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Alesis MicTube Solo Test

PRAXIS

Der MicTube Solo ist für Mikrofonaufzeichnungen gemacht, insbesondere Sprache und Gesang interessieren mich hier sehr. Zum Einsatz kommen soll in diesem Fall ein Großmembran-kondensatormikrofon, ein Rhode NT2. Für all jene, die sich erst seit kurzem für das Thema „Mikrofonierung“ interessieren, sei an dieser Stelle erwähnt, dass es sich hierbei um einen U87-Nachbau handelt. Dieser war allerdings wohl so originalgetreu, dass die Firma Neumann seinerzeit zurecht erwirkt hat, dass Rhode dieses Mikrofon nicht mehr vertreiben durfte. (Das war übrigens weit vor der Made-in-China-Zeit!)
 
Rauschen
Grundsätzlich ist natürlich auch von Interesse, wie stark das Eigenrauschen des Vorverstärkers ist. Hierzu habe ich vorab einen Versuch gemacht, bei dem ich das Rauschen des MicTube Solo und das meines Pultes, eines Mackie 1402 VLZ Pro, aufgezeichnet habe. Dieses dient im Übrigen auch als Referenz bei den Mikrofonaufnahmen. Bei beiden Vorverstärkern habe ich das Gain-Poti auf +65 dB aufgedreht. Der Drive-Regler des Alesis steht in diesem Fall auf 0 dB und in beiden Vorverstärkern steckte eingangsseitig nichts, weil ansonsten ja noch das Mikrofonrauschen hinzukäme, was ich auf jeden Fall ausschließen wollte. Gut, manch einer würde jetzt sagen, „dass man das doch so nie machen würde.“ – Schon klar, dennoch verrät uns dieser Versuch einiges über das Eigenrauschen der beiden Preamps. Dabei kam heraus, was sich bei den späteren Mikrofonaufzeichnungen noch bestätigen sollte, nämlich, dass der kleine MicTube Solo doch deutlich mehr rauscht als der Preamp meines VLZ-Pro-Pultes, was für mich keine wirkliche Überraschung darstellt. 
Ich habe das Signal mit Soundforge 9 über meine Hammerfall-Soundkarte von RME aufgenommen und anschließend über diese ausgegeben. RMEs Software „Digicheck“, ein Software-Mess-Tool , welches in diesem Fall als Spektrum-Analyser dient, visualisiert ganz gut das Spektrum des jeweiligen Rauschens. Ein Screenshot aus Soundforge gibt anschaulich Auskunft über die Pegelverhältnisse des jeweiligen Noisefloors. 

Fotostrecke: 3 Bilder Spektrum Rauschen Alesis MicTube Solo
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Rauschen MicTube Solo Plus 65 dB Rauschen Mackie VLZ Pro Plus 65 dB

Achtung Aufnahme!
Für meine Sprachaufnahmen hat sich ein befreundeter Sprecher bereiterklärt, für mich ein paar Takes einzusprechen. Für die Gesangsaufnahmen habe ich meine Freundin „verhaftet“. Bei beiden Versuchen habe ich den MicTube Solo mit je drei verschiedenen Einstellungen aufgenommen. Beim jeweils ersten Soundbeispiel steht der Drive-Regler auf etwa zehn Uhr, beim zweiten Take auf ein Uhr und bei der letzten Aufnahme auf etwa vier Uhr. Den Gain-Regler habe ich bei den verschieden Takes derart angepasst, dass es keine Übersteuerung gab, sprich kein Rechts-Anschlag des VU-Meters zu sehen war. Das erforderte im Übrigen relativ viel Feingefühl. Beim Einpegeln hätte ich mir schon ein wenig dickere Potikappen gewünscht, was meiner Meinung nach hinsichtlich des Frontpanel-Layouts auch kein Problem dargestellt hätte. Das wiederum würde zu einem größeren Regelweg führen, der deutlich gefühlvollere Einpegelvorgänge ermöglicht hätte. Schade. Naja, irgendwo auch Jammern auf hohem Niveau.
Um die Clip-LED zum Blinken zu bekommen, muss man schon arg ins Mikrofon schreien. Verzerrungen sind schon deutlich eher wahrnehmbar. Es empfiehlt sich daher, das VU-Meter zur Aussteuerung zu nutzen. So hat man bei der Aufnahme noch genügend Headroom.

Zum Vergleich habe ich zudem Sängerin und Sprecher mit dem Mikrofonvorverstärker des Mackie-Pultes bei neutraler Einstellung (U-Gain) aufgenommen. Heraus kam bei dem Vergleich, dass der eigentlich recht neutral klingende Preamp des VLZ Pro ein wenig hart klingt. Insbesondere in den Höhen klingt das Pult nicht so rund wie der MicTube Solo. Dafür hört man bei der Röhre das fast doppelt so laute Grundrauschen in der Aufnahme. Beide Preamps klingen relativ frei. Man hat nicht den Eindruck, als komprimierten die Preamps das Signal. Schön.
Die drei verschiedenen Einstellungen bei den Aufnahmen machen die Wirkungsweise des „Drive“-Reglers deutlich. Je mehr man ihn aufdreht, desto mehr Röhrencharakter verpasst man dem Signal. Das Rauschen bleibt aber davon unberührt, was den Schluss zulässt, dass der Gain-Regler des MicTube Solo größtenteils für das Eigenrauschen des Alesis-Probanden verantwortlich ist.

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Sängerin mit Mictube Solo Drive 10 Uhr Sängerin mit Mictube Solo Drive 1 Uhr Sängerin mit Mictube Solo Drive 4 Uhr Sängerin mit Mackie VLZ Pro

Die Höhen des Preamps von Alesis klingen schön, fast schon seidig. Die Mitten sind sehr druckvoll und transparent. Im Bassbereich klingt`s im Grunde rund, doch bei der Sprachaufnahme kippt der Sound ein wenig bei den höheren Pegeln, was zwar relativ angenehm klingt, doch hier und da ein wenig schwammig wirkt.

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Sprecher mit MicTube Solo Drive 10 Uhr Sprecher mit MicTube Solo Drive 1 Uhr Sprecher mit MicTube Solo Drive 4 Uhr Sprecher mit Mackie VLZ Pro

Ingesamt möchte ich dem MicTube Solo einen schönen warmen Sound attestieren. Er klingt oben herum schön, in den Mitten sehr weit vorn und in den Bässen rund und dort manchmal eben etwas schwammig. Und das Rauschen? Gehört wohl irgendwie dazu. Ich habe auch ehrlich gesagt noch keinen Röhren-basierten Vorverstärker kennengelernt, der weniger rauscht als seine Transistor-Kollegen.

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