Praxis
Separate Installation von Firmware-Update und Klangerzeugern
Im Account auf akaipro.com sind die beiden Downloads für Firmware und Klangerzeuger zu finden. Nach dem Download des rund 150 MB großen Installers, wird die Force via USB mit dem Computer verbunden und in den Preferences mit Shift+Update in den Update-Modus versetzt. Anschließend einfach den Installer am Rechner starten, woraufhin die neue Software-Version installiert wird.
Im Download des Synthesizer-Pakets sind alle neuen Klangerzeuger enthalten. Wer diese als Plugin auf dem Computer nutzen möchte, durchläuft eine gewöhnliche Installationsroutine für Windows bzw. macOS. Um die neuen Synths auf der Force zu nutzen, muss der Ordner „Synths“ auf einen Datenträger übertragen werden, welcher anschließend an die Force angeschlossen wird. Leider habe ich keine Möglichkeit gefunden, die Synths auf den internen Speicher der Force zu übertragen. Und auch im Manual ist angegeben, dass der 1,35 GB große Ordner auf ein USB Medium oder eine im SATA-Bay verbaute SSD kopiert werden soll. Somit muss der Datenträger an der Force angeschlossen bleiben, um die Synths zu nutzen. Via exFAT-formatierter SD-Karte funktionierte das Ganze reibungslos. Weitere Konfigurationen waren nicht nötig. Die Klangerzeuger werden schnell geladen und auch beim Umschalten von Soundpatches gab es keine Aussetzer, spürbare Ladezeiten oder dergleichen!
Disk Streaming
Was in unserem ursprünglichen Testbericht noch als Contra zu verzeichnen war, wurde nun von AKAI Pro nachgeliefert: Disk Streaming! Jetzt ist es also endlich möglich Audiodateien zu laden, ohne dabei den RAM-Speicher zu belasten. Audiofiles werden also nicht mehr zwischengespeichert, sondern direkt von einer Festplatte, SSD oder SD-Karte gestreamt. Für den bestmöglichen Betrieb empfiehlt AKAI Pro ein SSD-Laufwerk, das in den internen SATA-Port der Force verbaut wird.
Mit Disk Streaming kann man ab sofort komplette Songs bzw. große Audiodateien in die Clips zu laden und mit der Force DJ-Sets zu fahren. Bislang wurden importierte Audiofiles in den RAM-Speicher geladen, der in seiner Größe begrenzt ist und nicht erweitert werden kann. Die Folge: Viele oder gar große Audiofiles konnten nicht auf die Force geladen werden, was umfangreiche DJ-Performances erschwerte. Im Test werden auch Projekte mit vielen Songs schnell geladen. Für einen Stresstest habe ich ein 90-minütiges (1,8 GB) WAV-File von der SD-Karte in einen Clip gestreamt, was auch problemlos verlief und ohne Ladezeit funktionierte. Dieselbe Datei habe ich noch mal im MP3-Format geladen. Dabei betrug die Ladezeit in etwa 3 Minuten – vermutlich hat die Force das File in dieser Zeit in das WAV-Format umgewandelt. Übrigens: Neu ist auch, dass die Force MIDI-Files importieren kann, was im Test auch einwandfrei funktionierte.
Bei Bedarf lässt sich Disk Steaming auch in den Audio Settings deaktivieren. Im Project Tab werden gestreamte Audiodateien mit einem grünen Wave-Icon dargestellt, um auf einen Blick zu erkennen, welche Dateien im RAM geladen wurden und welche gestreamt werden. Hält man den Namen eines Samples mit dem Finger gedrückt, lässt sich entscheiden, ob ein Sample gelöscht oder in den RAM-Speicher geladen werden soll, anstatt gestreamt zu werden. Per Default werden die Samples der Drum- und Keygroup in den RAM-Speicher geladen, da dies besser für das Triggern von mehreren gleichzeitigen Stimmen funktioniert. Zwar lässt sich dies auch auf Streaming umstellen, was jedoch zu Performance-Problemen führen kann, wenn mehrere gestreamte Samples gleichzeitig getriggert werden. Daher sollte man Samples in Drumgroups lieber in den RAM-Speicher laden. Die Einstellung, ob Samples eines Tracks gestreamt oder in den RAM-Speicher geladen werden, wird im Projekt-File gespeichert und wieder aufgerufen. Wenn ein Projekt zu groß ist, um in den Speicher geladen zu werden, lädt die Force das Projekt trotzdem und markiert die fehlenden Samples in der Project Overview mit einem roten Minus-Symbol.
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MIDI Learn und Automationen
Parameter lassen sich fortan über einen angeschlossenen MIDI-Controller bedienen. Dazu dient der MIDI Learn Mode, in dem mittels „Source“ und „Target“ die Spur und das jeweilige Bedienelement ausgewählt werden, das ferngesteuert werden soll. Mit aktivierter Learn-Funktion ist die Force bereit einen Steuerbefehl des externen MIDI-Controllers zu empfangen. Nun wird nur noch das gewünschte Bedienelement am Controller bewegt und die Zuweisung ist abgeschlossen – praktisch gelöst!
Mit dem Firmware-Update können ab sofort Submixe, Returns und Master automatisiert werden. Zwar war es bereits möglich jeden erdenklichen Parameter zu automatisieren, jedoch konnten keine Busse und deren Parameter automatisiert werden. Das bedeutet auch, dass Busse wie ein normaler Track ausgewählt, bearbeitet und eine Automatisierung auf dem Touchscreen vorgenommen werden kann. Das ist dann von Vorteil, wenn Effekte einer Subgruppe bearbeitet sollen. So lassen sich beispielsweise alle Drums auf eine Subgruppe leiten und mit dieser einen Filter automatisieren. Die Automatisierungen von Clips können im Arrangement aufgezeichnet werden.
Neue Klangerzeuger
Das Firmware-Update erweitert die Force um drei neue Klangerzeuger-Emulationen: AIR Solina, AIR Mellotron und WayOutWare Odyssey. Die Namen der Nachbildung verraten bereits, um welche Vorbilder es sich handelt. Schauen wir uns diese im Folgenden genauer an.
AIR Solina
AIR Solina ist eine Emulation der analogen Streichermaschine ARP Solina String Ensemble. Die Emulation kommt mit Split-, Layer-, Panning- und Balance-gesampelten Versionen der originalen Sounds sowie Kontrabass-, Cello-, Violinen-, Viola-, Trompeten- und Horn-Sounds. Hinzu kommt ein LFO für Vibrato-Effekte sowie Formant-, Filter- und Age-Parameter zur weiteren Klangformung.
Die Emulation verfügt über 75 Presets, die in den Kategorien, Classic, Standard, Standard No Ens, Ambient und Modern aufgeteilt sind. Mit einer soliden Effekt-Sektion inklusive „Flavor“ (LoFI Verzerrung, Tonhöhenschwankung und mehr) lassen sich die Strings verfeinern. Der Charakter des Vorbildes ist auch in der Emulation von AIR absolut wiederzuerkennen und bereichert die Force mit Strings- und Brass-Sounds im Vintage-Style.
AIR Mellotron
Mit dem AIR Mellotron wird das gleichnamige Tonband-Keyboard aus den 1960er Jahren emuliert. Das Original war sozusagen der Vorreiter der heutigen Sampler, dessen Klänge auf Tonbändern gespeichert wurden. Anders als heutige Sample-Librarys waren die Möglichkeiten zur Klangerzeugung noch rudimentär und der Klang weniger authentisch. Doch in der heutigen Zeit, in der ein LoFi-Sound oft gewollt ist, kommen angezerrte Klänge und bewusst eingesetzte Tonhöhen- und Lautstärkeschwankungen, wie Flutter und Co. gerade gelegen.
In der Emulation hat AIR Music sechs der originalen Tonbandsätze nachgebildet, die jeweils zwei Chor-, Flöten- und Streicher-Klänge erzeugen. Dabei können sowohl saubere als auch schmutzige Tonbänder zur Klangerzeugung verwenden werden, die sich mit „Age“ auswählen lassen. Zur weiteren Klangformung stehen die Parameter Formant, Sample Start, Cutoff, Attack und Release sowie Stimmenanzahl, Vibrato und mehr bereit. Die Effekt-Sektion verfügt über viele Sättigungsstufen, Kompressor, 4-Band-EQ, Filter-Delay und Spring Reverb. Klanglich kann mich die Nachbildung absolut überzeugen. An welchen Parametern man auch dreht, es klingt nie wirklich falsch und immer ist der 60er-Jahre-Vintage-Charakter präsent. Die Klänge eignen sich hervorragend für Boom Bap, Lofi Trap und Co., doch für den Produktionseinsatz sind der Kreativität wie immer keine Grenzen gesetzt.
WayOutWare Odyssey
WayOutWare Odyssey ist eine originalgetreue Nachbildung des analogen, gleichnamigen 1970er-Jahre-Klassikers. Das analoge Vorbild war ARP Instruments Antwort eines mobil einsetzbaren Performance Synthesizer auf den Minimoog. Der Hersteller WayOutWare hat bereits mit dem Timewarp 2600 bewiesen, dass sie einen ARP-Kassiker mittels Schaltkreismodellierung originalgetreu nachbilden können. Laut WayOutWare wurden auch beim Odyssey die Oszillatoren und Filter des Synths originalgetreu emuliert.
Die Emulation kommt mit zwei Oszillatoren, LFO, Sample & Hold, Ring-Mod, High-Pass und Low-Pass Filter. Abgesehen von den Features des Originals, wie die duophone Spielweise, lässt sich die Nachbildung von WayOutWare auch monophon oder aber bis zu vier Stimmen polyphonspielen. Der Synth verfügt über 150 Presets in den Kategorien Bass, Pads, Plucks, Synths, Leads und FX. Klanglich ist der Charakter des Vorbildes absolut rauszuhören. Das GUI wurde so nachgebildet, dass sich die Emulation auch über den Touchscreen übersichtlich bedienen lässt. Wie bei allen Synths, können auf der Force dazu verschiedene Pages umgeschaltet werden, um beispielsweise an eine Effekt-Sektion zu gelangen. So bleibt die Bedienung übersichtlich und dennoch hat man Zugriff auf alle Parameter, statt nur auf Macros – sehr schön.
Neues Air Vocal Insert-Effekt Paket
Mit der AIR Vocal Suite hat AKAI Pro erstmalig auch speziell zur Vocal-Bearbeitung gedachte Insert-Effekte wie Vocal Tuner, Doubler und Harmonizer implementiert. Die drei Effekte sind funktionell an die beliebten Plugins des Autotune-Herstellers Antares angelehnt. Zwar können die drei Effekte der AIR Vocal Suite sich nicht mit ihren Vorbildern messen, doch für autark auf der Force verfügbare Effekte klingen sie schon recht amtlich.
Der Vocal Tuner dient zur automatischen Korrektur der Tonhöhe. Bei extremen Einstellungen sind leider die Artefakte sehr deutlich zu hören. Setzt man hingegen auf moderate Einstellungen, klingen die Ergebnisse brauchbar. Mit dem Doubler lassen künstliche Dopplungen aus dem Ausgangsmaterial generieren, um einen breiten Schwebungseffekt zu erzeugen. Dadurch lassen sich aus einem einzigen Leadvocal breite Backings generieren. Von einer bis zu acht gedoppelten Stimmen können anschließend Tonhöhen- und Timingabweichungen justiert und das bearbeitete Signal dem Ausgangsmaterial hinzugemischt werden. Ich muss ehrlich sagen, dass ich noch keinen solchen Effekt gefunden habe, der wirklich authentische Ergebnisse liefert. Das ist auch beim AIR Vocal Doubler nicht anders. Es lohnt sich also die Vocals tatsächlich doppelt einzusingen und nach Möglichkeit in Timing und Tonhöhe zu editieren. Mit dem AIR Vocal Harmonizer können künstliche Dopplungen aus dem Ausgangsmaterial erzeugt werden, die dann passend zur eingestellten Tonart bis zu fünf weitere Harmonien generieren. Sofern man diesen Effekt nur dezent und auch nur punktuell einsetzt, klingen die Ergebnisse recht authentisch. Aber komplette Textzeilen sollte man mit solchen künstlich generierten Intervallen nicht doppeln.
Neue Insert-Effekte und Drum Pad FX
Doch nicht nur zur Vocalbearbeitung sind neue Effekte mit an Bord. Sieben neue Insert-Effekte sorgen hauptsächlich für Klangmanipulationen in puncto Glitch und Stutter, deren Namen erahnen lassen, was sich damit anstellen lässt. Mit dabei sind AIR Half Speed, mit dem sich das Ausgangsmaterial in halber Geschwindigkeit wiedergeben lässt. Air Stutter erzeugt glitchartige Stutter-Effekte. Mit dem Diode Clipper lässt sich das Signal sättigen bzw. mit extremer Distortion verzerren. Hinzu kommt ein Limiter inklusive Lookahead, ein erweitertes Diffuser Delay sowie AKAI Sample Delay und Granulator. Letztgenannter Effekt unterteilt das Material in Grains und erzeugt eine Art experimentelles Glitch-Delay. Neu dabei sind auch die sogenannten Drum Pad FX. Innerhalb einer Drum Group können jeweils acht Effekte pro Soundslot einfügt werden. Darunter Bitcrusher, Decimator, Tube Drive, Ring Modulation, High Pass Filter, Soft Clipper, Gain und mehr. Diese Drum Pad FX müssen jeweils mit nur einem Parameter auskommen, wodurch keine großartigen Einstellmöglichkeiten gegeben sind.
Unterstützung von klassenkonformem USB Audio
Mit dem Firmware-Update unterstützt die Force fortan USB Class Compliant Audio Interfaces. Das bedeutet, dass ein Force-Setup mit USB Interfaces erweiterbar ist. In den Preferences lässt sich unter „Audio -> Device“ das Interface auswählen. Im Mixer sowie in den Drumkits können die einzelnen Kanäle an die Outputs des Interfaces geroutet werden, um sie beispielsweise mit Outboard-Effekten zu bearbeiten. Auch bietet die Force Unterstützung für bis zu 32 gleichzeitige Ein- und Ausgänge. Dazu muss das Feature in den Settings mit „32 Inputs / Outputs“ aktiviert werden. Doch das Ganze hat jedoch einen Haken: Ist diese Einstellung aktiviert, wird die Samplerate aus Performance-Gründen auf 44,1 kHz festgesetzt, was sich nicht ändern lässt. Wer also in höheren Samplerates (48 kHz und aufwärts) produzieren möchte, muss auf 32 Inputs und Outputs verzichten.
Tonarterkennung von importiertem Audiomaterial
Neben der automatischen Tempoerkennung ist die Force nun auch in der Lage die Tonart von importiertem Audio-Daten zu erkennen. Im Sample Edit Fenster wird die erkannte Tonart neben dem analysierten Tempo angezeigt. Im Test funktionierte die Funktion nicht zuverlässig. Bei einzelnen Noten hat es nur dann funktioniert, wenn lange Pausen zwischen den Noten sind. Doch selbst beim Spielen einer gewöhnlichen C-Dur-Tonleiter erkennt der Algorithmus C-Moll. Also leider völlig falsch erkannt. Bei Akkorden sieht es bedauerlicherweise nicht besser aus. Bei einem Gitarrenriff in C-Dur und auch einer Basic Piano Akkordfolge, ebenfalls in C-Dur mit simplen Dreiklängen gespielt, erkennt der Algorithmus Fis-Moll. Ich habe noch weitere Tonarten durchprobiert und das Ergebnis war nie zufriedenstellend.
Das folgende Video zeigt die Highlights von Version 3.1 von AKAI Professional selbst zusammengefasst.
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