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Alesis MultiMix 16 USB FX Test

Praxis

Metering & Co.

Auch kann ich über die fehlende PFL-Schaltung, samt zugehöriger Darstellung des Kanalpegels auf der LED-Kette, nicht einfach so hinweggehen. Bot der Vorgänger an dieser Stelle noch die Möglichkeit, sich für PFL oder AFL (SOLO) zu entscheiden, streicht Alesis beim neuen Modell ausgerechnet die PRE-FADER-Vorhörmöglichkeit. Auch sichtbare Kontrolle über die einzelnen Pegel ist eine unabdingbare Voraussetzung für einen rauschfreien, druckvollen Mix. Es will mir auch beim heftigsten Kratzen am Kopf nicht einfallen, wofür eine solche Solo-Schaltung gut sein soll,  außer vielleicht der Erstellung eines weiteren, schaltbaren Monitormixes in Stereo. Doch wer braucht so etwas, wenn wirklich fundamentale Instrumentarien nicht gegeben sind? Zudem finden wir hier eine PEAK-LED im Kanal, die auch AFL geschaltet ist, also einen übersteuerten Kanal gar nicht anzeigt, so lange der Kanalfader einen gewissen (oder ungewissen) Punkt nicht überschritten hat. Und dann noch: Gerade, wenn man einen Kanal abhört, geht diese letzte Kontrollmöglichkeit auch noch verloren, da das grüne Lämpchen jetzt den Solo-Status anzeigt. Illuminierte Darstellungen des Vorhörens im Kanal sind in dieser Klasse schon eine tolle Sache und keine Selbstverständlichkeit, jedoch Alesis, für die sechste Generation: Wir wünschen uns ausgereifte Produkte: PFL-Cueing mit Metering, rote POST EQ, PRE FADER-Peak-Anzeigen im Kanal. Die anderen können es doch auch.  
Die sich anschließende Untersuchung der Mikrofon- und Line-Preamps bescheinigte diesen ein neutrales Klangverhalten. Klar und sauber kamen die Töne daher, die sowohl vom Synthesizer wie auch von einem dynamischen Mikrofon (Beyerdynamic Opus 69) als auch von einem Vertreter der Kondensator-Abteilung (AKG C1000S) den Weg in die Klangzentrale fanden. Bis die Vorstufen mal anfangen zu zerren, muss man den Gain-Regler, je nach Eingangssignal, schon ordentlich aufreißen. Auf laute Quellen ist man aber eigentlich auch angewiesen, denn die Preamps rauschen ungefähr ab der 12- bis 13-Uhr-Position des Empfindlichkeitsreglers recht vernehmlich. Dieser umfasst einen Regelbereich von 50 Dezibel (also minus 30 und nicht minus unendlich bis plus 20). Hinzu kommt noch eine 10 Dezibel-Verstärkungsreserve, die der Kanalfader bereithält. Damit ist man eigentlich ganz gut aufgestellt, wenngleich es für ein kleines Mädchen, das mit zarter Stimme am Mikro vorbei spricht, natürlich eng mit der Verstärkung wird. Beim aktuellen Model hat Alesis den LOW CUT etwas höher angesetzt als noch beim MultiMix 16 USB 2.0, womit Frequenzgemurmel in den unteren Lagen noch etwas effektiver herausgefiltert werden kann – das Filter leistet gute Dienste. Um den Qualitäten des EQs auf die Spur zu kommen, beschickte ich nun die Kanäle 3 und 4 mit einem kleinen Loop, der aus 13 Einzelsignalen bestand. Kein Hifi-Sound, sondern die Durchleuchtung einzelner Frequenzbereiche stand im Vordergrund. Das dies recht gut gelingt, zeigen die folgenden Hörproben (Kopfhörer empfohlen).

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Ein wenig Geschraube am parametrischen EQ Chorus-Room-Kombination Flanger

Auffallend ist das weiche und stimmige Klangverhalten, wenn man berücksichtigt, dass die Mitten maximal geboostet werden. Auch bei Extremeinstellungen rauscht und kreischt hier nichts, wobei die Filter ordentlich zupacken. Die Equalizer gehören zweifellos zu den besten, die ich bei einem Kleinmischer je gehört habe. Er klingt beispielsweise wärmer als bei einem Mackie und auch runder als bei einem Yamaha. Selbst Soundcraft setzt sich an dieser Stelle nicht wirklich ab. Respekt. Schade, dass nur vier Kanäle mit ihm bestückt sind. Die Dreiband-Festfrequenz-Variante hätte ich gerne auch in den Stereokanälen gesehen.  
Nach den blauen sollten nun die roten Knöpfchen zeigen, was sie so drauf haben. Ich war doch anfangs etwas skeptisch, ob die aufgedruckte Verstärkung der Aux-Signale bei Rechtsanschlag der Aux-Send-Potis so der Wahrheit entsprechen würde. Sowohl im Kanal, wie auch im Aux-Send-Master werden jeweils plus zehn Dezibel versprochen. Satte neun Volt hab ich am Ausgang gemessen, was meine Zweifel widerlegte. Nicht, dass man so hohe Spannungen wirklich bräuchte, jedoch hat man durch diese Verstärkung auch die Möglichkeit, leise Signale mit ordentlich Pegel  an die Bühnenmonitore oder zu den externen, wie auch internen Effekten zu schicken. Der untere der beiden Ausspielwege, AUX PRE genannt, ist für die Erstellung eines Monitormixes vorgesehen, folglich PRE FADER geschaltet. Mutet man einen Kanal, so wird nur die Signalführung zum MAIN-Mix unterbrochen. Das Signal auf den Monitoren bleibt weiterhin erhalten.  
Über diese Schaltung kann man noch streiten. Dass dies bei dem oberen Aux-Weg, FX genannt, auch so gehalten wird, geht, ehrlich gesagt, gar nicht. So kommt der Effektanteil, trotz gemuteter Kanäle, immer noch über die PA, dreht man nicht die Effekt-Returns auch noch zu. Eine sinnvolle Kanal-Stummschaltung sollte vor den Aux-Abgriffen stattfinden.

Pre oder Post? Und wenn ja, wo? Das sind hier die Fragen. Die Aux-Sends und ihre Master.

Aux-Weg 1 versorgt das interne, wie auch extern angeschlossene Effektgerät gleichzeitig mit POST FADER-Signalen. Das Vorgänger-Pult unterbrach an dieser Stelle den Weg zum internen FX-Gerät, wenn im Effekt-Return ein Stecker eingesteckt war.
Beim MultiMix 16 USB FX können zwei Effekte parallel betrieben, jedoch nicht mit unabhängigen Einzelsignalen gefüttert werden. Um aus diesem Aux-Weg 1 ebenfalls einen Monitorweg zu machen, besitzt jeder der 12 Kanalzüge einen eigenen Druckschalter, PRE FADE genannt, der einen vom Kanalfader unabhängigen, zweiten Monitormix ermöglicht. Jetzt kann man meinen, man könnte Aux 1 für Effekte und gleichzeitig in einzelnen Kanälen für Monitoranwendungen nutzen. Dummerweise liegt dieses Signal dann immer noch am internen Effektgerät an, wenn auch in stark abgeschwächter Form, nämlich Phasen-verkehrt. Auch am Aux-1-Ausgang liegt jetzt ein Phasen-gedrehtes Signal an. Dieses Ergebnis muss ich erst mal sacken lassen…  
Ein unsymmetrischer Ausgang, der auf Knopfdruck den Strom zum Geisterfahrer werden lässt, also Masse und Phase vertauscht. Das ist skuril und die Idee, die eventuell dahinter stecken könnte, funktioniert auch nur bedingt. Ein praktisches Beispiel: Eine Band mit einem E-Drumset. Der Trommler möchte einen eigenen Monitorweg, auf dem sein Set gut zu hören ist. Aux 2 bildet den Frontmonitorweg, Aux 1 füttert den Hall der Sänger, jedoch auf den Kanälen sieben und acht, auf denen das E-Schlagzeug liegt, bildet er den Drum-Monitorweg. Jetzt liegen die Vocal-Signale, die zum Hall gehen, natürlich auch auf dem Drumfill an, was den Trommler nicht sonderlich stört, solange seine Kiste lauter ist. Schaltet man nun den Aux-Weg 1 in beiden Drum-Kanälen auf PRE FADE, so liegt das Schlagzeug in voller Stärke auch im internen Hallgerät an.
Fährt man nur einen Kanal (7) in PRE FADE-Stellung, so ist der Effekt-Anteil weitestgehend unterdrückt. Kommt nun ein zweites phasengedrehtes Signal (Kanal 8) dazu, macht dies die erwünschte Pegelreduktion zunichte. Der Effekt-Anteil ist genauso hoch, als würde nicht mit Phasenauslöschung gearbeitet. Der Trommler möchte aber gerne alle Toms hören und nicht nur die linken. Das geht also so nicht. Wenn man sich somit jetzt entweder für Hall oder Monitorweg für Aux-Weg 1 entscheiden muss, dann hätte es auch ein globaler PRE-FADER-Umschalter im Masterbereich getan. Die Umschaltung auf PRE FADE in jedem einzelnen Kanal hätte nur Sinn gemacht, wenn erstens der Ausgang im nicht gedrückten Zustand stumm bliebe und zweitens die Effekt-Zuspielung im aktivierten Betrieb vollständig unterdrückt wäre. Sorry Alesis, aber so ist das Mumpitz.  
Um dem Beispiel einer Band-Abmischung etwas näher zu kommen, gab es auf dem folgenden Teil der Teststrecke ein paar mehr Einzelsignale in die Bahnen der Mischzentrale. Acht Drumspuren und eine Basslinie fanden über die symmetrischen Monoausgänge meines tc electronic Studio Konnekt 48 Interfaces den Weg aus dem Rechner in die Eingänge des MultiMix 16 USB FX. Dieses fungierte quasi als analoge Summier- und Mischstation. Die Einzelspuren entstammten ADDICTIVE DRUMS von XLN-AUDIO beziehungsweise von Spectrasonics´ Trilogy. Deren EQ-Funktion war deaktiviert, da das Testobjekt noch mal zeigen sollte, was es auf diesem Gebiet kann.  
Auch auf andere Software-seitige Effekte wurde verzichtet. Ausgangsseitig ging es zunächst über die analogen MAIN OUTs in ein KOMPLETE AUDIO 6 Interface von NATIVE INSTRUMENTS, um dann schließlich in der nächsten DAW zu landen. Später sollte auch noch der direkte, digitale Weg mittels USB-Verbindung zu Cubase führen. Wie das so klingt, hören wir hier:

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MultiMix 16 USB FX als Summierer ohne alles u2026und mit EQs u. LOW CUTs

Obwohl die in die Software integrierten Equalizer deutlich flexibler sind, gefällt mir doch der Charakter der Pult-eigenen EQs besser. Gibt man noch ein bisschen Hall auf Snare, Kuhglocke und Toms, klingt das ganze so:  

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MultiMix 16 USB FX m EQ Filter u0026 Reverb

Im letzten Beispiel kam der zweite Plate-Effekt zum Einsatz. Natürlich sind nicht alle Reverbs für perkussive Instrumenten-Signale geeignet, sollen aber anhand der folgenden Aufnahme einmal vorgestellt werden. Die meisten Hall-Effekte sind recht kurz und unterscheiden sich schön in ihrer Klangfarbe. Hall 1 und Hall 2 sind die einzigen mit längeren Hallfahnen, eignen sich vor allem für Vocals oder zum Beispiel für Instrumenten-Soli. Nicht umwerfend edel und fein auflösend, aber immerhin schön dicht und nie künstlich wissen die Nachhallräume doch zu gefallen.

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Die Reverbs des MultiMix 16 USB FX

Auch die Modulationseffekte sind hier und da ganz brauchbar. Mit Chorus und vor allem der Chorus-Room-Kombination 1 kann man Flächen schön verbreitern und natürlich akustischen Saiteninstrumenten eine Extra-Portion Schwebung verpassen. Etwas anders sieht es da mit den beiden Delay-Effects aus. Ist der erste von ihnen noch als Slapback-Echo ausgeführt und damit ein bisschen Tempo-unabhängig (ob man den auf Dauer gut abhaben kann, steht auf einem anderen Blatt…), so schreibt der zweite „Wiederholungstäter“ dem Musiker schon ganz genau vor, in welcher Geschwindigkeit er seine Musik zu machen hat. Eigentlich unbrauchbar, zumal gerade die Delays extrem übersteuerungsanfällig sind. So hab ich sie auch zunächst als schlechte Distortion- Einheit angesehen. Übersteuerung der Effekt-Abteilung ist eh bei diesem Mixer ein Thema. Möchte man eine besonders FX-geschwängerte Show fahren, so neigt man doch vielleicht dazu, die etwas mageren Reserven der Aux-Returns mit der angesprochenen Potenz der Aux-Sends auszugleichen. Die Effekt-Einheit verfügt leider nicht über irgendwelche Anzeigen, welche vor übermäßigem Input warnen würden. Das genaue, gehörmäßige Austarieren dieses sensiblen Bereichs könnte doch den ein oder anderen Mixmeister in einer Live-Situation vielleicht überfordern. Falls der Mad Professor demnächst mit dieser Konsole auf Tour gehen möchte, wird er wohl oder übel zwei der Monokanäle als Effekt-Rückwege für externe ”dubmepingpong-Geräte” opfern müssen, um gewohnt laute Delay-Zauberei zu veranstalten. Denn nur diese sind ja mit Gain-Reglern ausgestattet. Für alle anderen tun es auch die vorhandenen Stereo-Returns. Ihr Rauschverhalten ist, voll aufgedreht, okay, jedoch könnten sie ein bisschen mehr Aufholverstärkung bringen.  
So, genug gezaubert. Soll nun in einer musikalischen Ruhepause noch mehr Stille einkehren und mutet man dazu nacheinander alle Eingangskanäle, so fällt doch auf, dass vorher etwas Rauschen durch die Preamps da war. In meinem Setup mussten die Gain-Regler des Mixers, bedingt durch die lauten Line-Ausgänge des Mehrkanal-Interfaces, nur in etwa neun- bis elf-Uhr-Stellung gebracht werden. Trotz dieser Einstellung führte die Aufsummierung der Einzelsignale zu einem wahrnehmbaren Rauschteppich. Gerade im Live-Betrieb nicht wirklich kritisch, doch erscheint mir ein größerer Teil der Konkurrenz da etwas Nebengeräusch-freier aufgestellt zu sein.  
Doch die Eier-legende Wollmilchsau aus Kalifornien möchte, außer auf Bühnen und in Proberäumen, auch im Home- oder Projektstudio ansässig werden. Dort gibt es Abhörmonitore, die unser Testkandidat auf einem eigens dafür vorgesehenen Weg mit lieblichen Wohlgeräuschen versorgen möchte. Ein schön großer Schraubknopf mit angenehmem Drehwiderstand regelt die Lautstärke der Töne, die über zwei unsymmetrische Klinkenbuchsen ihren Weg zu den Studiomonitoren finden. Fehlende XLR-Anschlüsse, sowohl hier als auch bei den MAIN-Outs, kann ich ganz gut ignorieren, doch eine symmetrische Signalführung hätte ich hier, vor allem aber bei den Aux-Ausgängen, schon gerne vorgefunden. Die gibt es aber nur bei den Haupt-Ausgängen.  
Und auch dort haben mich unterschiedlich starke Spannungen auf kalter und heißer Phase irritiert. Der Effekt, dass sich Einstreuungen von außen, die ja auf beide Phasen wirken und sich am Ende gegenseitig auslöschen, ist somit gar nicht gegeben. Nun denn, was man also über die Abhöre, wie auch über den Kopfhörer zu hören bekommt, bestimmt man mit zwei Schaltern links neben dem MONITOR-Poti. Eindeutiger wäre ja die Bezeichnung Controlroom-Out. Ist keiner von ihnen gedrückt, liegen hier die Vorhör-Signale aus der Solo-Schaltung an. Und zwar POST PAN, POST FADER, also in stereo. Ist SOLO in keinem Kanal eingeschaltet, herrscht demnach Stille. Drückt man MAIN TO MONITOR, liegt das Summen-Signal auch auf dem Monitorweg an und dies unabhängig vom Master-Fader. Werden jetzt ein oder mehrere SOLOs aktiviert, verdrängen die Vorhör-Signale wieder die Master-Signale. Es sollten nun wieder nur die Solo-Signale zu hören sein. Dem ist aber nicht so. In dieser MAIN TO MONITOR-Betriebsart bahnen sich besonders laute Kanäle ihren Weg hierhin, deren Solo-Schaltung gar nicht aktiviert sind. Und zwar in Form von „Kratsch-Geräuschen“. Auch an dieser Stelle ist das Konzept des Mixers in der fünften Generation nicht wirklich ausgereift. Sehr schade. In einer weiteren Betriebsart, die mit Druck auf 2TRKS/USB TO MONITOR  in Gang gesetzt wird, trat dieser Fehler nicht auf. Diese Schaltung bewirkt, wie die Bezeichnung erahnen lässt, ein gleichzeitiges Routen des USB-Eingangs sowie der Cinch-Inputs auf die Abhörmonitore. Beide Eingänge lassen sich auch mit einem dritten Schalter direkt auf den Master legen. Dies kann jedoch bei Aufnahmen in einer DAW über den USB-Out zu Feedbacks führen, wenn man die Mithörfunktion im Sequenzer nicht deaktiviert. Darauf wird korrekterweise im Manual hingewiesen. USB-Signale finden also auf zwei Pfaden ihren Weg in die Monitore. Erstens über 2TRKS/USB TO MONITOR und zweitens über 2TRKS/USB TO MAIN, wenn MAIN TO MONITOR auch gedrückt ist. Der erste Weg ist seltsamerweise lauter. Noch lauter wird`s, wenn man alle drei Knöpfchen drückt. Das ist aber auch schon die einzige Einflussnahme, die man auf die Lautstärke dieser beiden Quellen hat. Der gleichzeitige Betrieb von USB-/Cinch-Quellen zusammen mit den übrigen Kanälen ist also möglich. Wenn man schon so ein Brett mit ganz vielen Knöppen zum Drehen vor sich hat, warum dann nicht auch wenigstens einen für diese beiden Eingänge?

Hi-Z-In-Umschalter in Kanal 8, Monitor- und FX-Sektion. Nur die Hauptausgänge der Klinkenbuchsen sind symmetrisch beschaltet.

Apropos Eingänge. War da nicht noch was…? Richtig! Kanal 8 hat da noch etwas Besonderes im Besteck. Den Umschaltknopf, der aus dem Line-Eingang einen Hi-Z-In macht. So wurde flux meine Ibanez verstöpselt, und das brachte mich wirklich zum Staunen. Weniger, dass die jetzt druckvoll und laut ins Pult hineinfloss. Das hatte ich erwartet. Vielmehr, dass jetzt echtes E-Gitarrenfeeling oder Jazzgitarrensound aufkam, weil nämlich oberhalb gefühlter 3,5 Kilohertz nichts mehr zu hören war.
Ich mag es nun gerne aber clean und crisp. Der 12-Kilohertz-Höhenregler sollte mich nun entschädigen und zeigte mir dabei stattdessen so richtig, dass seine Schaltung nicht rauscht. Es gab nämlich keinen Unterschied, ob er auf plus oder minus 15 Dezibel stand. Auch ein in den Insert eingeschliffener ” Ich werd´ jetzt Guitar-Hero-Effekt” vermochte die Muffigkeit nicht zu vertreiben. Ganz ehrlich, so was braucht kein Mensch!
Man muss jetzt aber hinzufügen, dass diese klangliche Beschneidung nur den analogen Teil des Testgerätes betrifft, also den latenzfreien. Schickt man Bass- oder Gitarrenklänge via USB an ein Amp-Simulationsprogramm im Rechner, so erscheinen diese dort in ganzer Frequenzbandbreite.   Abgesehen von der klanglichen Bevormundung, wie ein Bass- oder Gitarrensound zu sein hat, ist es mir doch schwer zu vermitteln, wie die Wahl für so einen Eingang auf einen Kanal ohne Parametrik fallen konnte.

Nur den ersten vier Kanälen spendiert Alesis einen parametrischen Dreiband-EQ.

Bevor ich mich nun der Funktion des MultiMix 16 USB FX als USB-Audiointerface widme, möchte ich noch zwei Dinge ansprechen, die ich auch untersucht habe. Da ist zum einen der schon erwähnte mangelnde Headroom der Master-Sektion, der bei mir die Frage aufkommen ließ, ob das Pult im übersteuerten Betrieb den angeschlossenen PA-Lautsprechern eventuell Schaden zuführen würde. Nicht ganz auszuschließen bei verzerrten Schwingungen ist nämlich deren partielle Umwandlung in Rechtecksignale, also in Gleichströme. Diese können dann, selbst wenn ein Limiter nachgeschaltet ist, insbesondere die Hochtöner in echte Lebensgefahr bringen. Hier kann ich jedoch Entwarnung geben. Der Mischer gibt bei keiner Lautstärke Gleichströme aus, es sei denn, sie werden ihm Eingangs-seitig zugeführt. Als weiteres beschäftigte mich die LED, welche die globale Phantomspeisung anzeigt und sehr langsam erlischt, wenn man diese Schaltung denn wieder deaktiviert. Zum einen konnte ich begrüßenswerte 47,5 Volt messen, was dem Ideal wirklich sehr nahe kommt. Nicht unbedingt selbstverständlich. Zum anderen dauerte es wirklich über zwei Minuten, bis diese Spannung  dann abgebaut war. Ganz so viel Geduld muss man nicht aufbringen aber die 30 Sekunden bis das Lämpchen erloschen ist, sollte man vielleicht schon warten, bevor man die Mikros vom Kabel trennt.  
Jeder Hersteller von Mischpulten bietet mittlerweile auch digitalen Datenaustausch mit einem Computer an, integriert also ein Audiointerface in das Pult. Firewire oder USB sind die gebräuchlichsten Schnittstellen. Eine Wandlung in die Welt der Nullen und Einsen direkt an der Stelle, wo die Klänge zueinander finden ist dann auch nicht die schlechteste Idee. Nun kann die Übermittlung der gewandelten Signale auf verschiedene Arten und Weisen erfolgen, die alle so ihre Vor- und Nachteile haben. Alesis setzt bei diesem Modell auf die wohl gebräuchlichste Anbindung über einen USB-Port, genauer gesagt eine USB 1.1-Verbindung. Rechner, die über diesen Anschluss nicht verfügen, gibt es, glaube ich, bei der Zielgruppe keine mehr. Für den hier angestrebten Zweck, nämlich zwei Hin- und zwei Rückwege reicht diese Verbindung auch völlig aus. Doch gilt es zu bedenken, dass andere Mitglieder im USB-Verbund, die auf höhere Daten-Geschwindigkeiten angewiesen sind, durch dieses langsamste Glied der Kette ausgebremst werden können.

Kommunkation mit USB 1.1 oder höher.

Gewandelt wird mit einer Auflösung von 16 Bit, es werden die Sampling-Frequenzen 44,1 und 48 kHz unterstützt. Das klingt ja auf dem Papier jetzt nicht besonders spektakulär, sagt aber über die Qualität der Wandler noch gar nichts aus. Ich hab schon 24 Bit / 192 Kilohertz-Audiointerfaces gehört, die schlechter klangen. Im Direktvergleich mit dem zuvor benutzten KOMPLETE AUDIO 6 hatte dieses dann aber doch die Nase vorn.

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Interface des Multimix 16 USB FX Interface von NATIVE INSTRUMENTS

Nun die Unterschiede sind nicht riesig, eher fein. Im Recording-Bereich möchte man aber wohl meistens auch das Feine. Auch wenn mir bei der Aufnahme mit dem Alesis-Gerät etwas Hall abhanden gekommen ist, was ich zu entschuldigen bitte, so denke ich, ist doch zu hören, dass die Aufnahme mit dem externen Interface etwas besser aufgelöst, ein bisschen luftiger ist. Die Qualität einer Aufnahme über die USB-Verbindung des Pultes reicht auf jeden Fall aus, um mal eben schnell einen Proben-Mitschnitt zu machen. Für wirklich anspruchsvolles Recording würde ich doch zu einer hochwertigeren Lösung greifen. Eingangsseitig, also im D/A-Wandel-Bereich, liegt die gleiche Qualität vor und ist zum Beispiel einer eingebauten Laptop-Soundkarte auf jeden Fall vorzuziehen. Dieses ”mal eben schnell’ und unkompliziert“ ist jedenfalls Teil des Konzepts. Hier wird nämlich „class compliant“ gearbeitet, will heißen, man muss keine Treiber installieren, um Musik aufzunehmen oder abzuspielen. Jedes Bandmitglied kann also in wenigen Sekunden sein Notebook anschließen, den USB-Audio-Codec auswählen und schon geht`s los  Das ist schon ein großer Vorteil. Voraussetzung ist jedoch, dass die verwendete Software nicht nach einem ASIO-Treiber verlangt, wie das bei dem mitgelieferten Cubase der Fall ist. In diesem Fall bringt einen nur die Verwendung eines ASIO4ALL-Treibers weiter. Alesis empfiehlt zwar, diesen zu verwenden, da sich so bessere Latenzen erreichen lassen würden. Dass das hier angebotene Paket aus Software und Hardware jedoch ohne diesen gar nicht funktioniert, verschweigt der Hersteller. Egal, ob mit oder ohne diesen Treiber (wie zum Beispiel bei Ableton Live möglich), die erzielbaren Latenzen sind keine Glanzleistung, aber natürlich auch Rechner-abhängig.
Ist man ein völliger Neuling, was die Installation von Cubase angeht, so wird man allein mithilfe der Bedienungsanleitung das Programm auch gar nicht dauerhaft zum Laufen bringen. Genauer gesagt fehlt ein ganz entscheidender Schritt bei der Erklärung des Autorisierungsprozesses. Alleine das Notieren der Soft-eLicenser-Nummer führt nämlich nicht dazu, dass man eine E-Mail von Steinberg erhält. Selbst dann nicht, wenn man dort einen Account einrichtet. Dass man diese Nummer auf der ”My Steinberg”-Seite eingeben muss, um von der Company mit einer E-Mail mitsamt eines Aktivierungs-Codes im Gepäck beglückt zu werden, versteht sich zwar für viele von selbst. Ich halte es jedoch auch für selbstverständlich, dass ein Hersteller seinen Kunden, eine so präzise Information an die Hand gibt, dass dieser das Produkt auch in vollem Umfang (in diesem Fall dauerhaft) nutzen kann. Man kann jetzt diese Ungenauigkeit Alesis nicht alleine ankreiden. Sie haben die Kurzanleitung zur Aktivierung von Cubase so von Steinberg übernommen und abgedruckt.  
Mit zur Verkaufseinheit gehört also, neben Netzteil, Bedienungsanleitung und einem USB-Kabel auch eine Cubase 6 LE-Version. Als Startsequenzer nicht das schlechteste Programm. Nicht das neueste, sicher, aber im Gegensatz zu der aktuellen Version läuft es zum Beispiel auch noch unter Windows XP. So eine Software-Dreingabe spart sich doch so mancher Hersteller, was die preisliche Einordnung in die Konkurrenzlandschaft nochmal ein bisschen erschwert. Vor der Anschaffung eines solchen, zweifellos praktischen, Multifunktionstools, erscheint mir die genaue Überlegung, was man denn von den gebotenen Features wirklich braucht, mehr als legitim. Hat man nicht vielleicht schon ein, womöglich besseres Interface? Muss es unbedingt ein integriertes Effektgerät sein? Für die aufgerufenen 400 Euro (Straßenpreis) erhält man derzeit auch zum Beispiel ein Soundcraft M8. Da muss jetzt jeder selber entscheiden.

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