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Der Koffer ist aus billigem Plastik gebaut, notdürftig mit einem Werbesticker beklebt, die Scharniere laufen von Anfang an unsauber, die Innenverkleidung aus Nullachtfuffzehn-Noppenschaum rutscht einem direkt in die Hände. Was da überhaupt keinen guten Eindruck macht, sind glücklicherweise nicht die Mikrofone sondern der Koffer, der mich stark an die Schrott-Werkzeugkoffer aus dem Baumarkt erinnert: In Nullkommanix vom Ladenregal auf den Müllberg. Obwohl ich gerade schon genüsslich warmlaufe, muss ich schon mit meinem Verriss aufhören, bevor er überhaupt richtig begonnen hat, denn die sechs sauber aufgereihten Mikrofone machen sich ganz schön sexy in ihrem Mattschwarz. Mattschwarz? Mein Zahnarzt würde sagen: “Das wird teuer!” In diesem Fall sage ich: “Das sieht teuer aus!” Aber wie schon erwähnt reihen sich nicht alle Mikros gleichermaßen selbstlos in das Corporate Design des Bundles ein. Die C 430 Overhead-Mics sehen einfach ganz anders aus als ihre Geschwister D112 und D40. Die schwarze Lackierung ist gänzlich verschieden, ein Schaumstoff-Poppschutz schützt die Membran und die Form des Bodys hat auch nichts mit dem der D40 zu tun. Ansonsten ist das Overhead-Mikrofon so dick und lang wie mein kleiner Finger.
Die drei D40, die sowohl für die Snare als auch für die Toms geeignet sein sollen, wirken auf Anhieb sehr kompakt. Wesentlich subtiler als der strahlend weiße Austria-Schriftzug auf den C430 verweist eine graue, kleine Fußnote auf den Herstellungsort der D40-Mikrofone: Polen. Ausgerechnet die Snare- und Tom-Mics sind also keine absolute Chefsache. Unter anderem im Sinne der europäischen Arbeitslage freue ich mich aber über jedes Produkt ohne China-Schriftzug. Der Body ist – wie bei den anderen beiden Modellen – aus Metall, der Korb lässt sich abschrauben und wird von einem silbernen Metall-Ring umfasst. Die Kapsel sitzt sehr flexibel im Inneren des Mikrofons und übersteht meinen rudimentären Rupf- und Ziehtest ohne Baenstandungen. Die Mikrofon-Halterungen samt Klemme sind dann wieder aus Plastik, aber ebenfalls solide verarbeitet. Das sieht haltbar aus und sollte doch etwas kaputt gehen, lässt sich alles, was aus Plastik ist, ohne weiteres abschrauben und ersetzen. Die Klemmen sind übrigens äußerst klein, dazu aber mehr im Praxis-Bereich.
Zu guter Letzt noch ein paar Worte zur Legende unter den Bassdrum-Mikrofonen: dem D112. Das D112 ist nicht außergewöhnlich super verarbeitet, bietet aber dennoch für einen absolut akzeptablen Preis eine robuste und gute Leistung. Das Ding hält und liefert in jeder Situation, was von ihm gefordert wird. Das ist schon seit Jahrzehnten so, weshalb sich das AKG D112 weltweit als das Gebrauchsmikrofon schlechthin durchgesetzt hat.
Das Geheimnis ist sicherlich das Verhältnis zwischen dem unschlagbar günstigen Preis und der Wertstabilität. Der Body besteht aus Aluminium, der Korb wurde mit einem firmengrünen Plastikstreifen versehen und besteht aus hell glänzendem Metall. Schon wieder ein anderes Design! Dann will ich die Mikrofone mal auf das Feld schicken und sehen, ob diese sechs Freunde auch wirklich ein echtes Team sind.