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AKG K267 Tiesto Test

Praxis

Bevor ich Stellung beziehe, wie sich der „große Tiesto“ in der Praxis schlägt, wäre zu klären, was genau die „Praxis“ ist. AKG hat sich nicht irgendeinen etablierten DJ zur Vermarktung dieser Kopfhörerlinie herausgepickt (oder meinetwegen zusammen mit ihm entwickelt…), sondern jemanden, der auch seit vielen Jahren Synonym für hervorragend klingende Produktionen ist. Dementsprechend wird der K267 auch als Studiokopfhörer angepriesen, doch was ist eigentlich ein Studiokopfhörer? Im Studio werden vorzugsweise geschlossene Kopfhörer zum Monitoring aufzunehmender Musiker verwendet. Geschlossene Modelle sind hier von Vorteil, um z.B. Übersprechungen vom Kopfhörer ins Mikrofon möglichst gering zu halten. Beim Mix und Mastering gewinnen Kopfhörer zunehmend an Stellenwert. Hier sind ein möglichst linearer Frequenzgang sowie eine klare Transientenabbildung unentbehrlich. Für eine derartige Anwendung sollte der Kopfhörer nicht „schön-geboostet“ und weichgezeichnet klingen, sondern ein neutrales Abbild liefern. Tendenziell eine Domäne offener Kopfhörer, doch dazu später mehr. Eine weitere Trendentwicklung, auch im professionellen Bereich, ist die Aufnahme des Musikers/Sängers im gleichen Raum zusammen mit Engineer bzw. Produzent. Dies kann kreative Gründe haben, ist aber häufig schlicht und einfach budgetbedingt. Hierbei ist es wichtig, dass der Engineer möglichst das reine Mikrofonsignal hört, um den aufgenommenen Sound sowie die Performance beurteilen zu können. Aufgrund mangelnder Schallisolierung ist dies mit einem offenen Kopfhörer kaum möglich.
Und, wie ist er denn nun? So, wie es sich für den Preis gehört! Zwischen dem AKG K267 Tiesto und diversen zugegebenermaßen günstigeren, dennoch professionellen geschlossenen Kopfhörern von AKG und anderen Herstellern liegen definitiv Welten. Der Sound ist direkt, mit toller Impulstreue und einem analytischen Klangbild über einen großen Lautstärkebereich. Im Vergleich zum offenen AKG K701, der in weiten Kreisen als dynamischer Referenzkopfhörer gilt und mit dem ich seit Jahren arbeite, sind die Höhen nicht ganz so fein aufgelöst, als würde irgendwo zwischen 15 und 20kHz ein flacher High-Cut einsetzen. Dies werte ich aber nicht als Kritikpunkt, da der K701 meines Erachtens nach tendenziell zu „höhenarmen“ Mischungen animiert. Der Bassbereich ist auch in der Einstellung „Studio“ im Vergleich zum K701 knackig, warm und dennoch ehrlich. Man kann die Tonalitäten im Bassbereich immer noch gut analysieren, im Gegensatz zu vielen anderen Kopfhörern, die (Hauptsache, es macht „Boom“!) irgendwie „billig geboostet“ klingen. Lediglich die Ortung und Räumlichkeit fällt bauartbedingt gegenüber dem offenen AKG-Pendant etwas ab. Der unnatürlichen und bei extremen Pannings teilweise unangenehmen „Im-Kopf-Ortung“ könnte man ggf. mit der von SPL angebotenen Crossfeed Funktion (SPL Phonitor, SPL 2Control) oder ähnlichen Lösungen ( Focusrite VRM) entgegenwirken. Zusammenfassend kann ich dem K267 volle Studiotauglichkeit bescheinigen. Er erfüllt die oben aufgeführten Aufgaben mit Bravour, selbst als Abhöralternative für Mix und Mastering.
Doch macht der AKG K267 auch DJs (außer Tiesto natürlich) glücklich? Der Sitz ist nahezu perfekt, selbst bei heftigstem Kopfschütteln trotzt er der Fliehkraft und Masseträgheit. Dank des Gelenkmechanismus sitzt der große Tiesto-Kopfhörer auch noch sicher, wenn ein Ohr frei bleibt. Aufgrund der ohrumschließenden Bauart und der weichen Kopfbandpolsterung bleibt der K267 trotz des hohen Gewichts komfortabel und den „Satz heiße Ohren“ holt man sich leichter beim Türsteher. Sämtliche Kabelpreferenzen sollten abgedeckt sein. Die Bass-Wiedergabe ist absolut top und selbst bei hoher Lautstärke nahe der Schmerzgrenze weitgehend frei von Kompressions- und Verzerrungsartefakten. Soweit ich es heraushöre, findet in den Einstellungen „Club“ und „Stage“ in zwei Intensitätsstufen eine sehr tieffrequente Anhebung (gefühlt um die 50 Hz) statt. Ich finde es trotz anfänglicher Skepsis bemerkenswert, dass der Rest des Mixes nicht unter diesem Boost leidet und immer noch transparent klingt. Die Basswiedergabe und verzerrungsfreie Lautstärke des AKG K267 sollten allen DJ-Anwendungen gerecht werden. Des Weiteren bietet der AKG-Kopfhörer die erforderliche Außenschallisolierung, die ein Vorhören des nächsten Tracks in humaner Lautstärke ermöglicht

Selbst nach dem Genuss vieler alkoholischer Getränke kommt man Dank aufgedruckter Richtungshinweise nie in die Verlegenheit den Kopfhörer falsch herum aufzusetzen.
Selbst nach dem Genuss vieler alkoholischer Getränke kommt man Dank aufgedruckter Richtungshinweise nie in die Verlegenheit den Kopfhörer falsch herum aufzusetzen.
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