Praxis
Optik, Haptik & Usability
Zunächst einmal will ich feststellen, dass das Mikrofon sehr gut in der Hand liegt. Sein Gewicht vermitttelt Wertigkeit, durch seine metallene Bauweise hat es eine ausgewogene Austarierung und ist keineswegs kopflastig. Der Schwerpunkt befindet sich ziemlich genau am oberen Ende des Schafts, sodass das AKG D5 LX bei üblicher Haltung im wesentlichen von Daumen und Zeigefinger sicher fixiert wird. Wer also beim Singen gerne Schlagerstar-like den kleinen Finger abspreizt, kann dies mit dem LX gefahrlos tun. Insgesamt wirkt das Mikrofon widerstandsfähig und damit roadtauglich. Was im Foto wie ein mattes Finish anmutet ist in Wirklichkeit ein sehr feiner Metallic-Effekt, der Kratzer und Stöße sicher großzügig vergibt. Auch das ist für ein Live-Mikrofon nicht unwesentlich.
Hörtechnisch möchte ich das AKG D5 LX hier im Verhältnis zu seinem Nieren-Pendant D5 C einordnen. Der Frequenzgang beider Varianten des Mikrofons verläuft – wie zu erwarten – weitgehend identisch. Oberhalb von 600 Hz bis hin zur 2,7 kHz-Marke ist die LX-Version geringfügig schwachbrüstiger aufgestellt. In der Nahbesprechung haben beide Varianten eine starke Betonung um 165 Hz. Das Frequenzbild zeigt bei beiden Kapseln eine Betonung der unteren Mitten um 550 Hz herum. Dadurch klingen die vom D5 verarbeiteten Vocals voll und rund. Besonders „dünnere“ Stimmen können hiervon profitieren. Was mich jedoch wundert, ist der ernorm steilflankige Pegel-Dip bei 3,3 kHz, der in der Praxis immense 23 dB stark ist. Bei 3,9 kHz ist der Spuk schon wieder vorbei, wodurch sich eine Lücke im Soundbild ergibt, die sonst nur mithilfe eines schmalbandigen Notch-Filters erzeugt wird, um beispielsweise im Live-Einsatz Feedback zu unterdrücken. Für ein Vocal-Mikrofon ist ein solcher blinder Fleck nicht gerade günstig. Noch dazu wenn er sich in einem Frequenzbereich befindet, in dem in der Regel die charakteristischen Formanten von Gesangsstimmen liegen. Der Klang des D5 LX wirkt deshalb gegenüber dem D5 C deutlich matter. Beide Kapseln bieten in den Höhen ein detailreiches Bild, das Stimmen zu einem gewissen Schimmer verhilft. Von dieser Performance können sich viele günstigere dynamische Handmikrofone eine gehörige Scheibe abschneiden.
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Robuster Klang
Die klangliche Abbildung weiß zu gefallen. Zisch- und S-Laute werden vom AKG D5 LX geschmackvoll umgesetzt. Sie sind gut wahrnehmbar, wirken aber zu keiner Zeit zischelnd oder störend. Aufgrund der ausgetüftelten Bauweise habe ich keine Griff- und Nebengeräusche erwartet und werde in diesem Punkt vom D5 LX auch nicht enttäuscht. Wenn es um das Herumrutschen mit Fingern am Mikrofonschaft oder das Wechseln des Mikrofons von einer in die andere Hand geht, zeigt sich das D5 LX sehr großzügig und lässt eine Menge Bewegung zu bevor diese hörbar wird.
Und auch die Signaldynamik des AKG D5 LX gefällt mir gut. Transienten werden äußerst druckvoll verarbeitet, entstehende Plopplaute werden jedoch nicht zum Problem (eine entsprechende Mikrofontechnik der Sänger einmal vorausgesetzt). Auch bei mittlerer Mikrofonierungsdistanz ist der Grundklang des Mikrofons stabil und macht deutlich, dass beide Kapseln des D5 zwischen 165 und 1600 Hz viel „Fleisch“ bieten. So verhilft das AKG D5 den Grundtönen von Gesangsstimmen zu einem soliden Klangfundament. Der Bass-Boost, der nur durch den Nahbesprechungseffekt entsteht, fehlt hier selbstverständlich.
Die Supernierencharakteristik des D5 LX sorgt auch jenseits der Haupteinsprechachse für solide Verhältnisse. Denn selbst bei einer 45°-Besprechung sind Pegel und Frequenzbild noch weitgehend intakt. Das vereinfacht das Handling des Mikrofons. Dasselbe gilt übrigens für das D5 C. Wie zu erwarten, werden Signale, die im 90°-Winkel auf die Kapsel treffen, durch die Supernierencharakteristik stark bedämpft. Dennoch bleibt hier im für Vocals zentralen Frequenzbereich zwischen 165 und 1500 Hz ausreichend Signalmaterial übrig. Insgesamt ist die Abbildung des D5 LX zwar noch transparent und detailreich, doch fehlt ihm deutlich der Bereich um 3,3 kHz. Das ist schade.