Die Corona-Pandemie beutelt das Land, die Wirtschaft, jeden Einzelnen. Aber während manche Wirtschaftsbranchen großzügig gefördert werden, fehlt der Kreativindustrie die einflussstarke Lobby. Ob Musiker, DJ, Veranstalter, Bühnentechniker oder Barpersonal: viele Bonedo-Leser haben das am eigenen Leib erfahren: plötzlich gibt es keine Veranstaltungen mehr, keine Jobs, kein Geld. Und für viele Kreative hat die Politik als einzige Hilfe nur Hartz 4 zu bieten.
Kurzum: für die Veranstaltungsbranche ist es schon fünf nach zwölf. Und deshalb startet das Bündnis „Alarmstufe Rot“ seine zweite Großdemonstration in Berlin am 28.10.2020 um 12:05h.
Treffpunkt für den Fußmarsch ist um 11:00 Uhr am Alexanderplatz, für den Autokorso bereits um 10:00 Uhr am Olympischen Platz. Gemeinsam fordern die Angehörigen der Veranstaltungswirtschaft ein Überbrückungsprogramm ohne Einschränkungen für alle Unternehmensgrößen und Kostenarten, vom Einzelunternehmer über KMU bis zum Mittelständler mit bis zu 1.000 Beschäftigten.
Bereits am 9. September gab es eine mit über 15.000 Teilnehmern und 500 Autos. Alle waren aufgefordert, im roten T-Shirt zu erscheinen und ihr „letztes Hemd“ zu geben. Mit allen letzten Hemden wurde dann ein riesiges letztes Hemd auf dem Rasen vor dem Reichstagsgebäude ausgelegt.
Auf der Kundgebung vor dem Brandenburger Tor sprachen bekannte Musiker wie Herbert Grönemeyer und The Boss Hoss. Und es wurde gegen die fehlenden Hilfen aus der Politik protestiert, nicht gegen Corona: Schutzmasken wurden getragen und Mindestabstände wurden eingehalten.
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Auch bei der Oktober-Demo sollen wieder rote Hemden absolute Dringlichkeit symbolisieren. Pressesprecher Christian Dietzel sagte Bonedo dazu:
„Das Motto der Demo ist „on fire“. Wir brennen für unseren Job. Aber jetzt brennen wir ab. Jetzt handeln. Jetzt löschen. Veranstaltungswirtschaft retten. Die Bundesregierung muss jetzt Finanzhilfen geben, damit eine Million Jobs, 100.000 Betriebe und eine Weltspitzenbranche aus Deutschland gerettet werden. Dafür müssen wir alle, die ganze Veranstaltungswirtschaft, noch einmal am 28.10. in Berlin auf die Straße.“
Alarmstufe Rot ist sich der Verantwortung bei einer Demonstration in Zeiten von Corona wohl bewusst und hofft auf rege Teilnahme, auch von Betroffenen und Unterstützern, die nicht in Berlin wohnen:
„Wir haben den 9.9. in Berlin als professionelle Produktion gesehen. Die Berliner Polizei war begeistert, dass alle Auflagen von 15.000 Menschen voll eingehalten wurden. Das wird auch am 28.10. so sein. Gemeinsam mit der Polizei planen wir aktuell eine normale Kundgebung. Nach derzeitigem Planungsstand gilt: Eine Demo-Fahrt nach Berlin zählt erst ab 48 Stunden Aufenthalt als Reise in ein Risikogebiet.“
Dietzel lässt jedoch keinen Zweifel daran, dass die Demo stattfinden soll:
„Die Demo ist eine Verzweiflungstat. Die Regierung wollte unser Problem bislang nicht wahrnehmen. Niemand hat die Not der Veranstaltungswirtschaft gesehen. Stattdessen sind wir nur Zynismus begegnet. Man sagte uns: „In Deutschland gibt es ein gutes Sicherungssystem. Es heißt Hartz IV.“ oder „Dann müssen Sie eben Insolvenz anmelden.“ oder „Das ist halt unternehmerisches Risiko.“
Diese Situation hat sich nach der ersten Demo im September zwar verändert. Man nimmt uns wahr und – so glauben wir, auch – ernst. Es gibt Ankündigungen der Regierung, dass es maßgeschneiderte Hilfen für die Veranstaltungswirtschaft geben wird. Aber Minister Altmaier hatte auch für das Überbrückungsprogramm 1 viel versprochen. Das Ergebnis jedoch war schockierend. Wir müssen wieder alle auf die Straße, wenn sich schnell was tun soll.“