Praxis
Das Rack ist stabil, aber fummelig einzustellen
Das komplette Set befindet sich in einem Karton, der durch das massive Rack entsprechend schwer ausfällt. Für den Zusammenbau liegt eine gut verständliche Anleitung bei, so dass hier keine Unklarheiten auftauchen. Man sollte allerdings darauf achten, alle Komponenten von vorne herein möglichst genau an den gewünschten Stellen zu positionieren, denn nachträgliche Justierungen gestalten sich schwierig. So nützt es nicht viel, wenn man die Klammern, an denen die Tom Pads befestigt sind, zum Verschieben derselben leicht lockert, denn selbst dann lassen sie sich nur mühsam auf den Rack-Stangen verschieben und hinterlassen zudem unschöne Spuren auf der edel anmutenden Chromoberfläche. Löst man die Klammern etwas zu weit, springen sie auf und das Pad fällt einem entgegen. Auch die Kunststoffzapfen an den Enden der L-Stücke sitzen so fest in den Klammern, dass ein nachträgliches Verstellen zur Geduldsprobe wird. Immerhin hält und steht alles zuverlässig, wenn es dann endgültig justiert ist, was auch am hohen Gewicht des Racks liegt. Gute Einstellmöglichkeiten bieten die Beckenhalter, deren Galgenarme man bei Bedarf auch vertikal versenken kann.
Das Mesh Head Snare Pad ist im Vergleich zu Gummi nicht unbedingt die bessere Wahl
Die Tom Pads besitzen stabile Kunststoffgehäuse mit Halterungen aus Metall und sind vom Spielgefühl her angenehm, nicht zu hart und nicht zu weich. Große Unterschiede zu vergleichbaren Gummi-Pads anderer Hersteller kann ich nicht ausmachen. Die Geräuschentwicklung hält sich in akzeptablen Grenzen. Wesentlich leiser, aber auch weicher sind die Bassdrum- und Snare Pads mit Mesh Heads. Während das Spielgefühl des Bassdrum Pads „out of the box“ authentisch wirkt, muss ich das einlagige Gewebefell auf dem Snare Pad mit Hilfe der Stimmschrauben kräftig anziehen, um mich der Illusion eines mittelhart gespannten herkömmlichen Snare-Fells anzunähern. Freunde bretthart gespannter Snare Drums werden hier leider enttäuscht und sollten eventuell eher das Alesis Forge mit Snare Pad aus Gummi in Betracht ziehen. Und einen weiteren Nachteil kann ich beim Mesh Head auf der Snare entdecken. Leise Anschläge im Randbereich werden teilweise verschluckt, was bei den Gummi-Pads der Toms nicht der Fall ist. Zur Demonstration hier einige kurze Schlagfolgen, jeweils abwechselnd auf dem Snare- und Tom Pad, die mit dem selben Sound belegt sind:
Massenhaft Sounds, gute Play-Alongs und 20 Speicherplätze für eigene Kits
Das Soundmodul des Command Kits bietet mit 628 Sounds eine riesige Auswahl und große Bandbreite von Akustik-Sounds über Percussion bis hin zu elektronischen und Effekt-Sounds, allerdings dauert es eine gefühlte Ewigkeit, bis man diese mit dem Cursor-Rad durchfahren hat. Eine kleine Fingermulde hätte dieses Prozedere sicherlich erleichtert. Jeder Sound, hier „Voice“ genannt, kann einem beliebigen Pad zugewiesen und in der Tonhöhe um jeweils acht Halbtöne höher oder tiefer gepitcht werden. Weiterhin ist es möglich, das Decay, also die Länge des Sounds, in fünf Stufen zu verkürzen sowie einen regelbaren Halleffekt hinzuzufügen. Ein Pad kann aber nicht nur mit einem Sound belegt werden, sondern zusätzlich auch zur Tap Tempo-Eingabe verwendet werden oder zum Beispiel einen „All Notes Off“-Befehl ausgeben. Auch das Starten und Stoppen eines Songs kann über das Anschlagen eines Pads vorgenommen werden.
Hier könnt ihr eine Sound-Auswahl aus verschiedenen Instrumentengruppen hören:
Die den Voices übergeordnete Ebene sind die Kits, von denen 50 als Presets vorprogrammiert sind. 20 zusätzliche Speicherplätze stehen für selber zusammen gestellte Kits zur Verfügung. Die Kits können in der Lautstärke angepasst und mit einem 3-Band Equalizer bearbeitet werden.
Hier einige ausgewählte Preset Kits, die die klangliche Bandbreite der Sounds allerdings nur ansatzweise wiedergeben:
120 Songs beinhaltet das Command Modul laut Hersteller, wobei hier aber differenziert werden muss, denn die Anzahl der „echten“ Play-Along Songs beträgt lediglich 60, zusätzlich gibt es 10 reine Percussion Patterns. Die restlichen 50 Speicherplätze werden belegt von tonalen Sounds, Effektsounds sowie Bass- und Keyboard-Linien. Fünf weitere Speicherplätze stehen für selbst eingespielte Songs zur Verfügung. Bei den qualitativ guten Play-Alongs, von denen übrigens 50 – wie auch ein Großteil der Sounds und Kits – identisch mit denen des Millenium MPS-425 E-Drumkits sind, kann das Mischungsverhältnis zwischen Drumsound und restlichen Instrumenten frei bestimmt werden.
Einen kurzen Zusammenschnitt ausgewählter Play-Along Songs könnt ihr hier hören:
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Für ein ausdrucksvolles Spiel klingen die Sounds zu gleichförmig
E-Drumsets werden seit jeher mit dem Anspruch entwickelt, möglichst dicht am akustischen Drumset dran zu sein, sowohl was die Sounds, als auch die Dynamik und das Spielgefühl betrifft. Allerdings muss man im dreistelligen Preisbereich generell Abstriche in Kauf nehmen, was auch auf das Alesis Command zutrifft. Während die Sounds an sich durchaus authentisch klingen, hapert es am Dynamikverhalten. Der Sound einer akustischen Snare oder eines Toms verändert sich normalerweise erheblich, je stärker der Anschlag ist, und bei hochwertigen E-Drumsets kommen dafür auch verschiedene Samples zum Einsatz. Allerdings kostet das natürlich Speicherplatz, und hier wird bedauerlicherweise oft gespart. So hört man beim Command Kit, dass für die Toms größtenteils mit nur einem einzigen Sample gearbeitet wird, wodurch die Schläge gleichförmig und steril klingen. Auch die Zahl der Dynamikstufen ist nicht gerade üppig, was aber selbst bei teureren Kits keine Seltenheit ist. Für Snare Sounds sind es gerade mal zwei Samples, die mit steigender Anschlagstärke ineinander übergeblendet werden.
Wirklich schade finde ich, dass die Becken-Pads jeweils nur einen Sound produzieren können. Klar, wird der eine oder andere jetzt denken, sind ja auch nur Einzonen-Pads. Dem halte ich aber entgegen, dass es, wie das bereits erwähnte Millenium MPS-425 Set zeigt, auch möglich ist, bei einem Single Zone Pad einen zweiten Sound über die Anschlagstärke zu generieren. So geht beim Millenium beispielsweise der herkömmliche Ride Sound bei stärkeren Anschlägen in einen Kuppen-Sound über, was die Ausdrucksmöglichkeiten erheblich erweitert.
Neben der Dynamik spielt auch die Latenz – das ist die zeitliche Verzögerung, mit der der Sound nach dem Anschlag erklingt – eine wichtige Rolle für das Spielgefühl. Im bonedo Testlabor sind wir auf einen Wert von acht Millisekunden gekommen, wie man der folgenden Grafik entnehmen kann (obere Kurve: Mikrofonsignal vom Anschlag des Pads, untere Kurve: Sound am Modulausgang). Das ist ein mittlerer Wert, der das Spielvergnügen kaum beeinträchtigt.
User Kits, Aufnahme und USB-Funktionen
Zum Speichern eines eigenen Kits empfiehlt es sich, ein bestehendes Preset zu verändern und dieses anschließend einem der 20 freien Speicherplätze zuzuweisen. Für die Aufnahme eines eigenen Songs – mit oder ohne Begleitung – auf einen der fünf Speicherplätze muss lediglich die Aufnahmetaste gedrückt werden. Bei Bedarf kann das Metronom, das sechs verschiedene Sounds sowie zahlreiche Taktvarianten und Subdivisions zulässt, zugeschaltet werden. Bei angeschlossenem USB-Stick können bis zu 99 Songs als MP3-Dateien auf den Stick gespeichert werden. Ebenso viele Drumkits können per USB gespeichert und geladen werden. Eine Besonderheit des Alesis Command ist die Möglichkeit, eigene Samples ins Gerät zu laden. Die Dateien müssen im Format 16-bit / 44,1 kHz und in mono vorliegen. Insgesamt ist der Speicher auf 15 MB begrenzt, was etwa drei Minuten Aufnahmezeit entspricht.
Um zu sehen, wie gut das Command Kit mit meinem Macbook Pro kommuniziert, schließe ich das Modul über den USB-Anschluss an den Rechner an und rufe das „So Cal“ Drumkit in Garage Band auf. Nach ein paar geringfügigen Änderungen der Pad-Empfindlichkeit klingt das Ergebnis überzeugend: