Praxis
Handling
Im Hinblick auf seine Maße übertrifft das AKG C636 sein Vorbild geringfügig in der Länge und um deutliche 0,5 cm in der Breite. Denn seine Abmessungen von 18,5 cm x 5,1 cm entsprechen dem Housing anderer heutiger AKG-Handheld-Mikrofone. Sein Gewicht von 312 g liegt dabei im mittleren Feld. Das Handling des Mikrofons ist dem entsprechend hervorragend. Es ist gut ausbalanciert und sein Material und seine Oberfläche versprechen lange Haltbarkeit. So gut, wie das Mikrofon in der Hand liegt, so gering sind seine Handlinggeräusche.
Die Optimierung der Aufhängung des Kapselgehäuses hat sich in puncto Handgeräusche bezahlt gemacht. Durch die zweistufige Absorption von Körperschall stören tatsächlich besonders wenige Griffgeräusche den ausgegebenen Sound. In den Aufnahmen haben wir uns mit Plopplauten bewusst nicht zurückgehalten, um zu sehen, wie gut der zusätzliche Gewebeschirm im Mikrofonkopf wirkt. Mein Eindruck ist, dass der zusätzliche Schutz aufgrund der Empfindlichkeit des Mikrofons absolut sinnvoll ist. Der Gewebeschirm reduziert die Gefahr von Membran-„Wummern“ durch potenzielle Poppgeräusche merkbar. Und ganz nebenbei sei auch noch erwähnt, dass die beiliegende Stativhalterung samt Reduziergewinde einen guten, weil widerstandsfähigen Eindruck macht und das eingeschobene Mikrofon sicher hält.
Klang
Kommen wir zum wichtigsten Punkt, dem vom Mikrofon transportierten Klangbild. Wie ihr in den Audiobeispielen hören könnt, wirkt der Klang des Mikrofons insgesamt „unaufgeregt“ und „natürlich“. Löst AKG das Versprechen ein, dass der Käufer hier „Studiosound“ für die Bühne erhält? Meine Antwort lautet klar: Ja, das ist der Fall. Um es in den Worten der „Audioesoterik“ zu sagen: In der Nahbesprechung überzeugt das Mikrofon mit einem ausgewogenen Soundbild aus satten Bassanteilen, differenzierten Mitten und einem eleganten Schimmer in den Höhen. Auch feine Nuancen des Stimmsignals werden vom C636 detailliert reproduziert. Wie der Plot des Frequenzgangs deutlich macht, liegt das nicht zuletzt auch an einer nach 8 kHz hin stattfindenden Höhenanhebung. Transienten werden vom Mikrofon klar umrissen abgebildet, ohne vordergründig oder gar scharf zu wirken.
Bei einer mittleren Besprechungsdistanz von 15 bis 20 cm überrascht mich zunächst der Pegelverlust des ausgegebenen Signals. Doch ist es problemlos möglich, das Signal auf einen brauchbaren Arbeitspegel anzuheben, da trotz aktiver Technik auch beim Anheben des Signals um mehrere dB keinerlei Rauschanteile störend auffallen. Bei mittlerer Mikrofonierungsdistanz ist die Ausgeglichenheit zwischen Bässen, Mitten und Höhen aufgrund des ausbleibenden Nahbesprechungseffekts sogar noch um einiges größer.
Im Test höre ich auch auf Veränderungen, die beim Besprechen des Mikrofons jenseits der Haupteinsprechachse auftreten. Dabei zeigt sich die Richtcharakteristik gutmütig, was Bewegung vor dem Mikrofon angeht. Mit seiner relativ breit aufgestellten Nierencharakteristik wird das Mikrofon bei leicht diagonaler Besprechung bis hin zu einem Winkel von ±45 Grad vor keine großen Herausforderungen gestellt. Der dann auftretende Pegelverlust ist gering und das gelieferte Frequenzbild unterscheidet sich nur in Nuancen von demjenigen der Frontalbesprechung. Wie uns ein Blick auf das Polar-Pattern zeigt, trügt dieser Höreindruck nicht. Denn das Polardiagramm weist im für Vocals entscheidenden Bereich bis 8 kHz ein recht stabiles Pegelverhalten aus. Jenseits der seitlichen Besprechung im 90-Grad-Winkel bis hin zu rückwärtig einfallendem Schall macht das C636 klar, warum AKG das Ausbleiben von Feedback bei diesem Mikrofon als Verkaufsargument nutzt.
Am besten gefällt mir der Klang des C636 aber eindeutig mit eingeschaltetem LowCut-Filter. Es setzt bei 80 Hz mit einer angenehmen Flankensteilheit von 12 dB/Oktave ein und kann beispielsweise der Anhebung der Bassanteile entgegenwirken, die durch den Proximity-Effekt entstehen.