Praxis
Viele Instrumente, viele Effekte on Top
Das Akai Pro MPC Key 61 liefert eine solide Sammlung typischer Workstation-Instrumente und Sounds wie Flügel, E-Pianos, Orgeln und Streicher. Auch Spezifischeres wie reichlich Synths, Drum Machines, Mellotron und Solina-Strings sind am Start.
Im Prinzip wie das jede andere DAW heutzutage mit ihren Board-Mitteln anbietet – allerdings hier sofort spielbereit und unverkopft. Ich zähle 17 Instrumente bzw. Plugins – auf dem Karton steht indes was von über 20 Instrumenten und in der Pressemitteilung sind es wiederum sogar 25 …
Manchmal rechnen die AKAIs eben komisch… Dennoch: Das neue Stage Piano Instrument beispielsweise bietet in Unterkategorie ja einen Yamaha C7, ein Steinway D, ein Bechstein Upright sowie eine nicht weiter spezifizierte „Workstation“. Alle neuen Instrumente sind mit schönen Grafiken und GUIs ausgestattet, sodass es Freude macht sie zu bedienen.
Neuer flinker Zugang
Neu ist auch die Über-Kategorie SOUNDS, die bunte Logos aller neuen und neueren Klangerzeuger zeigt und von hieraus flink Sounds und Presets lädt – fernab der grauen Programm-Library die es irgendwo dahinter aber noch immer gibt.
Hinzukommen rund 100 Effekte, die traditionell als Insert eingebunden werden, wobei man auf vier Slots pro Track limitiert ist – so flink wie das browsen der Sounds geht das nicht. Es gibt immer mehr Effekte die gleich mehrere Bearbeitungsschritte in einer Instanz abfrühstücken sowie vor allem auch: direkt in die Instrumente integrierte Effekte, die musikalisch gut gewählt wurden und damit direkt einsetzbar sind.
Für dich ausgesucht
Mit einem vollausgebauten Pro Tools HDX-System sollte man das MPC Key 61 von Akai mit seinen niedlichen 4GB RAM ohnehin nicht verwechseln, zumal Aufnahme und Wiedergabe von Audio, sprich „lange Files“ auf bis zu acht Spuren begrenzt ist. Für das Freezen von externen Synthesizern, einer Klampfen-Aufnahme hier und da – sowie vor allem aber für Demo-Rap und Gesang sicherlich vollkommen ausreichend. Die Begrenzung auf acht Plugin-Instrumente ist allerdings etwas schmal.
Neue Synthesizer, neue Sampler
Gänzlich neue Instrument-Highlights sind der OPx4, ein FM-Synthesizer mit vier Operatoren, der anspruchsvoll-moderne Sounds weit ab von DX7-Klisches liefert. Neu ist auch Fabric XL, ein Kontakt-ähnlicher Sampler über zwei Layer mit Synthesizer-Elementen. Der liefert viel Flächiges, teils komplexe, aber auch brachiale Sounds, die sich insgesamt gut für modernes Scoring eignen dürften.
Ebenfalls neu sind die bereits angesprochenen und dedizierten Sample-Instrumente Studio Strings, Stage Piano, Stage EP und Organ, womit AKAI Pro klar anspruchsvolle Keyboarder mit klassisch-universellen Workstation-Sounds ansprechen will. Die Frage ist nur: Wie anspruchsvoll sind die? Immerhin verlangt AKAI für das 5GB Paket für Altkunden gleich mal 500 Euro …
Die Klaviere und E-Pianos klingen für mein Producer-Ohr – als Brot und Butter Sounds sowie zum Füllen von dichten Produktionen – gut. Sie reagieren aber etwas zickig auf Dynamik, die Velocity-Differenzierungen sind bei den Pianos schon sprunghaft. In Anbetracht der schlanken Speichermenge trotzdem okay.
Echte Pianisten sowieso und anspruchsvolle Solo-Instrumentalisten – die GB-Monster von Spitfire, Output und Co. gewöhnt sind – werden aber nicht so auf ihre Kosten kommen. Wie auch: Die Brass Sektion meines BBC Orchestra ist größer als der gesamte MPC-Speicher, der zur Hälfe auch noch leer ist. Aber das sind nicht die Mittbewerber an dem sich das AKAI Key 61 messen sollte, dennoch: Nord Stage 3, Montage, Kronos und Kurzweil können Piano-Sounds doch noch besser – die tun es aber auch schon eine Weile länger…
Weiterführenden Presets sowie zusätzliche Parameter der Instrumente sind wirklich pragmatisch und intuitiv gestaltet – wirklich nicht zu kompliziert und damit wieder: grundsätzlich perfekt für die Bühne – wenn man denn mit 61 Tasten leben kann. Alles sieht auf dem Screen zum Anbeißen an, auch wenn es auf meinen Fotos vielleicht nicht so rüberkommt. Die anderen „alten“ Pianos und E-Pianos sind mit Hinblick auf Abwärts-Kompatibilität dabei. Und auf eine peinliche Sample-Gitarre hat man zum Glück ebenfalls verzichtet.
Der Kreis schließt sich
Mit dem letzten Update 2.10 erschienen bereits der nicht minder spannende Synthesizer Hype sowie die Vintage-Synth-Emulation Arp Odyssey. Auch wenn deren Presets für sich etwas zu sehr Klischees bedienen, passt es wiederum wunderbar mit dem Workstation-Gedanken: Hype für den modernen, übertrieben EDM/Trance Kram alla Avenger und Serum, wenn auch mehr mit Teenage Engineering Optik, sowie der Arp Odysee auf der anderen Seite: für „abgefahrene 70er Synth-FX Sounds“, der Lieblingsband deiner Eltern.
Und so schmiegen sich Vintage-Klassiker Solina Strings und Mellotron ins Gesamtgeschehen und sind ebenfalls mit mehr Funktionen als nur reines Sample-Abspielen ausgestattet. So richtig meins ist das Solina nicht, oft zu schrill und ein bisschen kalt – das Mellotron hingegen finde ich super charmant, das hat rustikalen Wärme!
Wohl schon etwas älter, aber ebenfalls gut: Der Dual-VCO „Tubesynth“ für gut saturierte Sounds von universell bis kernig, toll für meine Art von rohen Synth-Sounds und Bässen. Und einen sehr funktionellen Mono-Synth namens Bassline – der Name ist Programm – gibt es außerdem.
Last but not least gibt es den Drumsynth, der sich wiederum in einen Synth für Kicks, Snare, Hi Hat, Clap, Crash, Ride, Toms und Perc aufteilt sowie einen Multimode für sofort spielbare Varianten von 606, 808, 909 und Co. bereithält.
Fehlt eigentlich nur ein Instrument für echte Drum-Sounds in der Art von Addicitve Drums oder Toontrack EZ Drummer. Hier muss aktuell der alte MPC-Workflow mit seinen Programmen zum Tragen kommen, die ja ohnehin nur Samples beinhalten und sich schlicht in Instrumente oder Drums unterteilen.
Am Rande der Hinweise, dass es mit dem AUTO SAMPLE die Möglichkeit gibt, jede Art von Klangerzeuger, sei es aus der analogen Synthesizer- oder der digitalen DAW-Welt, mehr oder weniger automatisch in ein MPC-Programm zu überführen.
Record me
Die eingebauten Preamps sind solide, unauffällig, rauschfrei und damit gut. Auch die DA-Wandler klingen knackig und gut, der Kopfhörer-Ausgang grundsätzlich ebenfalls – könnte aber etwas mehr Dampf sowie einen eigenen Regler vertragen. Und die Buchse gehört nach vorn – wer hat sich das denn bitte überlegt?!
Als MIDI-Controller und Master-Keyboard für einen analogen Synth-Fuhrpark macht das Teil meines Erachtens nach ebenfalls sehr viel Sinn, zumal CV-Tools am Start sind. Ich denke, ich werde mich in Zukunft noch tiefer mit den Möglichkeiten der MPC Keys beschäftigen, da ich glaube, dass sie meine Maschine+ als MIDI-Zentrale in meinem Studio deutlich besser ersetzen kann.
Meine rudimentären Sequencing-Jobs liefen hier bereits mit den ersten Testläufen deutlich komfortabler, da der große Touch-Screen als Editier-Hilfe ein echter Segen ist – noch größer, wer natürlich noch besser. Löschen von Noten war beispielsweise öfters mal fummelig. Hier und da habe ich noch weitere Detail-Fragen, aber mehr war in der kurzen Zeit einfach nicht rauszubekommen.
Wer noch mehr über den klassischen MPC-Ansatz erfahren will, dem empfehle ich unsere alten Test sowie insbesondere das Video zur MPC X. Grundsätzlich kann auch die Akai Pro MPC Key 61 genau das alles – nur eben jetzt auch noch zusätzlich mit Workstation-Funktionen.
Jens sagt:
#1 - 23.07.2022 um 15:34 Uhr
Ich hatte die Möglichkeit zum ausführlichen testen. Abgesehen davon, daß ich mit MPC nie warm geworden bin ist es nicht von der Hand zuweisen, daß AKAI immer schon sehr gute Keyboards / Midicontroller gemacht hat, die Keybeds gehören zu den besten die es gibt. Das gilt auch für den MPC 61 Key. Auch die Sounds als Brot - und Butter sind gut. Allerdings gib es ein sehr großes Manko: Die Ladezeiten. Es dauert mehrere Sekunden, bis Sounds geladen werden. Das ist nicht akzeptabel. Wie soll das in einer Live - Umgebung funktionieren. Abgesehen davon sind es ja letztlich Software - Synth (plugins), die im MPC Key 61 ihre Dienste verrichten. Auf einem einigermaßen aktuellen Rechner geht das deutlich schneller, von Workstations ganz zu schweigen. Damit disqualifiziert sich der MPV Key 61. Leider.
Stephen Ember sagt:
#1.1 - 08.08.2022 um 10:36 Uhr
Hey Jens, Ich habe da andere Erfahrungen mit dem Gerät gemacht. Beim ersten Laden eines Plugins gibt es, und da hast du recht, eine verhältnismäßig lange Ladezeit. Beim Scrollen durch die Presets in dem jeweiligen Plugin sind die Ladezeiten allerdings relativ schnell. Je nach Sound dauert das bei mir etwa zwischen einer und in den seltensten Fällen drei Sekunden. Dazu kommt, dass du ja die Plugins in deiner Geladenen Session vorladen kannst. Wenn man das in seinen Workflow einbaut, dann ist das alles nur halb so wild. Und man muss auch sagen, dass Ladezeiten auch am Rechner ein Ding sind. Omnisphere beispielsweise, läd auf meinem High-End-Rechner je nach Sound ebenfalls drei bis fünf Sekunden - da sprechen wir nicht einmal vom Öffnen des Plugins. The Gentleman von Native Instruments ist auch nicht instant da und ich denke das ist relativ normal. Wenn du mit den vorgeladenen Plugins arbeitest, dann kostet dich das Sounds wechseln auf jeden Fall kaum Zeit. Dein "Workstation" Argument ist auch fragwürdig. Man müsste die MPC X ja mit etwas vergleichen wie der Fantom 08 oder der Fantom-6. Hast du dir da mal die Projektladezeiten angeschaut? Da reicht ein Blick in die Foren und die Leute sprechen von Minuten und nicht von Sekunden. Was im übrigen völlig fine ist - ich will nur sagen, dass wir hier nicht von den Workstations sprechen die 2.500€ aufwärts kosten wie das Genos, Kronos oder Pa5X. Trotzdem ist beim Kronos bekannt, dass die Größe der Samples, die beispielsweise für die Piano-Sounds verwendet werden, für längere Ladezeiten sorgen. Mit vernünftiger Vorbereitung funktioniert das auf jeden Fall auch Live mit der MPC Key-61. :)
Antwort auf #1 von Jens
Melden Empfehlen Empfehlung entfernenJens sagt:
#2 - 23.07.2022 um 15:35 Uhr
Ich hatte die Möglichkeit zum ausführlichen testen. Abgesehen davon, daß ich mit MPC nie warm geworden bin ist es nicht von der Hand zuweisen, daß AKAI immer schon sehr gute Keyboards / Midicontroller gemacht hat, die Keybeds gehören zu den besten die es gibt. Das gilt auch für den MPC 61 Key. Auch die Sounds als Brot - und Butter sind gut. Allerdings gib es ein sehr großes Manko: Die Ladezeiten. Es dauert mehrere Sekunden, bis Sounds geladen werden. Das ist nicht akzeptabel. Wie soll das in einer Live - Umgebung funktionieren. Abgesehen davon sind es ja letztlich Software - Synth (plugins), die im MPC Key 61 ihre Dienste verrichten. Auf einem einigermaßen aktuellen Rechner geht das deutlich schneller, von Workstations ganz zu schweigen. Damit disqualifiziert sich der MPC Key 61. Leider.
Daniel sagt:
#2.1 - 17.01.2023 um 10:54 Uhr
Das Thema mit den Ladezeiten kann ich nachvollziehen. Für den Live-Einsatz ist das MPC Key 61 damit leider ungeeignet, weil auch der RAM zu klein ist um Sounds für die komplette Live-Session vorab zu laden. Schade...
Antwort auf #2 von Jens
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