PRAXIS
Sound
Durch die umfangreichen Einstellmöglichkeiten ergeben sich für den 3632 prinzipiell vielseitige Verwendungsmöglichkeiten. Spontan fällt mir die bloße Verwendung als Limiter oder Gate sowie als Summenkompressor oder als Gate/Kompressor/Limiter-Kombination für Sprach- und Gesangsaufnahmen ein. Natürlich lassen sich auch zwei Einzelsignale oder ein Stereosignal im Couple-Modus komprimieren. Durch die flexible Sidechain-Ausstattung ergeben sich durchaus auch komplexere Verwendungen wie „Stimme duckt Musik“, wie es im Radio bei Moderationen oft genutzt wird. Hierbei wird die Stimme als Steuersignal (Sidechain) für die Musik genutzt, sodass diese immer in den Hintergrund „gedrückt“ wird, sobald die Stimme einsetzt. Bei meinen Praxistests habe ich mich allerdings auf die Standardaufgaben fokussiert: Hierbei handelt es sich zunächst um die Bearbeitung der menschlichen Stimme. Als erstes habe ich hierfür eine Sprecheraufnahme durch den 3632 geschickt und die ganze Palette genutzt, die das Tool bietet: Gate/Kompressor/Limiter! Und das klingt so:
Das Gate schließt unterhalb von -45 dB, während der Kompressor mit einer Ratio von 3:1 bei einem eingestellten Threshold von -30 dB arbeitet und damit eine Gain-Reduktion von 6-9 dB erzielt. Der Limiter schneidet sauber bei 0 dB ab. Beim zweiten Soundbeispiel befindet sich der 3632 im Bypass-Modus. Insgesamt eine runde Sache! Die Stimme wirkt sehr dicht, klingt aber keinesfalls unangenehm. Der Auto-Modus des Kompressors arbeitete leider hörbar, sodass ich die Regelzeiten manuell eingestellt habe. Der Limiter ist schnell genug, pumpt nicht und arbeitet zuverlässig. Den Einsatz des Gates hört man zwar, dennoch funktioniert es relativ sauber. Ich denke, viel mehr kann man von dem Gate in diesem Fall auch nicht verlangen, denn es fehlt der Direktzugriff auf die Regelzeiten – darüber hinaus bietet es keine Hold-Funktion. Eine andere Verwendung sehe ich für das Gate nicht. Um zum Beispiel einen tiefen Sinuston unter eine Bassdrum zu „packen“, eignet sich diese Gate-Sektion definitiv nicht. Als Standard für Gesang könnte es aber ebenfalls fungieren, wie wir im nächsten Beispiel hören werden.
Bei der Bearbeitung des Gesangs zeigte sich der 3632 sehr kompetent. Aber auch hier war der Auto-Modus meiner Meinung nach nicht zu gebrauchen, sodass ich manuelle Einstellungen vorgezogen habe. Das Kompressionsverhältnis ist hier wieder 3:1 bei -30 dB Schwellwert, sodass ein auszugleichender Pegelverlust von bis zu 9 dB erreicht wird. Der Limiter ist deaktiviert, während das Gate wieder ab -45 dB dicht macht. Die Kompression ist kaum zu hören, das Gate allerdings schon, was aber in einer Mischung mit anderen Instrumenten nicht auffallen sollte. Also: Daumen hoch für Sprach- und Gesangsaufnahmen inklusive Gate- und Limiterbetrieb!Als nächstes habe ich mich elektronischen Drums gewidmet, um zu schauen, wie es um den Klang bei der Summenkompression im Couple-Modus bestellt ist. Insbesondere die energiereichen tiefen Klänge bereiten „Regelwerkzeugen“ oftmals Probleme, weswegen ich oft mit zwei hintereinander geschalteten Software-Kompressoren arbeite, um die Frequenzbereiche besser selektiv bearbeiten zu können. Beim folgenden Soundbeispiel habe ich verschiedene Kompressionsverhältnisse ausprobiert und sogar noch das beste Beispiel herausgesucht. Der Regelverstärker arbeitet mit 4:1, die Regelzeiten sind wieder manuell eingestellt. Trotz Soft Knee-Modus (heißt beim 3632 SMART-Mode) erreiche ich aber keine wirklich guten Ergebnisse. Wie man es auch einstellt, es pumpt immer, selbst bei Gain-Reduktionen von nur 2-4 dB.
Im Folgenden habe mich den Bässen zugewandt. Da ich selbst keinen E-Bass spiele, habe ich eine Synthbass-Sequenz genommen und durch den 3632 geschickt. Auch hier verhält es sich ähnlich wie bei den E-Drums, die tiefen Frequenzen sind also nicht unbedingt die besten Freunde des 3632. Der Kompressor pumpt hier im Beispiel bei 3:1 und -25 dB vor sich hin, wobei nur eine Gain-Reduktion von 4-6 dB erzielt wird. Andere Einstellungen führten ebenfalls zu keinen besseren Ergebnissen. Der Sound an sich ist auch als Bass-Sound gar nicht mehr so richtig wahrnehmbar. Ich habe das File zudem noch im reinen Gate-Betrieb und nur mit aktivierten Limiter aufgenommen. Hier stellt sich der Limiter wieder als sehr zuverlässig heraus, und auch das Gate funktioniert prima, es arbeitet schnell und macht den Sound sogar noch ein bisschen „knackiger“
Anschließend habe ich noch mit einer Percussion-Gruppe herumexperimentiert. Diese ließ sich prima mit dem 3632 bearbeiten – mit dem Ergebnis bin ich sehr zufrieden. Eine sehr musikalische Kompression und das bei einem hohen Kompressionsverhältnis von 5:1 und einem Threshold von -32 dB, sodass um etwa 9 dB nachgeregelt werden musste. Bei diesem Sound habe ich die Automatik des Kompressors genutzt.
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Als letztes Beispiel sollte ein Synthesizer-Sound dienen. Es handelt sich hierbei um zwei übereinander geschichtete Synthiesounds, die eine Parameterfahrt vollziehen, sodass jede Note im Grunde andere Audioeigenschaften besitzt. Als besondere Hürde habe ich einen durchgehenden Schellenkranz mit durch den 3632 geschickt. Und siehe da: das klappt! Die synthetischen Sounds werden mit 2:1 komprimiert. Dabei wird eine Reduktion von bis zu 9 dB erzielt, die ich mit dem Output Gain-Regler korrigiert habe. Aufgrund der relativ langsam eingestellten Regelzeiten zeigt sich der Schellenkranz davon aber unberührt. Fein.
Hardwire-Bypass
Noch ein letztes Wort zum Thema „besondere Features“: Der Alesis 3632 schleift für den Fall eines Netzteilschadens bzw. bei einer Unterbrechung der Stromzufuhr oder versehentlichem Drücken des Netzschalters das eingangsseitige Signal an den Ausgang durch, was viele Beschaller sehr erfreuen wird. Im Ernstfall liegt das Signal also immer noch am Eingang des Mischpults an und kann (zwar unbearbeitet) weiter genutzt werden. Stark!