Wer Parameter wirklich umfangreich editieren will, macht das mit echten Fadern, Potis oder Encodern sicherlich besser.
Einen richtigen Mixdown macht man hiermit ebenfalls nicht, dazu reicht die Auflösung der Fader nicht. Deutlich besser als beim Launchpad Pro ist das dennoch wieder alles, was ja „virtuelle Fader“ aus Pad-Spalten formt. Was nicht geht: CV-Signale mit den Touch-Fadern generieren – schade.
Direkt und ohne Umschweife Aufnehmen in Live
Unkompliziert: Drückt man Record, aktiviert man nicht nur generell die Aufnahme, sondern erzeugt auch gleich einen Clip in der selektierten Spur. Drückt man nochmal Record, stoppt die Aufnahme und der Clip wird direkt geloopt. Aktiviert man nun erneut Record, startet die Aufnahme wieder und erzeugt nach dem ersten Clip einen weiteren, in den man mit dem Note-Mode hineinspielen kann. So lässt es sich flott arbeiten!
Ohne Umschweife spielt man so Take über Take ein, ohne die Finger von den Pads nehmen zu müssen oder gar zum Bildschirm schielen zu müssen. Mit SHIF+REC geht man sogar fließend in den OVERDUB über. Diese kleinen „Scripte“ hinter einem Tastendruck sparen Zeit und machen Spaß. Ähnliches gilt für die Druckvariationen: Kurz antippen wechselt das Menü, gedrückt halten und wieder los lassen wechselt wieder zurück usw.
CLEAR, DUPLICATE, DOUBLE, FIXED LENGHT sind ähnliche „Script-Funktionen“, man kennt das von andern Controllern. Hier arbeiten die Befehle allerdings nur in der aktivierten Session View und sie müssen gezielt auf einen Clip angewandt werden. Beim Einspielen kann man den entstandenen Loop so nicht direkt verdoppeln, ohne durch die Pages zu hüpfen. Was ich auch nicht gefunden haben: einen Arpeggiator und Note-Repeat – AKAI, was ist da denn los?
AKAI Professional APC64 – Standalone Unit
Abseits von Live überzeugt der AKAI Professional APC64 im Test ebenfalls. Hier wird er zum Master-MIDI-Controller mit eingebautem Sequenzer. Acht Spuren reichen locker aus und bringen MIDI- oder CV/Gate-Geräte schnell zum Laufen. Er ist in der Tat das Highlight der APC64, weil er so schön basic ist – ohne das jetzt böse zu meinen.
Es ist nicht kompliziert oder umständlich, sodass man flink Steps auf verschiedenen Spuren bekommt. Man kann schnell wechseln, aufnehme und gut. Das macht Spass! Auch die acht Fader kann man für weitere CCs nutzen – ich hoffe, dass es auch eine Möglichkeit geben wird Programm-Changes und CVs von hier zu senden.
Mehr Pattern, mehr Verwaltung, das wäre auch gut – ist für mich persönlich aber nicht zwingend notwenig. Es gibt jedenfalls genug Speicher um auch größere Ideen zu sequenzen, am Ende reichen aber 3-4 Slots, man nimmt alles auf, fertig – und weg damit! Das ist befreiend.
Nur bitte, warum ist der MIDI-Out gespiegelt? Richtig geil hätte ich es gefunden, via USB ein Class-compliant MIDI-Interface anschließen zu können und wie bei Push und Maschine dieses direkt anzusprechen – um so auch MIDI-Lagging zu vermeiden. Ach ja, ein Metronom hat man standalone auch nicht – hier könnte eventuell auch was optisches helfen.
back and forth
Der Umweg über den eingebauten Sequenzer, den man gehen muss, um in Live hineinzugelangen, kann ich nicht ganz nachvollziehen. Eine Wahlmöglichkeit wäre schöner – oder ich hab da was nicht ganz kapiert.
Das Umschalten zwischen den Modes, Aufnehmen in den Sequenzer, Aufnehmen in Live und solche Wechsel flutschen nicht richtig. Beispielsweise kann man in den internen Sequenzer nur “live write” einspielen, wenn Ableton Live NICHT am Start ist.
AKAI Professional APC64 – Early Bird Disclaimer
Hier und da sind also noch Inkonsistenzen im Verhalten des Controllers, was das “reinkommen” in den neuen Workflow natürlich auch etwas stört. Auch Custom-Mode und Editor konnte ich nicht ausprobieren. Ich hoffe allerdings, dass mit weiteren Updates bald nachgearbeitet wird. Ein Blick ins Manual kann allerdings vorher auch nicht schaden.