Mit der Einführung der Advance-Serie setzte AKAI neue Maßstäbe in puncto Plug-in-Fernsteuerung und Preset-Verwaltung. Mithilfe der Software-Schnittstelle „VIP“ ließen sich alle auf dem Computer installierten VST-Instrumente umfassender von einem Controller-Keyboard aus laden und steuern, als es bislang möglich war. Die aufeinander abgestimmte Kombination aus MIDI-Controller, Software-Klangerzeuger und VIP-Controller wurde zu einer Art Workstation. Weitere Controller wie das M-Audio CTRL49 und das Alesis VX49 folgten diesem Pfad und setzten ebenfalls auf die Schnittstelle VIP, die in Version 2 auch das Fernsteuern von Effekt-Plug-ins ermöglichte.
Mittlerweile geht VIP in die dritte Runde und erlaubt fortan jeden beliebigen MIDI-Controller zu verwenden. Hinzu kommen viele Spielhilfen, um Skalen und Akkorde zu triggern. Das Besondere an der Kombination von VIP und den Controllern von AKAI, M-Audio und Alesis ist, dass alle Parameter der Klangerzeuger bereits fertigt gemappt sind und man sofort mit dem Preset-Browsing und Soundschrauben loslegen kann. Ob das mit jedem beliebigen Controller auch so einfach funktioniert, haben wir mit diesem Review herausgefunden!
Details
Kompatibilität, Verfügbarkeit und Preis
Die Plug-in-Version gibt es für Windows ab 7 als VST3/AAX/ARA/AudioSuite-Plug-in sowie für macOS 10.8 oder neuer als AU/VST/AAX-Plug-in, jeweils in 32 und 64 Bit. Die Software gibt es zudem auch als Standalone-Variante. Zur Aktivierung der Lizenz ist ein iLok-Account erforderlich. Der Straßenpreis liegt bei der Standardversion bei 99 Euro. Mit VIP Plus bietet AKAI eine Bundle-Version, die mit einem umfangreichen Instrument- und Effekt-Plug-in-Paket ausgestattet ist, doch dazu später mehr.
Volle VST-Kontrolle
VIP (Virtual Instrument Player) dient als Software-Schnittstelle zwischen MIDI-Controller und den Plug-ins und ermöglicht das Fernsteuern der Parameter-Werte und das „Browsen“ durch die installierten Plug-ins und Presets direkt am Controller. VIP selbst läuft entweder standalone als eigenständiges Programm oder als Plug-in in einer DAW. Es handelt sich dabei um einen VST-Wrapper, was bedeutet, dass auch in Logic Pro X oder Pro Tools die VST-Versionen der Plug-ins statt der üblichen AU- und AAX-Formate genutzt werden. Leider kann VIP jedoch ausschließlich VST-Plug-ins verwalten, nicht aber AU oder AAX – dazu mehr im Praxisteil. Im „Control Panel“ werden die Parameter der acht Bedienelemente wie Regler und Schalter angezeigt und bearbeitet, wodurch es möglich ist, sich ein eigenes Mapping zu erstellen. Das Gleiche gilt für das „Keyboard Panel“, in dem allerdings nicht die Tasten, sondern die Noten und Kanäle der Pads bearbeitet werden können.
Intelligenter Preset-Browser, automatisches Plug-in-Mapping
VIP importiert alle Presets der gescannten VST-Plug-ins und organisiert sie in einem übersichtlichen Browser, um schnell die passenden Klänge zu finden. Die Presets lassen sich im Browser nach Kategorien, Attributen und natürlich auch Herstellern durchsuchen. Die gängigsten Plug-ins sind in VIP bereits fertig gemappt, wodurch man mit kompatiblen Controllern von AKAI, Alesis und M-Audio ohne weitere Konfiguration direkten Zugriff auf die Parameter hat. Damit auch weitere Dritthersteller sogenannte Plug-in-Maps für VIP erstellen können, bietet AKAI den „VIP Native Plug-in Map Standard“. In VIP 3 lassen sich nun endlich alle MIDI-Controller mit den Vorzügen von VIP nutzen. Dazu muss der Controller nur einmal mit VIP gemappt werden. Die Verbindung von VIP und den Plug-ins besteht automatisch – sofern dazu eine Plug-in-Map verfügbar ist, versteht sich.
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Klänge schichten und splitten
VIP bietet viele Fähigkeiten, die einer Synthesizer-Workstation ähneln: Mittels sogenannter „Multis“ lassen sich bis zu acht Plug-ins und Patches layern oder aber splitten, um mehrere Klänge auf einer Tastatur gleichzeitig zu spielen. Dazu verfügt VIP über ein sogenanntes Multipanel, das zum einen als Mixer inklusive Volume, Pan, Inserts und Sends fungiert. Hier lassen sich die Layer auswählen und abmischen. Zusätzlich können diese pro Kanal, also pro Sound aufgesplittet werden. Möchte man sich die Zusammenstellung mehrerer Plug-ins und Patches abspeichern, ist auch das in sogenannten „Setlists“ möglich. VIP ist nicht zuletzt auch als Live-Tool interessant, um auf der Bühne schnellen Zugriff auf Plug-ins, Patches, Splits und Layerings zu erhalten.
Scales und Chords
In Version 3 ist VIP fortan mit Spielhilfen ausgestattet, die das Einspielen erleichtern sollen. Dazu ist die Bedienoberfläche um eine Sektion namens „Key Control“ erweitert worden, mit der die eingehenden MIDI-Noten perfekt in Skalen spielen, Akkorde triggern oder sogar ganze Chord Progressions abfeuern. In ähnlicher Form kennt man solche Spielhilfen von Native Instruments Keyboard der Kontrol-Serie. Allerdings lässt sich dieses Feature nur mit angeschlossener Native Instruments Hardware benutzen.
VIPs Key Control Features sind immer verfügbar und können sogar MIDI-Noten triggern, die von der DAW kommen. VIP ist mit reichlich Tonarten, Akkorden und Chord Progressions ausgestattet. Verfügt ein Controller über Drum Pads, können diese mit Chords belegt werden. Das Schöne: Die Klaviatur spielt weiterhin einzelne Noten und die Pads triggern Akkorde, sehr praktisch! In der folgenden Abbildung seht ihr die verfügbaren Intervalle der Akkorde.
Multi-Ouput
Die acht Layer einer VIP-Instanz können wahlweise an den Stereo-Out oder aber an unterschiedliche Ausgänge geleitet werden. So hat man beispielsweise in der DAW die Möglichkeit jeden Sound auf einen eigenen DAW-Kanal zu routen und entsprechend abzumischen.
Software inklusive
Um gleich mit der Musikproduktion zu starten, stellt AKAI ein rund 20 GB großes Soundpaket zum Download bereit. Darunter diverse Software-Instrumente und Effekt-Plug-ins von AIR Music wie Expand2, Transfuser, Hybrid 3, Vacuum Prom, Velvet, Loom und das Eighty Eight Ensemble von SoniVox. Hinzu kommen viele Expansions von Toolroom, welche die Klangerzeuger mit zusätzlichen Presets erweitern. VIP verfügt über einen eigenen Store, der sich direkt von der Software aus erreichen lässt. VIP 3.0 wird mit reichlich Klangerzeugern und Effekten ausgeliefert, deren Anschaffungskosten weitaus höher sind als der Kaufpreis von VIP. Das mitgelieferte Plug-in-Paket ist also eine sehr spendable Dreingabe.