Im ersten Teil meines Workshops haben wir uns mit Akkord-Voicings beschäftigt, die in erster Linie über fünf bzw. sechs Saiten laufen und entsprechend „massig“ klingen. Gerade dann, wenn man mit einem zweiten Gitarristen, einem Keyboarder oder einem Bassisten (oder allen Dreien) zusammenspielt, kann es aber durchaus sinnvoll sein, sich auf Auszüge aus diesen Komplett-Lösungen zu beschränken. Das sorgt für Individualität und eine optimale Interaktion zwischen den Instrumentalisten innerhalb einer Band. Schließlich beanspruchen auch Bassisten und Keyboarder ihren Anteil am Spielen!
Doch bevor wir uns auf den Weg machen, hier noch die kompletten Noten/Griffbilder des Workshops als PDF-Download.
Die kompletten Noten des Workshops als PDF-Download:
Um euch zu zeigen, wie sich die verschiedenen Umkehrungen eines Akkordes auf dem gesamten Griffbrett breitmachen, hab ich am Beispiel eines C-Dur Akkordes eine kleine Übersicht angefertigt, die auf den im letzten Teil vorgestellten Dur-Shapes basiert.
Wie ihr seht, wird man auf dem gesamten Griffbrett fündig. Das tiefe E (leere tiefe E-Saite) hab ich zunächst einmal bewusst weggelassen. Der Grundton C wird rechteckig dargestellt, damit das Ganze übersichtlich bleibt. Ich finde diese Art der Darstellung sehr hilfreich, da sie die Akkorde nicht (nur) als eigenständige „Blöcke“ zeigt, sondern sie quasi in ihre „Bestandteile“ aufgelöst präsentiert. Das schärft den Blick für das Spielen von Akkord-Auszügen – und genau darum soll es ja heute gehen.
Für dich ausgesucht
Zu den Details: Los geht es in der ersten Lage mit unserm C-Dur-Shape. Vom gleichen Grundton aus (3. Bund A-Saite) geht es nach rechts in Richtung A-Dur-Shape. Die nächste Position beginnt mit dem Grundton auf der tiefen E-Saite (8. Bund) und dem E-Shape. Danach wiederholen sich schon C-Shape und A-Shape.
Kommen wir zu unseren Auszügen. Wie anfangs bereits erwähnt, lassen sich Akkord-Auszüge kreativ einsetzen und erleichtern zudem das harmonische Zusammenspiel mit anderen Instrumenten. In der Praxis verwende ich immer wieder Akkorde, die aus nur drei Tönen von jeweils benachbarten Saiten bestehen. Fangen wir mit den oberen drei Saiten, G, H, und E an.
ÜBRIGENS: Damit ihr den Bezug zu den Komplett-Shapes nicht aus den Augen zu verlieren, habe ich die Auszüge entsprechend beschriftet.
Erste Übung:
Zeit für die Praxis. In unserer ersten Übung wollen wir die oben markierten C-Dur-Dreiklänge der Reihe nach durchspielen. Sollte das alles für euch absolutes Neuland sein, nehmt euch bitte unbedingt die Zeit, die einzelnen Akkorde im wahrsten Sinne des Wortes zu be-greifen. Versucht immer, den jeweiligen Ursprungsakkord und natürlich auch den Grundton im Auge zu haben –schließlich wollt ihr das Ganze ja nicht nur in C-Dur spielen!
Und die zweite Portion, diesmal auf D-, G- und H-Saite:
In der Praxis stellt sich das Ganze folgendermaßen dar:
Den ersten Schritt in die freie Wildbahn wagen wir auf der nächsten Seite.
Training
Jetzt wird es ein wenig komplizierter und deshalb empfehle ich euch, die nächste Übung langsam anzugehen und die einzelnen Positionen in aller Ruhe zusammenzusuchen. Da unser Ziel ist, die Dinge wirklich zu verstehen, gibt es keine Abkürzungen! Nehmt euch die Zeit, die Ihr braucht.
So, jetzt machen wir einen Sprung in die Realität. Das Szenario: Die Rhythmus-Gruppe (Bass und Drums) deiner Band hat einen coolen Groove über den Akkorden C, F, G und C ausgefuchst (eintaktig gespielt) – und du sollst jetzt etwas Sinnvolles dazu spielen.
Ein praktikabler Ansatz, um passende Voicings (=Umkehrungen) zu finden, könnte folgendermaßen aussehen:
Wir beschränken uns zunächst auf eine Lage und suchen die nächstliegenden Umkehrungen für die drei Akkorde C, F und G heraus. Große Sprünge wollen wir möglichst vermeiden, was eine wichtige Voraussetzung für eine gute Stimmführung ist. Denn auch wir Gitarristen wollen ja eigentlich weg vom ewigen Barré-Rumrutschen und ein paar Alternativen in petto haben. Außerdem entdecken wir beim gemütlichen Suchen dann auch die Akkorde, die uns „auf den ersten Blick“ entgangen sind – und deshalb auch nicht an die Reihe kämen. Und genau darum geht es hier ja: Wir wollen lernen, die schwarzen Löcher auf dem Griffbrett zu stopfen, um so neue Wege gehen zu können. Dabei gibt es des Öfteren mehr als eine Möglichkeit – aber letztendlich soll der Geschmack entscheiden!
Hier ein Beispiel mit Akkord-Auszügen auf den Saiten D, G und H – jede Akkordfolge zweimal in einer Position gespielt.
Die Noten als PDF-Download:
Ich finde, man kann hier sehr schön hören, dass (abhängig von der jeweiligen Position und Umkehrung) einige Varianten besser klingen als andere. Es lohnt sich also wirklich zu experimentieren, und so die beste Version für die gewünschte Anwendung zu finden.
Jetzt ist es an der Zeit, mit dem Gelernten ein wenig Musik zu machen. Als Basis dient uns dieselbe Akkordfolge wie eben, nämlich C-F-G-C.
ÜBRIGENS: In meinem Beispiel habe ich alle Parts mit demselben Set-Up (Gitarre/Bass) aufgenommen – als Effekt kam lediglich eine Prise Hall zum Einsatz. Um verschiedene Rhythmusgitarren voneinander abzugrenzen, kann es aber durchaus sinnvoll sein, unterschiedliche Gitarren, Amps, Effekte und EQ-Settings zu verwenden.
Aber zurück zum Thema: Ich fange mit ein paar Flächen im unteren Register an:
Die Noten als PDF-Download
… nach acht Takten pack’ ich ein paar Offbeats obendrauf:
Die Noten als PDF-Download:
…und schließlich noch ein wenig vom ausgedünnten Schlagzeug/Bass-Rhythmus in hoher Lage.
Die Noten als PDF-Download:
Und so hört sich das Ganze dann im Zusammenhang an:
Findet doch selbst ein paar eigene Varianten für die Akkordfolge, hier ist der Backing Track:
Okay, das war’s für heute! Viel Spaß beim Entdecken und bis zum nächsten Mal.
Lars
Klemens Fuhge sagt:
#1 - 17.07.2011 um 19:58 Uhr
Eine super gute Seite.
Ich spiele zwar schon seit über 30 Jahren Gitarre, aber irgendwann bleibt man stehen und spielt immer wieder dasselbe.
Mit diesem Workshop macht es Spaß mal was neues zu lernen.
Einen ganz großen Dank dafür