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Akai Professional MPC Software 2.10 Update Test

Praxis

USB Class Compliant Audio Interface Support

Für User einer Standalone MPC ist ganz sicher die neue Standalone-Unterstützung für USB Class Compliant interessant. Das bedeutet, dass ihr euer MPC-Setup per USB um Interfaces erweitern könnt, ohne dass zusätzliche Installationen nötig sind. Bis zu 32 gleichzeitige Ein- und Ausgänge sind möglich. Wie in jeder gewöhnlichen DAW auch, wählt ihr dazu euer Interface ganz einfach in den Preferences unter „Audio > Device“ aus.
Achtung: Je mehr Ein- und Ausgänge ihr simultan nutzt, desto stärker wird die CPU eurer MPC belastet – und die ist bekanntlich nicht erweiterbar. 
Das Ganze bietet MPC-Usern neue Möglichkeiten im Workflow, da sich einzelne Kanäle (auch innerhalb eines Programms) an Kanäle des Interfaces bzw. digitalen Mixers routen lassen, um beispielsweise Outboard-Effekte direkt ins MPC Setup einzubinden. Besonders praktisch ist das für diejenigen, die ihre MPC schon immer als Zentrale Steuereinheit im Studio nutzen wollten. Mir persönlich ist die MPC Software in puncto Editing und Mixing im Vergleich zu jeder heutigen DAW nicht umfangreich genug ausgestattet, weshalb ich nach wie vor meine Beats und Songs weiterhin am Rechner finalisiere. Aber das ist letzten Endes von der eigenen Arbeitsweise abhängig.

Verstärkung an der Klangerzeuger-Front

Mit den drei Klangerzeugern TubeSynth, Electric und Hybrid hat man bei AKAI den Startschuss für Onboard-Synthesizer auf den MPCs gesetzt und mit dem DrumSynth erweitert. Nun kommen gleich vier weitere mächtige Klangerzeuger hinzu, die auf die Namen AIR Hype, AIR Solina, AIR Mellotron und WayOutWare Odyssey hören. Schauen wir uns diese einmal genauer an.

AIR Hype

AIR Hype wird vom Hersteller selbst als Multi Engine Synthesizer betitelt. Der Name ist Programm, denn dieser kombiniert vier Klangsyntheseformen in einem: Wavetable, FM, Virtual Analog und Multi-Sample. Das lässt bereits erahnen, welche Klangvielfalt in dieser Kombination möglich wird. Doch die Möglichkeiten sind glücklicherweise auf einer Bedienoberfläche untergebracht, sodass man sich wirklich schnell zurechtfindet. Der makrobasierte Synth kommt mit einer riesigen Preset-Library, die sich mit überschaubaren Parametern und einem leicht verspielten, jedoch benutzerfreundlichen Interface, auf dem sich die Sounds tweaken lassen – perfekt für die Standalone-Arbeit. Natürlich hat AIR Music den Synth auch gleich mit den hauseigenen Effekten Distortion, Hype 4 Band EQ, Reverb, Delay, Compressor, Limiter und Pumper ausgestattet. Letzterer bringt den Sound in der Grundeinstellung im 1/4-Raster zum Pumpen – Instant Dance Machine sozusagen.

Bekannt aus der AKAI Force: Der Multi Engine Synthesizer „Hype“
Bekannt aus der AKAI Force: Der Multi Engine Synthesizer „Hype“
Audio Samples
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1.Bass 2.Lead 3.Pads 4.Bells 5.Mix

Mit dabei sind über 1500 Presets, bei denen allein schon sechs unterschiedliche Bass-Kategorien am Start sind. Insgesamt bietet der Synth ein modernes, hochwertiges und umfangreiches Klangrepertoire – bei vier Engines in einem Synth kein großes Wunder. Der Sound von Hype hat mich der absolut überzeugt. Positiv fällt auf, dass nahezu jedes Preset irgendwie brauchbar klingt. Aber egal ob man eine brettharte Supersaw für Dance oder gar ein eierndes Piano für LoFi-Beats sucht – beim Hype wird man fündig.

Der beliebte Streicher-Synth als Emulation für die MPC: AIR Solina
Der beliebte Streicher-Synth als Emulation für die MPC: AIR Solina

AIR Solina ist eine Emulation der klassischen Streichermaschine ARP Solina String Ensemble. Die Emulation kommt mit Split-, Layer-, Panning- und Balance-gesampelten Versionen der originalen Sounds. Hinzu kommen Kontrabass-, Cello-, Violinen-, Viola-, Trompete- und Horn-Sounds, die der Emulation noch mehr Layer-Flexibilität ermöglichen. Mit dabei sind LFO für Vibrato-Effekte sowie Formant-, Filter- und Age-Parameter zur Klangformung. Die Emulation kommt mit 75 Presets in den Kategorien, Classic, Standard, Standard No Ens, Ambient und Modern daher. Es sei hier angemerkt, dass alle Kategorien eine gute Portion Vintage-LoFi-Charm mitbringen. Mit den internen Effekten, Flavor (LoFI Verzerrung, Tonhöhenschwankung und mehr), Chorus, EQ, Reverb und Delay könnt ihr die Strings verfeinern. Der Charakter des Vorbildes ist auch in der Emulation von AIR absolut wiederzuerkennen. Doch hört lieber selbst.

Audio Samples
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6.Solina: Modern 7.Solina: Classic 8.Solina: Ambient

AIR Mellotron

Das AIR Mellotron bildet das gleichnamige Tonband-Keyboard nach, das maßgeblich zur Entstehung der Sampler beigetragen hat. Das originale Mellotron war im Grunde genommen ein Sampler auf analoger Basis, denn zur Speicherung der Klänge dienten seinerzeit Tonbänder, auf denen – ähnlich wie heute – Klänge von Streichern, Chören und Bläsern abrufbar waren. Verglichen mit heutigen Sample-Libraries war das Ganze natürlich rudimentär aufgebaut und klang dementsprechend auch nicht so authentisch. Oder andersherum gesagt: Perfekt, um LoFi-Beats zu bauen!

Mit AIR Mellotron bekommt ihr die Vintage-Sounds des Sampler-Urgesteins.
Mit AIR Mellotron bekommt ihr die Vintage-Sounds des Sampler-Urgesteins.
Audio Samples
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9.Mellotron: Violin 10.Mellotron: Flute 11.Mellotron: 8 Voice Choir

WayOutWare Odyssey

WayOutWare Odyssey ist eine originalgetreue Reproduktion des analogen Klassikers von ARP Odyssey. Das Original war quasi ARP Instruments Antwort auf den Minimoog als mobil einsetzbarer Performance Synth. Die Emulationsschmiede WayOutWare hat es scheinbar auf Instrumente von ARP abgesehen, denn bereits mit dem Timewarp 2600 haben sie einen beliebten ARP-Kassiker als Emulation im Sortiment. Mittels Schaltkreismodellierung in puncto Oszillatoren und Filter haben sie den Charakter des Synths laut eigenen Angaben orginalgetreu nachgebildet. Mit dabei sind zwei Oszillatoren, LFO, Sample und Hold, Ring-Mod, High-Pass und Low-Pass Filter.

AIR Odyssey ist die virtuelle Nachbildung des Synthesizer-Klassikers von ARP.
AIR Odyssey ist die virtuelle Nachbildung des Synthesizer-Klassikers von ARP.
Audio Samples
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12.Odyssey: Bass 13.Odyssey: Pad 14.Odyssey: Pluck

Neues Air Vocal Insert Effekt Paket

Auch an die Bearbeitung von Vocals hat man gedacht: Die neue AIR Vocal Suite kommt mit Vocal Tuner zur automatischen Tonhöhenkorrektur à la Autotune, einem Doubler zur Erzeugung künstlicher Dopplungen und einem Harmonizer, mit dem sich bis zu vier künstliche Harmonien aus einer Vocal erzeugen lassen.

AIR Vocal Suitex
AIR Vocal Suitex

Alle drei Effekte sind ohne Frage bereits in ähnlicher Form vom Autotune-Hersteller Antares bekannt. Klanglich können die Versionen von AIR Music zwar nicht wirklich mithalten, für kostenlose Erweiterungen dieser Art kann man aber nicht meckern. In vielen aktuellen DAWs gehören vergleichbare Tools zwar schon lange zur Standardausstattung, doch so richtig zufriedenstellend sind diese für gewöhnlich auch nicht. 
Das Tuner Plugin leistet bei moderaten Settings recht gute Dienste. Beim Doubler muss man, wie bei fast allen Effekten dieser Gattung, einen Sweetspot finden, der weniger blechern klingt. So richtig authentische Dopplungen bekommt man damit allerdings nicht hin. Tatsächlich doppelt eingesungene Vocals, die anschließend in Timing und Tonhöhe per Hand in einer DAW editiert werden, klingen immer noch um Welten besser. Der Harmonizer klingt brauchbar, sofern man ihn nur stellenweise einsetzt. Ganze Passagen lassen sich mit solchen Effekten – auch von anderen namhaften Herstellern – nicht wirklich dazu gebrauchen, einen kompletten Refrain zu doppeln. 
Kurzum: Wer seine Vocals mit der MPC Software für schnelle Demos aufzeichnet, bekommt mit der AIR Vocal Suite ein solides Gesamtpaket, mit dem sich Vocals automatisch tunen bzw. künstlich doppeln oder mit simplen Harmonien anreichern lassen. Den Feinschliff eines ernstgemeinten Songs sollte man jedoch mit den üblichen verdächtigen Tools bekannter Hersteller angehen. In der MPC Desktop-Software brachte die gleichzeitige Nutzung von allen drei Effekten der Vocal Suite die Software jedes Mal zum sofortigen Absturz, was wohl hoffentlich mit einem Update behoben wird. Mit allen anderen Effekten und den neuen Klangerzeugern gab es keinerlei Probleme.

Audio Samples
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15.AIR Vocal Suite: Vocal (No FX) 16.AIR Vocal Suite: Vocal Tuner 0 ms 17.AIR Vocal Suite: Vocal Tuner 40 ms 18.AIR Vocal Suite: Doubler 19.AIR Vocal Suite: Harmonizer

Integrierte Effekte von AIR Music und AKAI

Zur Klangverfremdung kommen weitere Plugins von AIR Music und AKAI hinzu. Mit dabei sind AIR HAlf Speed mit dem ihr das Eingangssignal in halber Geschwindigkeit laufen lassen könnt – ein Effekt, der oft in heutigen Trap-Beats verwendet wird.
Solche Effekte hatten wir bereits mit Cableguys HalfTime und von Initial Audio im Test. Mit dem neuen Stutter-Effekt lassen sich Glitch-Effekte aus dem Ausgangsmaterial generieren, wie man es in ähnlicher Form von Izotope Stutter kennt. Hinzu kommt ein Dioden-Clipper, der von subtiler Sättigung bis zu extremer Distortion das Signal in die Mangel nimmt. AIR Limiter,  ein Lookahead Limiter, ist perfekt für Mastering oder Mixing. Das Diffuser Delay wurde nun mit Low Cut, Width, Sync und Pan-Parameter hinzu ausgestattet.
AKAI Granulator ist ein Modulationseffekt basierend auf Granularsynthese, ähnlich wie auch ein Chorus-Effekt vom Prinzip her aus einem kurzen modulierten Delay besteht. Das Ausgangsmaterial wird in kleine Grains unterteilt und mit Parametern wie, die Anzahl der Grains pro Sekunde, Tonhöhe, Länge, Sterepobreite und Feedback entsprechend verändert werden. Das Plugin führt im Handumdrehen zu glitchartigen, drastischen Veränderungen. Mit dem AKAI Sample Delay lassen sich der linke und rechte Kanal eines Signals um wenige Samples oder Millisekunden verzögert wiedergeben, was das Material breiter klingen lässt. Im folgenden Video seht ihr die neuen Insert-Effekte in Aktion. 

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Mehr Informationen

FX Racks

Alle Insert-Effekte – alte wie neue – lassen sich natürlich wie in einer DAW in Reihe schalten und somit kombinieren. Dazu stehen pro Sound vier Effekt-Slots zur Verfügung, welche sich fortan in sogenannten FX Racks abspeichern lassen. Ein FX Rack ist also ein Preset, das aus bis zu vier Effekten und deren Parameter-Einstellung besteht. 
Wer also oft dieselbe Effektkette benutzt, um z. B. seine Drums fetter zu machen, kann diese nun schneller abrufen ohne jedes Plugin einzeln zu laden. Im Drop-down-Menü der Insert-Effektsektion lassen sich FX Racks laden und abspeichern. Die MPC Software kommt mit einer Bibliothek an FX Rack Presets, die praktischerweise in die Kategorien Drums und Percussion, Synth, Guitar, Bass, Keyboard, LoFi, Voice Experimental, FX-Return, Mastering und Sampling unterteilt ist. Besonders auf der MPC Hardware kann die Nutzung solcher Effektketten die Arbeit beschleunigen.

Mini Features

Manchmal sind es die kleinen Verbesserungen, die im Workflow Großes bewirken können. Verbesserungen gibt es in diesem Update sehr viele, die ihr im Detail in den Release Notes nachlesen könnt. Ein paar besondere Improvements habe ich im Folgenden zusammengefasst. 
Mit dem neuen Feature namens AKAI Sample Tail gehören knackende Slices nach dem Sample Chopping der Vergangenheit an. Denn die „Chop-Enden“ haben normalerweise kein sanftes Decay, sondern enden abrupt. Dem kann man nun entgegenwirken, indem man mit Sample Tail eine Art Extra-Verlängerung eines jeden Sample-Chops hinzufügt, welche sauber ausklingt. Das Sample Tail findet ihr unter Program Edit >  Samples Tab -> Parameter Tail Length.
Hinzu kommen Random-Parameter für zufällige Abweichungen für Lautstärke, Panning, Tonhöhe, Filter, Sample Offset und Hüllkurven. So klingen selbst mit dem Step Sequencer programmierte oder mit Full Level aufgenommene Sequenzen realistischer.

Tonarterkennung

Neben der automatischen Tempoerkennung sollte die Software nun auch in der Lage sein, die Tonart eines importierten Audiomaterials zu erkennen. Dazu wird das Audiofile ganz einfach via Drag-and-drop importiert. Im Sample-Edit-Fenster wird die erkannte Tonart direkt unter der erkannten BPM dargestellt. Im Test hat die Software es weder bei einem Gitarrenriff noch bei einem Piano geschafft, die richtige Tonart zu erkennen, sofern im Audio Akkorde gespielt wurden. Besteht das Audio aus Einzelklängen, wird auch die korrekte Tonart erkannt. Hier ist also noch Luft nach oben.

Die Tonarterkennung ist nicht wirklich zuverlässig.
Die Tonarterkennung ist nicht wirklich zuverlässig.
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