Alesis DM10X E-Drum Kit Test

Praxis

Die Aufbauzeit des Alesis DM10 X dauert etwa eine Stunde und gestaltet sich dank der bebilderten Aufbauanleitung bis auf Kleinigkeiten problemlos. Der einzige Haken sind die Klammern der Rohrverbindungen, die flexibel per Vierkant-Stimmschlüssel justiert werden. Sollte man auf die Idee kommen, nach erfolgreichem Aufbau einzelne Stangen wieder zu lösen, um die Höhe zu verändern, empfiehlt es sich, zwei helfende Hände oder zumindest eine Wand zum Gegenlehnen zu haben, da einem sonst einige nervenraubende Momente bevorstehen. Es wird schnell deutlich, dass das Rack eher für einmalige Aufbauten als für mobile Einsätze konzipiert ist, es lässt sich zwar am Stück zusammenklappen, hat aber dann alles andere als kofferraumfreundliche Ausmaße. Steht das komplett bestückte Set einmal, hat es annähernd die Ausmaße eines normalen akustischen Schlagzeugs. Auffällig ist der strenge chemische Geruch, den einige Komponenten verbreiten. Dieser legt sich erst nach einigen Tagen. Nachdem ich alle Pads ans Rack geschraubt habe, geht das große Positions-Tetris los, denn das Rack ist zwar ausladend dimensioniert, gleiches gilt aber auch für die Pads. Vor allem die Positionierung der beiden zwölf Zoll großen Floortom-Pads erfordert etwas Geduld. In diesem Zusammenhang erklärt sich übrigens auch der Ursprung des Buchstaben “X” im Produktnamen. Alle Trommel- und Beckenkomponenten sind nämlich im Durchmesser zwei bis vier Zoll größer als beim Modell DM10. Die Montage der Rim Silencer ist leicht, sie lassen sich mit etwas Nachdruck anbringen und halten dann bombensicher. Im Gegensatz zum Konkurrenzprodukt Millenium Transformer sind sie auch so konzipiert, dass alle Stimmschrauben mühelos erreichbar sind. Positiv zu erwähnen sind die Unterlagen der Beckenpads, die eine starre Positionierung der Pads und somit ein leichteres Treffen der Becken-Triggerzonen ermöglichen.

Das ganze Set ist mit Kabelsalat angerichtet
Das ganze Set ist mit Kabelsalat angerichtet

Da die Fellspannung der Trommel-Pads sehr stramm eingestellt ist, versuche ich diese mittels eines Stimmschlüssels zu lockern. Doch das Anpassen des Fellstärke hat beim DM10 X einen Haken: Unter der Oberfläche der Mylar-Felle befindet sich über einer harten Metallplatte ein fester Schaumstoffeinsatz, der das Innenleben der Pads vollständig ausfüllt. Locker gespannte Felle bringen dadurch wenig Veränderung im Spielgefühl, dafür geht es deutlich zu Lasten der Haltbarkeit der Felle, denn schon nach wenigen Schlägen zeigen sich erste Stockeinschläge auf den dünnen Fellen. Erstaunlich ist auch das hohe Maß an Körperschall, der von den Pads des DM10 X ausgeht. War die Idee hinter einem modernen E-Drum nicht vor allem lautstärkereduziertes und nachbarschaftsfreundliches Spielen? Das könnt ihr beim DM10 X komplett vergessen. Erstes Zwischenfazit: Es spielt sich hart, ist laut und riecht am Anfang etwas streng. Hören wir mal, wie es klingt.

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Acoustic Fusion Kit Acoustic Big Mellow Kit Acoustic Dry Rocker Kit Acoustic Slick Jazz Kit Acoustic Guitar Jam Kit Electronic Evil Drums Kit Electronic OH 8 Kit Percussion Nuage Perc Kit

Alle gespeicherten Drumkits können generell mit der “Kit”-Taste angesteuert und und durch Drehen des Jog-Rads durchlaufen werden. Die Editierung von einzelnen Sounds und deren dynamischen Eigenschaften innerhalb eines Kits ist mit der gedrückten “Note-Chase”-Taste sehr einfach und ohne Aufwand möglich. Mit 1047 Klängen und 100 vorgefertigten Kits sowie weiteren 100 User Kits ist die Klangauswahl riesig. Leider herrscht beim Alesis DM10 X aber auch das Prinzip “Masse statt Klasse” vor. Bei einem sehr überschaubaren Speicher von nur 128 Megabytes klingen insbesondere viele der akustischen Drumsounds des Moduls eindimensional und altbacken. Weniger, aber dafür bessere Sounds würden den Spielspaß deutlich erhöhen. Für die meisten Trommler dürfte der Hi-Hat-Controller eine kleine Umgewöhnung bedeuten. Sowohl der geschlossene als auch der offene Stick-Sound lässt sich mühelos erzeugen, aber für den Klang einer halboffen gespielten Hi-Hat bedarf es schon millimetergenauer Pedalarbeit. Etwas unausgewogen sind auch die Lautstärken der drei Sounds, denn die geöffneten Hi-Hat-Klänge sind im Vergleich zum geschlossenen Stockklang und zum getretenen Chick-Sound stets zu leise. Dieses Verhältnis lässt sich leider nicht separat editieren, dadurch klingt die Hi-Hat im Wechsel verschiedener Klänge immer separiert und bettet sich nicht optimal ins Klanggefüge ein. Die Trennung der Rand- und Fell-Trigger funktioniert im Spielbetrieb problemlos, und auch die unterschiedlichen Klangzonen des Ridebecken-Pads sind gut voneinander getrennt. Etwas gewöhnungsbedürftig ist die Klangbelegung der unterschiedlichen Spielzonen innerhalb der User-Kits. Besonders auffällig sind die Toms, zu deren Fellklängen keine passenden Randklänge, sondern allerlei unerwartete Percussion-Sounds ertönen.
So klingen Einzelsounds verschiedener Bass Drums, Snare Drums und Toms:

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DM10 X Bass Drums DM10 X Snare Drums DM10 X Toms

Wie bereits angesprochen, ist das Alesis DM10 X mit dem Modul des vier Jahre alten Vorgängers DM10 ausgestattet. Dieses hat auf der Modulrückseite aber nur drei Tom- und zwei Beckeneingänge, weshalb das zusätzliche Becken- und Tom-Pad in je einen der drei übrigen Percussion-Eingänge eingestöpselt werden müssen. Die Lautstärkeregulierung dieser beiden Komponenten erfolgt über ein Umschalten der Master-Fader-Ebene. Allerdings verfügt der Percussion-Eingang über keine Choke-Erkennung, das heißt das zweite Crashbecken lässt sich nicht wie die anderen beiden Becken-Pads abstoppen. Die Trigger der Trommel-Pads sprechen im mittleren Bereich gut an, allerdings lässt das Trigger-Signal zum Rand hin deutlich nach. Auch bei diesen vergleichsweise großzügig dimensionierten Pads gilt also die Devise, möglichst genau die Mitte zu treffen. Erst ab einem gewissen Maß an Schlagenergie setzt die generelle Ansprache der Trigger ein, ganz leise Schläge werden quasi nicht erkannt. Geht man die dynamische Skala weiter nach oben, erfolgt ein großer Sprung. Mittellaut und sehr laut gespielte Schläge kann das Modul nicht voneinander unterscheiden – und das wohlgemerkt in “linearer” Dynamikeinstellung. Zur Verdeutlichung dienen die folgende Grafik sowie das Snaredrum-Hörbeispiel. Oben seht ihr die Kurve, welche das Modul des Alesis DM10 an dynamischen Ausschlägen erkannt hat. Darunter seht ihr die Audio-Kurve des gleichzeitig im Studio vor dem Kit stehenden Neumann U 87-Mikrofons und somit den Verlauf der realen Anschlagstärke.

Alesis_DM10x_Snaredrum_Raummic_Grafik
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Snaredrum Velocity Rolls

VST

Für die Benutzung des Moduls als Impulsgeber für externe Soundansteuerung via MIDI oder auch mit dem USB-to-MIDI -Port kommt man bei niedriger Ausgangskalibrierung in den internen MIDI-Einstellungen des DM10-Moduls – mit einiger nachträglicher Editierung der MIDI-Signale – zu akzeptablen Ergebnissen. Alle Instrumentensignale werden auf Anhieb erkannt, was auch für nahezu alle feinen Schläge auf den Trommel-Pads gilt. Einzig die sehr grob abgestufte Dynamik der Trigger versalzt die Suppe und klingt nach Automatenmusik. Auffällig ist, dass sämtliche Trommel-Pads in der MIDI-Aufnahme wesentlich mehr Pegel haben als die Becken-Pads. Besonders die Hi-Hat wird vergleichsweise sehr leise übertragen. Beim Snare-Signal wird auch permanent der Rand-Trigger mit aufgenommen, unabhängig davon, ob er angeschlagen wird oder nicht. Das führt zu einem “phasig” klingenden Signal.
So klingt ein Groove ins Garage Band Rock Kit gespielt:

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MIDI Garage Band Rock Kit

Etwas Gesemmel und ein Groove, der anschließend durch die VST-Library “Abbey Road – Modern Drummer” geschleift wurde:

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VST Abbey Road Modern Drummer

Latenz

Insgesamt spielt sich das DM10 X bleiern und schwerfällig. Ich spüre schon beim Spielen eine deutliche Latenz, die sich in der Messung mit 15 Millisekunden auch in Zahlen bewahrheitet. Dieser Wert ist eindeutig zu hoch und sorgt dafür, dass wenig Spielspaß aufkommt. Im Vergleich zu den Modulen des Roland TD-11 (vier Millisekunden), dem Yamaha DTX502 (neun Millisekunden) und dem Millenium MPS-600 (sieben Millisekunden) landet das Alesis DM10 weit abgeschlagen auf dem letzten Platz. Die Grafik und das Soundfile verdeutlichen die zeitliche Verzögerung zwischen Anschlag und ausgelöstem Sound.

Der Latenzwert von 15ms ist während des Spielens spürbar
Der Latenzwert von 15ms ist während des Spielens spürbar
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Latenz Alesis DM10
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